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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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heim gleichen, getraue ich mir ganze
Stunden allein hinzubringen.

"So, und Sie brächten mit diesem
schönen Einfall mein Haus in den Ruf,
daß es darinn spüke!"

Das möchte ich wohl; um alle übrige
Cavaliere abzuhalten, hieher zu kommen;
aber dann würde ich auch den reizenden
Geist zu beschwöreen suchen, daß er sich
wegtragen ließe. --

"Gut, Graf F**, gut, das ist artig
gesagt! Wurde in dem Zimmer von allen
wiederhohlt.

"Nun meine Nichte, würden Sie sich
beschwören lassen?"

Jch weis sehr wenig von der Geister-
welt, antwortete ich; doch glaube ich,
daß für jedes Gespenst, eine eigne Art
von Beschwörung gewählt werden müsse,
und die Entsetzung, die ich dem Grafen
bey meiner Erscheinung verursachte, läßt
mich denken, daß ich unter dem Schutz
eines mächtigern Geistes bin, als der ist,
der beschwören lernt.

Vortreff-

heim gleichen, getraue ich mir ganze
Stunden allein hinzubringen.

„So, und Sie braͤchten mit dieſem
ſchoͤnen Einfall mein Haus in den Ruf,
daß es darinn ſpuͤke!“

Das moͤchte ich wohl; um alle uͤbrige
Cavaliere abzuhalten, hieher zu kommen;
aber dann wuͤrde ich auch den reizenden
Geiſt zu beſchwoͤreen ſuchen, daß er ſich
wegtragen ließe. —

„Gut, Graf F**, gut, das iſt artig
geſagt! Wurde in dem Zimmer von allen
wiederhohlt.

„Nun meine Nichte, wuͤrden Sie ſich
beſchwoͤren laſſen?“

Jch weis ſehr wenig von der Geiſter-
welt, antwortete ich; doch glaube ich,
daß fuͤr jedes Geſpenſt, eine eigne Art
von Beſchwoͤrung gewaͤhlt werden muͤſſe,
und die Entſetzung, die ich dem Grafen
bey meiner Erſcheinung verurſachte, laͤßt
mich denken, daß ich unter dem Schutz
eines maͤchtigern Geiſtes bin, als der iſt,
der beſchwoͤren lernt.

Vortreff-
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[94/0120] heim gleichen, getraue ich mir ganze Stunden allein hinzubringen. „So, und Sie braͤchten mit dieſem ſchoͤnen Einfall mein Haus in den Ruf, daß es darinn ſpuͤke!“ Das moͤchte ich wohl; um alle uͤbrige Cavaliere abzuhalten, hieher zu kommen; aber dann wuͤrde ich auch den reizenden Geiſt zu beſchwoͤreen ſuchen, daß er ſich wegtragen ließe. — „Gut, Graf F**, gut, das iſt artig geſagt! Wurde in dem Zimmer von allen wiederhohlt. „Nun meine Nichte, wuͤrden Sie ſich beſchwoͤren laſſen?“ Jch weis ſehr wenig von der Geiſter- welt, antwortete ich; doch glaube ich, daß fuͤr jedes Geſpenſt, eine eigne Art von Beſchwoͤrung gewaͤhlt werden muͤſſe, und die Entſetzung, die ich dem Grafen bey meiner Erſcheinung verurſachte, laͤßt mich denken, daß ich unter dem Schutz eines maͤchtigern Geiſtes bin, als der iſt, der beſchwoͤren lernt. Vortreff-

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/120>, abgerufen am 27.11.2024.