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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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wollte. Diese Miene überlasse ich nun
dem Schicksal. Lange kann ich nicht
mehr herum kriechen. Zwo Wochen daurt
es schon, und ohne die Anstalten, die der
Hof auf die Ankunft zweyer Prinzen von
** macht, hätte ich vielleicht meine Arbeit
unterbrechen müssen. John ist ein vor-
trefflicher Kerl; er will im Fall der Noth
die Trauungs-Formeln auswendig lernen,
und die Person des englischen Gesandt-
schaftspredigers spielen. Meine letzten
Vorschläge müssen etwas fruchten, denn
mit allen ihren stralenden Vollkommenhei-
ten ist sie doch -- nur ein Mädchen.
Jhr Stolz ist beleidigt, und es ist schwer
der Gelegenheit der Rache zu entsagen.
Keine Seele nimmt sich ihrer an, als ich;
auch findet sie mich großmüthig und weiß
mir vielen Dank für meine Gesinnungen.
"Niemals hätte ich dieß vermuthet; aber
"sie will mich nicht unglücklich machen,
"es soll niemand in ihr Elend verwickelt
"werden." Meine Zurückhaltung, daß
ich auf keinen Besuch in ihrem Zimmer
dringe, erfreut sie auch, vielleicht deswe-

gen,

wollte. Dieſe Miene uͤberlaſſe ich nun
dem Schickſal. Lange kann ich nicht
mehr herum kriechen. Zwo Wochen daurt
es ſchon, und ohne die Anſtalten, die der
Hof auf die Ankunft zweyer Prinzen von
** macht, haͤtte ich vielleicht meine Arbeit
unterbrechen muͤſſen. John iſt ein vor-
trefflicher Kerl; er will im Fall der Noth
die Trauungs-Formeln auswendig lernen,
und die Perſon des engliſchen Geſandt-
ſchaftspredigers ſpielen. Meine letzten
Vorſchlaͤge muͤſſen etwas fruchten, denn
mit allen ihren ſtralenden Vollkommenhei-
ten iſt ſie doch — nur ein Maͤdchen.
Jhr Stolz iſt beleidigt, und es iſt ſchwer
der Gelegenheit der Rache zu entſagen.
Keine Seele nimmt ſich ihrer an, als ich;
auch findet ſie mich großmuͤthig und weiß
mir vielen Dank fuͤr meine Geſinnungen.
„Niemals haͤtte ich dieß vermuthet; aber
„ſie will mich nicht ungluͤcklich machen,
„es ſoll niemand in ihr Elend verwickelt
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dringe, erfreut ſie auch, vielleicht deswe-

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[354/0380] wollte. Dieſe Miene uͤberlaſſe ich nun dem Schickſal. Lange kann ich nicht mehr herum kriechen. Zwo Wochen daurt es ſchon, und ohne die Anſtalten, die der Hof auf die Ankunft zweyer Prinzen von ** macht, haͤtte ich vielleicht meine Arbeit unterbrechen muͤſſen. John iſt ein vor- trefflicher Kerl; er will im Fall der Noth die Trauungs-Formeln auswendig lernen, und die Perſon des engliſchen Geſandt- ſchaftspredigers ſpielen. Meine letzten Vorſchlaͤge muͤſſen etwas fruchten, denn mit allen ihren ſtralenden Vollkommenhei- ten iſt ſie doch — nur ein Maͤdchen. Jhr Stolz iſt beleidigt, und es iſt ſchwer der Gelegenheit der Rache zu entſagen. Keine Seele nimmt ſich ihrer an, als ich; auch findet ſie mich großmuͤthig und weiß mir vielen Dank fuͤr meine Geſinnungen. „Niemals haͤtte ich dieß vermuthet; aber „ſie will mich nicht ungluͤcklich machen, „es ſoll niemand in ihr Elend verwickelt „werden.“ Meine Zuruͤckhaltung, daß ich auf keinen Beſuch in ihrem Zimmer dringe, erfreut ſie auch, vielleicht deswe- gen,

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/380>, abgerufen am 24.11.2024.