sehen haben. Jch werde Sie bitten, die- ses Amt, mit allem was dazu gehört, auch in diesem Hause zu führen. Sie werden mich dadurch sehr verbinden; indem ich gesinnet bin, alle meine Muße für das Beste unsrer kleinen Herrschaft zu verwen- den. Jch setze dieses nicht allein darinn, Güte und Gerechtigkeit auszuüben, son- dern auch in der Untersuchung: ob nicht die Umstände meiner Unterthanen in an- drer Austheilung der Güther, in Besor- gung der Schulen, des Feldbaues und der Viehzucht zu verbessern seyen? Jch habe mir von allen diesen Theilen einige Kenntniß erworben; denn in dem glückli- chen Mittelstande der menschlichen Gesell- schaft, worinn ich gebohren wurde, sieht man die Anbauung des Geistes, und die Ausübung der meisten Tugenden nicht nur als Pflichten, sondern auch als den Grund unsers Wohlergehens an; und ich werde mich dieser Vortheile allezeit dankbarlich erinnern, weil ich Jhnen das unschätz- bare Glück Jhrer Liebe schuldig bin. Wä- re ich mit dem Rang und Vermögen ge-
bohren
ſehen haben. Jch werde Sie bitten, die- ſes Amt, mit allem was dazu gehoͤrt, auch in dieſem Hauſe zu fuͤhren. Sie werden mich dadurch ſehr verbinden; indem ich geſinnet bin, alle meine Muße fuͤr das Beſte unſrer kleinen Herrſchaft zu verwen- den. Jch ſetze dieſes nicht allein darinn, Guͤte und Gerechtigkeit auszuuͤben, ſon- dern auch in der Unterſuchung: ob nicht die Umſtaͤnde meiner Unterthanen in an- drer Austheilung der Guͤther, in Beſor- gung der Schulen, des Feldbaues und der Viehzucht zu verbeſſern ſeyen? Jch habe mir von allen dieſen Theilen einige Kenntniß erworben; denn in dem gluͤckli- chen Mittelſtande der menſchlichen Geſell- ſchaft, worinn ich gebohren wurde, ſieht man die Anbauung des Geiſtes, und die Ausuͤbung der meiſten Tugenden nicht nur als Pflichten, ſondern auch als den Grund unſers Wohlergehens an; und ich werde mich dieſer Vortheile allezeit dankbarlich erinnern, weil ich Jhnen das unſchaͤtz- bare Gluͤck Jhrer Liebe ſchuldig bin. Waͤ- re ich mit dem Rang und Vermoͤgen ge-
bohren
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0068"n="42"/>ſehen haben. Jch werde Sie bitten, die-<lb/>ſes Amt, mit allem was dazu gehoͤrt, auch<lb/>
in dieſem Hauſe zu fuͤhren. Sie werden<lb/>
mich dadurch ſehr verbinden; indem ich<lb/>
geſinnet bin, alle meine Muße fuͤr das<lb/>
Beſte unſrer kleinen Herrſchaft zu verwen-<lb/>
den. Jch ſetze dieſes nicht allein darinn,<lb/>
Guͤte und Gerechtigkeit auszuuͤben, ſon-<lb/>
dern auch in der Unterſuchung: ob nicht<lb/>
die Umſtaͤnde meiner Unterthanen in an-<lb/>
drer Austheilung der Guͤther, in Beſor-<lb/>
gung der Schulen, des Feldbaues und<lb/>
der Viehzucht zu verbeſſern ſeyen? Jch<lb/>
habe mir von allen dieſen Theilen einige<lb/>
Kenntniß erworben; denn in dem gluͤckli-<lb/>
chen Mittelſtande der menſchlichen Geſell-<lb/>ſchaft, worinn ich gebohren wurde, ſieht<lb/>
man die Anbauung des Geiſtes, und die<lb/>
Ausuͤbung der meiſten Tugenden nicht nur<lb/>
als Pflichten, ſondern auch als den Grund<lb/>
unſers Wohlergehens an; und ich werde<lb/>
mich dieſer Vortheile allezeit dankbarlich<lb/>
erinnern, weil ich Jhnen das unſchaͤtz-<lb/>
bare Gluͤck Jhrer Liebe ſchuldig bin. Waͤ-<lb/>
re ich mit dem Rang und Vermoͤgen ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bohren</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[42/0068]
ſehen haben. Jch werde Sie bitten, die-
ſes Amt, mit allem was dazu gehoͤrt, auch
in dieſem Hauſe zu fuͤhren. Sie werden
mich dadurch ſehr verbinden; indem ich
geſinnet bin, alle meine Muße fuͤr das
Beſte unſrer kleinen Herrſchaft zu verwen-
den. Jch ſetze dieſes nicht allein darinn,
Guͤte und Gerechtigkeit auszuuͤben, ſon-
dern auch in der Unterſuchung: ob nicht
die Umſtaͤnde meiner Unterthanen in an-
drer Austheilung der Guͤther, in Beſor-
gung der Schulen, des Feldbaues und
der Viehzucht zu verbeſſern ſeyen? Jch
habe mir von allen dieſen Theilen einige
Kenntniß erworben; denn in dem gluͤckli-
chen Mittelſtande der menſchlichen Geſell-
ſchaft, worinn ich gebohren wurde, ſieht
man die Anbauung des Geiſtes, und die
Ausuͤbung der meiſten Tugenden nicht nur
als Pflichten, ſondern auch als den Grund
unſers Wohlergehens an; und ich werde
mich dieſer Vortheile allezeit dankbarlich
erinnern, weil ich Jhnen das unſchaͤtz-
bare Gluͤck Jhrer Liebe ſchuldig bin. Waͤ-
re ich mit dem Rang und Vermoͤgen ge-
bohren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/68>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.