Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

das ganze Elend, in welchem sich der
Rath T* sammt seinen Kindern befän-
den, und bat ihn um der letztern willen,
Gnade und Nachsicht für den ersten zu ha-
ben, der seine Unvorsichtigkeit schon
lange durch seinen Kummer gebüßet hätte.
Er versprach mir alles Gute, lobte mich
wegen meinem Eifer, und setzte hinzu,
wie gerne er Unglücklichen zu Hülfe kom-
me; aber, da er wohl einsehe, daß die-
jenigen, die ihn umgäben, immer zuerst
für sich und die ihrigen besorgt wären;
ich würde ihm vieles Vergnügen machen,
wenn ich ihm noch mehr Gegenstände sei-
ner Wohlthätigkeit anzeigen wollte.

Jch versicherte ihn, daß ich seine Gna-
de nicht mißbrauchen würde, wiederhohl-
te nochmals ganz kurz meine Bitte für
die Familie T*.

Er nahm meine Hand, drückte sie mit
seinen beyden Händen, und sagte mit be-
wegtem Ton: ich verspreche Jhnen meine
liebe, eifrige Fürbitterin, daß alle Wün-
sche ihres Herzens erfüllt werden sollen,

wenn

das ganze Elend, in welchem ſich der
Rath T* ſammt ſeinen Kindern befaͤn-
den, und bat ihn um der letztern willen,
Gnade und Nachſicht fuͤr den erſten zu ha-
ben, der ſeine Unvorſichtigkeit ſchon
lange durch ſeinen Kummer gebuͤßet haͤtte.
Er verſprach mir alles Gute, lobte mich
wegen meinem Eifer, und ſetzte hinzu,
wie gerne er Ungluͤcklichen zu Huͤlfe kom-
me; aber, da er wohl einſehe, daß die-
jenigen, die ihn umgaͤben, immer zuerſt
fuͤr ſich und die ihrigen beſorgt waͤren;
ich wuͤrde ihm vieles Vergnuͤgen machen,
wenn ich ihm noch mehr Gegenſtaͤnde ſei-
ner Wohlthaͤtigkeit anzeigen wollte.

Jch verſicherte ihn, daß ich ſeine Gna-
de nicht mißbrauchen wuͤrde, wiederhohl-
te nochmals ganz kurz meine Bitte fuͤr
die Familie T*.

Er nahm meine Hand, druͤckte ſie mit
ſeinen beyden Haͤnden, und ſagte mit be-
wegtem Ton: ich verſpreche Jhnen meine
liebe, eifrige Fuͤrbitterin, daß alle Wuͤn-
ſche ihres Herzens erfuͤllt werden ſollen,

wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0309" n="283"/>
das ganze Elend, in welchem &#x017F;ich der<lb/>
Rath T* &#x017F;ammt &#x017F;einen Kindern befa&#x0364;n-<lb/>
den, und bat ihn um der letztern willen,<lb/>
Gnade und Nach&#x017F;icht fu&#x0364;r den er&#x017F;ten zu ha-<lb/>
ben, der &#x017F;eine Unvor&#x017F;ichtigkeit &#x017F;chon<lb/>
lange durch &#x017F;einen Kummer gebu&#x0364;ßet ha&#x0364;tte.<lb/>
Er ver&#x017F;prach mir alles Gute, lobte mich<lb/>
wegen meinem Eifer, und &#x017F;etzte hinzu,<lb/>
wie gerne er Unglu&#x0364;cklichen zu Hu&#x0364;lfe kom-<lb/>
me; aber, da er wohl ein&#x017F;ehe, daß die-<lb/>
jenigen, die ihn umga&#x0364;ben, immer zuer&#x017F;t<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich und die ihrigen be&#x017F;orgt wa&#x0364;ren;<lb/>
ich wu&#x0364;rde ihm vieles Vergnu&#x0364;gen machen,<lb/>
wenn ich ihm noch mehr Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;ei-<lb/>
ner Wohltha&#x0364;tigkeit anzeigen wollte.</p><lb/>
          <p>Jch ver&#x017F;icherte ihn, daß ich &#x017F;eine Gna-<lb/>
de nicht mißbrauchen wu&#x0364;rde, wiederhohl-<lb/>
te nochmals ganz kurz meine Bitte fu&#x0364;r<lb/>
die Familie T*.</p><lb/>
          <p>Er nahm meine Hand, dru&#x0364;ckte &#x017F;ie mit<lb/>
&#x017F;einen beyden Ha&#x0364;nden, und &#x017F;agte mit be-<lb/>
wegtem Ton: ich ver&#x017F;preche Jhnen meine<lb/>
liebe, eifrige Fu&#x0364;rbitterin, daß alle Wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;che ihres Herzens erfu&#x0364;llt werden &#x017F;ollen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0309] das ganze Elend, in welchem ſich der Rath T* ſammt ſeinen Kindern befaͤn- den, und bat ihn um der letztern willen, Gnade und Nachſicht fuͤr den erſten zu ha- ben, der ſeine Unvorſichtigkeit ſchon lange durch ſeinen Kummer gebuͤßet haͤtte. Er verſprach mir alles Gute, lobte mich wegen meinem Eifer, und ſetzte hinzu, wie gerne er Ungluͤcklichen zu Huͤlfe kom- me; aber, da er wohl einſehe, daß die- jenigen, die ihn umgaͤben, immer zuerſt fuͤr ſich und die ihrigen beſorgt waͤren; ich wuͤrde ihm vieles Vergnuͤgen machen, wenn ich ihm noch mehr Gegenſtaͤnde ſei- ner Wohlthaͤtigkeit anzeigen wollte. Jch verſicherte ihn, daß ich ſeine Gna- de nicht mißbrauchen wuͤrde, wiederhohl- te nochmals ganz kurz meine Bitte fuͤr die Familie T*. Er nahm meine Hand, druͤckte ſie mit ſeinen beyden Haͤnden, und ſagte mit be- wegtem Ton: ich verſpreche Jhnen meine liebe, eifrige Fuͤrbitterin, daß alle Wuͤn- ſche ihres Herzens erfuͤllt werden ſollen, wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/309
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/309>, abgerufen am 25.11.2024.