Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Nicht selten fehlt der Anfänger gegen diese Hauptregel
durch zu frühe und nachtheilige Bewegung der Dame, durch
nutzloses Schachbieten und durch ängstliches, unnützes Auf-
ziehn der Eckbauern. Vor solchen Hauptfehlern gegen obigen
Grundsatz hat man sich besonders in Acht zu nehmen.

§. 87. Ausser jenem allgemeinen Princip kann noch
die Bildung eines Centrums durch die Mittelbauern sowie
der direkte Angriff gegen gewisse schwache Punkte des Geg-
ners speciell ins Auge gefasst werden. Nur ist vor zu früh-
zeitiger Ausführung dieser letzteren Pläne dringend zu warnen.

Die Aufstellung eines Centrums wird gewöhnlich durch
den Zug c 2--c 3 eingeleitet; als schwächste Stelle bietet
sich aber der Punkt f 7, welcher nicht selten durch Posti-
rung des Springers auf g 5 in Verbindung mit dem Laufer
auf c 4 bedroht wird. Häufig aber erfolgen beide Angriffe
zu früh und der Gegner gewinnt durch Vertreibung der An-
griffsfiguren oder Ausführung kräftiger Gegenangriffe wich-
tige Tempi.

§. 88. Der in §. 86 gegebene Grundsatz bedingt den
eigentlichen Eröffnungsangriff, welchem als ähnliche Er-
öffnungsvertheidigung
eine analoge Entwicklung der nach-
ziehenden Partei gegenüber steht. Die in §. 87 angedeutete
Bildung eines Centrums sowie dessen Benutzung bildet den
Mittelangriff, der Angriff gegen den schwachen Punkt f 7
aber den eigentlichen Königsangriff. Letzterer gewinnt
eine besondere Bedeutung nach der Rochade des Königs
und wird dann zum sogenannten Rochadeangriff. Die
specielle Lehre dieser einzelnen Angriffsarten sowie ihrer
zweckmässigen Vertheidigung kann aber erst im zweiten Buche
ihre Stelle finden.


Zwanzigstes Kapitel.
Anwendung der einzelnen Figuren.

§. 89. Der König wird im Anfange der Partie am
besten sehr bald durch die Rochade sicher gestellt; sind

Nicht selten fehlt der Anfänger gegen diese Hauptregel
durch zu frühe und nachtheilige Bewegung der Dame, durch
nutzloses Schachbieten und durch ängstliches, unnützes Auf-
ziehn der Eckbauern. Vor solchen Hauptfehlern gegen obigen
Grundsatz hat man sich besonders in Acht zu nehmen.

§. 87. Ausser jenem allgemeinen Princip kann noch
die Bildung eines Centrums durch die Mittelbauern sowie
der direkte Angriff gegen gewisse schwache Punkte des Geg-
ners speciell ins Auge gefasst werden. Nur ist vor zu früh-
zeitiger Ausführung dieser letzteren Pläne dringend zu warnen.

Die Aufstellung eines Centrums wird gewöhnlich durch
den Zug c 2—c 3 eingeleitet; als schwächste Stelle bietet
sich aber der Punkt f 7, welcher nicht selten durch Posti-
rung des Springers auf g 5 in Verbindung mit dem Laufer
auf c 4 bedroht wird. Häufig aber erfolgen beide Angriffe
zu früh und der Gegner gewinnt durch Vertreibung der An-
griffsfiguren oder Ausführung kräftiger Gegenangriffe wich-
tige Tempi.

§. 88. Der in §. 86 gegebene Grundsatz bedingt den
eigentlichen Eröffnungsangriff, welchem als ähnliche Er-
öffnungsvertheidigung
eine analoge Entwicklung der nach-
ziehenden Partei gegenüber steht. Die in §. 87 angedeutete
Bildung eines Centrums sowie dessen Benutzung bildet den
Mittelangriff, der Angriff gegen den schwachen Punkt f 7
aber den eigentlichen Königsangriff. Letzterer gewinnt
eine besondere Bedeutung nach der Rochade des Königs
und wird dann zum sogenannten Rochadeangriff. Die
specielle Lehre dieser einzelnen Angriffsarten sowie ihrer
zweckmässigen Vertheidigung kann aber erst im zweiten Buche
ihre Stelle finden.


Zwanzigstes Kapitel.
Anwendung der einzelnen Figuren.

§. 89. Der König wird im Anfange der Partie am
besten sehr bald durch die Rochade sicher gestellt; sind

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0076" n="64"/>
              <p>Nicht selten fehlt der Anfänger gegen diese Hauptregel<lb/>
durch zu frühe und nachtheilige Bewegung der Dame, durch<lb/>
nutzloses Schachbieten und durch ängstliches, unnützes Auf-<lb/>
ziehn der Eckbauern. Vor solchen Hauptfehlern gegen obigen<lb/>
Grundsatz hat man sich besonders in Acht zu nehmen.</p><lb/>
              <p>§. 87. Ausser jenem allgemeinen Princip kann noch<lb/>
die Bildung eines Centrums durch die Mittelbauern sowie<lb/>
der direkte Angriff gegen gewisse schwache Punkte des Geg-<lb/>
ners speciell ins Auge gefasst werden. Nur ist vor zu früh-<lb/>
zeitiger Ausführung dieser letzteren Pläne dringend zu warnen.</p><lb/>
              <p>Die Aufstellung eines Centrums wird gewöhnlich durch<lb/>
den Zug <hi rendition="#i">c</hi> 2&#x2014;<hi rendition="#i">c</hi> 3 eingeleitet; als schwächste Stelle bietet<lb/>
sich aber der Punkt <hi rendition="#i">f</hi> 7, welcher nicht selten durch Posti-<lb/>
rung des Springers auf <hi rendition="#i">g</hi> 5 in Verbindung mit dem Laufer<lb/>
auf <hi rendition="#i">c</hi> 4 bedroht wird. Häufig aber erfolgen beide Angriffe<lb/>
zu früh und der Gegner gewinnt durch Vertreibung der An-<lb/>
griffsfiguren oder Ausführung kräftiger Gegenangriffe wich-<lb/>
tige Tempi.</p><lb/>
              <p>§. 88. Der in §. 86 gegebene Grundsatz bedingt den<lb/>
eigentlichen <hi rendition="#g">Eröffnungsangriff</hi>, welchem als ähnliche <hi rendition="#g">Er-<lb/>
öffnungsvertheidigung</hi> eine analoge Entwicklung der nach-<lb/>
ziehenden Partei gegenüber steht. Die in §. 87 angedeutete<lb/>
Bildung eines Centrums sowie dessen Benutzung bildet den<lb/><hi rendition="#g">Mittelangriff</hi>, der Angriff gegen den schwachen Punkt <hi rendition="#i">f</hi> 7<lb/>
aber den eigentlichen <hi rendition="#g">Königsangriff</hi>. Letzterer gewinnt<lb/>
eine besondere Bedeutung nach der Rochade des Königs<lb/>
und wird dann zum sogenannten <hi rendition="#g">Rochadeangriff</hi>. Die<lb/>
specielle Lehre dieser einzelnen Angriffsarten sowie ihrer<lb/>
zweckmässigen Vertheidigung kann aber erst im zweiten Buche<lb/>
ihre Stelle finden.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#b">Zwanzigstes Kapitel.</hi><lb/>
Anwendung der einzelnen Figuren.</head><lb/>
              <p>§. 89. Der König wird im Anfange der Partie am<lb/>
besten sehr bald durch die Rochade sicher gestellt; sind<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0076] Nicht selten fehlt der Anfänger gegen diese Hauptregel durch zu frühe und nachtheilige Bewegung der Dame, durch nutzloses Schachbieten und durch ängstliches, unnützes Auf- ziehn der Eckbauern. Vor solchen Hauptfehlern gegen obigen Grundsatz hat man sich besonders in Acht zu nehmen. §. 87. Ausser jenem allgemeinen Princip kann noch die Bildung eines Centrums durch die Mittelbauern sowie der direkte Angriff gegen gewisse schwache Punkte des Geg- ners speciell ins Auge gefasst werden. Nur ist vor zu früh- zeitiger Ausführung dieser letzteren Pläne dringend zu warnen. Die Aufstellung eines Centrums wird gewöhnlich durch den Zug c 2—c 3 eingeleitet; als schwächste Stelle bietet sich aber der Punkt f 7, welcher nicht selten durch Posti- rung des Springers auf g 5 in Verbindung mit dem Laufer auf c 4 bedroht wird. Häufig aber erfolgen beide Angriffe zu früh und der Gegner gewinnt durch Vertreibung der An- griffsfiguren oder Ausführung kräftiger Gegenangriffe wich- tige Tempi. §. 88. Der in §. 86 gegebene Grundsatz bedingt den eigentlichen Eröffnungsangriff, welchem als ähnliche Er- öffnungsvertheidigung eine analoge Entwicklung der nach- ziehenden Partei gegenüber steht. Die in §. 87 angedeutete Bildung eines Centrums sowie dessen Benutzung bildet den Mittelangriff, der Angriff gegen den schwachen Punkt f 7 aber den eigentlichen Königsangriff. Letzterer gewinnt eine besondere Bedeutung nach der Rochade des Königs und wird dann zum sogenannten Rochadeangriff. Die specielle Lehre dieser einzelnen Angriffsarten sowie ihrer zweckmässigen Vertheidigung kann aber erst im zweiten Buche ihre Stelle finden. Zwanzigstes Kapitel. Anwendung der einzelnen Figuren. §. 89. Der König wird im Anfange der Partie am besten sehr bald durch die Rochade sicher gestellt; sind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/76
Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/76>, abgerufen am 18.12.2024.