Ueberzeugungen meiner Seele. Möch- ten doch, so dacht' ich bey hundert Stellen, möchten meine Töchter so denken, so handeln lernen, wie So- phie Sternheim! Möchte mich der Himmel die Glückseligkeit erfahren lassen, diese ungeschminkte Aufrichtig- keit der Seele, diese sich immer glei- che Güte, dieses zarte Gefühl des Wahren und Schönen, diese aus ei- ner innern Quelle stammende Ausü- bung jeder Tugend, diese ungeheuchel- te Frömmigkeit, welche anstatt der Schönheit und dem Adel der Seele hinderlich zu seyn, die der ihrigen selbst die schönste und beste aller Tugen- den ist, dieses zärtliche, mitleidsvolle, wohlthätige Herz, diese gesunde, un- verfälschte Art von den Gegenständen des menschlichen Lebens und ihrem Werthe, von Glück, Ansehen und Vergnügen zu urtheilen, -- Kurz, alle Eigenschaften des Geistes und
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Ueberzeugungen meiner Seele. Moͤch- ten doch, ſo dacht’ ich bey hundert Stellen, moͤchten meine Toͤchter ſo denken, ſo handeln lernen, wie So- phie Sternheim! Moͤchte mich der Himmel die Gluͤckſeligkeit erfahren laſſen, dieſe ungeſchminkte Aufrichtig- keit der Seele, dieſe ſich immer glei- che Guͤte, dieſes zarte Gefuͤhl des Wahren und Schoͤnen, dieſe aus ei- ner innern Quelle ſtammende Ausuͤ- bung jeder Tugend, dieſe ungeheuchel- te Froͤmmigkeit, welche anſtatt der Schoͤnheit und dem Adel der Seele hinderlich zu ſeyn, die der ihrigen ſelbſt die ſchoͤnſte und beſte aller Tugen- den iſt, dieſes zaͤrtliche, mitleidsvolle, wohlthaͤtige Herz, dieſe geſunde, un- verfaͤlſchte Art von den Gegenſtaͤnden des menſchlichen Lebens und ihrem Werthe, von Gluͤck, Anſehen und Vergnuͤgen zu urtheilen, — Kurz, alle Eigenſchaften des Geiſtes und
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[IX/0013]
Ueberzeugungen meiner Seele. Moͤch-
ten doch, ſo dacht’ ich bey hundert
Stellen, moͤchten meine Toͤchter ſo
denken, ſo handeln lernen, wie So-
phie Sternheim! Moͤchte mich der
Himmel die Gluͤckſeligkeit erfahren
laſſen, dieſe ungeſchminkte Aufrichtig-
keit der Seele, dieſe ſich immer glei-
che Guͤte, dieſes zarte Gefuͤhl des
Wahren und Schoͤnen, dieſe aus ei-
ner innern Quelle ſtammende Ausuͤ-
bung jeder Tugend, dieſe ungeheuchel-
te Froͤmmigkeit, welche anſtatt der
Schoͤnheit und dem Adel der Seele
hinderlich zu ſeyn, die der ihrigen
ſelbſt die ſchoͤnſte und beſte aller Tugen-
den iſt, dieſes zaͤrtliche, mitleidsvolle,
wohlthaͤtige Herz, dieſe geſunde, un-
verfaͤlſchte Art von den Gegenſtaͤnden
des menſchlichen Lebens und ihrem
Werthe, von Gluͤck, Anſehen und
Vergnuͤgen zu urtheilen, — Kurz,
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/13>, abgerufen am 18.12.2024.
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