Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.emanzipation, daß sie im tiefsten Grunde egoistisch ist, Wenn bei der Forderung der männlichen Bildung emanzipation, daß sie im tiefsten Grunde egoistisch ist, Wenn bei der Forderung der männlichen Bildung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0131" n="129"/> emanzipation, daß sie im tiefsten Grunde egoistisch ist,<lb/> trotzdem die Führerinnen überzeugt sind, nur für andere<lb/> zu sorgen und zu handeln. Aber wer sind die anderen?<lb/> Jmmer nur erwerbende Frauen, als wären die Frauen<lb/> ein Staat für sich im Staat. Von diesem Geschlechts-<lb/> egoismus bis zu dem rein persönlichen Egoismus ist nur<lb/> ein kleiner Schritt, er wird hundert- und tausendmal ge-<lb/> tan, und die Frauenbewegung fühlt den Schaden am<lb/> eigenen Leibe. Das gab bereits der Sozialistin Lilli Braun<lb/> in einem Vortrage Anlaß zu der Klage, daß alle die Frauen,<lb/> die die Vorteile aus den Kämpfen der Frauenbewegung ge-<lb/> zogen haben, für diese Frauenbewegung selbst wenig leisten.</p><lb/> <p>Wenn bei der Forderung der männlichen Bildung<lb/> noch hin und wieder ein idealer Gesichtspunkt hervortritt,<lb/> nämlich der, das Geistesniveau der Frau zu heben, so<lb/> sprechen für die Forderung der männlichen Erwerbs-<lb/> möglichkeiten in den meisten Fällen nur wirtschaftliche<lb/> Gründe. Die Frauenbewegung treibt schlechterdings die<lb/> Frauen hinein in den Materialismus, denn die Mädchen<lb/> denken bei der Berufswahl nicht: „Wo kann ich der<lb/> Allgemeinheit mit meinen Kräften am besten nützen?“<lb/> Auch nicht einmal, wie der Jüngling es tut: „Wo liegt<lb/> meine größte Begabung, und wozu habe ich am meisten<lb/> Lust?“, sondern sie fragen meist nur nach einem<lb/> möglichst leichten, bestbezahlten oder sie auf eine höhere<lb/> soziale Stufe stellenden Beruf. Die Berufswahl ist für<lb/> die meisten auch keine Lebensfrage, sie hoffen ja doch<lb/> alle über kurz oder lang, diesen Beruf mit einem eigenen<lb/> Hausstande zu vertauschen. Schuld, wenigstens mittel-<lb/> bare Schuld der Frauemanzipation ist es, die Mädchen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0131]
emanzipation, daß sie im tiefsten Grunde egoistisch ist,
trotzdem die Führerinnen überzeugt sind, nur für andere
zu sorgen und zu handeln. Aber wer sind die anderen?
Jmmer nur erwerbende Frauen, als wären die Frauen
ein Staat für sich im Staat. Von diesem Geschlechts-
egoismus bis zu dem rein persönlichen Egoismus ist nur
ein kleiner Schritt, er wird hundert- und tausendmal ge-
tan, und die Frauenbewegung fühlt den Schaden am
eigenen Leibe. Das gab bereits der Sozialistin Lilli Braun
in einem Vortrage Anlaß zu der Klage, daß alle die Frauen,
die die Vorteile aus den Kämpfen der Frauenbewegung ge-
zogen haben, für diese Frauenbewegung selbst wenig leisten.
Wenn bei der Forderung der männlichen Bildung
noch hin und wieder ein idealer Gesichtspunkt hervortritt,
nämlich der, das Geistesniveau der Frau zu heben, so
sprechen für die Forderung der männlichen Erwerbs-
möglichkeiten in den meisten Fällen nur wirtschaftliche
Gründe. Die Frauenbewegung treibt schlechterdings die
Frauen hinein in den Materialismus, denn die Mädchen
denken bei der Berufswahl nicht: „Wo kann ich der
Allgemeinheit mit meinen Kräften am besten nützen?“
Auch nicht einmal, wie der Jüngling es tut: „Wo liegt
meine größte Begabung, und wozu habe ich am meisten
Lust?“, sondern sie fragen meist nur nach einem
möglichst leichten, bestbezahlten oder sie auf eine höhere
soziale Stufe stellenden Beruf. Die Berufswahl ist für
die meisten auch keine Lebensfrage, sie hoffen ja doch
alle über kurz oder lang, diesen Beruf mit einem eigenen
Hausstande zu vertauschen. Schuld, wenigstens mittel-
bare Schuld der Frauemanzipation ist es, die Mädchen
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(2017-04-13T13:51:38Z)
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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
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