Dieß sehe und wünsche ich nicht, mei- ne Tante; aber was ich für Sie thun kann, soll geschehen.
Liebste Sophie, du bist eines der rei- zendesten Mädchen; aber der alte Pfarrer hat dir eine Menge pedantische Jdeen ge- geben, die mich plagen. Laß dich ein wenig davon zurückbringen.
Jch bin überzeugt, meine Frau Tante, daß das Hofleben für meinen Charakter nicht taugt; mein Geschmack, meine Nei- gungen, gehen in allem davon ab! und ich bekenne Jhnen, gnädige Tante, daß ich froher abreisen werde, als ich herge- kommen bin.
Du kennest ja den Hof noch nicht; wenn der Fürst kommt, dann lebt alles auf. Dann will ich dein Urtheil hören! und mache dich nur gefaßt; du kommst vor künftigem Frühjahr nicht aufs Land.
O ja, meine gnädige Tante, auf den Herbst gehe ich zur Gräfin R. so bald sie zurückgekommen seyn wird.
Und
Dieß ſehe und wuͤnſche ich nicht, mei- ne Tante; aber was ich fuͤr Sie thun kann, ſoll geſchehen.
Liebſte Sophie, du biſt eines der rei- zendeſten Maͤdchen; aber der alte Pfarrer hat dir eine Menge pedantiſche Jdeen ge- geben, die mich plagen. Laß dich ein wenig davon zuruͤckbringen.
Jch bin uͤberzeugt, meine Frau Tante, daß das Hofleben fuͤr meinen Charakter nicht taugt; mein Geſchmack, meine Nei- gungen, gehen in allem davon ab! und ich bekenne Jhnen, gnaͤdige Tante, daß ich froher abreiſen werde, als ich herge- kommen bin.
Du kenneſt ja den Hof noch nicht; wenn der Fuͤrſt kommt, dann lebt alles auf. Dann will ich dein Urtheil hoͤren! und mache dich nur gefaßt; du kommſt vor kuͤnftigem Fruͤhjahr nicht aufs Land.
O ja, meine gnaͤdige Tante, auf den Herbſt gehe ich zur Graͤfin R. ſo bald ſie zuruͤckgekommen ſeyn wird.
Und
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Dieß ſehe und wuͤnſche ich nicht, mei-
ne Tante; aber was ich fuͤr Sie thun
kann, ſoll geſchehen.
Liebſte Sophie, du biſt eines der rei-
zendeſten Maͤdchen; aber der alte Pfarrer
hat dir eine Menge pedantiſche Jdeen ge-
geben, die mich plagen. Laß dich ein
wenig davon zuruͤckbringen.
Jch bin uͤberzeugt, meine Frau Tante,
daß das Hofleben fuͤr meinen Charakter
nicht taugt; mein Geſchmack, meine Nei-
gungen, gehen in allem davon ab! und
ich bekenne Jhnen, gnaͤdige Tante, daß
ich froher abreiſen werde, als ich herge-
kommen bin.
Du kenneſt ja den Hof noch nicht;
wenn der Fuͤrſt kommt, dann lebt alles
auf. Dann will ich dein Urtheil hoͤren!
und mache dich nur gefaßt; du kommſt
vor kuͤnftigem Fruͤhjahr nicht aufs Land.
O ja, meine gnaͤdige Tante, auf den
Herbſt gehe ich zur Graͤfin R. ſo bald ſie
zuruͤckgekommen ſeyn wird.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/151>, abgerufen am 24.11.2024.
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