Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

meinem Besten gerührt war, ist der Zeit-
punkt, in welchem der Plan für das wah-
re Glück meiner übrigen Tage vollführt
wurde. Zärtliche Dankbarkeit und Ver-
ehrung wird die stete Gesinnung meiner
Seele für Sie seyn.

Hier hielt er inne, küßte meine beyden
Hände, und bat mich um Vergebung,
daß er so viel geredet hätte.

Jch konnte nichts anders als ihn ver-
sichern, daß ich mit Vergnügen zugehört,
und ihn bäte fortzufahren, weil ich glaub-
te, er hätte mir noch mehr zu sagen.

Jch möchte Sie nicht gerne ermüden,
liebste Gemahlin; aber ich wünsche, daß
Sie mein ganzes Herz sehen könnten. --
Jch will also, weil Sie es zu wünschen
scheinen, nur noch einige Punkte berühren.

Jch habe mir angewöhnt, in allen
Stücken, die ich in Erlernung der Wissen-
schaften oder in meinen Militär-Diensten
zu ersteigen hatte, mich sorgfältig nach
allen Pflichten umzusehen, die ich darinn
in Absicht auf mich selbst, meine Obern
und die übrigen zu erfüllen verbunden

war.

meinem Beſten geruͤhrt war, iſt der Zeit-
punkt, in welchem der Plan fuͤr das wah-
re Gluͤck meiner uͤbrigen Tage vollfuͤhrt
wurde. Zaͤrtliche Dankbarkeit und Ver-
ehrung wird die ſtete Geſinnung meiner
Seele fuͤr Sie ſeyn.

Hier hielt er inne, kuͤßte meine beyden
Haͤnde, und bat mich um Vergebung,
daß er ſo viel geredet haͤtte.

Jch konnte nichts anders als ihn ver-
ſichern, daß ich mit Vergnuͤgen zugehoͤrt,
und ihn baͤte fortzufahren, weil ich glaub-
te, er haͤtte mir noch mehr zu ſagen.

Jch moͤchte Sie nicht gerne ermuͤden,
liebſte Gemahlin; aber ich wuͤnſche, daß
Sie mein ganzes Herz ſehen koͤnnten. —
Jch will alſo, weil Sie es zu wuͤnſchen
ſcheinen, nur noch einige Punkte beruͤhren.

Jch habe mir angewoͤhnt, in allen
Stuͤcken, die ich in Erlernung der Wiſſen-
ſchaften oder in meinen Militaͤr-Dienſten
zu erſteigen hatte, mich ſorgfaͤltig nach
allen Pflichten umzuſehen, die ich darinn
in Abſicht auf mich ſelbſt, meine Obern
und die uͤbrigen zu erfuͤllen verbunden

war.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0071" n="45"/>
meinem Be&#x017F;ten geru&#x0364;hrt war, i&#x017F;t der Zeit-<lb/>
punkt, in welchem der Plan fu&#x0364;r das wah-<lb/>
re Glu&#x0364;ck meiner u&#x0364;brigen Tage vollfu&#x0364;hrt<lb/>
wurde. Za&#x0364;rtliche Dankbarkeit und Ver-<lb/>
ehrung wird die &#x017F;tete Ge&#x017F;innung meiner<lb/>
Seele fu&#x0364;r Sie &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Hier hielt er inne, ku&#x0364;ßte meine beyden<lb/>
Ha&#x0364;nde, und bat mich um Vergebung,<lb/>
daß er &#x017F;o viel geredet ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>Jch konnte nichts anders als ihn ver-<lb/>
&#x017F;ichern, daß ich mit Vergnu&#x0364;gen zugeho&#x0364;rt,<lb/>
und ihn ba&#x0364;te fortzufahren, weil ich glaub-<lb/>
te, er ha&#x0364;tte mir noch mehr zu &#x017F;agen.</p><lb/>
          <p>Jch mo&#x0364;chte Sie nicht gerne ermu&#x0364;den,<lb/>
lieb&#x017F;te Gemahlin; aber ich wu&#x0364;n&#x017F;che, daß<lb/>
Sie mein ganzes Herz &#x017F;ehen ko&#x0364;nnten. &#x2014;<lb/>
Jch will al&#x017F;o, weil Sie es zu wu&#x0364;n&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;cheinen, nur noch einige Punkte beru&#x0364;hren.</p><lb/>
          <p>Jch habe mir angewo&#x0364;hnt, in allen<lb/>
Stu&#x0364;cken, die ich in Erlernung der Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften oder in meinen Milita&#x0364;r-Dien&#x017F;ten<lb/>
zu er&#x017F;teigen hatte, mich &#x017F;orgfa&#x0364;ltig nach<lb/>
allen Pflichten umzu&#x017F;ehen, die ich darinn<lb/>
in Ab&#x017F;icht auf mich &#x017F;elb&#x017F;t, meine Obern<lb/>
und die u&#x0364;brigen zu erfu&#x0364;llen verbunden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0071] meinem Beſten geruͤhrt war, iſt der Zeit- punkt, in welchem der Plan fuͤr das wah- re Gluͤck meiner uͤbrigen Tage vollfuͤhrt wurde. Zaͤrtliche Dankbarkeit und Ver- ehrung wird die ſtete Geſinnung meiner Seele fuͤr Sie ſeyn. Hier hielt er inne, kuͤßte meine beyden Haͤnde, und bat mich um Vergebung, daß er ſo viel geredet haͤtte. Jch konnte nichts anders als ihn ver- ſichern, daß ich mit Vergnuͤgen zugehoͤrt, und ihn baͤte fortzufahren, weil ich glaub- te, er haͤtte mir noch mehr zu ſagen. Jch moͤchte Sie nicht gerne ermuͤden, liebſte Gemahlin; aber ich wuͤnſche, daß Sie mein ganzes Herz ſehen koͤnnten. — Jch will alſo, weil Sie es zu wuͤnſchen ſcheinen, nur noch einige Punkte beruͤhren. Jch habe mir angewoͤhnt, in allen Stuͤcken, die ich in Erlernung der Wiſſen- ſchaften oder in meinen Militaͤr-Dienſten zu erſteigen hatte, mich ſorgfaͤltig nach allen Pflichten umzuſehen, die ich darinn in Abſicht auf mich ſelbſt, meine Obern und die uͤbrigen zu erfuͤllen verbunden war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/71
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/71>, abgerufen am 24.11.2024.