guthe des Grafen von F*. Eine Brun- nencur, deren sich die Gräfin bedient, gab Gelegenheit, daß wir auf ein paar Tage zu einem Besuch dahin reisten. Meine Tante hatte die Gräfin B* und das Fräulein R. auch hin bestellt, und der Zufall brachte den Lord Derby dazu. Guth, Haus und Garten ist sehr schön. Die Damen hatten viele kleine weibliche Angelegenheiten unter sich auszumachen; man schickte also das Fräulein R. und mich mit Herrn Derby auf einen Spa- ziergang. Erst durchliefen wir das gan- ze Haus und den Garten, wo Milord in Wahrheit ein angenehmer Gesellschaf- ter war, indem er uns von der Verschie- denheit unterhielt, die der Nationalgeist eines jeden Volks in die Bauart und die Verzierungen legte. Er machte uns Be- schreibungen und Vergleichungen von Englischen, Jtalienischen und Französi- schen Gärten und Häusern, zeichnete auch wohl Eines und das Andere mit einer un- gemeinen Fertigkeit und ganz artig ab. Kurz, wir w[a]ren mit unserm Spazier-
gang
guthe des Grafen von F*. Eine Brun- nencur, deren ſich die Graͤfin bedient, gab Gelegenheit, daß wir auf ein paar Tage zu einem Beſuch dahin reiſten. Meine Tante hatte die Graͤfin B* und das Fraͤulein R. auch hin beſtellt, und der Zufall brachte den Lord Derby dazu. Guth, Haus und Garten iſt ſehr ſchoͤn. Die Damen hatten viele kleine weibliche Angelegenheiten unter ſich auszumachen; man ſchickte alſo das Fraͤulein R. und mich mit Herrn Derby auf einen Spa- ziergang. Erſt durchliefen wir das gan- ze Haus und den Garten, wo Milord in Wahrheit ein angenehmer Geſellſchaf- ter war, indem er uns von der Verſchie- denheit unterhielt, die der Nationalgeiſt eines jeden Volks in die Bauart und die Verzierungen legte. Er machte uns Be- ſchreibungen und Vergleichungen von Engliſchen, Jtalieniſchen und Franzoͤſi- ſchen Gaͤrten und Haͤuſern, zeichnete auch wohl Eines und das Andere mit einer un- gemeinen Fertigkeit und ganz artig ab. Kurz, wir w[a]ren mit unſerm Spazier-
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[194/0220]
guthe des Grafen von F*. Eine Brun-
nencur, deren ſich die Graͤfin bedient,
gab Gelegenheit, daß wir auf ein paar
Tage zu einem Beſuch dahin reiſten.
Meine Tante hatte die Graͤfin B* und
das Fraͤulein R. auch hin beſtellt, und der
Zufall brachte den Lord Derby dazu.
Guth, Haus und Garten iſt ſehr ſchoͤn.
Die Damen hatten viele kleine weibliche
Angelegenheiten unter ſich auszumachen;
man ſchickte alſo das Fraͤulein R. und
mich mit Herrn Derby auf einen Spa-
ziergang. Erſt durchliefen wir das gan-
ze Haus und den Garten, wo Milord
in Wahrheit ein angenehmer Geſellſchaf-
ter war, indem er uns von der Verſchie-
denheit unterhielt, die der Nationalgeiſt
eines jeden Volks in die Bauart und die
Verzierungen legte. Er machte uns Be-
ſchreibungen und Vergleichungen von
Engliſchen, Jtalieniſchen und Franzoͤſi-
ſchen Gaͤrten und Haͤuſern, zeichnete auch
wohl Eines und das Andere mit einer un-
gemeinen Fertigkeit und ganz artig ab.
Kurz, wir waren mit unſerm Spazier-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/220>, abgerufen am 24.11.2024.
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