fieng an: Sie begreift kein Wort von ih- ren Klagen und von ihrem Unmuth; aber sie wünschte, sich niemals mit ihr beladen zu haben.
Erweisen Sie mir die letzte Güte, und führen Sie mich nach Hause. Sie sollen nicht lange mehr mit mir geplagt seyn.
Dieses sprach mein Sternheim mit ei- ner stotternden Stimme. Ein außeror- dentliches Zittern hatte sie befallen; sie hielt sich mit Mühe an einem Stuhl auf- recht, der Fürst war mit der Zärtlichkeit eines Liebhabers bemüht, sie zu beruhi- gen. Er versicherte sie, daß seine Liebe alles in der Welt für sie thun würde, was in seiner Gewalt stünde.
O es ist nicht in Jhrer Gewalt, rief sie, mir die Ruhe meines Lebens wieder zu geben, deren Sie mich beraubt haben. -- Meine Tante, haben Sie Erbarmen mit mir, bringen Sie mich nach Hause!
Jhr Zittern nahm zu; der Fürst ge- rieth in Sorgen und gieng selbst in das Nebenzimmer, um eine Kutsche anspannen und seinen Medicum rufen zu lassen.
Die
fieng an: Sie begreift kein Wort von ih- ren Klagen und von ihrem Unmuth; aber ſie wuͤnſchte, ſich niemals mit ihr beladen zu haben.
Erweiſen Sie mir die letzte Guͤte, und fuͤhren Sie mich nach Hauſe. Sie ſollen nicht lange mehr mit mir geplagt ſeyn.
Dieſes ſprach mein Sternheim mit ei- ner ſtotternden Stimme. Ein außeror- dentliches Zittern hatte ſie befallen; ſie hielt ſich mit Muͤhe an einem Stuhl auf- recht, der Fuͤrſt war mit der Zaͤrtlichkeit eines Liebhabers bemuͤht, ſie zu beruhi- gen. Er verſicherte ſie, daß ſeine Liebe alles in der Welt fuͤr ſie thun wuͤrde, was in ſeiner Gewalt ſtuͤnde.
O es iſt nicht in Jhrer Gewalt, rief ſie, mir die Ruhe meines Lebens wieder zu geben, deren Sie mich beraubt haben. — Meine Tante, haben Sie Erbarmen mit mir, bringen Sie mich nach Hauſe!
Jhr Zittern nahm zu; der Fuͤrſt ge- rieth in Sorgen und gieng ſelbſt in das Nebenzimmer, um eine Kutſche anſpannen und ſeinen Medicum rufen zu laſſen.
Die
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fieng an: Sie begreift kein Wort von ih-
ren Klagen und von ihrem Unmuth; aber
ſie wuͤnſchte, ſich niemals mit ihr beladen
zu haben.
Erweiſen Sie mir die letzte Guͤte, und
fuͤhren Sie mich nach Hauſe. Sie ſollen
nicht lange mehr mit mir geplagt ſeyn.
Dieſes ſprach mein Sternheim mit ei-
ner ſtotternden Stimme. Ein außeror-
dentliches Zittern hatte ſie befallen; ſie
hielt ſich mit Muͤhe an einem Stuhl auf-
recht, der Fuͤrſt war mit der Zaͤrtlichkeit
eines Liebhabers bemuͤht, ſie zu beruhi-
gen. Er verſicherte ſie, daß ſeine Liebe
alles in der Welt fuͤr ſie thun wuͤrde, was
in ſeiner Gewalt ſtuͤnde.
O es iſt nicht in Jhrer Gewalt, rief
ſie, mir die Ruhe meines Lebens wieder zu
geben, deren Sie mich beraubt haben. —
Meine Tante, haben Sie Erbarmen mit
mir, bringen Sie mich nach Hauſe!
Jhr Zittern nahm zu; der Fuͤrſt ge-
rieth in Sorgen und gieng ſelbſt in das
Nebenzimmer, um eine Kutſche anſpannen
und ſeinen Medicum rufen zu laſſen.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/370>, abgerufen am 24.11.2024.
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