Sie sagte ein stotterndes Ja! Und zeigte mit ihrer linken Hand auf ihr Herz. John sah mein Zeichen und trat herbey, that auf Englisch eine kurze Anrede, plapperte die Traufor- mel her, -- segnete uns ein, und ich -- hob meine halb ohnmächtige Sternheim triumphirend auf, drückte sie das Erstemal in meine Arme, und küßte den schönsten Mund, den meine Lippen jemals berührten. Jch fühlte eine mir unbekannte Zärtlichkeit und sprach ihr Muth zu. Einige Minu- ten blieb sie in ein stillschweigendes Er- staunen verhüllt. Endlich legte sie mit einer bezaubernden Vertraulichkeit ihren schönen Kopf an meine Brust, er- hob ihn wieder, drückte meine Hände an ihren Busen; und sagte:
Milord, ich habe nun niemand auf der Erde als Sie, und das Zeugniß meines Herzens. Der Himmel wird Sie für den Trost belohnen, den Sie mir geben, und dieses Herz wird Jhnen ewig danken.
Jch
Sie ſagte ein ſtotterndes Ja! Und zeigte mit ihrer linken Hand auf ihr Herz. John ſah mein Zeichen und trat herbey, that auf Engliſch eine kurze Anrede, plapperte die Traufor- mel her, — ſegnete uns ein, und ich — hob meine halb ohnmaͤchtige Sternheim triumphirend auf, druͤckte ſie das Erſtemal in meine Arme, und kuͤßte den ſchoͤnſten Mund, den meine Lippen jemals beruͤhrten. Jch fuͤhlte eine mir unbekannte Zaͤrtlichkeit und ſprach ihr Muth zu. Einige Minu- ten blieb ſie in ein ſtillſchweigendes Er- ſtaunen verhuͤllt. Endlich legte ſie mit einer bezaubernden Vertraulichkeit ihren ſchoͤnen Kopf an meine Bruſt, er- hob ihn wieder, druͤckte meine Haͤnde an ihren Buſen; und ſagte:
Milord, ich habe nun niemand auf der Erde als Sie, und das Zeugniß meines Herzens. Der Himmel wird Sie fuͤr den Troſt belohnen, den Sie mir geben, und dieſes Herz wird Jhnen ewig danken.
Jch
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Sie ſagte ein ſtotterndes Ja! Und
zeigte mit ihrer linken Hand auf ihr
Herz. John ſah mein Zeichen und
trat herbey, that auf Engliſch eine
kurze Anrede, plapperte die Traufor-
mel her, — ſegnete uns ein, und
ich — hob meine halb ohnmaͤchtige
Sternheim triumphirend auf, druͤckte
ſie das Erſtemal in meine Arme, und
kuͤßte den ſchoͤnſten Mund, den meine
Lippen jemals beruͤhrten. Jch fuͤhlte
eine mir unbekannte Zaͤrtlichkeit und
ſprach ihr Muth zu. Einige Minu-
ten blieb ſie in ein ſtillſchweigendes Er-
ſtaunen verhuͤllt. Endlich legte ſie
mit einer bezaubernden Vertraulichkeit
ihren ſchoͤnen Kopf an meine Bruſt, er-
hob ihn wieder, druͤckte meine Haͤnde an
ihren Buſen; und ſagte:
Milord, ich habe nun niemand auf
der Erde als Sie, und das Zeugniß
meines Herzens. Der Himmel wird
Sie fuͤr den Troſt belohnen, den Sie
mir geben, und dieſes Herz wird Jhnen
ewig danken.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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