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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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V. 21. des Briefes Judä.
[Spaltenumbruch] der Apostel und Propheten, oder ihre
Lehre, da JESUS CHristus der Eck-
Stein ist, auf welchem der gantze Bau
in einander wächset zu einem heiligen
Tempel in dem HErren.
Und da Pau-
lus diesen Grund geleget hatte, schrieb er an
sie 1 Cor. 3, 9. 10. 11. Jhr seyd GOttes
Gebäu. Jch von GOttes Gnaden,
die mir gegeben ist, habe den Grund
geleget, als ein weiser Baumeister:
ein ander bauet darauf. Ein ieglicher
aber sehe zu, wie er darauf baue. Ei-
nen andern Grund kan zwar niemand
legen ausser dem, der geleget ist, wel-
cher ist JEsus Christus.
So ist dem-
nach die Lehre von CHristo und also Chri-
stus selbst der Grund, als der rechte Mittel-
Punct aller Lehre.
b. Die Glaubens-Gabe, oder der Glaube
des Hertzens, war auch vermöge des wohl-
gelegten Lehr-Grundes dasjenige ihrem gan-
tzen Christenthum, was der untere Stamm
mit seiner Wurtzel ist einem Baum, als auf
welchen es bey allen Zancken und Zweigen,
grossen, und kleinen, ankömmt, weil sie da-
her alle ihre Nahrung zur Fruchtbringung
haben.
g. Das auf diesen allerheiligsten Glauben
bauen solte geschehen nicht allein von ihren
Lehrern in Ansehung der Gemeine, sondern
auch von ihnen selbst, von einem jeglichen
bey und für sich selbst, auch bey seinen Mit-
gliedern, zur eigenen und zur gemeinschaftli-
chen Erbauung. Welche denn erfodert,
daß man der Lehre nach mit dem Glauben
seines Hertzens immer am Evangelio, als
ein Baum an den Wasserbächen, und als
ein Schaf auf grüner und Wasserreicher
Weide, bleibe, und daher vor allen Dingen
suche im kindlichen Vertrauen, und vertrau-
lichen Verlangen, welches das rechte Band
der Seelen mit GOTT ist, zuzunehmen.
Siehe Eph. 3, 17, 18. Col. 2, 7. Auf welche
Art denn die Gläubigen, als die lebendigen
Steine, sich selbst bauen zum geistlichen
Hause und zum heiligen Priesterthum, zu
Opfern geistliche Opfer, die GOTT ange-
nehm sind durch JESUM CHristum
1 Pet. 2, 5.
c. Damit die Erbauung ihrer selbst auf ihrem
allerheiligsten Glauben recht von statten gehen
möchte, so recommendiret er ihnen dazu das
Gebet; als durch welches die Seele die Glau-
bens-Lehren wohl in sich digeriret, oder ver-
dauet, wie der Leib eine Speise zur Nahrung
im Magen; durch welches sie auch aus der
Fülle JEsu, als durch einen Schöpf-Eimer
nimmt Gnade um Gnade Joh. 1, 16. Und also
ist das Beten (welches alhier von allen Gat-
tungen, von Bitte, Gebet, Fürbitte und
Dancksagung nach 1 Tim. 2, 2. zu verstehen ist)
an sich selbst schon eine Glaubens-Ubung, und
gereichet nicht weniger auch zur täglichen Glau-
bens-Stärckung. Man sehe unter andern
davon Matth. 7, 7. 8. Joh. 14, 13. 14. c. 15,
7, 16. c. 16, 23. 24. Eph. 6, 18. Col. 4, 2.
[Spaltenumbruch]
d. Damit auch so wol das Auferbauen auf
den allerheiligsten Glauben, als das Beten,
recht von statten gehen möge, so soll beydes
durch den Heiligen Geist geschehen: als
welche Worte auf beydes, darzwischen sie
gesetzet sind, also gehen, daß wenn man sie der
Construction nach gleich auf eines ziehet,
sie dem Verstande nach doch auch auf das an-
dere mit gerichtet sind. Und daher kömmt
es, daß der Heilige Geist so wol ein Geist des
Glaubens
2 Cor. 4, 13. als des Gebets ist Zach.
12, 10. Siehe Röm. 8, 26. Und solchergestalt
wird denn des Gläubigen eigene Treue mit
dem kräftigen Beystande des Heiligen Gei-
stes wie im Gebete, also auch in der Erbauung
auf den Glauben aufs genaueste mit einander
verbunden.

3. Von dem durchs Gebet zur Erbauung
zu übenden Glauben kömmt der Apostel zur Lie-
be
, und spricht: Behaltet euch (eautou`s, euch
selbst) in der Liebe GOttes;

a. Gleichwie in den Worten vom allerheiligsten
Glauben zuvorderst gesehen wird auf die
Glaubens-Lehre, aber dabey auch auf die
Glaubens-Gabe und Pflicht im Hertzen: also
verstehet man alhier durch die Liebe GOt-
tes, wie oben v. 4. auch billig zuvorderst die
Liebe, welche GOTT zu uns träget, als aus
welcher unsere Liebe gegen GOTT ent-
stehet.
b. Nun wird zwar der Mensch in solcher Liebe
eigentlich von GOTT wie umfasset, also auch
behalten: nach v. 1. aber er behält sich doch
auch selbst darinn, wenn er mit seinem Glau-
ben, und sonderlich der Ubung des Gebets,
darinnen, als in seinem rechten Centro, in
seinem Elemente und in seinem höchsten Gute,
zur Nahrung und zum Wachsthum des neuen
Menschen bleibet. Darum Paulus saget
Hebr. 13, 19. Es ist ein köstlich Ding, daß
das Hertz vest werde, welches geschiehet
durch die Gnade.
Je mehr man nun von
der Liebe GOttes gegen sich versichert wird,
ie mehr wird man dadurch zur Gegenliebe ent-
zündet, und in dieser das gute Gewissen be-
wahret, daß man nicht am Glauben Schiff-
bruch leide. 1 Tim. 1, 19. Und also bewahret
denn ein aus GOTT geborner sich selbst, daß
ihn der Arge nicht antaste, 1 Joh. 5, 18. gleich-
wie er aus GOttes Macht durch den Glauben
bewahret wird.

4. Zur Liebe setzet der Apostel die Hoff-
nung
, wie 1 Cor. 13, 13. und spricht: Und
wartet auf die Barmhertzigkeit unsers
HERRN JESU CHristi, zum ewigen
Leben.

a. Von der Barmhertzigkeit siehe oben v. 2.
Es ist die Barmhertzigkeit die Gnade GOttes
mit allen daher rührenden Heyls-Schätzen in
Ansehung der künftigen völligen Offenbarung
und Beylegung: und wird die Gnade in An-
sehung unsers Elendes die Barmhertzigkeit
genennet.
b. Diese Barmhertzigkeit heißt alhier unsers
HErrn JEsu
Christi, weil er sie nebst den
daher
F f f f f 2
V. 21. des Briefes Judaͤ.
[Spaltenumbruch] der Apoſtel und Propheten, oder ihre
Lehre, da JESUS CHriſtus der Eck-
Stein iſt, auf welchem der gantze Bau
in einander waͤchſet zu einem heiligen
Tempel in dem HErren.
Und da Pau-
lus dieſen Grund geleget hatte, ſchrieb er an
ſie 1 Cor. 3, 9. 10. 11. Jhr ſeyd GOttes
Gebaͤu. Jch von GOttes Gnaden,
die mir gegeben iſt, habe den Grund
geleget, als ein weiſer Baumeiſter:
ein ander bauet darauf. Ein ieglicher
aber ſehe zu, wie er darauf baue. Ei-
nen andern Grund kan zwar niemand
legen auſſer dem, der geleget iſt, wel-
cher iſt JEſus Chriſtus.
So iſt dem-
nach die Lehre von CHriſto und alſo Chri-
ſtus ſelbſt der Grund, als der rechte Mittel-
Punct aller Lehre.
β. Die Glaubens-Gabe, oder der Glaube
des Hertzens, war auch vermoͤge des wohl-
gelegten Lehr-Grundes dasjenige ihrem gan-
tzen Chriſtenthum, was der untere Stamm
mit ſeiner Wurtzel iſt einem Baum, als auf
welchen es bey allen Zancken und Zweigen,
groſſen, und kleinen, ankoͤmmt, weil ſie da-
her alle ihre Nahrung zur Fruchtbringung
haben.
γ. Das auf dieſen allerheiligſten Glauben
bauen ſolte geſchehen nicht allein von ihren
Lehrern in Anſehung der Gemeine, ſondern
auch von ihnen ſelbſt, von einem jeglichen
bey und fuͤr ſich ſelbſt, auch bey ſeinen Mit-
gliedern, zur eigenen und zur gemeinſchaftli-
chen Erbauung. Welche denn erfodert,
daß man der Lehre nach mit dem Glauben
ſeines Hertzens immer am Evangelio, als
ein Baum an den Waſſerbaͤchen, und als
ein Schaf auf gruͤner und Waſſerreicher
Weide, bleibe, und daher vor allen Dingen
ſuche im kindlichen Vertrauen, und vertrau-
lichen Verlangen, welches das rechte Band
der Seelen mit GOTT iſt, zuzunehmen.
Siehe Eph. 3, 17, 18. Col. 2, 7. Auf welche
Art denn die Glaͤubigen, als die lebendigen
Steine, ſich ſelbſt bauen zum geiſtlichen
Hauſe und zum heiligen Prieſterthum, zu
Opfern geiſtliche Opfer, die GOTT ange-
nehm ſind durch JESUM CHriſtum
1 Pet. 2, 5.
c. Damit die Erbauung ihrer ſelbſt auf ihrem
allerheiligſten Glauben recht von ſtatten gehen
moͤchte, ſo recommendiret er ihnen dazu das
Gebet; als durch welches die Seele die Glau-
bens-Lehren wohl in ſich digeriret, oder ver-
dauet, wie der Leib eine Speiſe zur Nahrung
im Magen; durch welches ſie auch aus der
Fuͤlle JEſu, als durch einen Schoͤpf-Eimer
nimmt Gnade um Gnade Joh. 1, 16. Und alſo
iſt das Beten (welches alhier von allen Gat-
tungen, von Bitte, Gebet, Fuͤrbitte und
Danckſagung nach 1 Tim. 2, 2. zu verſtehen iſt)
an ſich ſelbſt ſchon eine Glaubens-Ubung, und
gereichet nicht weniger auch zur taͤglichen Glau-
bens-Staͤrckung. Man ſehe unter andern
davon Matth. 7, 7. 8. Joh. 14, 13. 14. c. 15,
7, 16. c. 16, 23. 24. Eph. 6, 18. Col. 4, 2.
[Spaltenumbruch]
d. Damit auch ſo wol das Auferbauen auf
den allerheiligſten Glauben, als das Beten,
recht von ſtatten gehen moͤge, ſo ſoll beydes
durch den Heiligen Geiſt geſchehen: als
welche Worte auf beydes, darzwiſchen ſie
geſetzet ſind, alſo gehen, daß wenn man ſie der
Conſtruction nach gleich auf eines ziehet,
ſie dem Verſtande nach doch auch auf das an-
dere mit gerichtet ſind. Und daher koͤmmt
es, daß der Heilige Geiſt ſo wol ein Geiſt des
Glaubens
2 Cor. 4, 13. als des Gebets iſt Zach.
12, 10. Siehe Roͤm. 8, 26. Und ſolchergeſtalt
wird denn des Glaͤubigen eigene Treue mit
dem kraͤftigen Beyſtande des Heiligen Gei-
ſtes wie im Gebete, alſo auch in der Erbauung
auf den Glauben aufs genaueſte mit einander
verbunden.

3. Von dem durchs Gebet zur Erbauung
zu uͤbenden Glauben koͤmmt der Apoſtel zur Lie-
be
, und ſpricht: Behaltet euch (ἑαυτου`ς, euch
ſelbſt) in der Liebe GOttes;

a. Gleichwie in den Worten vom allerheiligſten
Glauben zuvorderſt geſehen wird auf die
Glaubens-Lehre, aber dabey auch auf die
Glaubens-Gabe und Pflicht im Hertzen: alſo
verſtehet man alhier durch die Liebe GOt-
tes, wie oben v. 4. auch billig zuvorderſt die
Liebe, welche GOTT zu uns traͤget, als aus
welcher unſere Liebe gegen GOTT ent-
ſtehet.
b. Nun wird zwar der Menſch in ſolcher Liebe
eigentlich von GOTT wie umfaſſet, alſo auch
behalten: nach v. 1. aber er behaͤlt ſich doch
auch ſelbſt darinn, wenn er mit ſeinem Glau-
ben, und ſonderlich der Ubung des Gebets,
darinnen, als in ſeinem rechten Centro, in
ſeinem Elemente und in ſeinem hoͤchſten Gute,
zur Nahrung und zum Wachsthum des neuen
Menſchen bleibet. Darum Paulus ſaget
Hebr. 13, 19. Es iſt ein koͤſtlich Ding, daß
das Hertz veſt werde, welches geſchiehet
durch die Gnade.
Je mehr man nun von
der Liebe GOttes gegen ſich verſichert wird,
ie mehr wird man dadurch zur Gegenliebe ent-
zuͤndet, und in dieſer das gute Gewiſſen be-
wahret, daß man nicht am Glauben Schiff-
bruch leide. 1 Tim. 1, 19. Und alſo bewahret
denn ein aus GOTT geborner ſich ſelbſt, daß
ihn der Arge nicht antaſte, 1 Joh. 5, 18. gleich-
wie er aus GOttes Macht durch den Glauben
bewahret wird.

4. Zur Liebe ſetzet der Apoſtel die Hoff-
nung
, wie 1 Cor. 13, 13. und ſpricht: Und
wartet auf die Barmhertzigkeit unſers
HERRN JESU CHriſti, zum ewigen
Leben.

a. Von der Barmhertzigkeit ſiehe oben v. 2.
Es iſt die Barmhertzigkeit die Gnade GOttes
mit allen daher ruͤhrenden Heyls-Schaͤtzen in
Anſehung der kuͤnftigen voͤlligen Offenbarung
und Beylegung: und wird die Gnade in An-
ſehung unſers Elendes die Barmhertzigkeit
genennet.
b. Dieſe Barmhertzigkeit heißt alhier unſers
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[779/0781] V. 21. des Briefes Judaͤ. der Apoſtel und Propheten, oder ihre Lehre, da JESUS CHriſtus der Eck- Stein iſt, auf welchem der gantze Bau in einander waͤchſet zu einem heiligen Tempel in dem HErren. Und da Pau- lus dieſen Grund geleget hatte, ſchrieb er an ſie 1 Cor. 3, 9. 10. 11. Jhr ſeyd GOttes Gebaͤu. Jch von GOttes Gnaden, die mir gegeben iſt, habe den Grund geleget, als ein weiſer Baumeiſter: ein ander bauet darauf. Ein ieglicher aber ſehe zu, wie er darauf baue. Ei- nen andern Grund kan zwar niemand legen auſſer dem, der geleget iſt, wel- cher iſt JEſus Chriſtus. So iſt dem- nach die Lehre von CHriſto und alſo Chri- ſtus ſelbſt der Grund, als der rechte Mittel- Punct aller Lehre. β. Die Glaubens-Gabe, oder der Glaube des Hertzens, war auch vermoͤge des wohl- gelegten Lehr-Grundes dasjenige ihrem gan- tzen Chriſtenthum, was der untere Stamm mit ſeiner Wurtzel iſt einem Baum, als auf welchen es bey allen Zancken und Zweigen, groſſen, und kleinen, ankoͤmmt, weil ſie da- her alle ihre Nahrung zur Fruchtbringung haben. γ. Das auf dieſen allerheiligſten Glauben bauen ſolte geſchehen nicht allein von ihren Lehrern in Anſehung der Gemeine, ſondern auch von ihnen ſelbſt, von einem jeglichen bey und fuͤr ſich ſelbſt, auch bey ſeinen Mit- gliedern, zur eigenen und zur gemeinſchaftli- chen Erbauung. Welche denn erfodert, daß man der Lehre nach mit dem Glauben ſeines Hertzens immer am Evangelio, als ein Baum an den Waſſerbaͤchen, und als ein Schaf auf gruͤner und Waſſerreicher Weide, bleibe, und daher vor allen Dingen ſuche im kindlichen Vertrauen, und vertrau- lichen Verlangen, welches das rechte Band der Seelen mit GOTT iſt, zuzunehmen. Siehe Eph. 3, 17, 18. Col. 2, 7. Auf welche Art denn die Glaͤubigen, als die lebendigen Steine, ſich ſelbſt bauen zum geiſtlichen Hauſe und zum heiligen Prieſterthum, zu Opfern geiſtliche Opfer, die GOTT ange- nehm ſind durch JESUM CHriſtum 1 Pet. 2, 5. c. Damit die Erbauung ihrer ſelbſt auf ihrem allerheiligſten Glauben recht von ſtatten gehen moͤchte, ſo recommendiret er ihnen dazu das Gebet; als durch welches die Seele die Glau- bens-Lehren wohl in ſich digeriret, oder ver- dauet, wie der Leib eine Speiſe zur Nahrung im Magen; durch welches ſie auch aus der Fuͤlle JEſu, als durch einen Schoͤpf-Eimer nimmt Gnade um Gnade Joh. 1, 16. Und alſo iſt das Beten (welches alhier von allen Gat- tungen, von Bitte, Gebet, Fuͤrbitte und Danckſagung nach 1 Tim. 2, 2. zu verſtehen iſt) an ſich ſelbſt ſchon eine Glaubens-Ubung, und gereichet nicht weniger auch zur taͤglichen Glau- bens-Staͤrckung. Man ſehe unter andern davon Matth. 7, 7. 8. Joh. 14, 13. 14. c. 15, 7, 16. c. 16, 23. 24. Eph. 6, 18. Col. 4, 2. d. Damit auch ſo wol das Auferbauen auf den allerheiligſten Glauben, als das Beten, recht von ſtatten gehen moͤge, ſo ſoll beydes durch den Heiligen Geiſt geſchehen: als welche Worte auf beydes, darzwiſchen ſie geſetzet ſind, alſo gehen, daß wenn man ſie der Conſtruction nach gleich auf eines ziehet, ſie dem Verſtande nach doch auch auf das an- dere mit gerichtet ſind. Und daher koͤmmt es, daß der Heilige Geiſt ſo wol ein Geiſt des Glaubens 2 Cor. 4, 13. als des Gebets iſt Zach. 12, 10. Siehe Roͤm. 8, 26. Und ſolchergeſtalt wird denn des Glaͤubigen eigene Treue mit dem kraͤftigen Beyſtande des Heiligen Gei- ſtes wie im Gebete, alſo auch in der Erbauung auf den Glauben aufs genaueſte mit einander verbunden. 3. Von dem durchs Gebet zur Erbauung zu uͤbenden Glauben koͤmmt der Apoſtel zur Lie- be, und ſpricht: Behaltet euch (ἑαυτου`ς, euch ſelbſt) in der Liebe GOttes; a. Gleichwie in den Worten vom allerheiligſten Glauben zuvorderſt geſehen wird auf die Glaubens-Lehre, aber dabey auch auf die Glaubens-Gabe und Pflicht im Hertzen: alſo verſtehet man alhier durch die Liebe GOt- tes, wie oben v. 4. auch billig zuvorderſt die Liebe, welche GOTT zu uns traͤget, als aus welcher unſere Liebe gegen GOTT ent- ſtehet. b. Nun wird zwar der Menſch in ſolcher Liebe eigentlich von GOTT wie umfaſſet, alſo auch behalten: nach v. 1. aber er behaͤlt ſich doch auch ſelbſt darinn, wenn er mit ſeinem Glau- ben, und ſonderlich der Ubung des Gebets, darinnen, als in ſeinem rechten Centro, in ſeinem Elemente und in ſeinem hoͤchſten Gute, zur Nahrung und zum Wachsthum des neuen Menſchen bleibet. Darum Paulus ſaget Hebr. 13, 19. Es iſt ein koͤſtlich Ding, daß das Hertz veſt werde, welches geſchiehet durch die Gnade. Je mehr man nun von der Liebe GOttes gegen ſich verſichert wird, ie mehr wird man dadurch zur Gegenliebe ent- zuͤndet, und in dieſer das gute Gewiſſen be- wahret, daß man nicht am Glauben Schiff- bruch leide. 1 Tim. 1, 19. Und alſo bewahret denn ein aus GOTT geborner ſich ſelbſt, daß ihn der Arge nicht antaſte, 1 Joh. 5, 18. gleich- wie er aus GOttes Macht durch den Glauben bewahret wird. 4. Zur Liebe ſetzet der Apoſtel die Hoff- nung, wie 1 Cor. 13, 13. und ſpricht: Und wartet auf die Barmhertzigkeit unſers HERRN JESU CHriſti, zum ewigen Leben. a. Von der Barmhertzigkeit ſiehe oben v. 2. Es iſt die Barmhertzigkeit die Gnade GOttes mit allen daher ruͤhrenden Heyls-Schaͤtzen in Anſehung der kuͤnftigen voͤlligen Offenbarung und Beylegung: und wird die Gnade in An- ſehung unſers Elendes die Barmhertzigkeit genennet. b. Dieſe Barmhertzigkeit heißt alhier unſers HErrn JEſu Chriſti, weil er ſie nebſt den daher F f f f f 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/781>, abgerufen am 23.11.2024.