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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 2. 3. des ersten Briefes an die Thessalonicher.
[Spaltenumbruch] bet. Was er dißfalls thut, ist kein rechtes und
GOtt wohlgefälliges Gebet. Joh. 9, 31.

2. Es haben auch Christliche Zuhörer sich
hiebey ihrer Pflicht zu erinnern, welche ist, daß
sie nicht weniger auch für ihre Lehrer hertzlich zu
GOtt beten; sonderlich wenn sie sehen, daß sie
auch ihrentwegen mancherley Leiden über sich zu
nehmen haben.

3. Das löblichste aber ist bey Christlichen
Zuhörern. wenn sie sich so verhalten, daß das Ge-
bet des Lehrers für sie mit vieler Dancksagung
geschehen könne. Wenn es hingegen mit vielem
Seufzen und Klagen geschiehet, das ist ihnen
nicht gut, auch ein Zeichen ihres gar schlechten
Zustandes. Heb. 13, 17.

4. Die Worte allezeit und ohne Un-
terlaß
zeigen nicht so viel an, als wenn Pau-
lus nichts anders gethan, als nur immer gebe-
tet habe; welches sein Amt nicht litte; son-
dern sie sind nur der gäntzlichen Unterlassung ent-
gegen gesetzet, und zeigen an, daß er oft gebetet,
und daß, so oft er gebetet, er der Thessalonicen-
sischen Gemeine allezeit, ohne es zu unterlassen,
oder ihrer zu vergessen, insonderheit mit gedacht
habe.

5. Und da der Apostel spricht: Wir dan-
cken GOtt in unserm Gebet;
so ist kein Zwei-
fel, daß sie ihr Gebet, ausser dem, daß ein ieder
oft besonders gebetet hat, gemeinschaftlich mit
einander verrichtet haben. Wie denn diß
rechtschaffne Lehrer also zu halten pflegen, daß,
wenn sie zusammen kommen, sie sich gern im
Gebet für ihre Gemeinen mit einander verei-
nigen. Recht von GOtt erweckte Zuhörer ma-
chen es auch also.

6. Daß der Apostel auch gegen die andern Ge-
meinen also gesinnet gewesen, und seinen, GOtt
und ihnen ergebenen, Sinn also bewiesen habe,
siehet man aus Röm. 1, 8. 9. Eph. 1, 16. c. 3, 13.
14. u. f. Col. 1, 9. 2 Thess. 1, 3.

V. 3.

Und dencken (mit vieler innigen Her-
tzens-Vergnügung) an euer Werck im Glau-
ben
(tou~ ergou tes piseos, der Realität, welche ihr
in eurem Glauben bewiesen) und an eure Ar-
beit in der Liebe
(da ihr sie dergestalt thätig
erwiesen habet, daß ihr euch viele Mühe gege-
ben, GOtt und eurem Nächsten zu dienen) und
an eure Gedult in der Hoffnung
(an eure Be-
harrung im Guten und Ausdaurung im Leiden,
darinn ihr durch die lebendige Hoffnung sehr un-
terstützet werdet) welche ist unser HErr JE-
sus Christus
(an welchen sich die Hoffnung
durch den Glauben hält) vor GOtt und dem
Vater
(vor welchem wir euer gedencken, und
vor dem ihr im Glauben, in der Liebe und in
der Hoffnung, wandelt und erfunden werdet.)
Siehe auch 2 Thess. 1, 3. 4.

Anmerckungen.

1. Durch das Wort mnemoneuontes, (wel-
ches participium so viel ist; als stünde der in-
dicativus
da mit dem Worte weil, weil, oder
da wir gedencken, oder uns erinnern) stehet der
[Spaltenumbruch] dritte Vers mit dem andern in dieser Verbin-
dung, daß der Apostel anzeiget, was ihn zu
der Dancksagung in seinem Gebet veranlasset
habe, nemlich das ersreuliche Andencken von
dem so gesegneten Zustande der Thessaloni-
cher.

2. Glaube, Liebe, und Hoffnung stehen
billig bey einander, als die Mutter mit ihren
zwo ihr sehr ähnlichen Töchtern. Denn der
Glaube lieget zum Grunde, und gebieret aus
sich die Liebe; beyde aber werden unterstü-
tzet durch die aus dem Glauben gleichfalls ge-
borne Hoffnung. Denn die Hoffnung ist eine
geduldige und gewisse Erwartung des ver-
sprochenen völligen Heils, welches man sich im
Glauben bereits zugeeignet, davon aber nur
noch die Erstlinge überkommen hat. Röm.
8, 23.

3. Glaube ohne Liebe ist eine blosse Ein-
bildung: und Liebe ohne Glauben ist nur
Natur-Werck: gleichwie ohne Glauben und
Liebe nichts ist, als eine eitele und selbst ge-
machte Hoffnung; die da läßt zu Schanden
werden, und von de rechten, die nicht zu
Schanden werden läßt, gar weit unterschieden
ist. Röm. 5, 5.

4. Durch das zu dem Worte Glauben
gesetzte Wort Werck verstehet der Apostel al-
hier nicht ein solches Werck, welches aus dem
Glauben
kömmt, oder welches der Glaube wir-
cket und verrichtet; sintemal er dieses gleich
darauf mit den Worten: eure Arbeit in der
Liebe,
ausdrucket: sondern das rechte We-
sen
und die eigentliche Constitution, Form
und Natur des Glaubens, nach seiner rechten
Realität und Solidität, nach welcher er ei-
nem selbstgemachten Glauben, oder einer lee-
ren Einbildung davon, entgegen gesetzet ist.
Jn welchem Verstande, mit der Absicht auf die
Wirckung GOttes, wodurch der Glaube ent-
stehet, unser Heiland Joh. 6, 19. spricht: Das
ist to ergon tou~ Theou~, ein Werck GOttes, oder
GOttes Werck, daß ihr an den glaubet,
den er gesandt hat.
Welcher Glaube denn
auch seiner Natur nach und in sich selbst ist
ergatike, oder energes, wircksam; gleichwie ein
Baum, wenn man ihn auch ausser seinen
Früchten betrachtet, in sich selbst von einer wirck-
samen Natur ist, und seine rechte standhafte
Consistentz hat. Und auf dieses Werck des
Glaubens gehet auch, dem Wachsthum und
der Vollendung nach, der Wunsch Pauli
2 Thess. 1, 11. da er bezeuget, wie daß sein Ge-
bet auf das Werck des Glaubens in der
Kraft
bey ihnen gerichtet sey.

5. Die Arbeit der Liebe ist, nach dem
im Griechischen beybehaltenen Hebraismo, ei-
ne sehr arbeitsame Liebe,
welche immer in
den Pflichten gegen GOtt, uns selbst und den
Nächsten, nach allen Geboten GOttes geschäf-
tig ist; und zwar dergestalt, daß sie es sich recht
sauer werden und sich keine Mühe verdriessen
läßt, auch durch alle Hinderung hindurch bricht.
Siehe auch Hebr. 6, 10.

6. Das Wort Geduld, griechisch upo-

mone

Cap. 1. v. 2. 3. des erſten Briefes an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch] bet. Was er dißfalls thut, iſt kein rechtes und
GOtt wohlgefaͤlliges Gebet. Joh. 9, 31.

2. Es haben auch Chriſtliche Zuhoͤrer ſich
hiebey ihrer Pflicht zu erinnern, welche iſt, daß
ſie nicht weniger auch fuͤr ihre Lehrer hertzlich zu
GOtt beten; ſonderlich wenn ſie ſehen, daß ſie
auch ihrentwegen mancherley Leiden uͤber ſich zu
nehmen haben.

3. Das loͤblichſte aber iſt bey Chriſtlichen
Zuhoͤrern. wenn ſie ſich ſo verhalten, daß das Ge-
bet des Lehrers fuͤr ſie mit vieler Danckſagung
geſchehen koͤnne. Wenn es hingegen mit vielem
Seufzen und Klagen geſchiehet, das iſt ihnen
nicht gut, auch ein Zeichen ihres gar ſchlechten
Zuſtandes. Heb. 13, 17.

4. Die Worte allezeit und ohne Un-
terlaß
zeigen nicht ſo viel an, als wenn Pau-
lus nichts anders gethan, als nur immer gebe-
tet habe; welches ſein Amt nicht litte; ſon-
dern ſie ſind nur der gaͤntzlichen Unterlaſſung ent-
gegen geſetzet, und zeigen an, daß er oft gebetet,
und daß, ſo oft er gebetet, er der Theſſalonicen-
ſiſchen Gemeine allezeit, ohne es zu unterlaſſen,
oder ihrer zu vergeſſen, inſonderheit mit gedacht
habe.

5. Und da der Apoſtel ſpricht: Wir dan-
cken GOtt in unſerm Gebet;
ſo iſt kein Zwei-
fel, daß ſie ihr Gebet, auſſer dem, daß ein ieder
oft beſonders gebetet hat, gemeinſchaftlich mit
einander verrichtet haben. Wie denn diß
rechtſchaffne Lehrer alſo zu halten pflegen, daß,
wenn ſie zuſammen kommen, ſie ſich gern im
Gebet fuͤr ihre Gemeinen mit einander verei-
nigen. Recht von GOtt erweckte Zuhoͤrer ma-
chen es auch alſo.

6. Daß der Apoſtel auch gegen die andern Ge-
meinen alſo geſinnet geweſen, und ſeinen, GOtt
und ihnen ergebenen, Sinn alſo bewieſen habe,
ſiehet man aus Roͤm. 1, 8. 9. Eph. 1, 16. c. 3, 13.
14. u. f. Col. 1, 9. 2 Theſſ. 1, 3.

V. 3.

Und dencken (mit vieler innigen Her-
tzens-Vergnuͤgung) an euer Werck im Glau-
ben
(του῀ ἔργου τῆς πίςεως, der Realitaͤt, welche ihr
in eurem Glauben bewieſen) und an eure Ar-
beit in der Liebe
(da ihr ſie dergeſtalt thaͤtig
erwieſen habet, daß ihr euch viele Muͤhe gege-
ben, GOtt und eurem Naͤchſten zu dienen) und
an eure Gedult in der Hoffnung
(an eure Be-
harrung im Guten und Ausdaurung im Leiden,
darinn ihr durch die lebendige Hoffnung ſehr un-
terſtuͤtzet werdet) welche iſt unſer HErr JE-
ſus Chriſtus
(an welchen ſich die Hoffnung
durch den Glauben haͤlt) vor GOtt und dem
Vater
(vor welchem wir euer gedencken, und
vor dem ihr im Glauben, in der Liebe und in
der Hoffnung, wandelt und erfunden werdet.)
Siehe auch 2 Theſſ. 1, 3. 4.

Anmerckungen.

1. Durch das Wort μνημονέυοντες, (wel-
ches participium ſo viel iſt; als ſtuͤnde der in-
dicativus
da mit dem Worte weil, weil, oder
da wir gedencken, oder uns erinnern) ſtehet der
[Spaltenumbruch] dritte Vers mit dem andern in dieſer Verbin-
dung, daß der Apoſtel anzeiget, was ihn zu
der Danckſagung in ſeinem Gebet veranlaſſet
habe, nemlich das erſreuliche Andencken von
dem ſo geſegneten Zuſtande der Theſſaloni-
cher.

2. Glaube, Liebe, und Hoffnung ſtehen
billig bey einander, als die Mutter mit ihren
zwo ihr ſehr aͤhnlichen Toͤchtern. Denn der
Glaube lieget zum Grunde, und gebieret aus
ſich die Liebe; beyde aber werden unterſtuͤ-
tzet durch die aus dem Glauben gleichfalls ge-
borne Hoffnung. Denn die Hoffnung iſt eine
geduldige und gewiſſe Erwartung des ver-
ſprochenen voͤlligen Heils, welches man ſich im
Glauben bereits zugeeignet, davon aber nur
noch die Erſtlinge uͤberkommen hat. Roͤm.
8, 23.

3. Glaube ohne Liebe iſt eine bloſſe Ein-
bildung: und Liebe ohne Glauben iſt nur
Natur-Werck: gleichwie ohne Glauben und
Liebe nichts iſt, als eine eitele und ſelbſt ge-
machte Hoffnung; die da laͤßt zu Schanden
werden, und von de rechten, die nicht zu
Schanden werden laͤßt, gar weit unterſchieden
iſt. Roͤm. 5, 5.

4. Durch das zu dem Worte Glauben
geſetzte Wort Werck verſtehet der Apoſtel al-
hier nicht ein ſolches Werck, welches aus dem
Glauben
koͤmmt, oder welches der Glaube wir-
cket und verrichtet; ſintemal er dieſes gleich
darauf mit den Worten: eure Arbeit in der
Liebe,
ausdrucket: ſondern das rechte We-
ſen
und die eigentliche Conſtitution, Form
und Natur des Glaubens, nach ſeiner rechten
Realitaͤt und Soliditaͤt, nach welcher er ei-
nem ſelbſtgemachten Glauben, oder einer lee-
ren Einbildung davon, entgegen geſetzet iſt.
Jn welchem Verſtande, mit der Abſicht auf die
Wirckung GOttes, wodurch der Glaube ent-
ſtehet, unſer Heiland Joh. 6, 19. ſpricht: Das
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GOttes Werck, daß ihr an den glaubet,
den er geſandt hat.
Welcher Glaube denn
auch ſeiner Natur nach und in ſich ſelbſt iſt
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Baum, wenn man ihn auch auſſer ſeinen
Fruͤchten betrachtet, in ſich ſelbſt von einer wirck-
ſamen Natur iſt, und ſeine rechte ſtandhafte
Conſiſtentz hat. Und auf dieſes Werck des
Glaubens gehet auch, dem Wachsthum und
der Vollendung nach, der Wunſch Pauli
2 Theſſ. 1, 11. da er bezeuget, wie daß ſein Ge-
bet auf das Werck des Glaubens in der
Kraft
bey ihnen gerichtet ſey.

5. Die Arbeit der Liebe iſt, nach dem
im Griechiſchen beybehaltenen Hebraiſmo, ei-
ne ſehr arbeitſame Liebe,
welche immer in
den Pflichten gegen GOtt, uns ſelbſt und den
Naͤchſten, nach allen Geboten GOttes geſchaͤf-
tig iſt; und zwar dergeſtalt, daß ſie es ſich recht
ſauer werden und ſich keine Muͤhe verdrieſſen
laͤßt, auch durch alle Hinderung hindurch bricht.
Siehe auch Hebr. 6, 10.

6. Das Wort Geduld, griechiſch ὑπο-

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[7/0009] Cap. 1. v. 2. 3. des erſten Briefes an die Theſſalonicher. bet. Was er dißfalls thut, iſt kein rechtes und GOtt wohlgefaͤlliges Gebet. Joh. 9, 31. 2. Es haben auch Chriſtliche Zuhoͤrer ſich hiebey ihrer Pflicht zu erinnern, welche iſt, daß ſie nicht weniger auch fuͤr ihre Lehrer hertzlich zu GOtt beten; ſonderlich wenn ſie ſehen, daß ſie auch ihrentwegen mancherley Leiden uͤber ſich zu nehmen haben. 3. Das loͤblichſte aber iſt bey Chriſtlichen Zuhoͤrern. wenn ſie ſich ſo verhalten, daß das Ge- bet des Lehrers fuͤr ſie mit vieler Danckſagung geſchehen koͤnne. Wenn es hingegen mit vielem Seufzen und Klagen geſchiehet, das iſt ihnen nicht gut, auch ein Zeichen ihres gar ſchlechten Zuſtandes. Heb. 13, 17. 4. Die Worte allezeit und ohne Un- terlaß zeigen nicht ſo viel an, als wenn Pau- lus nichts anders gethan, als nur immer gebe- tet habe; welches ſein Amt nicht litte; ſon- dern ſie ſind nur der gaͤntzlichen Unterlaſſung ent- gegen geſetzet, und zeigen an, daß er oft gebetet, und daß, ſo oft er gebetet, er der Theſſalonicen- ſiſchen Gemeine allezeit, ohne es zu unterlaſſen, oder ihrer zu vergeſſen, inſonderheit mit gedacht habe. 5. Und da der Apoſtel ſpricht: Wir dan- cken GOtt in unſerm Gebet; ſo iſt kein Zwei- fel, daß ſie ihr Gebet, auſſer dem, daß ein ieder oft beſonders gebetet hat, gemeinſchaftlich mit einander verrichtet haben. Wie denn diß rechtſchaffne Lehrer alſo zu halten pflegen, daß, wenn ſie zuſammen kommen, ſie ſich gern im Gebet fuͤr ihre Gemeinen mit einander verei- nigen. Recht von GOtt erweckte Zuhoͤrer ma- chen es auch alſo. 6. Daß der Apoſtel auch gegen die andern Ge- meinen alſo geſinnet geweſen, und ſeinen, GOtt und ihnen ergebenen, Sinn alſo bewieſen habe, ſiehet man aus Roͤm. 1, 8. 9. Eph. 1, 16. c. 3, 13. 14. u. f. Col. 1, 9. 2 Theſſ. 1, 3. V. 3. Und dencken (mit vieler innigen Her- tzens-Vergnuͤgung) an euer Werck im Glau- ben (του῀ ἔργου τῆς πίςεως, der Realitaͤt, welche ihr in eurem Glauben bewieſen) und an eure Ar- beit in der Liebe (da ihr ſie dergeſtalt thaͤtig erwieſen habet, daß ihr euch viele Muͤhe gege- ben, GOtt und eurem Naͤchſten zu dienen) und an eure Gedult in der Hoffnung (an eure Be- harrung im Guten und Ausdaurung im Leiden, darinn ihr durch die lebendige Hoffnung ſehr un- terſtuͤtzet werdet) welche iſt unſer HErr JE- ſus Chriſtus (an welchen ſich die Hoffnung durch den Glauben haͤlt) vor GOtt und dem Vater (vor welchem wir euer gedencken, und vor dem ihr im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung, wandelt und erfunden werdet.) Siehe auch 2 Theſſ. 1, 3. 4. Anmerckungen. 1. Durch das Wort μνημονέυοντες, (wel- ches participium ſo viel iſt; als ſtuͤnde der in- dicativus da mit dem Worte weil, weil, oder da wir gedencken, oder uns erinnern) ſtehet der dritte Vers mit dem andern in dieſer Verbin- dung, daß der Apoſtel anzeiget, was ihn zu der Danckſagung in ſeinem Gebet veranlaſſet habe, nemlich das erſreuliche Andencken von dem ſo geſegneten Zuſtande der Theſſaloni- cher. 2. Glaube, Liebe, und Hoffnung ſtehen billig bey einander, als die Mutter mit ihren zwo ihr ſehr aͤhnlichen Toͤchtern. Denn der Glaube lieget zum Grunde, und gebieret aus ſich die Liebe; beyde aber werden unterſtuͤ- tzet durch die aus dem Glauben gleichfalls ge- borne Hoffnung. Denn die Hoffnung iſt eine geduldige und gewiſſe Erwartung des ver- ſprochenen voͤlligen Heils, welches man ſich im Glauben bereits zugeeignet, davon aber nur noch die Erſtlinge uͤberkommen hat. Roͤm. 8, 23. 3. Glaube ohne Liebe iſt eine bloſſe Ein- bildung: und Liebe ohne Glauben iſt nur Natur-Werck: gleichwie ohne Glauben und Liebe nichts iſt, als eine eitele und ſelbſt ge- machte Hoffnung; die da laͤßt zu Schanden werden, und von de rechten, die nicht zu Schanden werden laͤßt, gar weit unterſchieden iſt. Roͤm. 5, 5. 4. Durch das zu dem Worte Glauben geſetzte Wort Werck verſtehet der Apoſtel al- hier nicht ein ſolches Werck, welches aus dem Glauben koͤmmt, oder welches der Glaube wir- cket und verrichtet; ſintemal er dieſes gleich darauf mit den Worten: eure Arbeit in der Liebe, ausdrucket: ſondern das rechte We- ſen und die eigentliche Conſtitution, Form und Natur des Glaubens, nach ſeiner rechten Realitaͤt und Soliditaͤt, nach welcher er ei- nem ſelbſtgemachten Glauben, oder einer lee- ren Einbildung davon, entgegen geſetzet iſt. Jn welchem Verſtande, mit der Abſicht auf die Wirckung GOttes, wodurch der Glaube ent- ſtehet, unſer Heiland Joh. 6, 19. ſpricht: Das iſt τὸ ἔργον του῀ Θεου῀, ein Werck GOttes, oder GOttes Werck, daß ihr an den glaubet, den er geſandt hat. Welcher Glaube denn auch ſeiner Natur nach und in ſich ſelbſt iſt ἐργατικὴ, oder ἐνεργὴς, wirckſam; gleichwie ein Baum, wenn man ihn auch auſſer ſeinen Fruͤchten betrachtet, in ſich ſelbſt von einer wirck- ſamen Natur iſt, und ſeine rechte ſtandhafte Conſiſtentz hat. Und auf dieſes Werck des Glaubens gehet auch, dem Wachsthum und der Vollendung nach, der Wunſch Pauli 2 Theſſ. 1, 11. da er bezeuget, wie daß ſein Ge- bet auf das Werck des Glaubens in der Kraft bey ihnen gerichtet ſey. 5. Die Arbeit der Liebe iſt, nach dem im Griechiſchen beybehaltenen Hebraiſmo, ei- ne ſehr arbeitſame Liebe, welche immer in den Pflichten gegen GOtt, uns ſelbſt und den Naͤchſten, nach allen Geboten GOttes geſchaͤf- tig iſt; und zwar dergeſtalt, daß ſie es ſich recht ſauer werden und ſich keine Muͤhe verdrieſſen laͤßt, auch durch alle Hinderung hindurch bricht. Siehe auch Hebr. 6, 10. 6. Das Wort Geduld, griechiſch ὑπο- μονὴ

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/9>, abgerufen am 27.11.2024.