zu, die sie den Augenblick hinter sich zu- schloß und fragte hastig: wer ich sey, was ich haben wollte?
Jch gab mich zu erkennen, bat sie in kummervollen ehrerbietigen Ausdrücken um Nachricht von des göttlichen Fräuleins Befinden, und beschwur sie auf den Knieen, alle Tage einem meiner Leute et- was davon zu sagen. Jch sagte ihr, ich wäre Zeuge gewesen, wie edel und an- betungswürdig sich der Charakter des Fräuleins gezeigt hätte, ich verehrte und liebte sie über allen Ausdruck; ich sey be- reit mein Leben und alles zu ihrem Dien- ste aufzuopfern, aber mir sey für ihre Ge- sundheit bange, indem ich den Medicum von einem Fieber hätte reden hören.
Die Katze war froh, die Geschichte des Abends von mir zu hören, indem, wie sie sagte, das Fräulein fast nichts als weinte und zitterte. Jch putzte die Geschichte so sehr als mir möglich war, zur Verherrli- chung des Fräuleins aus, und nannte die weisse Masque; da fiel mir das Mädchen ein; O diese Masque ists, die mein Fräu-
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zu, die ſie den Augenblick hinter ſich zu- ſchloß und fragte haſtig: wer ich ſey, was ich haben wollte?
Jch gab mich zu erkennen, bat ſie in kummervollen ehrerbietigen Ausdruͤcken um Nachricht von des goͤttlichen Fraͤuleins Befinden, und beſchwur ſie auf den Knieen, alle Tage einem meiner Leute et- was davon zu ſagen. Jch ſagte ihr, ich waͤre Zeuge geweſen, wie edel und an- betungswuͤrdig ſich der Charakter des Fraͤuleins gezeigt haͤtte, ich verehrte und liebte ſie uͤber allen Ausdruck; ich ſey be- reit mein Leben und alles zu ihrem Dien- ſte aufzuopfern, aber mir ſey fuͤr ihre Ge- ſundheit bange, indem ich den Medicum von einem Fieber haͤtte reden hoͤren.
Die Katze war froh, die Geſchichte des Abends von mir zu hoͤren, indem, wie ſie ſagte, das Fraͤulein faſt nichts als weinte und zitterte. Jch putzte die Geſchichte ſo ſehr als mir moͤglich war, zur Verherrli- chung des Fraͤuleins aus, und nannte die weiſſe Masque; da fiel mir das Maͤdchen ein; O dieſe Masque iſts, die mein Fraͤu-
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zu, die ſie den Augenblick hinter ſich zu-
ſchloß und fragte haſtig: wer ich ſey, was
ich haben wollte?
Jch gab mich zu erkennen, bat ſie in
kummervollen ehrerbietigen Ausdruͤcken
um Nachricht von des goͤttlichen Fraͤuleins
Befinden, und beſchwur ſie auf den
Knieen, alle Tage einem meiner Leute et-
was davon zu ſagen. Jch ſagte ihr, ich
waͤre Zeuge geweſen, wie edel und an-
betungswuͤrdig ſich der Charakter des
Fraͤuleins gezeigt haͤtte, ich verehrte und
liebte ſie uͤber allen Ausdruck; ich ſey be-
reit mein Leben und alles zu ihrem Dien-
ſte aufzuopfern, aber mir ſey fuͤr ihre Ge-
ſundheit bange, indem ich den Medicum
von einem Fieber haͤtte reden hoͤren.
Die Katze war froh, die Geſchichte des
Abends von mir zu hoͤren, indem, wie ſie
ſagte, das Fraͤulein faſt nichts als weinte
und zitterte. Jch putzte die Geſchichte ſo
ſehr als mir moͤglich war, zur Verherrli-
chung des Fraͤuleins aus, und nannte die
weiſſe Masque; da fiel mir das Maͤdchen
ein; O dieſe Masque iſts, die mein Fraͤu-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/375>, abgerufen am 24.11.2024.
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