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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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meines Oncles Proceß muß ich noch re-
den, und es soll auf einem Masquenball
geschehen, dazu man schon viele Anstal-
ten macht. Eine allgemeine Anstrengung
der Erfindungskraft ist aus diesem Vorha-
ben erfolgt; ein jedes will sinnreich und
gefällig gekleidet seyn, Hof- und Stadt-
leute werden dazu geladen, es soll eine
Nachahmung der englischen Masquenbälle
zu Vauxhall werden. Jch bekenne, daß
der ganze Entwurf etwas angenehmes für
mich hat; einmal, weil ich das Bild der
römischen Saturnalien, die ich Gleich-
heitsfeste nennen möchte, sehen werde,
und dann, weil ich mir ein großes Ver-
gnügen aus der Betrachtung verspreche,
den Grad der Stärke und Schönheit der
Einbildungskraft so vieler Personen in
ihren verschiedenen Erfindungen und Aus-
wahlen der Kleidungen zu bemerken.
Der Graf F*, sein Nepote, mein Oncle,
meine Tante und ich, werden eine Trup-
pe Spanischer Musicanten vorstellen, die
des Nachts auf die Straße ziehn, um vor
den Häusern etwas zu ersingen. Der Ge-

danke

meines Oncles Proceß muß ich noch re-
den, und es ſoll auf einem Masquenball
geſchehen, dazu man ſchon viele Anſtal-
ten macht. Eine allgemeine Anſtrengung
der Erfindungskraft iſt aus dieſem Vorha-
ben erfolgt; ein jedes will ſinnreich und
gefaͤllig gekleidet ſeyn, Hof- und Stadt-
leute werden dazu geladen, es ſoll eine
Nachahmung der engliſchen Masquenbaͤlle
zu Vauxhall werden. Jch bekenne, daß
der ganze Entwurf etwas angenehmes fuͤr
mich hat; einmal, weil ich das Bild der
roͤmiſchen Saturnalien, die ich Gleich-
heitsfeſte nennen moͤchte, ſehen werde,
und dann, weil ich mir ein großes Ver-
gnuͤgen aus der Betrachtung verſpreche,
den Grad der Staͤrke und Schoͤnheit der
Einbildungskraft ſo vieler Perſonen in
ihren verſchiedenen Erfindungen und Aus-
wahlen der Kleidungen zu bemerken.
Der Graf F*, ſein Nepote, mein Oncle,
meine Tante und ich, werden eine Trup-
pe Spaniſcher Muſicanten vorſtellen, die
des Nachts auf die Straße ziehn, um vor
den Haͤuſern etwas zu erſingen. Der Ge-

danke
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[330/0356] meines Oncles Proceß muß ich noch re- den, und es ſoll auf einem Masquenball geſchehen, dazu man ſchon viele Anſtal- ten macht. Eine allgemeine Anſtrengung der Erfindungskraft iſt aus dieſem Vorha- ben erfolgt; ein jedes will ſinnreich und gefaͤllig gekleidet ſeyn, Hof- und Stadt- leute werden dazu geladen, es ſoll eine Nachahmung der engliſchen Masquenbaͤlle zu Vauxhall werden. Jch bekenne, daß der ganze Entwurf etwas angenehmes fuͤr mich hat; einmal, weil ich das Bild der roͤmiſchen Saturnalien, die ich Gleich- heitsfeſte nennen moͤchte, ſehen werde, und dann, weil ich mir ein großes Ver- gnuͤgen aus der Betrachtung verſpreche, den Grad der Staͤrke und Schoͤnheit der Einbildungskraft ſo vieler Perſonen in ihren verſchiedenen Erfindungen und Aus- wahlen der Kleidungen zu bemerken. Der Graf F*, ſein Nepote, mein Oncle, meine Tante und ich, werden eine Trup- pe Spaniſcher Muſicanten vorſtellen, die des Nachts auf die Straße ziehn, um vor den Haͤuſern etwas zu erſingen. Der Ge- danke

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/356>, abgerufen am 23.11.2024.