Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.um ihr Recht, ihre Anerkennung als vollwertige Menschen um ihr Recht, ihre Anerkennung als vollwertige Menschen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0058" n="56"/> um ihr Recht, ihre Anerkennung als vollwertige Menschen<lb/> kämpfen, gleich wieder nach errungenem Siege in den<lb/> Abgrund der Verantwortungslosigkeit, der Abhängigkeit<lb/> stößt. Das aber würde geschehen, wenn wir nicht ein<lb/> allgemeines Stimmrecht fordern und erhalten“. – So<lb/> spricht eine Rechtlerin, die sich heute zu den „gemäßigten“<lb/> zählt und gern in nationalliberalen Versammlungen das<lb/> Wort nimmt. Unsere Parteiführer mögen daraus die<lb/> wichtige Lehre entnehmen, daß die „Mäßigung“ so-<lb/> genannter konservativer oder liberaler Frauenrechtlerinnen<lb/> oft recht zweifelhafter Art ist und in der Regel ein<lb/> Produkt weiblicher Taktik sein dürfte. Wer überhaupt<lb/> die Gerissenheit (<hi rendition="#aq">smartness</hi> der Amerikaner) als eine<lb/> unumgänglich notwendige Eigentümlichkeit des tüchtigen<lb/> Politikers fordert, der muß durchaus ein Freund der<lb/> modernen Politikerinnen werden. Es ist für den Erforscher<lb/> der weiblichen Psyche geradezu ein geistiger – moralisch<lb/> allerdings wenig befriedigender – Genuß, aus amerika-<lb/> nischen Zeitungen zu hören, nach welch' raffiniert aus-<lb/> geflügelter, echt weiblicher Methode 4 Chikagoer Damen<lb/> den dortigen regierenden Männern das Frauenstimmrecht<lb/><hi rendition="#g">abgelistet</hi> haben. Entsprechend dem internationalen<lb/> Charakter der von Amerika ausgehenden radikalen Frauen-<lb/> bewegung ist diese „<hi rendition="#aq">smartness</hi>“ der Amerikanerinnen<lb/> heutzutage Gemeingut der Rechtlerinnen geworden. Wir<lb/> haben schon im vorigen Kapitel die konzentrierte, ziel-<lb/> strebige Arbeitsmethode unserer deutschen Frauenorgani-<lb/> sationen im Kampfe um das kommunale Wahlrecht<lb/> charakterisiert. Derselben international bewährten Strategie,<lb/> die in der Wahl der Kriegsmittel nicht wählerisch ist,<lb/>   </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0058]
um ihr Recht, ihre Anerkennung als vollwertige Menschen
kämpfen, gleich wieder nach errungenem Siege in den
Abgrund der Verantwortungslosigkeit, der Abhängigkeit
stößt. Das aber würde geschehen, wenn wir nicht ein
allgemeines Stimmrecht fordern und erhalten“. – So
spricht eine Rechtlerin, die sich heute zu den „gemäßigten“
zählt und gern in nationalliberalen Versammlungen das
Wort nimmt. Unsere Parteiführer mögen daraus die
wichtige Lehre entnehmen, daß die „Mäßigung“ so-
genannter konservativer oder liberaler Frauenrechtlerinnen
oft recht zweifelhafter Art ist und in der Regel ein
Produkt weiblicher Taktik sein dürfte. Wer überhaupt
die Gerissenheit (smartness der Amerikaner) als eine
unumgänglich notwendige Eigentümlichkeit des tüchtigen
Politikers fordert, der muß durchaus ein Freund der
modernen Politikerinnen werden. Es ist für den Erforscher
der weiblichen Psyche geradezu ein geistiger – moralisch
allerdings wenig befriedigender – Genuß, aus amerika-
nischen Zeitungen zu hören, nach welch' raffiniert aus-
geflügelter, echt weiblicher Methode 4 Chikagoer Damen
den dortigen regierenden Männern das Frauenstimmrecht
abgelistet haben. Entsprechend dem internationalen
Charakter der von Amerika ausgehenden radikalen Frauen-
bewegung ist diese „smartness“ der Amerikanerinnen
heutzutage Gemeingut der Rechtlerinnen geworden. Wir
haben schon im vorigen Kapitel die konzentrierte, ziel-
strebige Arbeitsmethode unserer deutschen Frauenorgani-
sationen im Kampfe um das kommunale Wahlrecht
charakterisiert. Derselben international bewährten Strategie,
die in der Wahl der Kriegsmittel nicht wählerisch ist,
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(2017-04-13T13:51:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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