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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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aber die Damen und mehrere Officiere getauscht, so bringt
man ihn nicht selten mit Erfolg ins Spiel, und seine rich-
tige Führung entscheidet gewöhnlich im Bauerspiele die
Partie. -- Einen Angriff feindlicher Figuren parire man in
der Regel durch gleichartige Officiere, setze also dem Schach
des Thurmes den Thurm, dem Laufer den Laufer entgegen.
-- Endlich hüte man sich vor gleichzeitigen Angriffen des
Gegners auf König und Dame, sei es vor den besonders
dazu geschickten Springern, sei es bei Stellung der beiden
Hauptfiguren auf einer Linie vor dem Angriff von Thurm
oder Laufer; auch jegliches Abzugschach, insbesondere Dop-
pelschach muss in der Regel vermieden werden.

§. 90. Die Dame darf weder zu früh in Thätigkeit
gesetzt noch überhaupt von ihrem Spiele zu weit entfernt
werden. Verstösse gegen diesen Satz haben wir bereits in
ihren schädlichen Folgen früher genugsam kennen gelernt.
Am besten steht sie im Anfange nicht selten auf dem Felde
e 2, oder auch c 2 wenn der Bauer c 2 auf c 3 gegangen
ist. Ihr Werth übertrifft den von Thurm und Laufer zu-
sammengenommen; auch hält sie meist zwei Thürmen das
Gegengewicht. Was ihren Abtausch gegen die feindliche
Dame betrifft, so sehe man Andeutungen darüber in den
praktischen Spielen früherer Kapitel.

§. 91. Die Thürme beherrschen mit Erfolg offene Li-
nien, welche von Bauern entblösst sind. Hinter verbunde-
nen Bauern unterstützen sie vortheilhaft deren Streben zum
Avancement. Stellt der Gegner den Thürmen, welche eine
offene Linie beherrschen, die eigenen Thürme entgegen, so
sehe man darauf, dass im Falle des Abtausches der feind-
liche Thurm nicht im Besitze der offenen Linie bleibt. Den
vom Thurm gedeckten Thurm des Gegners nimmt man da-
her nicht, sondern lässt ihn vielmehr zuerst schlagen; den
anders gedeckten feindlichen Thurm nimmt man aber häufig
mit Vortheil zuerst, um danach durch den anderen Thurm
die offene Linie zu behaupten.

§. 92. Die Laufer werden in ihrer Vereinigung zu
einer starken Waffe, namentlich wenn sie auf die feindliche

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aber die Damen und mehrere Officiere getauscht, so bringt
man ihn nicht selten mit Erfolg ins Spiel, und seine rich-
tige Führung entscheidet gewöhnlich im Bauerspiele die
Partie. — Einen Angriff feindlicher Figuren parire man in
der Regel durch gleichartige Officiere, setze also dem Schach
des Thurmes den Thurm, dem Laufer den Laufer entgegen.
— Endlich hüte man sich vor gleichzeitigen Angriffen des
Gegners auf König und Dame, sei es vor den besonders
dazu geschickten Springern, sei es bei Stellung der beiden
Hauptfiguren auf einer Linie vor dem Angriff von Thurm
oder Laufer; auch jegliches Abzugschach, insbesondere Dop-
pelschach muss in der Regel vermieden werden.

§. 90. Die Dame darf weder zu früh in Thätigkeít
gesetzt noch überhaupt von ihrem Spiele zu weit entfernt
werden. Verstösse gegen diesen Satz haben wir bereits in
ihren schädlichen Folgen früher genugsam kennen gelernt.
Am besten steht sie im Anfange nicht selten auf dem Felde
e 2, oder auch c 2 wenn der Bauer c 2 auf c 3 gegangen
ist. Ihr Werth übertrifft den von Thurm und Laufer zu-
sammengenommen; auch hält sie meist zwei Thürmen das
Gegengewicht. Was ihren Abtausch gegen die feindliche
Dame betrifft, so sehe man Andeutungen darüber in den
praktischen Spielen früherer Kapitel.

§. 91. Die Thürme beherrschen mit Erfolg offene Li-
nien, welche von Bauern entblösst sind. Hinter verbunde-
nen Bauern unterstützen sie vortheilhaft deren Streben zum
Avancement. Stellt der Gegner den Thürmen, welche eine
offene Linie beherrschen, die eigenen Thürme entgegen, so
sehe man darauf, dass im Falle des Abtausches der feind-
liche Thurm nicht im Besitze der offenen Linie bleibt. Den
vom Thurm gedeckten Thurm des Gegners nimmt man da-
her nicht, sondern lässt ihn vielmehr zuerst schlagen; den
anders gedeckten feindlichen Thurm nimmt man aber häufig
mit Vortheil zuerst, um danach durch den anderen Thurm
die offene Linie zu behaupten.

§. 92. Die Laufer werden in ihrer Vereinigung zu
einer starken Waffe, namentlich wenn sie auf die feindliche

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[65/0077] aber die Damen und mehrere Officiere getauscht, so bringt man ihn nicht selten mit Erfolg ins Spiel, und seine rich- tige Führung entscheidet gewöhnlich im Bauerspiele die Partie. — Einen Angriff feindlicher Figuren parire man in der Regel durch gleichartige Officiere, setze also dem Schach des Thurmes den Thurm, dem Laufer den Laufer entgegen. — Endlich hüte man sich vor gleichzeitigen Angriffen des Gegners auf König und Dame, sei es vor den besonders dazu geschickten Springern, sei es bei Stellung der beiden Hauptfiguren auf einer Linie vor dem Angriff von Thurm oder Laufer; auch jegliches Abzugschach, insbesondere Dop- pelschach muss in der Regel vermieden werden. §. 90. Die Dame darf weder zu früh in Thätigkeít gesetzt noch überhaupt von ihrem Spiele zu weit entfernt werden. Verstösse gegen diesen Satz haben wir bereits in ihren schädlichen Folgen früher genugsam kennen gelernt. Am besten steht sie im Anfange nicht selten auf dem Felde e 2, oder auch c 2 wenn der Bauer c 2 auf c 3 gegangen ist. Ihr Werth übertrifft den von Thurm und Laufer zu- sammengenommen; auch hält sie meist zwei Thürmen das Gegengewicht. Was ihren Abtausch gegen die feindliche Dame betrifft, so sehe man Andeutungen darüber in den praktischen Spielen früherer Kapitel. §. 91. Die Thürme beherrschen mit Erfolg offene Li- nien, welche von Bauern entblösst sind. Hinter verbunde- nen Bauern unterstützen sie vortheilhaft deren Streben zum Avancement. Stellt der Gegner den Thürmen, welche eine offene Linie beherrschen, die eigenen Thürme entgegen, so sehe man darauf, dass im Falle des Abtausches der feind- liche Thurm nicht im Besitze der offenen Linie bleibt. Den vom Thurm gedeckten Thurm des Gegners nimmt man da- her nicht, sondern lässt ihn vielmehr zuerst schlagen; den anders gedeckten feindlichen Thurm nimmt man aber häufig mit Vortheil zuerst, um danach durch den anderen Thurm die offene Linie zu behaupten. §. 92. Die Laufer werden in ihrer Vereinigung zu einer starken Waffe, namentlich wenn sie auf die feindliche 5

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/77>, abgerufen am 26.11.2024.