Den ersten Tag legte ich ihnen die Ge- schenke von Madam Hills vor, theilte jedem das Seinige, mit Ermahnung zur Sorgfalt, zu, und sagte ihnen: daß sie durch Scho- nen, und sparsamen Gebrauch der Wohl- thaten, theils ihre Dankbarkeit, theils ein edles Herz zeigen würden, welches die Güte, die man ihm beweist, nicht mis- brauchen möchte. Hierauf sagte ich, wie ich ihre Umstände ansähe, und was ich für einen Plan ihres Lebens, und ihrer Be- schäfftigung daraus gezogen hätte; bat aber jedes: mir seine Wünsche, und Ein- wendungen zu sagen.
Ehe ich diese beantwortete, machte ich ihnen einen kurzen und nützlichen Auszug meiner eigenen Geschichte. Jch blieb besonders bey dem Artikel des Ansehens und Reichthums stehen, worinn ich ge- boren und erzogen worden; sagte ihnen meine ehemaligen Wünsche und Neigun- gen, auch wie ich sie mir itzt versagen müsse, und schloß diese Erzählung mit freundlichen Anwendungen, und Zusprü- chen für sie. Durch dieses öffnete sich
ihr
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Den erſten Tag legte ich ihnen die Ge- ſchenke von Madam Hills vor, theilte jedem das Seinige, mit Ermahnung zur Sorgfalt, zu, und ſagte ihnen: daß ſie durch Scho- nen, und ſparſamen Gebrauch der Wohl- thaten, theils ihre Dankbarkeit, theils ein edles Herz zeigen wuͤrden, welches die Guͤte, die man ihm beweiſt, nicht mis- brauchen moͤchte. Hierauf ſagte ich, wie ich ihre Umſtaͤnde anſaͤhe, und was ich fuͤr einen Plan ihres Lebens, und ihrer Be- ſchaͤfftigung daraus gezogen haͤtte; bat aber jedes: mir ſeine Wuͤnſche, und Ein- wendungen zu ſagen.
Ehe ich dieſe beantwortete, machte ich ihnen einen kurzen und nuͤtzlichen Auszug meiner eigenen Geſchichte. Jch blieb beſonders bey dem Artikel des Anſehens und Reichthums ſtehen, worinn ich ge- boren und erzogen worden; ſagte ihnen meine ehemaligen Wuͤnſche und Neigun- gen, auch wie ich ſie mir itzt verſagen muͤſſe, und ſchloß dieſe Erzaͤhlung mit freundlichen Anwendungen, und Zuſpruͤ- chen fuͤr ſie. Durch dieſes oͤffnete ſich
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Den erſten Tag legte ich ihnen die Ge-
ſchenke von Madam Hills vor, theilte jedem
das Seinige, mit Ermahnung zur Sorgfalt,
zu, und ſagte ihnen: daß ſie durch Scho-
nen, und ſparſamen Gebrauch der Wohl-
thaten, theils ihre Dankbarkeit, theils
ein edles Herz zeigen wuͤrden, welches die
Guͤte, die man ihm beweiſt, nicht mis-
brauchen moͤchte. Hierauf ſagte ich, wie
ich ihre Umſtaͤnde anſaͤhe, und was ich fuͤr
einen Plan ihres Lebens, und ihrer Be-
ſchaͤfftigung daraus gezogen haͤtte; bat
aber jedes: mir ſeine Wuͤnſche, und Ein-
wendungen zu ſagen.
Ehe ich dieſe beantwortete, machte ich
ihnen einen kurzen und nuͤtzlichen Auszug
meiner eigenen Geſchichte. Jch blieb
beſonders bey dem Artikel des Anſehens
und Reichthums ſtehen, worinn ich ge-
boren und erzogen worden; ſagte ihnen
meine ehemaligen Wuͤnſche und Neigun-
gen, auch wie ich ſie mir itzt verſagen
muͤſſe, und ſchloß dieſe Erzaͤhlung mit
freundlichen Anwendungen, und Zuſpruͤ-
chen fuͤr ſie. Durch dieſes oͤffnete ſich
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/105>, abgerufen am 22.11.2024.
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