Hilfe zu leihen, die die Stimmrechtsforderung ins Programm aufgenommen hat. Damit sollen die bürger- lichen Parteien genötigt werden, das Beispiel der Arbeiter nachzuahmen. - Auch die schwedischen "sogenannten" konservativen Frauen haben die eigene Partei bei den Wahlen boykottiert, weil sie noch nicht einmütig genug für das Frauenstimmrecht eintritt.
Aber auch unsere deutschen Rechtlerinnen sind nicht sparsam mit der Drohung des Abmarsches zu einer anderen Partei, sobald die gewählte Richtung nicht mit der nötigen Freudigkeit auf ihre Forderungen eingeht. So erklärte Frau Minna Cauer nach dem Mannheimer Parteitage, "daß die fortschrittliche Volkspartei völlig versagt habe und verdiente, daß alle Frauen ihren Austritt erklärten." - Derartige Pressungen werden umso erfolgreicher sein, jemehr die Damen etwa an Wahlhilfe geleistet haben. Jm Februar- heft der "Frau" (1914) wird darauf hingewiesen, daß im preußischen Landtage ein Antrag der fortschrittlichen Volkspartei vorliege um Gewährung des Kommunal- wahlrechts an die wirtschaftlich selbständigen Frauen. Hierzu bemerkt Frl. Hel. Lange: "Es wäre interessant, zu sehen, wie sich die Nationalliberalen im Landtage zu dieser Forderung stellen werden, nachdem sie in ver- schiedenen Städten jüngst bei den Stadtverordneten- wahlen von der Mitarbeit der Frauen anerkanntermaßen einen beträchtlichen Gewinn zu verzeichnen hatten." - Diese Äußerung bestätigt nicht allein, welche gefährlichen Konsequenzen es hat, wenn die politischen Parteien beginnen, sich die Wahlhilfe der Rechtlerinnen gefallen
Hilfe zu leihen, die die Stimmrechtsforderung ins Programm aufgenommen hat. Damit sollen die bürger- lichen Parteien genötigt werden, das Beispiel der Arbeiter nachzuahmen. – Auch die schwedischen „sogenannten“ konservativen Frauen haben die eigene Partei bei den Wahlen boykottiert, weil sie noch nicht einmütig genug für das Frauenstimmrecht eintritt.
Aber auch unsere deutschen Rechtlerinnen sind nicht sparsam mit der Drohung des Abmarsches zu einer anderen Partei, sobald die gewählte Richtung nicht mit der nötigen Freudigkeit auf ihre Forderungen eingeht. So erklärte Frau Minna Cauer nach dem Mannheimer Parteitage, „daß die fortschrittliche Volkspartei völlig versagt habe und verdiente, daß alle Frauen ihren Austritt erklärten.“ – Derartige Pressungen werden umso erfolgreicher sein, jemehr die Damen etwa an Wahlhilfe geleistet haben. Jm Februar- heft der „Frau“ (1914) wird darauf hingewiesen, daß im preußischen Landtage ein Antrag der fortschrittlichen Volkspartei vorliege um Gewährung des Kommunal- wahlrechts an die wirtschaftlich selbständigen Frauen. Hierzu bemerkt Frl. Hel. Lange: „Es wäre interessant, zu sehen, wie sich die Nationalliberalen im Landtage zu dieser Forderung stellen werden, nachdem sie in ver- schiedenen Städten jüngst bei den Stadtverordneten- wahlen von der Mitarbeit der Frauen anerkanntermaßen einen beträchtlichen Gewinn zu verzeichnen hatten.“ – Diese Äußerung bestätigt nicht allein, welche gefährlichen Konsequenzen es hat, wenn die politischen Parteien beginnen, sich die Wahlhilfe der Rechtlerinnen gefallen
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Hilfe zu leihen, die die Stimmrechtsforderung ins
Programm aufgenommen hat. Damit sollen die bürger-
lichen Parteien genötigt werden, das Beispiel der Arbeiter
nachzuahmen. – Auch die schwedischen „sogenannten“
konservativen Frauen haben die eigene Partei bei den
Wahlen boykottiert, weil sie noch nicht einmütig genug
für das Frauenstimmrecht eintritt.
Aber auch unsere deutschen Rechtlerinnen sind nicht
sparsam mit der Drohung des Abmarsches zu einer
anderen Partei, sobald die gewählte Richtung nicht mit
der nötigen Freudigkeit auf ihre Forderungen eingeht.
So erklärte Frau Minna Cauer nach dem Mannheimer
Parteitage, „daß die fortschrittliche Volkspartei
völlig versagt habe und verdiente, daß alle
Frauen ihren Austritt erklärten.“ – Derartige
Pressungen werden umso erfolgreicher sein, jemehr die
Damen etwa an Wahlhilfe geleistet haben. Jm Februar-
heft der „Frau“ (1914) wird darauf hingewiesen, daß
im preußischen Landtage ein Antrag der fortschrittlichen
Volkspartei vorliege um Gewährung des Kommunal-
wahlrechts an die wirtschaftlich selbständigen Frauen.
Hierzu bemerkt Frl. Hel. Lange: „Es wäre interessant,
zu sehen, wie sich die Nationalliberalen im Landtage zu
dieser Forderung stellen werden, nachdem sie in ver-
schiedenen Städten jüngst bei den Stadtverordneten-
wahlen von der Mitarbeit der Frauen anerkanntermaßen
einen beträchtlichen Gewinn zu verzeichnen hatten.“ –
Diese Äußerung bestätigt nicht allein, welche gefährlichen
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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/69>, abgerufen am 17.02.2025.
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