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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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rungen über die Lebensverhältnisse der weiblichen Ar-
beiterinnen hervor, daß 25 % der Näherinnen und
Schneiderinnen über Blutarmut, schwache Lungen und
Entwickelungsstörungen klagten und weist (nach dem
Material der Leipziger Ortskrankenkasse) darauf hin, daß
der weibliche Körper in der Entwickelungszeit für alle
krankmachenden Einflüsse besonders empfindlich sei. Die
Tuberkulose-Sterblichkeit der Schneiderinnen und Nähe-
rinnen ist viel höher, als die der männlichen Berufs-
angehörigen. Aber noch bedeutungsvoller als die erhöhte
Sterblichkeit der erwerbenden Frauen ist die Herabsetzung
ihrer generativen Tüchtigkeit. Man schwärmt in den
frauenrechtlerischen Kreisen von Stillstuben, Stillprämien,
Kinderkrippen usw. und bedenkt nicht, daß die Untaug-
lichkeit, Kinder zu gebären und selbst zu stillen in der
gesundheitsschädigenden Erwerbsarbeit vor oder auch in
der Ehe zu suchen ist. Der Hebel muß viel tiefer an-
gesetzt werden, wenn ein durchgreifender Erfolg erzielt
werden soll.

Die Verschiebung der Bevölkerungszahl zu Gunsten
des Mannes müßte sich naturgemäß in der Eheschließungs-
ziffer bemerkbar machen. So führt Prof. Kaup-München
aus: "Es zeigt sich der bemerkenswerte Parallelismus,
daß allerdings bis zum Jahre 1907, seit den achtziger
Jahren, im Zusammenhang mit dem Rückgang des
Frauenüberschusses, die Eheschließungsziffer von 7,7 bis
auf 8,1 angewachsen ist, daß jedoch seitdem, trotz weiterer
Abnahme des Frauenüberschusses die Eheschließungsziffer
bis zum Jahre 1910 ganz gleichmäßig bis auf 7,7 zu-
rückging. Es sind also zerstörende Kräfte am Werke,

rungen über die Lebensverhältnisse der weiblichen Ar-
beiterinnen hervor, daß 25 % der Näherinnen und
Schneiderinnen über Blutarmut, schwache Lungen und
Entwickelungsstörungen klagten und weist (nach dem
Material der Leipziger Ortskrankenkasse) darauf hin, daß
der weibliche Körper in der Entwickelungszeit für alle
krankmachenden Einflüsse besonders empfindlich sei. Die
Tuberkulose-Sterblichkeit der Schneiderinnen und Nähe-
rinnen ist viel höher, als die der männlichen Berufs-
angehörigen. Aber noch bedeutungsvoller als die erhöhte
Sterblichkeit der erwerbenden Frauen ist die Herabsetzung
ihrer generativen Tüchtigkeit. Man schwärmt in den
frauenrechtlerischen Kreisen von Stillstuben, Stillprämien,
Kinderkrippen usw. und bedenkt nicht, daß die Untaug-
lichkeit, Kinder zu gebären und selbst zu stillen in der
gesundheitsschädigenden Erwerbsarbeit vor oder auch in
der Ehe zu suchen ist. Der Hebel muß viel tiefer an-
gesetzt werden, wenn ein durchgreifender Erfolg erzielt
werden soll.

Die Verschiebung der Bevölkerungszahl zu Gunsten
des Mannes müßte sich naturgemäß in der Eheschließungs-
ziffer bemerkbar machen. So führt Prof. Kaup-München
aus: „Es zeigt sich der bemerkenswerte Parallelismus,
daß allerdings bis zum Jahre 1907, seit den achtziger
Jahren, im Zusammenhang mit dem Rückgang des
Frauenüberschusses, die Eheschließungsziffer von 7,7 bis
auf 8,1 angewachsen ist, daß jedoch seitdem, trotz weiterer
Abnahme des Frauenüberschusses die Eheschließungsziffer
bis zum Jahre 1910 ganz gleichmäßig bis auf 7,7 zu-
rückging. Es sind also zerstörende Kräfte am Werke,

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[141/0143] rungen über die Lebensverhältnisse der weiblichen Ar- beiterinnen hervor, daß 25 % der Näherinnen und Schneiderinnen über Blutarmut, schwache Lungen und Entwickelungsstörungen klagten und weist (nach dem Material der Leipziger Ortskrankenkasse) darauf hin, daß der weibliche Körper in der Entwickelungszeit für alle krankmachenden Einflüsse besonders empfindlich sei. Die Tuberkulose-Sterblichkeit der Schneiderinnen und Nähe- rinnen ist viel höher, als die der männlichen Berufs- angehörigen. Aber noch bedeutungsvoller als die erhöhte Sterblichkeit der erwerbenden Frauen ist die Herabsetzung ihrer generativen Tüchtigkeit. Man schwärmt in den frauenrechtlerischen Kreisen von Stillstuben, Stillprämien, Kinderkrippen usw. und bedenkt nicht, daß die Untaug- lichkeit, Kinder zu gebären und selbst zu stillen in der gesundheitsschädigenden Erwerbsarbeit vor oder auch in der Ehe zu suchen ist. Der Hebel muß viel tiefer an- gesetzt werden, wenn ein durchgreifender Erfolg erzielt werden soll. Die Verschiebung der Bevölkerungszahl zu Gunsten des Mannes müßte sich naturgemäß in der Eheschließungs- ziffer bemerkbar machen. So führt Prof. Kaup-München aus: „Es zeigt sich der bemerkenswerte Parallelismus, daß allerdings bis zum Jahre 1907, seit den achtziger Jahren, im Zusammenhang mit dem Rückgang des Frauenüberschusses, die Eheschließungsziffer von 7,7 bis auf 8,1 angewachsen ist, daß jedoch seitdem, trotz weiterer Abnahme des Frauenüberschusses die Eheschließungsziffer bis zum Jahre 1910 ganz gleichmäßig bis auf 7,7 zu- rückging. Es sind also zerstörende Kräfte am Werke,

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/143>, abgerufen am 23.11.2024.