[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.Hinderniß alle Tugenden, alle edeln und Jndessen genießen dennoch Religion dem M 5
Hinderniß alle Tugenden, alle edeln und Jndeſſen genießen dennoch Religion dem M 5
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Hinderniß alle Tugenden, alle edeln und
nuͤtzlichen Talente uͤben; in den Tagen
Jhrer Geſundheit, in den Jahren Jhrer
Kraͤfte alles Gute thun, was die meiſten
in der großen Welt in ihren letzten Stun-
den wuͤnſchen gethan zu haben!
Jndeſſen genießen dennoch Religion
und Tugend ganz ſchaͤtzbare Ehrenbezeu-
gungen. Die Hofkirchen ſind praͤchtig
geziert, die beſten Redner ſind zu Predi-
gern darinnen angeſtellt, die Gottesdienſte
werden ordentlich und ehrerbietig beſucht;
der Wohlſtand im Reden, im Bezeugen
wird genau und aͤngſtlich beobachtet; kein
Laſter darf ohne Maske erſcheinen; ja
ſelbſt die Tugend der Naͤchſtenliebe erhaͤlt
eine Art von Verehrung, in den ausge-
ſuchten und feinen Schmeicheleyen, die
immer eines der Eigenliebe des andern
macht. Alles dieſes iſt eine Quelle zu
moraliſchen Betrachtungen fuͤr mich wor-
den, aus welcher ich den Nutzen ſchoͤpfe,
in den Grundſaͤtzen meiner Erziehung im-
mer mehr und mehr beſtaͤrkt zu werden.
Oft beſchaͤfftigt ſich meine Phantaſie mit
dem
M 5
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/211>, abgerufen am 22.07.2024. |