ihm einflößte, zweymal gemacht hat. Et- liche Tage kämpfte ich mit mir, aber da ich den vierten Abend einen Besuch in dem trostlosen Hause machte, die Aeltern froh über meine Gaben, das Haus aber noch leer von Nothdürftigkeiten und mit sechs theils großen theils kleinen Kindern besetzt sahe, o da hieß ich meine Empfindlichkeit für meine Ruhe und Jdeen derjenigen wei- chen, welche mich zum Besten dieser Kin- der einnahm; sollte die Delicatesse meiner Eigenliebe nicht der Pflicht der Hülfe mei- nes nothleidenden Nächsten Platz machen, und der Widerwille, den mir die aufglim- mende Liebe des Fürsten erreget, sollte dieser das Bild der Freude verdrängen, welche durch die Erhaltung eines Amts und Einkommens in diese Familie kommen würde. Jch war der Achtung gewiß, die er für denselben hätte; und was dergleichen mehr war. Man hatte mich der Hülfe versichert; mein Herz wußte, daß mir die Liebe des Fürsten ohne meine Einwilligung nicht schädlich seyn konnte; ich führte also gleich den andern Tag meinen Entschluß
aus,
S 5
ihm einfloͤßte, zweymal gemacht hat. Et- liche Tage kaͤmpfte ich mit mir, aber da ich den vierten Abend einen Beſuch in dem troſtloſen Hauſe machte, die Aeltern froh uͤber meine Gaben, das Haus aber noch leer von Nothduͤrftigkeiten und mit ſechs theils großen theils kleinen Kindern beſetzt ſahe, o da hieß ich meine Empfindlichkeit fuͤr meine Ruhe und Jdeen derjenigen wei- chen, welche mich zum Beſten dieſer Kin- der einnahm; ſollte die Delicateſſe meiner Eigenliebe nicht der Pflicht der Huͤlfe mei- nes nothleidenden Naͤchſten Platz machen, und der Widerwille, den mir die aufglim- mende Liebe des Fuͤrſten erreget, ſollte dieſer das Bild der Freude verdraͤngen, welche durch die Erhaltung eines Amts und Einkommens in dieſe Familie kommen wuͤrde. Jch war der Achtung gewiß, die er fuͤr denſelben haͤtte; und was dergleichen mehr war. Man hatte mich der Huͤlfe verſichert; mein Herz wußte, daß mir die Liebe des Fuͤrſten ohne meine Einwilligung nicht ſchaͤdlich ſeyn konnte; ich fuͤhrte alſo gleich den andern Tag meinen Entſchluß
aus,
S 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0307"n="281"/>
ihm einfloͤßte, zweymal gemacht hat. Et-<lb/>
liche Tage kaͤmpfte ich mit mir, aber da<lb/>
ich den vierten Abend einen Beſuch in dem<lb/>
troſtloſen Hauſe machte, die Aeltern froh<lb/>
uͤber meine Gaben, das Haus aber noch<lb/>
leer von Nothduͤrftigkeiten und mit ſechs<lb/>
theils großen theils kleinen Kindern beſetzt<lb/>ſahe, o da hieß ich meine Empfindlichkeit<lb/>
fuͤr meine Ruhe und Jdeen derjenigen wei-<lb/>
chen, welche mich zum Beſten dieſer Kin-<lb/>
der einnahm; ſollte die Delicateſſe meiner<lb/>
Eigenliebe nicht der Pflicht der Huͤlfe mei-<lb/>
nes nothleidenden Naͤchſten Platz machen,<lb/>
und der Widerwille, den mir die aufglim-<lb/>
mende Liebe des Fuͤrſten erreget, ſollte<lb/>
dieſer das Bild der Freude verdraͤngen,<lb/>
welche durch die Erhaltung eines Amts<lb/>
und Einkommens in dieſe Familie kommen<lb/>
wuͤrde. Jch war der Achtung gewiß, die er<lb/>
fuͤr denſelben haͤtte; und was dergleichen<lb/>
mehr war. Man hatte mich der Huͤlfe<lb/>
verſichert; mein Herz wußte, daß mir die<lb/>
Liebe des Fuͤrſten ohne meine Einwilligung<lb/>
nicht ſchaͤdlich ſeyn konnte; ich fuͤhrte alſo<lb/>
gleich den andern Tag meinen Entſchluß<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">aus,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[281/0307]
ihm einfloͤßte, zweymal gemacht hat. Et-
liche Tage kaͤmpfte ich mit mir, aber da
ich den vierten Abend einen Beſuch in dem
troſtloſen Hauſe machte, die Aeltern froh
uͤber meine Gaben, das Haus aber noch
leer von Nothduͤrftigkeiten und mit ſechs
theils großen theils kleinen Kindern beſetzt
ſahe, o da hieß ich meine Empfindlichkeit
fuͤr meine Ruhe und Jdeen derjenigen wei-
chen, welche mich zum Beſten dieſer Kin-
der einnahm; ſollte die Delicateſſe meiner
Eigenliebe nicht der Pflicht der Huͤlfe mei-
nes nothleidenden Naͤchſten Platz machen,
und der Widerwille, den mir die aufglim-
mende Liebe des Fuͤrſten erreget, ſollte
dieſer das Bild der Freude verdraͤngen,
welche durch die Erhaltung eines Amts
und Einkommens in dieſe Familie kommen
wuͤrde. Jch war der Achtung gewiß, die er
fuͤr denſelben haͤtte; und was dergleichen
mehr war. Man hatte mich der Huͤlfe
verſichert; mein Herz wußte, daß mir die
Liebe des Fuͤrſten ohne meine Einwilligung
nicht ſchaͤdlich ſeyn konnte; ich fuͤhrte alſo
gleich den andern Tag meinen Entſchluß
aus,
S 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/307>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.