Alles geschah nach Wunsche; sie war froh über mein Papier und meine Gefäl- ligkeit gegen ihre Vorschriften. Warum haben doch gute Leute so viel Schafmä- ßiges an sich, und warum werden die Weibsbilder nicht klug, ungeachtet der unzähligen Beyspiele unserer Schelme- reyen, welche sie vor sich haben? Aber die Eitelkeit beherrscht sie unumschränkt, daß ein jeder glaubt, sie hätte das Recht eine Ausnahme zu fodern, und sie sey so liebenswürdig, daß man unmöglich nur seinen Spaß mit ihr treiben könne. Da mögen sie nun die angewiesne natürliche Bestrafung ihrer Thorheiten annehmen, indessen wir die Belohnung unsers Witzes genießen. Gewiß, da meine Sternheim keine Ausnahme macht, so giebt es keine in der Welt. Jndessen ist ihr Verderben deswegen nicht beschlossen. Wenn sie mich liebt, wenn mir ihr Besitz alle die abwechselnden lebhaften Vergnügungen giebt, die ich mir verspreche: so soll sie Lady Derby seyn, und mich zum Stamm- vater eines neuen närrisch genug gemisch-
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Alles geſchah nach Wunſche; ſie war froh uͤber mein Papier und meine Gefaͤl- ligkeit gegen ihre Vorſchriften. Warum haben doch gute Leute ſo viel Schafmaͤ- ßiges an ſich, und warum werden die Weibsbilder nicht klug, ungeachtet der unzaͤhligen Beyſpiele unſerer Schelme- reyen, welche ſie vor ſich haben? Aber die Eitelkeit beherrſcht ſie unumſchraͤnkt, daß ein jeder glaubt, ſie haͤtte das Recht eine Ausnahme zu fodern, und ſie ſey ſo liebenswuͤrdig, daß man unmoͤglich nur ſeinen Spaß mit ihr treiben koͤnne. Da moͤgen ſie nun die angewieſne natuͤrliche Beſtrafung ihrer Thorheiten annehmen, indeſſen wir die Belohnung unſers Witzes genießen. Gewiß, da meine Sternheim keine Ausnahme macht, ſo giebt es keine in der Welt. Jndeſſen iſt ihr Verderben deswegen nicht beſchloſſen. Wenn ſie mich liebt, wenn mir ihr Beſitz alle die abwechſelnden lebhaften Vergnuͤgungen giebt, die ich mir verſpreche: ſo ſoll ſie Lady Derby ſeyn, und mich zum Stamm- vater eines neuen naͤrriſch genug gemiſch-
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Alles geſchah nach Wunſche; ſie war
froh uͤber mein Papier und meine Gefaͤl-
ligkeit gegen ihre Vorſchriften. Warum
haben doch gute Leute ſo viel Schafmaͤ-
ßiges an ſich, und warum werden die
Weibsbilder nicht klug, ungeachtet der
unzaͤhligen Beyſpiele unſerer Schelme-
reyen, welche ſie vor ſich haben? Aber
die Eitelkeit beherrſcht ſie unumſchraͤnkt,
daß ein jeder glaubt, ſie haͤtte das Recht
eine Ausnahme zu fodern, und ſie ſey ſo
liebenswuͤrdig, daß man unmoͤglich nur
ſeinen Spaß mit ihr treiben koͤnne. Da
moͤgen ſie nun die angewieſne natuͤrliche
Beſtrafung ihrer Thorheiten annehmen,
indeſſen wir die Belohnung unſers Witzes
genießen. Gewiß, da meine Sternheim
keine Ausnahme macht, ſo giebt es keine
in der Welt. Jndeſſen iſt ihr Verderben
deswegen nicht beſchloſſen. Wenn ſie
mich liebt, wenn mir ihr Beſitz alle die
abwechſelnden lebhaften Vergnuͤgungen
giebt, die ich mir verſpreche: ſo ſoll ſie
Lady Derby ſeyn, und mich zum Stamm-
vater eines neuen naͤrriſch genug gemiſch-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/386>, abgerufen am 24.11.2024.
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