er sie oft inständig, die Jhrigen ja nie- mals auf Unkosten ihrer armen Untertha- nen zu suchen; wozu vornehmlich die Jagd einen großen Anlaß gebe. Er nannte sie ein anständiges Vergnügen, welches aber ein liebreicher, menschlicher Herr allezeit mit dem Besten seiner Unterthanen zu verbinden suche. Auch die Liebe zum Lesen war eine von den Neigungen, die er ihnen zu geben suchte, und besonders gab ihm die Geschichte Gelegenheit von der mora- lischen Welt, ihren Uebeln und Verände- rungen zu reden, die Pflichten der Hof- und Kriegsdienste auszulegen, und ihren Geist in der Ueberlegung und Beurtheilung zu üben. Die Geschichte der moralischen Welt, sagte er, macht uns geschickt mit den Menschen umzugehen, sie zu bessern, zu tragen und mit unserm Schicksal zufrie- den zu seyn; aber die Beobachtung der physicalischen Welt macht uns zu guten Geschöpfen, in Absicht auf unsern Urhe- ber. Jndem sie uns unsre Unmacht zeigt, hingegen seine Größe, Güte und Weis- heit bewundern lehrt, lernen wir ihn auf
eine
er ſie oft inſtaͤndig, die Jhrigen ja nie- mals auf Unkoſten ihrer armen Untertha- nen zu ſuchen; wozu vornehmlich die Jagd einen großen Anlaß gebe. Er nannte ſie ein anſtaͤndiges Vergnuͤgen, welches aber ein liebreicher, menſchlicher Herr allezeit mit dem Beſten ſeiner Unterthanen zu verbinden ſuche. Auch die Liebe zum Leſen war eine von den Neigungen, die er ihnen zu geben ſuchte, und beſonders gab ihm die Geſchichte Gelegenheit von der mora- liſchen Welt, ihren Uebeln und Veraͤnde- rungen zu reden, die Pflichten der Hof- und Kriegsdienſte auszulegen, und ihren Geiſt in der Ueberlegung und Beurtheilung zu uͤben. Die Geſchichte der moraliſchen Welt, ſagte er, macht uns geſchickt mit den Menſchen umzugehen, ſie zu beſſern, zu tragen und mit unſerm Schickſal zufrie- den zu ſeyn; aber die Beobachtung der phyſicaliſchen Welt macht uns zu guten Geſchoͤpfen, in Abſicht auf unſern Urhe- ber. Jndem ſie uns unſre Unmacht zeigt, hingegen ſeine Groͤße, Guͤte und Weis- heit bewundern lehrt, lernen wir ihn auf
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er ſie oft inſtaͤndig, die Jhrigen ja nie-
mals auf Unkoſten ihrer armen Untertha-
nen zu ſuchen; wozu vornehmlich die Jagd
einen großen Anlaß gebe. Er nannte ſie
ein anſtaͤndiges Vergnuͤgen, welches aber
ein liebreicher, menſchlicher Herr allezeit
mit dem Beſten ſeiner Unterthanen zu
verbinden ſuche. Auch die Liebe zum Leſen
war eine von den Neigungen, die er ihnen
zu geben ſuchte, und beſonders gab ihm
die Geſchichte Gelegenheit von der mora-
liſchen Welt, ihren Uebeln und Veraͤnde-
rungen zu reden, die Pflichten der Hof- und
Kriegsdienſte auszulegen, und ihren Geiſt
in der Ueberlegung und Beurtheilung zu
uͤben. Die Geſchichte der moraliſchen
Welt, ſagte er, macht uns geſchickt mit
den Menſchen umzugehen, ſie zu beſſern,
zu tragen und mit unſerm Schickſal zufrie-
den zu ſeyn; aber die Beobachtung der
phyſicaliſchen Welt macht uns zu guten
Geſchoͤpfen, in Abſicht auf unſern Urhe-
ber. Jndem ſie uns unſre Unmacht zeigt,
hingegen ſeine Groͤße, Guͤte und Weis-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/89>, abgerufen am 24.11.2024.
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