lord Seymour; und alle, welche nur je- mals eine Jdee von diesen drey Eigen- schaften hätten, würden jede ganz deut- lich in seiner Bildung und in seinen Au- gen gezeichnet sehen. Jch übergehe den sanften männlichen Ton seiner Stimme, die gänzlich für den Ausdruck der Empfin- dungen seiner edeln Seele gemacht zu seyn scheint; das durch etwas melancholisches gedämpfte Feuer seiner schönen Augen, den unnachahmlich angenehmen und mit Größe vermengten Anstand aller seiner Bewegungen, und was ihn von allen Männern, deren ich, in den wenigen Wochen die ich hier bin, eine Menge ge- sehen habe, unterscheidet, ist (wenn ich mich schicklich ausdrücken kann) der tu- gendliche Blick seiner Augen, welche die einzigen sind, die mich nicht beleidigten, und keine widrige antipathetische Bewe- gung in meiner Seele verursachten.
Der Wunsch des Fräuleins C* mich immer um sich zu sehen, verursachte bey ihm die Frage: Ob ich denn nicht in D. bleiben würde? Meine Antwort war, ich
glaubte
lord Seymour; und alle, welche nur je- mals eine Jdee von dieſen drey Eigen- ſchaften haͤtten, wuͤrden jede ganz deut- lich in ſeiner Bildung und in ſeinen Au- gen gezeichnet ſehen. Jch uͤbergehe den ſanften maͤnnlichen Ton ſeiner Stimme, die gaͤnzlich fuͤr den Ausdruck der Empfin- dungen ſeiner edeln Seele gemacht zu ſeyn ſcheint; das durch etwas melancholiſches gedaͤmpfte Feuer ſeiner ſchoͤnen Augen, den unnachahmlich angenehmen und mit Groͤße vermengten Anſtand aller ſeiner Bewegungen, und was ihn von allen Maͤnnern, deren ich, in den wenigen Wochen die ich hier bin, eine Menge ge- ſehen habe, unterſcheidet, iſt (wenn ich mich ſchicklich ausdruͤcken kann) der tu- gendliche Blick ſeiner Augen, welche die einzigen ſind, die mich nicht beleidigten, und keine widrige antipathetiſche Bewe- gung in meiner Seele verurſachten.
Der Wunſch des Fraͤuleins C* mich immer um ſich zu ſehen, verurſachte bey ihm die Frage: Ob ich denn nicht in D. bleiben wuͤrde? Meine Antwort war, ich
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lord Seymour; und alle, welche nur je-
mals eine Jdee von dieſen drey Eigen-
ſchaften haͤtten, wuͤrden jede ganz deut-
lich in ſeiner Bildung und in ſeinen Au-
gen gezeichnet ſehen. Jch uͤbergehe den
ſanften maͤnnlichen Ton ſeiner Stimme,
die gaͤnzlich fuͤr den Ausdruck der Empfin-
dungen ſeiner edeln Seele gemacht zu ſeyn
ſcheint; das durch etwas melancholiſches
gedaͤmpfte Feuer ſeiner ſchoͤnen Augen,
den unnachahmlich angenehmen und mit
Groͤße vermengten Anſtand aller ſeiner
Bewegungen, und was ihn von allen
Maͤnnern, deren ich, in den wenigen
Wochen die ich hier bin, eine Menge ge-
ſehen habe, unterſcheidet, iſt (wenn ich
mich ſchicklich ausdruͤcken kann) der tu-
gendliche Blick ſeiner Augen, welche die
einzigen ſind, die mich nicht beleidigten,
und keine widrige antipathetiſche Bewe-
gung in meiner Seele verurſachten.
Der Wunſch des Fraͤuleins C* mich
immer um ſich zu ſehen, verurſachte bey
ihm die Frage: Ob ich denn nicht in D.
bleiben wuͤrde? Meine Antwort war, ich
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/132>, abgerufen am 22.11.2024.
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