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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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de nicht mehr mit ihm spazieren gehen,
und will meinen Dank für seine Wohlthat
an T* nicht anders als mitten im Kreis
ablegen, den man allezeit bey seinem Ein-
tritt im Saal bey Hofe um ihn schließt.

Alle Gesichter waren mit Aufmerksam-
keit bezeichnet, und noch niemals hatte
ich an den Spieltischen eine so allgemeine
Klage über zerstreute Spieler und Spie-
lerinnen gehört. Jch fühlte, daß ihre
Aufmerksamkeit auf mich und den Fürsten
Ursache daran war, und konnte mich
kaum von meiner Verwirrung erhohlen.
Milord Derby sah etwas traurig aus,
und schien mich mit Verlegenheit zu be-
trachten; er war in ein Fenster gelehnt
und seine Lippen bewegten sich wie eines
Menschen, der stark mit sich selbst redet;
er näherte sich dem Spieltische meiner
Tante just in dem Augenblick da sie sagte:

Sophie, du hast gewiß mit dem
Fürsten für den armen Rath T* gespro-
chen; denn ich sehe dir an, daß du be-
wegt bist.

Niemals

de nicht mehr mit ihm ſpazieren gehen,
und will meinen Dank fuͤr ſeine Wohlthat
an T* nicht anders als mitten im Kreis
ablegen, den man allezeit bey ſeinem Ein-
tritt im Saal bey Hofe um ihn ſchließt.

Alle Geſichter waren mit Aufmerkſam-
keit bezeichnet, und noch niemals hatte
ich an den Spieltiſchen eine ſo allgemeine
Klage uͤber zerſtreute Spieler und Spie-
lerinnen gehoͤrt. Jch fuͤhlte, daß ihre
Aufmerkſamkeit auf mich und den Fuͤrſten
Urſache daran war, und konnte mich
kaum von meiner Verwirrung erhohlen.
Milord Derby ſah etwas traurig aus,
und ſchien mich mit Verlegenheit zu be-
trachten; er war in ein Fenſter gelehnt
und ſeine Lippen bewegten ſich wie eines
Menſchen, der ſtark mit ſich ſelbſt redet;
er naͤherte ſich dem Spieltiſche meiner
Tante juſt in dem Augenblick da ſie ſagte:

Sophie, du haſt gewiß mit dem
Fuͤrſten fuͤr den armen Rath T* geſpro-
chen; denn ich ſehe dir an, daß du be-
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Niemals
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[285/0311] de nicht mehr mit ihm ſpazieren gehen, und will meinen Dank fuͤr ſeine Wohlthat an T* nicht anders als mitten im Kreis ablegen, den man allezeit bey ſeinem Ein- tritt im Saal bey Hofe um ihn ſchließt. Alle Geſichter waren mit Aufmerkſam- keit bezeichnet, und noch niemals hatte ich an den Spieltiſchen eine ſo allgemeine Klage uͤber zerſtreute Spieler und Spie- lerinnen gehoͤrt. Jch fuͤhlte, daß ihre Aufmerkſamkeit auf mich und den Fuͤrſten Urſache daran war, und konnte mich kaum von meiner Verwirrung erhohlen. Milord Derby ſah etwas traurig aus, und ſchien mich mit Verlegenheit zu be- trachten; er war in ein Fenſter gelehnt und ſeine Lippen bewegten ſich wie eines Menſchen, der ſtark mit ſich ſelbſt redet; er naͤherte ſich dem Spieltiſche meiner Tante juſt in dem Augenblick da ſie ſagte: Sophie, du haſt gewiß mit dem Fuͤrſten fuͤr den armen Rath T* geſpro- chen; denn ich ſehe dir an, daß du be- wegt biſt. Niemals

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/311>, abgerufen am 18.12.2024.