Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.höchsten Kreise für die Politik interessierten, zu den wirk- Jn unserem Nachbarlande Dänemark hat sich bei zu- höchsten Kreise für die Politik interessierten, zu den wirk- Jn unserem Nachbarlande Dänemark hat sich bei zu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="6"/> höchsten Kreise für die Politik interessierten, zu den wirk-<lb/> samsten Förderern der Emanzipation, als deren Frucht<lb/> dann sehr bald die Stimmrechtsforderung auftrat, die den<lb/> Parteien heute so beschwerlich wird.</p><lb/> <p>Jn unserem Nachbarlande Dänemark hat sich bei zu-<lb/> nehmender Demokratisierung eine ähnliche Entwicklung<lb/> abgespielt wie in England. Sie scheint nur noch schneller<lb/> und sicherer zum widrigen Abschluß zu kommen als dort,<lb/> da die konservative Partei und die monarchische Gewalt<lb/> im parlamentarisch regierten Dänemark zu schwach sind,<lb/> um ein genügendes Gegengewicht in die Wagschale werfen<lb/> zu können. Das am gründlichsten demokratisierte Norwegen<lb/> hat den Giftbecher bereits bis auf die Neige geleert und<lb/> leidet schon unter seinen verderblichen Wirkungen, während<lb/> Schweden vielleicht noch zu retten ist. – So hat die von<lb/> Amerika ausgehende und zur Zeit unter englisch-amerika-<lb/> nischer Führung stehende internationale Frauenbewegung<lb/> einen wahren Siegeszug durch die Länder germanischer<lb/> Rasse angetreten und steht auch in Deutschland gefahr-<lb/> drohend genug da. – Eine gewisse Jronie des Schicksals<lb/> will es, daß gerade die germanischen Männer, die den<lb/> Frauen stets die größte Ritterlichkeit und Hochachtung ent-<lb/> gegengebracht haben, der Weiberherrschaft am schnellsten<lb/> verfallen – richtiger allerdings <hi rendition="#g">der Jungfernherrschaft,<lb/> dem Virginismus</hi>. Aber schließlich kommt es zu diesem<lb/> traurigen Ende doch nur deswegen, weil die Männer als<lb/> überkluge Politiker die Frauenfrage zu einer Parteifrage<lb/> gestempelt haben. Das tritt besonders deutlich in den<lb/> romanischen Ländern zutage. Dort ist eine kräftige<lb/> Frauenbewegung überhaupt noch nicht vorhanden, aber<lb/>   </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0008]
höchsten Kreise für die Politik interessierten, zu den wirk-
samsten Förderern der Emanzipation, als deren Frucht
dann sehr bald die Stimmrechtsforderung auftrat, die den
Parteien heute so beschwerlich wird.
Jn unserem Nachbarlande Dänemark hat sich bei zu-
nehmender Demokratisierung eine ähnliche Entwicklung
abgespielt wie in England. Sie scheint nur noch schneller
und sicherer zum widrigen Abschluß zu kommen als dort,
da die konservative Partei und die monarchische Gewalt
im parlamentarisch regierten Dänemark zu schwach sind,
um ein genügendes Gegengewicht in die Wagschale werfen
zu können. Das am gründlichsten demokratisierte Norwegen
hat den Giftbecher bereits bis auf die Neige geleert und
leidet schon unter seinen verderblichen Wirkungen, während
Schweden vielleicht noch zu retten ist. – So hat die von
Amerika ausgehende und zur Zeit unter englisch-amerika-
nischer Führung stehende internationale Frauenbewegung
einen wahren Siegeszug durch die Länder germanischer
Rasse angetreten und steht auch in Deutschland gefahr-
drohend genug da. – Eine gewisse Jronie des Schicksals
will es, daß gerade die germanischen Männer, die den
Frauen stets die größte Ritterlichkeit und Hochachtung ent-
gegengebracht haben, der Weiberherrschaft am schnellsten
verfallen – richtiger allerdings der Jungfernherrschaft,
dem Virginismus. Aber schließlich kommt es zu diesem
traurigen Ende doch nur deswegen, weil die Männer als
überkluge Politiker die Frauenfrage zu einer Parteifrage
gestempelt haben. Das tritt besonders deutlich in den
romanischen Ländern zutage. Dort ist eine kräftige
Frauenbewegung überhaupt noch nicht vorhanden, aber
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(2017-04-13T13:51:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
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