Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung V. 21-23. [Spaltenumbruch]
daher rührenden Heyls-Gütern erworbenhat, sie uns auch durch seinen Heiligen Geist zueignet, und sie künftig in seiner Zukunft zum Gericht völlig offenbaren und vollenden wird, nemlich zum ewigen Leben, wie der Apostel dazu setzet. Da denn das am Glau- ben empfangene geistliche, an sich schon ewige, Leben recht verherrlichet und vereini- get wird. c. Auf die Barmhertzigkeit, oder ihrer Vollen- dung an uns, sollen die gläubigen warten: welches der lebendigen Hoffnung Eigenschaft ist: und wird die Hoffnung so viel leichter und angenehmer gemacht, so viel grösser und er- quicklicher der Vorschmack des ewigen Lebens im seligen Genusse der Liebe GOttes ist, dar- innen man von GOTT behalten wird und sich selbst behält. V. 22. 23. Und haltet diesen Unterscheid, daß ihr Anmerckungen. 1. Von der Wahrnehmung unserer selbst 2. Die zu gewinnende Nächsten unter- a. Durch die ersten verstehet er die verführete und unwissende, welche mehr aus Unverstan- de und Ubereilung, als aus Bosheit sich zu den gefährlichen Jrrthümern, auch zur Un- ordnung des Lebens verleiten und blindlings mit hinreissen lassen, und daher mitleidens- würdige arme Menschen sind: die man deß- wegen auch mit sanftmüthigem Geiste in aller Liebe zu rechte zu bringen, und gleichsam als verrenckte Glieder wieder einzurichten hat, nach Gal. 6, 1. b. Durch die andern verstehet er die Halsstar- rigen, welche auch zum Theil andere verfüh- ren: a. Mit diesen muß man verfahren en phobo, oder mit Furcht, das ist mit mehrern Ernst, welcher von der Furcht daher benennet wird, weil man den rohen Sündern vor ernsthafter und nachdrücklicher Vorstellung der Gerichte GOTTES eine Furcht zum Schrecken und zum Nachdencken, und zur wahren Umkehrung einzujagen hat. Da- von Paulus 2 Tim. 4, 2. spricht: Predi- ge das Wort, halte an, es sey zu rechter Zeit, oder zur Unzeit, strafe, dräue, er- mahne, mit aller Geduld und Lehre: [Spaltenumbruch] Wie wir sehen, daß unser Heyland mit den Pharisäern umgegangen ist Matth. 23. Joh. 8, 44. u. f. auch Johannes der Täu- fer. Matth. 3, 1. u. f. b. Man muß sie aus dem Feuer rücken, gleichsam als einen Brand, oder etwas, das schon vom Feuer ergriffen ist, aber noch kan errettet werden, aber ergriffen werden muß ohne allen Verzug und mit allem Ernst, auch nicht ohne Schwierigkeit. Sie- he Zach. 3, 3. da es von dem Hohenpriester Josua heißt: Jst dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist? Siehe auch Amos 4, 11. da GOtt von den Jsrae- liten spricht: Jhr waret, wie ein Brand, der aus dem Feuer gerissen wird. Deß- gleichen 1 Cor. 3, 25. g. Solches erretten und erbarmen, oder in erbarmender Liebe zu gewinnen suchen nen- net der Apostel, ein selig machen, weil man ein gesegnetes Werckzeug dazu wird. Welche herrliche Frucht einem das Werck der Liebe billig so viel beliebter machen soll und kan. Dergleichen Worte finden wir auch sonst von einem Menschen gegen ande- re, nicht allein von den Lehrern 1 Tim. 4. 16. sondern auch von den gemeinen Glie- dern CHristi unter einander 1 Cor. 7, 15. 1 Petr. 3, 1. Jud. 5, 20. 3. Es sollen aber die Gläubigen bey sol- a. Die Redens-Art ist genommen von der Le- vitischen Verunreinigung, da die Unreinigkeit von der Anrührung dessen, das unrein war, sonderlich vom Aussatze und vom Samen- Fluße, auch in die Kleider tratt, die daher theils weggeworfen und verbrant, theils ge- waschen werden mußten. 3 B. Mos. 13, 4. 5. u. f. c. 15, 3-17. So hat der Apostel dabey auch wohl zugleich auf die muthwilligen Flei- sches-Befleckungen der unreinen Geister, der Gnosticorum, nach v. 7. und 2 Pet. 2, 6. 10. gesehen. Siehe auch Jes. 64, 10. b. Diesen befleckten Rock des Fleisches hasset man, wenn man sich enthält von aller Befle- ckung des Fleisches und des Geistes, das ist von allen groben und subtilen Sünden, und dagegen mit der Heiligung fortfähret in der Furcht GOttes 2 Cor. 7, 1. und sich also hü- tet, daß einem das geschenckte Ehren-Kleid der Gerechtigkeit Christi, da man seine Kleider gewaschen und helle gemacht hat im Blute des Lammes, nicht besudelt werde Off. 3, 4, c. 7, 14. c. 19, 7. 8. und man sich fremder Sünden auf keinerley Art theilhaftig mache. 1 Cor. 5, 9. 2 Cor. 6, 14. Eph. 5, 5-7. 11. 12. 1 Tim. 5, 22. V. 24. 25. Den aber, der euch behüten kan ohen Fehl,
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 21-23. [Spaltenumbruch]
daher ruͤhrenden Heyls-Guͤtern erworbenhat, ſie uns auch durch ſeinen Heiligen Geiſt zueignet, und ſie kuͤnftig in ſeiner Zukunft zum Gericht voͤllig offenbaren und vollenden wird, nemlich zum ewigen Leben, wie der Apoſtel dazu ſetzet. Da denn das am Glau- ben empfangene geiſtliche, an ſich ſchon ewige, Leben recht verherrlichet und vereini- get wird. c. Auf die Barmhertzigkeit, oder ihrer Vollen- dung an uns, ſollen die glaͤubigen warten: welches der lebendigen Hoffnung Eigenſchaft iſt: und wird die Hoffnung ſo viel leichter und angenehmer gemacht, ſo viel groͤſſer und er- quicklicher der Vorſchmack des ewigen Lebens im ſeligen Genuſſe der Liebe GOttes iſt, dar- innen man von GOTT behalten wird und ſich ſelbſt behaͤlt. V. 22. 23. Und haltet dieſen Unterſcheid, daß ihr Anmerckungen. 1. Von der Wahrnehmung unſerer ſelbſt 2. Die zu gewinnende Naͤchſten unter- a. Durch die erſten verſtehet er die verfuͤhrete und unwiſſende, welche mehr aus Unverſtan- de und Ubereilung, als aus Bosheit ſich zu den gefaͤhrlichen Jrrthuͤmern, auch zur Un- ordnung des Lebens verleiten und blindlings mit hinreiſſen laſſen, und daher mitleidens- wuͤrdige arme Menſchen ſind: die man deß- wegen auch mit ſanftmuͤthigem Geiſte in aller Liebe zu rechte zu bringen, und gleichſam als verrenckte Glieder wieder einzurichten hat, nach Gal. 6, 1. b. Durch die andern verſtehet er die Halsſtar- rigen, welche auch zum Theil andere verfuͤh- ren: α. Mit dieſen muß man verfahren ἐν φόβῳ, oder mit Furcht, das iſt mit mehrern Ernſt, welcher von der Furcht daher benennet wird, weil man den rohen Suͤndern vor ernſthafter und nachdruͤcklicher Vorſtellung der Gerichte GOTTES eine Furcht zum Schrecken und zum Nachdencken, und zur wahren Umkehrung einzujagen hat. Da- von Paulus 2 Tim. 4, 2. ſpricht: Predi- ge das Wort, halte an, es ſey zu rechter Zeit, oder zur Unzeit, ſtrafe, draͤue, er- mahne, mit aller Geduld und Lehre: [Spaltenumbruch] Wie wir ſehen, daß unſer Heyland mit den Phariſaͤern umgegangen iſt Matth. 23. Joh. 8, 44. u. f. auch Johannes der Taͤu- fer. Matth. 3, 1. u. f. β. Man muß ſie aus dem Feuer ruͤcken, gleichſam als einen Brand, oder etwas, das ſchon vom Feuer ergriffen iſt, aber noch kan errettet werden, aber ergriffen werden muß ohne allen Verzug und mit allem Ernſt, auch nicht ohne Schwierigkeit. Sie- he Zach. 3, 3. da es von dem Hohenprieſter Joſua heißt: Jſt dieſer nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet iſt? Siehe auch Amos 4, 11. da GOtt von den Jſrae- liten ſpricht: Jhr waret, wie ein Brand, der aus dem Feuer geriſſen wird. Deß- gleichen 1 Cor. 3, 25. γ. Solches erretten und erbarmen, oder in erbarmender Liebe zu gewinnen ſuchen nen- net der Apoſtel, ein ſelig machen, weil man ein geſegnetes Werckzeug dazu wird. Welche herrliche Frucht einem das Werck der Liebe billig ſo viel beliebter machen ſoll und kan. Dergleichen Worte finden wir auch ſonſt von einem Menſchen gegen ande- re, nicht allein von den Lehrern 1 Tim. 4. 16. ſondern auch von den gemeinen Glie- dern CHriſti unter einander 1 Cor. 7, 15. 1 Petr. 3, 1. Jud. 5, 20. 3. Es ſollen aber die Glaͤubigen bey ſol- a. Die Redens-Art iſt genommen von der Le- vitiſchen Verunreinigung, da die Unreinigkeit von der Anruͤhrung deſſen, das unrein war, ſonderlich vom Ausſatze und vom Samen- Fluße, auch in die Kleider tratt, die daher theils weggeworfen und verbrant, theils ge- waſchen werden mußten. 3 B. Moſ. 13, 4. 5. u. f. c. 15, 3-17. So hat der Apoſtel dabey auch wohl zugleich auf die muthwilligen Flei- ſches-Befleckungen der unreinen Geiſter, der Gnoſticorum, nach v. 7. und 2 Pet. 2, 6. 10. geſehen. Siehe auch Jeſ. 64, 10. b. Dieſen befleckten Rock des Fleiſches haſſet man, wenn man ſich enthaͤlt von aller Befle- ckung des Fleiſches und des Geiſtes, das iſt von allen groben und ſubtilen Suͤnden, und dagegen mit der Heiligung fortfaͤhret in der Furcht GOttes 2 Cor. 7, 1. und ſich alſo huͤ- tet, daß einem das geſchenckte Ehren-Kleid der Gerechtigkeit Chriſti, da man ſeine Kleider gewaſchen und helle gemacht hat im Blute des Lammes, nicht beſudelt werde Off. 3, 4, c. 7, 14. c. 19, 7. 8. und man ſich fremder Suͤnden auf keinerley Art theilhaftig mache. 1 Cor. 5, 9. 2 Cor. 6, 14. Eph. 5, 5-7. 11. 12. 1 Tim. 5, 22. V. 24. 25. Den aber, der euch behuͤten kan ohen Fehl,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0782" n="780"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 21-23.</hi></fw><lb/><cb/> daher ruͤhrenden Heyls-Guͤtern erworben<lb/> hat, ſie uns auch durch ſeinen Heiligen Geiſt<lb/> zueignet, und ſie kuͤnftig in ſeiner Zukunft<lb/> zum Gericht voͤllig offenbaren und vollenden<lb/> wird, nemlich <hi rendition="#fr">zum ewigen Leben</hi>, wie der<lb/> Apoſtel dazu ſetzet. Da denn das am Glau-<lb/> ben empfangene <hi rendition="#fr">geiſtliche</hi>, an ſich ſchon<lb/> ewige, Leben recht verherrlichet und vereini-<lb/> get wird.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Auf die Barmhertzigkeit, oder ihrer Vollen-<lb/> dung an uns, ſollen die glaͤubigen <hi rendition="#fr">warten:</hi><lb/> welches der lebendigen Hoffnung Eigenſchaft<lb/> iſt: und wird die Hoffnung ſo viel leichter und<lb/> angenehmer gemacht, ſo viel groͤſſer und er-<lb/> quicklicher der Vorſchmack des ewigen Lebens<lb/> im ſeligen Genuſſe der Liebe GOttes iſt, dar-<lb/> innen man von GOTT behalten wird und<lb/> ſich ſelbſt behaͤlt.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 22. 23.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Und haltet dieſen Unterſcheid, daß ihr<lb/> euch etlicher erbarmet, etliche aber mit<lb/> Furcht ſelig machet, und ruͤcket ſie aus dem<lb/> Feuer, und haſſet den befleckten Rock des<lb/> Fleiſches.</hi> </p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Von der Wahrnehmung unſerer ſelbſt<lb/> koͤmmt der Apoſtel auf die Pflicht der Liebe ge-<lb/> gen den Naͤchſten, welche zu deſſelben, wenn er<lb/> noch ferne von GOTT iſt, Gewinnung ſoll an-<lb/> gewendet werden: Dabey er aber erinnert, wie<lb/> man wohl auf ſeiner eignen Hut zu ſtehen<lb/> habe.</p><lb/> <p>2. Die zu gewinnende Naͤchſten unter-<lb/> ſcheidet der Apoſtel in ſolche, deren man ſich <hi rendition="#fr">zu<lb/> erbarmen</hi> habe, und ſolche, welche man ſuchen<lb/> muͤſſe <hi rendition="#fr">mit Furcht ſelig zu machen</hi> und aus<lb/><hi rendition="#fr">dem Feuer zu ruͤcken.</hi></p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Durch die erſten verſtehet er die <hi rendition="#fr">verfuͤhrete</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">unwiſſende</hi>, welche mehr aus Unverſtan-<lb/> de und Ubereilung, als aus Bosheit ſich zu<lb/> den gefaͤhrlichen Jrrthuͤmern, auch zur Un-<lb/> ordnung des Lebens verleiten und blindlings<lb/> mit hinreiſſen laſſen, und daher mitleidens-<lb/> wuͤrdige arme Menſchen ſind: die man deß-<lb/> wegen auch mit ſanftmuͤthigem Geiſte in aller<lb/> Liebe zu rechte zu bringen, und gleichſam als<lb/> verrenckte Glieder wieder einzurichten hat,<lb/> nach Gal. 6, 1.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Durch die andern verſtehet er die <hi rendition="#fr">Halsſtar-<lb/> rigen</hi>, welche auch zum Theil andere verfuͤh-<lb/> ren:<lb/><list><item>α. Mit dieſen muß man verfahren ἐν φόβῳ,<lb/> oder <hi rendition="#fr">mit Furcht</hi>, das iſt mit mehrern Ernſt,<lb/> welcher von der Furcht daher benennet<lb/> wird, weil man den rohen Suͤndern vor<lb/> ernſthafter und nachdruͤcklicher Vorſtellung<lb/> der Gerichte GOTTES eine Furcht zum<lb/> Schrecken und zum Nachdencken, und zur<lb/> wahren Umkehrung einzujagen hat. Da-<lb/> von Paulus 2 Tim. 4, 2. ſpricht: <hi rendition="#fr">Predi-<lb/> ge das Wort, halte an, es ſey zu rechter<lb/> Zeit, oder zur Unzeit, ſtrafe, draͤue, er-<lb/> mahne, mit aller Geduld und Lehre:</hi><lb/><cb/> Wie wir ſehen, daß unſer Heyland mit den<lb/> Phariſaͤern umgegangen iſt Matth. 23.<lb/> Joh. 8, 44. u. f. auch Johannes der Taͤu-<lb/> fer. Matth. 3, 1. u. f.</item><lb/><item>β. Man muß ſie <hi rendition="#fr">aus dem Feuer ruͤcken</hi>,<lb/> gleichſam als einen <hi rendition="#fr">Brand</hi>, oder etwas,<lb/> das ſchon vom Feuer ergriffen iſt, aber noch<lb/> kan errettet werden, aber ergriffen werden<lb/> muß ohne allen Verzug und mit allem<lb/> Ernſt, auch nicht ohne Schwierigkeit. Sie-<lb/> he Zach. 3, 3. da es von dem Hohenprieſter<lb/> Joſua heißt: <hi rendition="#fr">Jſt dieſer nicht ein Brand,<lb/> der aus dem Feuer errettet iſt</hi>? Siehe<lb/> auch Amos 4, 11. da GOtt von den Jſrae-<lb/> liten ſpricht: <hi rendition="#fr">Jhr waret, wie ein Brand,<lb/> der aus dem Feuer geriſſen wird.</hi> Deß-<lb/> gleichen 1 Cor. 3, 25.</item><lb/><item>γ. Solches erretten und erbarmen, oder in<lb/> erbarmender Liebe zu gewinnen ſuchen nen-<lb/> net der Apoſtel, ein <hi rendition="#fr">ſelig machen</hi>, weil man<lb/> ein geſegnetes <hi rendition="#fr">Werckzeug</hi> dazu wird.<lb/> Welche herrliche Frucht einem das Werck<lb/> der Liebe billig ſo viel beliebter machen ſoll<lb/> und kan. Dergleichen Worte finden wir<lb/> auch ſonſt von einem Menſchen gegen ande-<lb/> re, nicht allein von den Lehrern 1 Tim. 4.<lb/> 16. ſondern auch von den gemeinen Glie-<lb/> dern CHriſti unter einander 1 Cor. 7, 15.<lb/> 1 Petr. 3, 1. Jud. 5, 20.</item></list></item> </list><lb/> <p>3. Es ſollen aber die Glaͤubigen bey ſol-<lb/> cher Bemuͤhung andere zu gewinnen, ihrer <hi rendition="#fr">ſelbſt<lb/> wohl wahrnehmen</hi>, daß ſie gleichſam unter<lb/> den Dornen wohl geſtiefelt ſeyn moͤgen, und<lb/> ſich, da ſie Pech angreifen, nicht ſelbſt beſudeln;<lb/> wie gar leicht geſchehen kan. Darum er ſpricht:<lb/><hi rendition="#fr">und haſſet den befleckten Rock des Flei-<lb/> ſches.</hi></p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Die <hi rendition="#fr">Redens-Art</hi> iſt genommen von der Le-<lb/> vitiſchen Verunreinigung, da die Unreinigkeit<lb/> von der Anruͤhrung deſſen, das unrein war,<lb/> ſonderlich vom Ausſatze und vom Samen-<lb/> Fluße, auch in die Kleider tratt, die daher<lb/> theils weggeworfen und verbrant, theils ge-<lb/> waſchen werden mußten. 3 B. Moſ. 13, 4. 5.<lb/> u. f. c. 15, 3-17. So hat der Apoſtel dabey<lb/> auch wohl zugleich auf die muthwilligen Flei-<lb/> ſches-Befleckungen der unreinen Geiſter, der<lb/><hi rendition="#aq">Gnoſticorum,</hi> nach v. 7. und 2 Pet. 2, 6. 10.<lb/> geſehen. Siehe auch Jeſ. 64, 10.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Dieſen befleckten Rock des Fleiſches <hi rendition="#fr">haſſet</hi><lb/> man, wenn man ſich enthaͤlt von aller Befle-<lb/> ckung des Fleiſches und des Geiſtes, das iſt<lb/> von allen groben und <hi rendition="#aq">ſubtil</hi>en Suͤnden, und<lb/> dagegen mit der Heiligung fortfaͤhret in der<lb/> Furcht GOttes 2 Cor. 7, 1. und ſich alſo huͤ-<lb/> tet, daß einem das geſchenckte Ehren-Kleid<lb/> der Gerechtigkeit Chriſti, da man ſeine Kleider<lb/> gewaſchen und helle gemacht hat im Blute<lb/> des Lammes, nicht beſudelt werde Off. 3, 4,<lb/> c. 7, 14. c. 19, 7. 8. und man ſich fremder<lb/> Suͤnden auf keinerley Art theilhaftig mache.<lb/> 1 Cor. 5, 9. 2 Cor. 6, 14. Eph. 5, 5-7. 11. 12.<lb/> 1 Tim. 5, 22.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 24. 25.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Den aber, der euch behuͤten kan ohen</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Fehl</hi>,</fw><lb/> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [780/0782]
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 21-23.
daher ruͤhrenden Heyls-Guͤtern erworben
hat, ſie uns auch durch ſeinen Heiligen Geiſt
zueignet, und ſie kuͤnftig in ſeiner Zukunft
zum Gericht voͤllig offenbaren und vollenden
wird, nemlich zum ewigen Leben, wie der
Apoſtel dazu ſetzet. Da denn das am Glau-
ben empfangene geiſtliche, an ſich ſchon
ewige, Leben recht verherrlichet und vereini-
get wird.
c. Auf die Barmhertzigkeit, oder ihrer Vollen-
dung an uns, ſollen die glaͤubigen warten:
welches der lebendigen Hoffnung Eigenſchaft
iſt: und wird die Hoffnung ſo viel leichter und
angenehmer gemacht, ſo viel groͤſſer und er-
quicklicher der Vorſchmack des ewigen Lebens
im ſeligen Genuſſe der Liebe GOttes iſt, dar-
innen man von GOTT behalten wird und
ſich ſelbſt behaͤlt.
V. 22. 23.
Und haltet dieſen Unterſcheid, daß ihr
euch etlicher erbarmet, etliche aber mit
Furcht ſelig machet, und ruͤcket ſie aus dem
Feuer, und haſſet den befleckten Rock des
Fleiſches.
Anmerckungen.
1. Von der Wahrnehmung unſerer ſelbſt
koͤmmt der Apoſtel auf die Pflicht der Liebe ge-
gen den Naͤchſten, welche zu deſſelben, wenn er
noch ferne von GOTT iſt, Gewinnung ſoll an-
gewendet werden: Dabey er aber erinnert, wie
man wohl auf ſeiner eignen Hut zu ſtehen
habe.
2. Die zu gewinnende Naͤchſten unter-
ſcheidet der Apoſtel in ſolche, deren man ſich zu
erbarmen habe, und ſolche, welche man ſuchen
muͤſſe mit Furcht ſelig zu machen und aus
dem Feuer zu ruͤcken.
a. Durch die erſten verſtehet er die verfuͤhrete
und unwiſſende, welche mehr aus Unverſtan-
de und Ubereilung, als aus Bosheit ſich zu
den gefaͤhrlichen Jrrthuͤmern, auch zur Un-
ordnung des Lebens verleiten und blindlings
mit hinreiſſen laſſen, und daher mitleidens-
wuͤrdige arme Menſchen ſind: die man deß-
wegen auch mit ſanftmuͤthigem Geiſte in aller
Liebe zu rechte zu bringen, und gleichſam als
verrenckte Glieder wieder einzurichten hat,
nach Gal. 6, 1.
b. Durch die andern verſtehet er die Halsſtar-
rigen, welche auch zum Theil andere verfuͤh-
ren:
α. Mit dieſen muß man verfahren ἐν φόβῳ,
oder mit Furcht, das iſt mit mehrern Ernſt,
welcher von der Furcht daher benennet
wird, weil man den rohen Suͤndern vor
ernſthafter und nachdruͤcklicher Vorſtellung
der Gerichte GOTTES eine Furcht zum
Schrecken und zum Nachdencken, und zur
wahren Umkehrung einzujagen hat. Da-
von Paulus 2 Tim. 4, 2. ſpricht: Predi-
ge das Wort, halte an, es ſey zu rechter
Zeit, oder zur Unzeit, ſtrafe, draͤue, er-
mahne, mit aller Geduld und Lehre:
Wie wir ſehen, daß unſer Heyland mit den
Phariſaͤern umgegangen iſt Matth. 23.
Joh. 8, 44. u. f. auch Johannes der Taͤu-
fer. Matth. 3, 1. u. f.
β. Man muß ſie aus dem Feuer ruͤcken,
gleichſam als einen Brand, oder etwas,
das ſchon vom Feuer ergriffen iſt, aber noch
kan errettet werden, aber ergriffen werden
muß ohne allen Verzug und mit allem
Ernſt, auch nicht ohne Schwierigkeit. Sie-
he Zach. 3, 3. da es von dem Hohenprieſter
Joſua heißt: Jſt dieſer nicht ein Brand,
der aus dem Feuer errettet iſt? Siehe
auch Amos 4, 11. da GOtt von den Jſrae-
liten ſpricht: Jhr waret, wie ein Brand,
der aus dem Feuer geriſſen wird. Deß-
gleichen 1 Cor. 3, 25.
γ. Solches erretten und erbarmen, oder in
erbarmender Liebe zu gewinnen ſuchen nen-
net der Apoſtel, ein ſelig machen, weil man
ein geſegnetes Werckzeug dazu wird.
Welche herrliche Frucht einem das Werck
der Liebe billig ſo viel beliebter machen ſoll
und kan. Dergleichen Worte finden wir
auch ſonſt von einem Menſchen gegen ande-
re, nicht allein von den Lehrern 1 Tim. 4.
16. ſondern auch von den gemeinen Glie-
dern CHriſti unter einander 1 Cor. 7, 15.
1 Petr. 3, 1. Jud. 5, 20.
3. Es ſollen aber die Glaͤubigen bey ſol-
cher Bemuͤhung andere zu gewinnen, ihrer ſelbſt
wohl wahrnehmen, daß ſie gleichſam unter
den Dornen wohl geſtiefelt ſeyn moͤgen, und
ſich, da ſie Pech angreifen, nicht ſelbſt beſudeln;
wie gar leicht geſchehen kan. Darum er ſpricht:
und haſſet den befleckten Rock des Flei-
ſches.
a. Die Redens-Art iſt genommen von der Le-
vitiſchen Verunreinigung, da die Unreinigkeit
von der Anruͤhrung deſſen, das unrein war,
ſonderlich vom Ausſatze und vom Samen-
Fluße, auch in die Kleider tratt, die daher
theils weggeworfen und verbrant, theils ge-
waſchen werden mußten. 3 B. Moſ. 13, 4. 5.
u. f. c. 15, 3-17. So hat der Apoſtel dabey
auch wohl zugleich auf die muthwilligen Flei-
ſches-Befleckungen der unreinen Geiſter, der
Gnoſticorum, nach v. 7. und 2 Pet. 2, 6. 10.
geſehen. Siehe auch Jeſ. 64, 10.
b. Dieſen befleckten Rock des Fleiſches haſſet
man, wenn man ſich enthaͤlt von aller Befle-
ckung des Fleiſches und des Geiſtes, das iſt
von allen groben und ſubtilen Suͤnden, und
dagegen mit der Heiligung fortfaͤhret in der
Furcht GOttes 2 Cor. 7, 1. und ſich alſo huͤ-
tet, daß einem das geſchenckte Ehren-Kleid
der Gerechtigkeit Chriſti, da man ſeine Kleider
gewaſchen und helle gemacht hat im Blute
des Lammes, nicht beſudelt werde Off. 3, 4,
c. 7, 14. c. 19, 7. 8. und man ſich fremder
Suͤnden auf keinerley Art theilhaftig mache.
1 Cor. 5, 9. 2 Cor. 6, 14. Eph. 5, 5-7. 11. 12.
1 Tim. 5, 22.
V. 24. 25.
Den aber, der euch behuͤten kan ohen
Fehl,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |