Moralisten hin. Schenke mir die Stun- de, und gieb mir deine ernsthafte Herren zum Unterpfand.
Meine Tante, ich will gerne zu ihnen kommen; aber meine besten Freunde kann ich nicht von mir entfernt wissen.
Komme immer mit, wir wollen in mei- nem Zimmer zanken.
Sie setzte sich an ihren Putztisch; da hatte ich auf eine Viertelstunde Unterhalt mit ihren beyden artigen Knaben, die um diese Tagszeit die Erlaubniß haben, ihre Mama zu sehen. Aber so bald sie fort waren, so blieb ich recht einfältig da sitzen, sah' der außerordentlichen Mühe zu, die sie sich um ihren Putz gab, und hörte Hoferzählungen an, die mir mißfielen; Ehrgeiz, und Liebes-Jntriguen, Tadel, Satyren, aufgethürmte Jdeen zu dem Glücksbau meines Oncles. Sey doch recht gefällig gegen die Gräfin F. setzte sie hinzu; du kannst deinem Oncle große Dienste thun, und selbst ein ansehnliches Glück machen.
Dieß
Moraliſten hin. Schenke mir die Stun- de, und gieb mir deine ernſthafte Herren zum Unterpfand.
Meine Tante, ich will gerne zu ihnen kommen; aber meine beſten Freunde kann ich nicht von mir entfernt wiſſen.
Komme immer mit, wir wollen in mei- nem Zimmer zanken.
Sie ſetzte ſich an ihren Putztiſch; da hatte ich auf eine Viertelſtunde Unterhalt mit ihren beyden artigen Knaben, die um dieſe Tagszeit die Erlaubniß haben, ihre Mama zu ſehen. Aber ſo bald ſie fort waren, ſo blieb ich recht einfaͤltig da ſitzen, ſah’ der außerordentlichen Muͤhe zu, die ſie ſich um ihren Putz gab, und hoͤrte Hoferzaͤhlungen an, die mir mißfielen; Ehrgeiz, und Liebes-Jntriguen, Tadel, Satyren, aufgethuͤrmte Jdeen zu dem Gluͤcksbau meines Oncles. Sey doch recht gefaͤllig gegen die Graͤfin F. ſetzte ſie hinzu; du kannſt deinem Oncle große Dienſte thun, und ſelbſt ein anſehnliches Gluͤck machen.
Dieß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0150"n="124"/>
Moraliſten hin. Schenke mir die Stun-<lb/>
de, und gieb mir deine ernſthafte Herren<lb/>
zum Unterpfand.</p><lb/><p>Meine Tante, ich will gerne zu ihnen<lb/>
kommen; aber meine beſten Freunde kann<lb/>
ich nicht von mir entfernt wiſſen.</p><lb/><p>Komme immer mit, wir wollen in mei-<lb/>
nem Zimmer zanken.</p><lb/><p>Sie ſetzte ſich an ihren Putztiſch; da<lb/>
hatte ich auf eine Viertelſtunde Unterhalt<lb/>
mit ihren beyden artigen Knaben, die um<lb/>
dieſe Tagszeit die Erlaubniß haben, ihre<lb/>
Mama zu ſehen. Aber ſo bald ſie fort<lb/>
waren, ſo blieb ich recht einfaͤltig da ſitzen,<lb/>ſah’ der außerordentlichen Muͤhe zu, die<lb/>ſie ſich um ihren Putz gab, und hoͤrte<lb/>
Hoferzaͤhlungen an, die mir mißfielen;<lb/>
Ehrgeiz, und Liebes-Jntriguen, Tadel,<lb/>
Satyren, aufgethuͤrmte Jdeen zu dem<lb/>
Gluͤcksbau meines Oncles. Sey doch<lb/>
recht gefaͤllig gegen die Graͤfin F. ſetzte<lb/>ſie hinzu; du kannſt deinem Oncle große<lb/>
Dienſte thun, und ſelbſt ein anſehnliches<lb/>
Gluͤck machen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Dieß</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[124/0150]
Moraliſten hin. Schenke mir die Stun-
de, und gieb mir deine ernſthafte Herren
zum Unterpfand.
Meine Tante, ich will gerne zu ihnen
kommen; aber meine beſten Freunde kann
ich nicht von mir entfernt wiſſen.
Komme immer mit, wir wollen in mei-
nem Zimmer zanken.
Sie ſetzte ſich an ihren Putztiſch; da
hatte ich auf eine Viertelſtunde Unterhalt
mit ihren beyden artigen Knaben, die um
dieſe Tagszeit die Erlaubniß haben, ihre
Mama zu ſehen. Aber ſo bald ſie fort
waren, ſo blieb ich recht einfaͤltig da ſitzen,
ſah’ der außerordentlichen Muͤhe zu, die
ſie ſich um ihren Putz gab, und hoͤrte
Hoferzaͤhlungen an, die mir mißfielen;
Ehrgeiz, und Liebes-Jntriguen, Tadel,
Satyren, aufgethuͤrmte Jdeen zu dem
Gluͤcksbau meines Oncles. Sey doch
recht gefaͤllig gegen die Graͤfin F. ſetzte
ſie hinzu; du kannſt deinem Oncle große
Dienſte thun, und ſelbſt ein anſehnliches
Gluͤck machen.
Dieß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/150>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.