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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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König gegenüber, sowie ein einziger Springer endlich das
eigenthümlich erstickte Matt geben kann.

Anmerkung. Die continuirliche Bewegung des Springers ist
aus §. 376 und besonders aus §. 387 bekannt. Auf der
eigenthümlichen Natur des Springers beruht vorzüglich die
eigentliche Springerkraft, d. h. die Fähigkeit, zwei Felder
in der Diagonale abzuschneiden, ohne sich selbst hierbei
bloss zu stellen. Man sehe §. 375. Dahin gehört auch die
Doppelseitigkeit des Springers, d. h. die Möglichkeit, von
einem bestimmten Punkte aus nach 2 verschiedenen Rich-
tungen hin jene Kraft äussern zu können, so dass hier
nicht selten das Tempo entscheidet. Dies wird klar aus
§. 379 und §. 386. Besonders stark wirkt in diesem Sinne
die Combination beider Springer; man sehe §. 370 und
§. 371. Auf die Mattkraft des Springers stützt sich das
erstickte Matt, dessen vollkommenste Ausführung in §. 388
gegeben ist. Gewisse analoge Springermatts, welche sich
vorzüglich auf ein Opfer des Thurmes oder der Dame
stützen, hat man in §. 381 und 385 gefunden. Endlich ist
noch das Randmatt und das ihm analoge Eckmatt zu er-
wähnen; von ersterem giebt §. 370 ein Beispiel.

§. 395. Auf die eigenthümlichen Eigenschaften des
Bauers lassen sich mannigfache Ideen zu Aufgaben gründen;
es kommt vorzüglich seine Verschiedenheit in Gang und
Schlagweise, sowie das besondere Privileg des Zweischrittes
und des Avancement in Betracht.

Anmerkung. Continuität und Mattkraft sind beim Bauer am
schwächsten. Erstere tritt beim Bauersturm gegen den
feindlichen König hervor, so wie in den Selbsmattideen,
einen feindlichen Bauer continuirlich herunterschlagen zu
lassen; letztere ist fast nur von Bedeutung bei Verbindung
von ein Paar Bauern mit König und leichtem Officier.
Dagegen giebt die eigenthümliche Natur des Bauers eine
reiche Auswahl von Ideen; wir erinnern hier nur an §. 366,
374, 386 und vorzüglich §. 382.

§. 396. Unter den übrigen Ideen, welche sich auf
einzelne Combinationen stützen, sind besonders die Vorbe-
reitungen
, die Doppelpläne, die Tempinutzungen und
die Opfer hervorzuheben. Zu den Vorbereitungen gehören
Züge, welche entweder eine anderweitige Combination zu
stützen bezwecken oder die Abschneidung einzelner Ausgänge
des feindlichen Königs zur Sicherung der Mattstellung.
Doppelpläne beruhen auf solchen Zügen, welchen ein doppel-
ter Zweck, sei es ein zweifacher Angriff oder eine gleich-
zeitige Verbindung von Angriff und Vertheidigung (z. B.
Sicherung des eigenen Königs) zu Grunde liegt. In letzterer

König gegenüber, sowie ein einziger Springer endlich das
eigenthümlich erstickte Matt geben kann.

Anmerkung. Die continuirliche Bewegung des Springers ist
aus §. 376 und besonders aus §. 387 bekannt. Auf der
eigenthümlichen Natur des Springers beruht vorzüglich die
eigentliche Springerkraft, d. h. die Fähigkeit, zwei Felder
in der Diagonale abzuschneiden, ohne sich selbst hierbei
bloss zu stellen. Man sehe §. 375. Dahin gehört auch die
Doppelseitigkeit des Springers, d. h. die Möglichkeit, von
einem bestimmten Punkte aus nach 2 verschiedenen Rich-
tungen hin jene Kraft äussern zu können, so dass hier
nicht selten das Tempo entscheidet. Dies wird klar aus
§. 379 und §. 386. Besonders stark wirkt in diesem Sinne
die Combination beider Springer; man sehe §. 370 und
§. 371. Auf die Mattkraft des Springers stützt sich das
erstickte Matt, dessen vollkommenste Ausführung in §. 388
gegeben ist. Gewisse analoge Springermatts, welche sich
vorzüglich auf ein Opfer des Thurmes oder der Dame
stützen, hat man in §. 381 und 385 gefunden. Endlich ist
noch das Randmatt und das ihm analoge Eckmatt zu er-
wähnen; von ersterem giebt §. 370 ein Beispiel.

§. 395. Auf die eigenthümlichen Eigenschaften des
Bauers lassen sich mannigfache Ideen zu Aufgaben gründen;
es kommt vorzüglich seine Verschiedenheit in Gang und
Schlagweise, sowie das besondere Privileg des Zweischrittes
und des Avancement in Betracht.

Anmerkung. Continuität und Mattkraft sind beim Bauer am
schwächsten. Erstere tritt beim Bauersturm gegen den
feindlichen König hervor, so wie in den Selbsmattideen,
einen feindlichen Bauer continuirlich herunterschlagen zu
lassen; letztere ist fast nur von Bedeutung bei Verbindung
von ein Paar Bauern mit König und leichtem Officier.
Dagegen giebt die eigenthümliche Natur des Bauers eine
reiche Auswahl von Ideen; wir erinnern hier nur an §. 366,
374, 386 und vorzüglich §. 382.

§. 396. Unter den übrigen Ideen, welche sich auf
einzelne Combinationen stützen, sind besonders die Vorbe-
reitungen
, die Doppelpläne, die Tempinutzungen und
die Opfer hervorzuheben. Zu den Vorbereitungen gehören
Züge, welche entweder eine anderweitige Combination zu
stützen bezwecken oder die Abschneidung einzelner Ausgänge
des feindlichen Königs zur Sicherung der Mattstellung.
Doppelpläne beruhen auf solchen Zügen, welchen ein doppel-
ter Zweck, sei es ein zweifacher Angriff oder eine gleich-
zeitige Verbindung von Angriff und Vertheidigung (z. B.
Sicherung des eigenen Königs) zu Grunde liegt. In letzterer

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[221/0233] König gegenüber, sowie ein einziger Springer endlich das eigenthümlich erstickte Matt geben kann. Anmerkung. Die continuirliche Bewegung des Springers ist aus §. 376 und besonders aus §. 387 bekannt. Auf der eigenthümlichen Natur des Springers beruht vorzüglich die eigentliche Springerkraft, d. h. die Fähigkeit, zwei Felder in der Diagonale abzuschneiden, ohne sich selbst hierbei bloss zu stellen. Man sehe §. 375. Dahin gehört auch die Doppelseitigkeit des Springers, d. h. die Möglichkeit, von einem bestimmten Punkte aus nach 2 verschiedenen Rich- tungen hin jene Kraft äussern zu können, so dass hier nicht selten das Tempo entscheidet. Dies wird klar aus §. 379 und §. 386. Besonders stark wirkt in diesem Sinne die Combination beider Springer; man sehe §. 370 und §. 371. Auf die Mattkraft des Springers stützt sich das erstickte Matt, dessen vollkommenste Ausführung in §. 388 gegeben ist. Gewisse analoge Springermatts, welche sich vorzüglich auf ein Opfer des Thurmes oder der Dame stützen, hat man in §. 381 und 385 gefunden. Endlich ist noch das Randmatt und das ihm analoge Eckmatt zu er- wähnen; von ersterem giebt §. 370 ein Beispiel. §. 395. Auf die eigenthümlichen Eigenschaften des Bauers lassen sich mannigfache Ideen zu Aufgaben gründen; es kommt vorzüglich seine Verschiedenheit in Gang und Schlagweise, sowie das besondere Privileg des Zweischrittes und des Avancement in Betracht. Anmerkung. Continuität und Mattkraft sind beim Bauer am schwächsten. Erstere tritt beim Bauersturm gegen den feindlichen König hervor, so wie in den Selbsmattideen, einen feindlichen Bauer continuirlich herunterschlagen zu lassen; letztere ist fast nur von Bedeutung bei Verbindung von ein Paar Bauern mit König und leichtem Officier. Dagegen giebt die eigenthümliche Natur des Bauers eine reiche Auswahl von Ideen; wir erinnern hier nur an §. 366, 374, 386 und vorzüglich §. 382. §. 396. Unter den übrigen Ideen, welche sich auf einzelne Combinationen stützen, sind besonders die Vorbe- reitungen, die Doppelpläne, die Tempinutzungen und die Opfer hervorzuheben. Zu den Vorbereitungen gehören Züge, welche entweder eine anderweitige Combination zu stützen bezwecken oder die Abschneidung einzelner Ausgänge des feindlichen Königs zur Sicherung der Mattstellung. Doppelpläne beruhen auf solchen Zügen, welchen ein doppel- ter Zweck, sei es ein zweifacher Angriff oder eine gleich- zeitige Verbindung von Angriff und Vertheidigung (z. B. Sicherung des eigenen Königs) zu Grunde liegt. In letzterer

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/233>, abgerufen am 23.11.2024.