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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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hätte geben sollen; denn, nach dem Aus-
spruch aller Leute, gab die unbeschreib-
liche Anmuth, welche die junge Dame in
allen ihren Bewegungen hatte, ihrem Tan-
zen einen Vorzug, den der höchste Grad
der Kunst nicht erreichen konnte.

Neben diesen täglichen Uebungen, er-
lernte sie mit ungemeiner Leichtigkeit, alle
Frauenzimmerarbeiten, und von ihrem
sechszehnten Jahre an, bekam sie auch
die Führung des ganzen Hauses, wobey
ihr die Tag- und Rechnungsbücher ihrer
Frau Mutter zum Muster gegeben wur-
den. Angebohrne Liebe zur Ordnung
und zum thätigen Leben, erhöht durch ei-
ne enthusiastische Anhänglichkeit für das
Andenken ihrer Mutter, deren Bild sie
in sich erneuern wollte, brachten sie auch
in diesem Stücke zu der äußersten Voll-
kommenheit. Wenn man ihr von ihrem
Fleiß und von ihren Kenntnissen sprach,
war ihre bescheidene Antwort: willige
Fähigkeiten, gute Beyspiele und liebreiche
Anführung haben mich so gut gemacht,
als tausend andre auch seyn könnten,

wenn

haͤtte geben ſollen; denn, nach dem Aus-
ſpruch aller Leute, gab die unbeſchreib-
liche Anmuth, welche die junge Dame in
allen ihren Bewegungen hatte, ihrem Tan-
zen einen Vorzug, den der hoͤchſte Grad
der Kunſt nicht erreichen konnte.

Neben dieſen taͤglichen Uebungen, er-
lernte ſie mit ungemeiner Leichtigkeit, alle
Frauenzimmerarbeiten, und von ihrem
ſechszehnten Jahre an, bekam ſie auch
die Fuͤhrung des ganzen Hauſes, wobey
ihr die Tag- und Rechnungsbuͤcher ihrer
Frau Mutter zum Muſter gegeben wur-
den. Angebohrne Liebe zur Ordnung
und zum thaͤtigen Leben, erhoͤht durch ei-
ne enthuſiaſtiſche Anhaͤnglichkeit fuͤr das
Andenken ihrer Mutter, deren Bild ſie
in ſich erneuern wollte, brachten ſie auch
in dieſem Stuͤcke zu der aͤußerſten Voll-
kommenheit. Wenn man ihr von ihrem
Fleiß und von ihren Kenntniſſen ſprach,
war ihre beſcheidene Antwort: willige
Faͤhigkeiten, gute Beyſpiele und liebreiche
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[68/0094] haͤtte geben ſollen; denn, nach dem Aus- ſpruch aller Leute, gab die unbeſchreib- liche Anmuth, welche die junge Dame in allen ihren Bewegungen hatte, ihrem Tan- zen einen Vorzug, den der hoͤchſte Grad der Kunſt nicht erreichen konnte. Neben dieſen taͤglichen Uebungen, er- lernte ſie mit ungemeiner Leichtigkeit, alle Frauenzimmerarbeiten, und von ihrem ſechszehnten Jahre an, bekam ſie auch die Fuͤhrung des ganzen Hauſes, wobey ihr die Tag- und Rechnungsbuͤcher ihrer Frau Mutter zum Muſter gegeben wur- den. Angebohrne Liebe zur Ordnung und zum thaͤtigen Leben, erhoͤht durch ei- ne enthuſiaſtiſche Anhaͤnglichkeit fuͤr das Andenken ihrer Mutter, deren Bild ſie in ſich erneuern wollte, brachten ſie auch in dieſem Stuͤcke zu der aͤußerſten Voll- kommenheit. Wenn man ihr von ihrem Fleiß und von ihren Kenntniſſen ſprach, war ihre beſcheidene Antwort: willige Faͤhigkeiten, gute Beyſpiele und liebreiche Anfuͤhrung haben mich ſo gut gemacht, als tauſend andre auch ſeyn koͤnnten, wenn

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/94>, abgerufen am 22.11.2024.