nes Lebens mit ihr hinbringen könnte. Die Beschwerlichkeiten der Präbende würden mir an ihrer Seite sehr leichte werden.
Urtheilen Sie selbst, ob es mir em- pfindlich war, diese liebenswürdige Grä- fin wieder verlassen zu müssen; wiewohl sie die Gütigkeit hat, mich durch ihren Briefwechsel für den Verlust ihres reizen- den Umgangs zu entschädigen. Sie sol- len Briefe von ihr sehen, und dann sagen, ob ich zuviel von den Reizungen ihres Geistes gesagt habe.
Die Bescheidenheit, welche einen be- sondern Zug des Charakters ihrer Freun- din, der Gräfin von G. ausmacht, soll mich, da sie diesen Brief nicht zu sehen bekommen kann, nicht verhindern, Jhnen zu sagen, daß diese vortreffliche Dame nächst jener den meisten Antheil an dem Wunsch hatte, mein Leben, wenn es möglich gewesen wäre, in dieser glückli- chen Entfernung von der Welt hinzubrin- gen. Stilles Verdienst, das nur desto mehr einnimmt: weil es nicht glänzen
will,
nes Lebens mit ihr hinbringen koͤnnte. Die Beſchwerlichkeiten der Praͤbende wuͤrden mir an ihrer Seite ſehr leichte werden.
Urtheilen Sie ſelbſt, ob es mir em- pfindlich war, dieſe liebenswuͤrdige Graͤ- fin wieder verlaſſen zu muͤſſen; wiewohl ſie die Guͤtigkeit hat, mich durch ihren Briefwechſel fuͤr den Verluſt ihres reizen- den Umgangs zu entſchaͤdigen. Sie ſol- len Briefe von ihr ſehen, und dann ſagen, ob ich zuviel von den Reizungen ihres Geiſtes geſagt habe.
Die Beſcheidenheit, welche einen be- ſondern Zug des Charakters ihrer Freun- din, der Graͤfin von G. ausmacht, ſoll mich, da ſie dieſen Brief nicht zu ſehen bekommen kann, nicht verhindern, Jhnen zu ſagen, daß dieſe vortreffliche Dame naͤchſt jener den meiſten Antheil an dem Wunſch hatte, mein Leben, wenn es moͤglich geweſen waͤre, in dieſer gluͤckli- chen Entfernung von der Welt hinzubrin- gen. Stilles Verdienſt, das nur deſto mehr einnimmt: weil es nicht glaͤnzen
will,
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nes Lebens mit ihr hinbringen koͤnnte.
Die Beſchwerlichkeiten der Praͤbende
wuͤrden mir an ihrer Seite ſehr leichte
werden.
Urtheilen Sie ſelbſt, ob es mir em-
pfindlich war, dieſe liebenswuͤrdige Graͤ-
fin wieder verlaſſen zu muͤſſen; wiewohl
ſie die Guͤtigkeit hat, mich durch ihren
Briefwechſel fuͤr den Verluſt ihres reizen-
den Umgangs zu entſchaͤdigen. Sie ſol-
len Briefe von ihr ſehen, und dann ſagen,
ob ich zuviel von den Reizungen ihres
Geiſtes geſagt habe.
Die Beſcheidenheit, welche einen be-
ſondern Zug des Charakters ihrer Freun-
din, der Graͤfin von G. ausmacht, ſoll
mich, da ſie dieſen Brief nicht zu ſehen
bekommen kann, nicht verhindern, Jhnen
zu ſagen, daß dieſe vortreffliche Dame
naͤchſt jener den meiſten Antheil an dem
Wunſch hatte, mein Leben, wenn es
moͤglich geweſen waͤre, in dieſer gluͤckli-
chen Entfernung von der Welt hinzubrin-
gen. Stilles Verdienſt, das nur deſto
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/168>, abgerufen am 27.11.2024.
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