radikalen Führerinnen ins Schlepptau nehmen lassen, daß nur wenige Frauen sich entschlossen gegen die Ver- gewaltigung der Rechtlerinnen wehren. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Frauen, die innerlich den Rechtlerinnen fernstehen, sie nicht zugleich öffentlich be- kämpfen, sie sind meist nicht so wort- und federgewandt, nicht so geschult im klaren Ausdruck des Gedankens wie die Führerinnen der Frauenbewegung. Vor allem aber bleiben sie, indem sie schweigen, ihrem Grundsatz treu, das Kampffeld der Öffentlichkeit, die Arbeit um des Staates Wohl und Wehe, ihren Männern zu überlassen. Das bedeutet aber nicht, daß die deutschen Hausfrauen und Mütter willenlos den Rechtlerinnen zustimmen und ihre Meinung nun für ein Evangelium halten. Be- trübend ist zwar die Gleichgültigkeit, mit der Hundert- tausende von Frauen zusehen, wie sich der Kampf um ihr Frauenglück zu ihren Ungunsten zu entscheiden droht, sie sollten ihren ganzen Einfluß geltend machen, um Männer und Söhne nicht tatenlos abseits stehen zu lassen. Wir wollen das Frauenstimmrecht ja garnicht, will man es uns wie ein Danaergeschenk in den Schoß werfen? Man hat uns von der ungerechten Gesetzgebung erzählt und versprochen, daß das alles unter dem Szepter der Frauen anders werden würde. Wir wissen aber, daß unsere Väter redlich bemüht waren, gerechte Gesetze zu machen, daß sie bei ihrer Arbeit wohl an ihre Töchter und Frauen und Mütter dachten; wir wissen, daß immer Härten für diesen oder jenen im Gesetz sein werden, ver- trauen aber unseren deutschen Männern, die dabei sind, draußen Ordnung zu schaffen, daß sie auch daheim nach
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radikalen Führerinnen ins Schlepptau nehmen lassen, daß nur wenige Frauen sich entschlossen gegen die Ver- gewaltigung der Rechtlerinnen wehren. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Frauen, die innerlich den Rechtlerinnen fernstehen, sie nicht zugleich öffentlich be- kämpfen, sie sind meist nicht so wort- und federgewandt, nicht so geschult im klaren Ausdruck des Gedankens wie die Führerinnen der Frauenbewegung. Vor allem aber bleiben sie, indem sie schweigen, ihrem Grundsatz treu, das Kampffeld der Öffentlichkeit, die Arbeit um des Staates Wohl und Wehe, ihren Männern zu überlassen. Das bedeutet aber nicht, daß die deutschen Hausfrauen und Mütter willenlos den Rechtlerinnen zustimmen und ihre Meinung nun für ein Evangelium halten. Be- trübend ist zwar die Gleichgültigkeit, mit der Hundert- tausende von Frauen zusehen, wie sich der Kampf um ihr Frauenglück zu ihren Ungunsten zu entscheiden droht, sie sollten ihren ganzen Einfluß geltend machen, um Männer und Söhne nicht tatenlos abseits stehen zu lassen. Wir wollen das Frauenstimmrecht ja garnicht, will man es uns wie ein Danaergeschenk in den Schoß werfen? Man hat uns von der ungerechten Gesetzgebung erzählt und versprochen, daß das alles unter dem Szepter der Frauen anders werden würde. Wir wissen aber, daß unsere Väter redlich bemüht waren, gerechte Gesetze zu machen, daß sie bei ihrer Arbeit wohl an ihre Töchter und Frauen und Mütter dachten; wir wissen, daß immer Härten für diesen oder jenen im Gesetz sein werden, ver- trauen aber unseren deutschen Männern, die dabei sind, draußen Ordnung zu schaffen, daß sie auch daheim nach
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radikalen Führerinnen ins Schlepptau nehmen lassen,
daß nur wenige Frauen sich entschlossen gegen die Ver-
gewaltigung der Rechtlerinnen wehren. Es liegt in der
Natur der Sache, daß die Frauen, die innerlich den
Rechtlerinnen fernstehen, sie nicht zugleich öffentlich be-
kämpfen, sie sind meist nicht so wort- und federgewandt,
nicht so geschult im klaren Ausdruck des Gedankens wie
die Führerinnen der Frauenbewegung. Vor allem aber
bleiben sie, indem sie schweigen, ihrem Grundsatz treu,
das Kampffeld der Öffentlichkeit, die Arbeit um des
Staates Wohl und Wehe, ihren Männern zu überlassen.
Das bedeutet aber nicht, daß die deutschen Hausfrauen
und Mütter willenlos den Rechtlerinnen zustimmen und
ihre Meinung nun für ein Evangelium halten. Be-
trübend ist zwar die Gleichgültigkeit, mit der Hundert-
tausende von Frauen zusehen, wie sich der Kampf um
ihr Frauenglück zu ihren Ungunsten zu entscheiden droht,
sie sollten ihren ganzen Einfluß geltend machen, um
Männer und Söhne nicht tatenlos abseits stehen zu lassen.
Wir wollen das Frauenstimmrecht ja garnicht, will man
es uns wie ein Danaergeschenk in den Schoß werfen?
Man hat uns von der ungerechten Gesetzgebung erzählt
und versprochen, daß das alles unter dem Szepter der
Frauen anders werden würde. Wir wissen aber, daß
unsere Väter redlich bemüht waren, gerechte Gesetze zu
machen, daß sie bei ihrer Arbeit wohl an ihre Töchter
und Frauen und Mütter dachten; wir wissen, daß immer
Härten für diesen oder jenen im Gesetz sein werden, ver-
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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/153>, abgerufen am 16.07.2024.
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