ich mir immer ausbitten könnte; so haben sie, denke ich, Leute angestellt, mich um Fürsprache bey dem Herrn anzuflehen, Jhre Vermuthung, daß dieses die stärk- ste Versuchung für mich sey, ist ganz rich- tig; dann die Gewalt Gutes zu thun, ist das einzige wünschenswerthe Glück das ich kenne.
Zu meinem Vergnügen war die erste Bitte ein Wunsch von Eitelkeit, welcher etwas begehrte, dessen man wohl ent- behren konnte; so daß ich ohne Unruhe mein Vorwort versagen konnte. Jch zeigte dabey meinen Entschluß an, den Fürsten niemals mehr zu beunruhigen, in- dem mich nur die äußerste Noth und Hülf- losigkeit der Familie T * dazu veranlaßt habe. Wäre es eine nothleidende Person gewesen, die mich um Fürbitte angespro- chen hätte, so wäre mein Herz wieder in eine traurige Verlegenheit gerathen, zwi- schen meiner Pflicht und Neigung ihr zu dienen, und zwischen meinem Widerwil- len dem Fürsten für eine Gefälligkeit zu danken, einen Entschluß zu machen. Für
meines
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ich mir immer ausbitten koͤnnte; ſo haben ſie, denke ich, Leute angeſtellt, mich um Fuͤrſprache bey dem Herrn anzuflehen, Jhre Vermuthung, daß dieſes die ſtaͤrk- ſte Verſuchung fuͤr mich ſey, iſt ganz rich- tig; dann die Gewalt Gutes zu thun, iſt das einzige wuͤnſchenswerthe Gluͤck das ich kenne.
Zu meinem Vergnuͤgen war die erſte Bitte ein Wunſch von Eitelkeit, welcher etwas begehrte, deſſen man wohl ent- behren konnte; ſo daß ich ohne Unruhe mein Vorwort verſagen konnte. Jch zeigte dabey meinen Entſchluß an, den Fuͤrſten niemals mehr zu beunruhigen, in- dem mich nur die aͤußerſte Noth und Huͤlf- loſigkeit der Familie T * dazu veranlaßt habe. Waͤre es eine nothleidende Perſon geweſen, die mich um Fuͤrbitte angeſpro- chen haͤtte, ſo waͤre mein Herz wieder in eine traurige Verlegenheit gerathen, zwi- ſchen meiner Pflicht und Neigung ihr zu dienen, und zwiſchen meinem Widerwil- len dem Fuͤrſten fuͤr eine Gefaͤlligkeit zu danken, einen Entſchluß zu machen. Fuͤr
meines
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ich mir immer ausbitten koͤnnte; ſo haben
ſie, denke ich, Leute angeſtellt, mich um
Fuͤrſprache bey dem Herrn anzuflehen,
Jhre Vermuthung, daß dieſes die ſtaͤrk-
ſte Verſuchung fuͤr mich ſey, iſt ganz rich-
tig; dann die Gewalt Gutes zu thun, iſt
das einzige wuͤnſchenswerthe Gluͤck das
ich kenne.
Zu meinem Vergnuͤgen war die erſte
Bitte ein Wunſch von Eitelkeit, welcher
etwas begehrte, deſſen man wohl ent-
behren konnte; ſo daß ich ohne Unruhe
mein Vorwort verſagen konnte. Jch
zeigte dabey meinen Entſchluß an, den
Fuͤrſten niemals mehr zu beunruhigen, in-
dem mich nur die aͤußerſte Noth und Huͤlf-
loſigkeit der Familie T * dazu veranlaßt
habe. Waͤre es eine nothleidende Perſon
geweſen, die mich um Fuͤrbitte angeſpro-
chen haͤtte, ſo waͤre mein Herz wieder in
eine traurige Verlegenheit gerathen, zwi-
ſchen meiner Pflicht und Neigung ihr zu
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/355>, abgerufen am 23.11.2024.
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