Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Dem Beamten, den ich hier angetrof-
fen, werde ich seinen Gehalt und die Be-
sorgung der Rechnung lassen; aber zur
Justitzverwaltung und Aufsicht auf die
Befolgung der Gesetze und auf Policey
und Arbeitsamkeit, werde ich den wackern
jungen Mann gebrauchen, dessen Bekannt-
schaft ich in P. gemacht habe. Diesem,
und mir selbst will ich suchen, das Ver-
trauen
meiner Unterthanen zu erwerben,
um alle ihre Umstände zu erfahren, und
als wahrer Vater und Vormünder ih-
re Angelegenheiten besorgen zu können.
Guter Rath, freundliche Ermah-
nung,
auf Besserung, nicht auf Un-
terdrückung
abzielende Strafen, sollen
die Hülfsmittel dazu seyn; und mein Herz
müßte sich in seiner liebreichen Hoffnung
sehr traurig betrogen finden, wenn die sorg-
fältige Ausübung der Pflichten des Herrn
auf meiner, und eine gleiche Bemühung des
Pfarrers und der Beamten auf ihrer Seite,
nebst dem Beyspiel der Güte und Wohl-
thätigkeit, nicht einen heilsamen Einfluß auf
die Gemüther meiner Untergebenen hätte.

Hier

Dem Beamten, den ich hier angetrof-
fen, werde ich ſeinen Gehalt und die Be-
ſorgung der Rechnung laſſen; aber zur
Juſtitzverwaltung und Aufſicht auf die
Befolgung der Geſetze und auf Policey
und Arbeitſamkeit, werde ich den wackern
jungen Mann gebrauchen, deſſen Bekannt-
ſchaft ich in P. gemacht habe. Dieſem,
und mir ſelbſt will ich ſuchen, das Ver-
trauen
meiner Unterthanen zu erwerben,
um alle ihre Umſtaͤnde zu erfahren, und
als wahrer Vater und Vormuͤnder ih-
re Angelegenheiten beſorgen zu koͤnnen.
Guter Rath, freundliche Ermah-
nung,
auf Beſſerung, nicht auf Un-
terdruͤckung
abzielende Strafen, ſollen
die Huͤlfsmittel dazu ſeyn; und mein Herz
muͤßte ſich in ſeiner liebreichen Hoffnung
ſehr traurig betrogen finden, wenn die ſorg-
faͤltige Ausuͤbung der Pflichten des Herrn
auf meiner, und eine gleiche Bemuͤhung des
Pfarrers und der Beamten auf ihrer Seite,
nebſt dem Beyſpiel der Guͤte und Wohl-
thaͤtigkeit, nicht einen heilſamen Einfluß auf
die Gemuͤther meiner Untergebenen haͤtte.

Hier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0078" n="52"/>
          <p>Dem Beamten, den ich hier angetrof-<lb/>
fen, werde ich &#x017F;einen Gehalt und die Be-<lb/>
&#x017F;orgung der Rechnung la&#x017F;&#x017F;en; aber zur<lb/>
Ju&#x017F;titzverwaltung und Auf&#x017F;icht auf die<lb/>
Befolgung der Ge&#x017F;etze und auf Policey<lb/>
und Arbeit&#x017F;amkeit, werde ich den wackern<lb/>
jungen Mann gebrauchen, de&#x017F;&#x017F;en Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft ich in P. gemacht habe. Die&#x017F;em,<lb/>
und mir &#x017F;elb&#x017F;t will ich &#x017F;uchen, das <hi rendition="#fr">Ver-<lb/>
trauen</hi> meiner Unterthanen zu erwerben,<lb/>
um alle ihre Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu erfahren, und<lb/>
als wahrer Vater und Vormu&#x0364;nder ih-<lb/>
re Angelegenheiten be&#x017F;orgen zu ko&#x0364;nnen.<lb/><hi rendition="#fr">Guter Rath, freundliche Ermah-<lb/>
nung,</hi> auf <hi rendition="#fr">Be&#x017F;&#x017F;erung,</hi> nicht auf <hi rendition="#fr">Un-<lb/>
terdru&#x0364;ckung</hi> abzielende <hi rendition="#fr">Strafen,</hi> &#x017F;ollen<lb/>
die Hu&#x0364;lfsmittel dazu &#x017F;eyn; und mein Herz<lb/>
mu&#x0364;ßte &#x017F;ich in &#x017F;einer liebreichen Hoffnung<lb/>
&#x017F;ehr traurig betrogen finden, wenn die &#x017F;org-<lb/>
fa&#x0364;ltige Ausu&#x0364;bung der Pflichten des Herrn<lb/>
auf meiner, und eine gleiche Bemu&#x0364;hung des<lb/>
Pfarrers und der Beamten auf ihrer Seite,<lb/>
neb&#x017F;t dem Bey&#x017F;piel der Gu&#x0364;te und Wohl-<lb/>
tha&#x0364;tigkeit, nicht einen heil&#x017F;amen Einfluß auf<lb/>
die Gemu&#x0364;ther meiner Untergebenen ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0078] Dem Beamten, den ich hier angetrof- fen, werde ich ſeinen Gehalt und die Be- ſorgung der Rechnung laſſen; aber zur Juſtitzverwaltung und Aufſicht auf die Befolgung der Geſetze und auf Policey und Arbeitſamkeit, werde ich den wackern jungen Mann gebrauchen, deſſen Bekannt- ſchaft ich in P. gemacht habe. Dieſem, und mir ſelbſt will ich ſuchen, das Ver- trauen meiner Unterthanen zu erwerben, um alle ihre Umſtaͤnde zu erfahren, und als wahrer Vater und Vormuͤnder ih- re Angelegenheiten beſorgen zu koͤnnen. Guter Rath, freundliche Ermah- nung, auf Beſſerung, nicht auf Un- terdruͤckung abzielende Strafen, ſollen die Huͤlfsmittel dazu ſeyn; und mein Herz muͤßte ſich in ſeiner liebreichen Hoffnung ſehr traurig betrogen finden, wenn die ſorg- faͤltige Ausuͤbung der Pflichten des Herrn auf meiner, und eine gleiche Bemuͤhung des Pfarrers und der Beamten auf ihrer Seite, nebſt dem Beyſpiel der Guͤte und Wohl- thaͤtigkeit, nicht einen heilſamen Einfluß auf die Gemuͤther meiner Untergebenen haͤtte. Hier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/78
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/78>, abgerufen am 23.11.2024.