gung, auch des Staates, ist die Selbstbehauptung. Daß es hierzu vor allem männlicher physischer und geistiger Kraft, Entschlußfähigkeit und unbeugsamen Todes- mutes bedarf, lehren die heutigen eisernen Zeiten auch dem blödesten Kulturschwärmer auf die eindringlichste Weise. Was sollte heute aus unserem Vaterlande und seiner komplizierten friedlichen Kulturarbeit werden, wenn nicht der vielgeschmähte Militarismus aus unseren jungen Männern kraftvolle Helden gemacht hätte, die freudigen Mutes ihr Herzblut für die Ehre und Größe des Vater- landes dahingeben? - Es ist die fein durchgebildete Technik und Wissenschaft der Männer, das männliche Pflichtgefühl, die musterhafte Manneszucht, das hoch- gespannte männliche Ehrgefühl, die uns in Not und Tod, in Blut und Tränen heute die Rettung unseres Volkes sichern. Vor einigen Jahren schrieb eine englische Dame, die in Deutschland reiste, einer englischen Zeitung u. a. folgendes über ihre Eindrücke:
"Der Deutsche von heute ist noch immer der Sohn des Krieges von 1870; er hat das Wissen von der Be- deutung der Macht und den Stolz des Siegers mit der Muttermilch eingesogen, auf des Vaters Knieen gelernt, und er erzieht seinen Sohn in demselben Geiste. Nichts ergreift den englischen Geist stärker als das beständige Gefühl von einer großen unsichtbaren Macht, die alles und jeden lenkt, das man in Deutschland hat. Stets ist sie da, schweigend, wachsam, bereit. Sie wacht über jeden, schützt ihn in einer Weise, die jemandem, der lange in romanischen Ländern gelebt hat, unglaublich erscheint." - Und worin findet die englische Beobachterin die Grund-
gung, auch des Staates, ist die Selbstbehauptung. Daß es hierzu vor allem männlicher physischer und geistiger Kraft, Entschlußfähigkeit und unbeugsamen Todes- mutes bedarf, lehren die heutigen eisernen Zeiten auch dem blödesten Kulturschwärmer auf die eindringlichste Weise. Was sollte heute aus unserem Vaterlande und seiner komplizierten friedlichen Kulturarbeit werden, wenn nicht der vielgeschmähte Militarismus aus unseren jungen Männern kraftvolle Helden gemacht hätte, die freudigen Mutes ihr Herzblut für die Ehre und Größe des Vater- landes dahingeben? – Es ist die fein durchgebildete Technik und Wissenschaft der Männer, das männliche Pflichtgefühl, die musterhafte Manneszucht, das hoch- gespannte männliche Ehrgefühl, die uns in Not und Tod, in Blut und Tränen heute die Rettung unseres Volkes sichern. Vor einigen Jahren schrieb eine englische Dame, die in Deutschland reiste, einer englischen Zeitung u. a. folgendes über ihre Eindrücke:
„Der Deutsche von heute ist noch immer der Sohn des Krieges von 1870; er hat das Wissen von der Be- deutung der Macht und den Stolz des Siegers mit der Muttermilch eingesogen, auf des Vaters Knieen gelernt, und er erzieht seinen Sohn in demselben Geiste. Nichts ergreift den englischen Geist stärker als das beständige Gefühl von einer großen unsichtbaren Macht, die alles und jeden lenkt, das man in Deutschland hat. Stets ist sie da, schweigend, wachsam, bereit. Sie wacht über jeden, schützt ihn in einer Weise, die jemandem, der lange in romanischen Ländern gelebt hat, unglaublich erscheint.“ – Und worin findet die englische Beobachterin die Grund-
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gung, auch des Staates, ist die Selbstbehauptung.
Daß es hierzu vor allem männlicher physischer und
geistiger Kraft, Entschlußfähigkeit und unbeugsamen Todes-
mutes bedarf, lehren die heutigen eisernen Zeiten auch
dem blödesten Kulturschwärmer auf die eindringlichste
Weise. Was sollte heute aus unserem Vaterlande und
seiner komplizierten friedlichen Kulturarbeit werden, wenn
nicht der vielgeschmähte Militarismus aus unseren jungen
Männern kraftvolle Helden gemacht hätte, die freudigen
Mutes ihr Herzblut für die Ehre und Größe des Vater-
landes dahingeben? – Es ist die fein durchgebildete
Technik und Wissenschaft der Männer, das männliche
Pflichtgefühl, die musterhafte Manneszucht, das hoch-
gespannte männliche Ehrgefühl, die uns in Not und Tod,
in Blut und Tränen heute die Rettung unseres Volkes
sichern. Vor einigen Jahren schrieb eine englische Dame,
die in Deutschland reiste, einer englischen Zeitung u. a.
folgendes über ihre Eindrücke:
„Der Deutsche von heute ist noch immer der Sohn
des Krieges von 1870; er hat das Wissen von der Be-
deutung der Macht und den Stolz des Siegers mit der
Muttermilch eingesogen, auf des Vaters Knieen gelernt,
und er erzieht seinen Sohn in demselben Geiste. Nichts
ergreift den englischen Geist stärker als das beständige
Gefühl von einer großen unsichtbaren Macht, die alles
und jeden lenkt, das man in Deutschland hat. Stets ist
sie da, schweigend, wachsam, bereit. Sie wacht über
jeden, schützt ihn in einer Weise, die jemandem, der lange
in romanischen Ländern gelebt hat, unglaublich erscheint.“
– Und worin findet die englische Beobachterin die Grund-
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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/16>, abgerufen am 16.02.2025.
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