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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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und mahlte mit den lebhaftesten Farben
die Schönheit der Rolle, die ich ihr auf-
trüge, worinn sie sich das Wohlgefallen
Gottes, und die Achtung und die Seg-
nungen aller Rechtschaffenen zu verspre-
chen hätte. Jch überzeugte sie, daß sie
mehr Gutes thue als Frau Hills, wel-
che bey ihren Geldgaben nur das Ver-
gnügen genösse, von ihrem Ueberflusse
von Zeit zu Zeit etwas abzugeben; da
hingegen ihre tägliche Bemühungen und
ihre Geduld die Tugenden des edelsten
Herzens seyn würden. Jch gewann sie
um desto leichter, weil ich ihr das Lob
der Madam Hills dadurch zuzog, daß
ich sagte: der Einfall wäre ihr selbst ge-
kommen. Mein Plan wurde bewilligt,
und ich führte ihn die ersten zwo Wochen
selbst aus.

Die Annahme einer Verwalterinn schien
beschwerlich, aber ich erhielt doch die Ein-
willigung, besonders da ich sagte, daß
ich selbst vierzehn Tage bey ihnen wohnen
würde.

Den


und mahlte mit den lebhafteſten Farben
die Schoͤnheit der Rolle, die ich ihr auf-
truͤge, worinn ſie ſich das Wohlgefallen
Gottes, und die Achtung und die Seg-
nungen aller Rechtſchaffenen zu verſpre-
chen haͤtte. Jch uͤberzeugte ſie, daß ſie
mehr Gutes thue als Frau Hills, wel-
che bey ihren Geldgaben nur das Ver-
gnuͤgen genoͤſſe, von ihrem Ueberfluſſe
von Zeit zu Zeit etwas abzugeben; da
hingegen ihre taͤgliche Bemuͤhungen und
ihre Geduld die Tugenden des edelſten
Herzens ſeyn wuͤrden. Jch gewann ſie
um deſto leichter, weil ich ihr das Lob
der Madam Hills dadurch zuzog, daß
ich ſagte: der Einfall waͤre ihr ſelbſt ge-
kommen. Mein Plan wurde bewilligt,
und ich fuͤhrte ihn die erſten zwo Wochen
ſelbſt aus.

Die Annahme einer Verwalterinn ſchien
beſchwerlich, aber ich erhielt doch die Ein-
willigung, beſonders da ich ſagte, daß
ich ſelbſt vierzehn Tage bey ihnen wohnen
wuͤrde.

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[98/0104] und mahlte mit den lebhafteſten Farben die Schoͤnheit der Rolle, die ich ihr auf- truͤge, worinn ſie ſich das Wohlgefallen Gottes, und die Achtung und die Seg- nungen aller Rechtſchaffenen zu verſpre- chen haͤtte. Jch uͤberzeugte ſie, daß ſie mehr Gutes thue als Frau Hills, wel- che bey ihren Geldgaben nur das Ver- gnuͤgen genoͤſſe, von ihrem Ueberfluſſe von Zeit zu Zeit etwas abzugeben; da hingegen ihre taͤgliche Bemuͤhungen und ihre Geduld die Tugenden des edelſten Herzens ſeyn wuͤrden. Jch gewann ſie um deſto leichter, weil ich ihr das Lob der Madam Hills dadurch zuzog, daß ich ſagte: der Einfall waͤre ihr ſelbſt ge- kommen. Mein Plan wurde bewilligt, und ich fuͤhrte ihn die erſten zwo Wochen ſelbſt aus. Die Annahme einer Verwalterinn ſchien beſchwerlich, aber ich erhielt doch die Ein- willigung, beſonders da ich ſagte, daß ich ſelbſt vierzehn Tage bey ihnen wohnen wuͤrde. Den

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/104>, abgerufen am 22.11.2024.