Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung V. 13. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Agapai, Liebesmähler, waren solche 2. Und daß es bey ihnen anstatt der geistli- 3. Daß sie mit Wolcken ohne Wasser, 4. Sie werden ferner verglichen mit kah- a. Bäume waren sie zwar zuvorderst nach der Schöpfung und Erhaltung; und nach der Erlösung und Heiligung konnten und solten sie solche Bäume seyn, die an den Wasser- bächen gepflantzet sind und ihre Früchte brin- gen zu ihrer Zeit Ps. 1, 3. sie mochten auch wol zum Theil solche anfangs geworden seyn, oder doch zum wenigsten an ihre Wurtzel, oder Seelen-Kräfte einigen Saft bekommen ha- ben; wie sich denn GOTT ihnen nicht wird haben unbezeuget gelassen. b. Sie waren aber kahle Bäume: dendra phthi- noporina, Bäume, welche zwar anfangs eini- ge Früchte zeigen, aber, weil sie ohne Saft sind, auch keinen guten Boden haben, an ih- ren Blättern verwelcken und ihre Früchte vor der Zeit abfallen lassen. c. Folglich waren sie unfruchtbar, und dabey ärger, als die, welche ausserhalb des Gartens der Christlichen Kirche im abgöttischen Hey- denthum, oder ungläubigen Judenthum, stun- den, und daher auch nicht einmal eine Hoff- nung der Fruchtbringung in solchem ihrem beharrlichen Zustande von sich erweckten. Denn anfangs grünen und blühen, aber her- nach ohne alle Frucht bleiben, ist der Appli- cation nach viel unanständiger, als nicht ein- mal für tragbar angesehen werden. d. Sie waren zweymal erstorben: das er- stemal von Natur, nach welcher sie mit allen andern Menschen todt waren in Sünden Eph. 2, 1. Das andere mal durch den Rück- fall aus dem Stande der Gnaden, oder doch aus einem solchen Anfange davon, dadurch sie bereits, vermöge der anklopfenden und er- worbenden Gnade, zu einiger geistlichen Le- bens-Kraft gekommen und also solchen Bäu- men gleich gemachet waren, welche aus einem unfruchtbaren Boden, darinn sie schon wie er- storben waren, in einen fruchtbaren versetzet werden, aber in demselben nicht unter sich wurtzeln, und daher auch darinn verdor- ren. Was sich dißfals in der protasi, nicht findet, das hat die apodosis, oder ap- plication. Von solchen zweymal erstorbe- nen heißt es 2 Petr. 2, 19. 20. So sie ent- flohen sind dem Unflat der Welt durch die Erkenntniß des HErrn und Heylan- des JEsu Christi, werden aber wieder- um in dieselbigen geflochten und über- wunden, ist mit ihnen das letzte ärger worden, denn das erste. u. f. Siehe auch Matth. 12, 45. Welcher andere Tod den ewigen, der mit einem besondern Nachdruck der andere genennet wird Offenb. 20, 6. 14. nach sich zu ziehen pfleget; sintemal bey sol- chen Leuten gemeiniglich keine Bekehrung aufs neue statt findet; zumal wenn sie nicht so wol sind verführete, als Verführer, wel- che die Sünde zum Tode, oder wider den Heiligen Geist, begehen. 1 Joh. 5, 16. Hebr. 6, 4. 5. 6. e. Sie
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 13. [Spaltenumbruch]
Anmerckungen. 1. Ἀγάπαι, Liebesmaͤhler, waren ſolche 2. Und daß es bey ihnen anſtatt der geiſtli- 3. Daß ſie mit Wolcken ohne Waſſer, 4. Sie werden ferner verglichen mit kah- a. Baͤume waren ſie zwar zuvorderſt nach der Schoͤpfung und Erhaltung; und nach der Erloͤſung und Heiligung konnten und ſolten ſie ſolche Baͤume ſeyn, die an den Waſſer- baͤchen gepflantzet ſind und ihre Fruͤchte brin- gen zu ihrer Zeit Pſ. 1, 3. ſie mochten auch wol zum Theil ſolche anfangs geworden ſeyn, oder doch zum wenigſten an ihre Wurtzel, oder Seelen-Kraͤfte einigen Saft bekommen ha- ben; wie ſich denn GOTT ihnen nicht wird haben unbezeuget gelaſſen. b. Sie waren aber kahle Baͤume: δένδρα φϑι- νοπωρινὰ, Baͤume, welche zwar anfangs eini- ge Fruͤchte zeigen, aber, weil ſie ohne Saft ſind, auch keinen guten Boden haben, an ih- ren Blaͤttern verwelcken und ihre Fruͤchte vor der Zeit abfallen laſſen. c. Folglich waren ſie unfruchtbar, und dabey aͤrger, als die, welche auſſerhalb des Gartens der Chriſtlichen Kirche im abgoͤttiſchen Hey- denthum, oder unglaͤubigen Judenthum, ſtun- den, und daher auch nicht einmal eine Hoff- nung der Fruchtbringung in ſolchem ihrem beharrlichen Zuſtande von ſich erweckten. Denn anfangs gruͤnen und bluͤhen, aber her- nach ohne alle Frucht bleiben, iſt der Appli- cation nach viel unanſtaͤndiger, als nicht ein- mal fuͤr tragbar angeſehen werden. d. Sie waren zweymal erſtorben: das er- ſtemal von Natur, nach welcher ſie mit allen andern Menſchen todt waren in Suͤnden Eph. 2, 1. Das andere mal durch den Ruͤck- fall aus dem Stande der Gnaden, oder doch aus einem ſolchen Anfange davon, dadurch ſie bereits, vermoͤge der anklopfenden und er- worbenden Gnade, zu einiger geiſtlichen Le- bens-Kraft gekommen und alſo ſolchen Baͤu- men gleich gemachet waren, welche aus einem unfruchtbaren Boden, darinn ſie ſchon wie er- ſtorben waren, in einen fruchtbaren verſetzet werden, aber in demſelben nicht unter ſich wurtzeln, und daher auch darinn verdor- ren. Was ſich dißfals in der protaſi, nicht findet, das hat die apodoſis, oder ap- plication. Von ſolchen zweymal erſtorbe- nen heißt es 2 Petr. 2, 19. 20. So ſie ent- flohen ſind dem Unflat der Welt durch die Erkenntniß des HErrn und Heylan- des JEſu Chriſti, werden aber wieder- um in dieſelbigen geflochten und uͤber- wunden, iſt mit ihnen das letzte aͤrger worden, denn das erſte. u. f. Siehe auch Matth. 12, 45. Welcher andere Tod den ewigen, der mit einem beſondern Nachdruck der andere genennet wird Offenb. 20, 6. 14. nach ſich zu ziehen pfleget; ſintemal bey ſol- chen Leuten gemeiniglich keine Bekehrung aufs neue ſtatt findet; zumal wenn ſie nicht ſo wol ſind verfuͤhrete, als Verfuͤhrer, wel- che die Suͤnde zum Tode, oder wider den Heiligen Geiſt, begehen. 1 Joh. 5, 16. Hebr. 6, 4. 5. 6. e. Sie
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 13.
Anmerckungen.
1. Ἀγάπαι, Liebesmaͤhler, waren ſolche
Handlungen, da man nach dem Bande Bruͤ-
derlicher Liebe zuſammen kam, ſonderlich gegen
den Abend, von dem, was die Wohlhabenden mit
gebracht hatten, mit einander in der Furcht GOt-
tes gar maͤßig aß und tranck, und ſolche Mahlzeit,
nachdem Exempel Chriſti und ſeiner Juͤnger, mit
dem heiligen Abendmahl beſchloße. Da ſich nun
hiebey ſchon zu Pauli Zeiten in der Corinthiſchen
Kirche einige Unordnung gefunden hatte 1 Cor.
11, 12. ſo war dieſe einiger Orten hernach noch
groͤſſer worden, ſonderlich dadurch, daß ſich da-
bey die verfuͤhriſchen Lehrer, davon Petrus und
Judas handelen, alſo mit eingefunden haben, daß
ſie dabey andern nur aͤrgerlich und rechte
Schand-Flecke geweſen ſind.
2. Und daß es bey ihnen anſtatt der geiſtli-
chen Seelen-Speiſe nur auf den Bauch iſt an-
gekommen, das zeiget der Apoſtel zur Erlaͤute-
rung damit an, wenn er dazu ſetzet, daß ſie mit
ihnen, den Glaͤubigen, alſo Mahlzeiten gehalten,
daß ſie ſich ſelbſt geweidet haben; und zwar
ohne Scheu; nemlich vor GOtt, und vor Men-
ſchen. So gar arg haben ſie es getrieben, bis
daß nemlich die rechtſchafnen, nach ihrer Entzie-
hung, mit Johanne 1 Joh. 2, 19 ſagen konten:
Sie ſind von uns ausgegangen, aber ſie
waren nicht von uns. Und Paulus hat
von ſolchen 1 Cor. 5, 11 geſchrieben: So iemand
iſt, der ſich laͤßt einen Bruder nennen und
iſt ein Hurer, oder ein Geitziger, oder ein
Laͤſterer, oder ein Trunckenbold, oder ein
Raͤuber, mit dem ſolt ihr auch nicht eſſen.
Das ſich ſelbſt weiden iſt ſonſt der Bauch-Die-
ner und Mietlinge ihre Art uͤberhaupt Roͤm. 15,
17. 18. Phil. 3, 19.
3. Daß ſie mit Wolcken ohne Waſſer,
die vom Winde umgetrieben ſind, verglichen wer-
den, damit wird angezeiget theils ihr Stoltz nach
welchem ſie ſind μετεωριζόμενοι, die hoch herfahren,
und dabey ihre Pralerey, da ſie, wie die finſtern
Wolcken, die zwar Waſſer verheiſſen, es aber, da
ſie vom Winde umgetrieben werden, nicht geben,
viel von Geheimniſſen und von hoher Erkenntniß
redeten, daher auch hernach Gnoſtici genennet
wurden, aber nichts weniger in ſich hatten und lei-
ſteten, ſondern die Seelen in der Duͤrre ſchmach-
ten lieſſen: theils ihre Leichtſinnigkeit, bey wel-
cher ſie in aller Heucheley und Unbeſtaͤndigkeit
von der Macht ihrer unreinen und wilden Affe-
cten umgetrieben wurden, nicht anders, als die
Wolcken vom ſtarcken Winde. Da das Waſ-
ſer in der heiligen Schrift eine Figur des Heiligen
Geiſtes iſt Jeſ. 12, 3. c. 44, 3. Jer. 2, 13. Joh. 7,
38. ſo ſind ſolche Jrrgeiſter Wolcken ohne Waſ-
ſer, das iſt Lehrer ohne Salbung des Heiligen
Geiſtes, und dagegen vom leeren Winde ihrer
ſchaͤndlichen Eigenliebe aufgeblaſen.
4. Sie werden ferner verglichen mit kah-
len unfruchtbaren Baͤumen, die zweymal
erſtorben und ausgewurtzelt ſind. Welche
Worte im Griechiſchen, zur Anzeigung einer
gerechten Mißbilligung, ohne das Verbindungs-
Woͤrtlein und geſetzet ſind. Welches auch
bey den Worten des folgenden Verſes zu mer-
cken iſt.
a. Baͤume waren ſie zwar zuvorderſt nach der
Schoͤpfung und Erhaltung; und nach der
Erloͤſung und Heiligung konnten und ſolten
ſie ſolche Baͤume ſeyn, die an den Waſſer-
baͤchen gepflantzet ſind und ihre Fruͤchte brin-
gen zu ihrer Zeit Pſ. 1, 3. ſie mochten auch wol
zum Theil ſolche anfangs geworden ſeyn, oder
doch zum wenigſten an ihre Wurtzel, oder
Seelen-Kraͤfte einigen Saft bekommen ha-
ben; wie ſich denn GOTT ihnen nicht wird
haben unbezeuget gelaſſen.
b. Sie waren aber kahle Baͤume: δένδρα φϑι-
νοπωρινὰ, Baͤume, welche zwar anfangs eini-
ge Fruͤchte zeigen, aber, weil ſie ohne Saft
ſind, auch keinen guten Boden haben, an ih-
ren Blaͤttern verwelcken und ihre Fruͤchte vor
der Zeit abfallen laſſen.
c. Folglich waren ſie unfruchtbar, und dabey
aͤrger, als die, welche auſſerhalb des Gartens
der Chriſtlichen Kirche im abgoͤttiſchen Hey-
denthum, oder unglaͤubigen Judenthum, ſtun-
den, und daher auch nicht einmal eine Hoff-
nung der Fruchtbringung in ſolchem ihrem
beharrlichen Zuſtande von ſich erweckten.
Denn anfangs gruͤnen und bluͤhen, aber her-
nach ohne alle Frucht bleiben, iſt der Appli-
cation nach viel unanſtaͤndiger, als nicht ein-
mal fuͤr tragbar angeſehen werden.
d. Sie waren zweymal erſtorben: das er-
ſtemal von Natur, nach welcher ſie mit allen
andern Menſchen todt waren in Suͤnden
Eph. 2, 1. Das andere mal durch den Ruͤck-
fall aus dem Stande der Gnaden, oder doch
aus einem ſolchen Anfange davon, dadurch ſie
bereits, vermoͤge der anklopfenden und er-
worbenden Gnade, zu einiger geiſtlichen Le-
bens-Kraft gekommen und alſo ſolchen Baͤu-
men gleich gemachet waren, welche aus einem
unfruchtbaren Boden, darinn ſie ſchon wie er-
ſtorben waren, in einen fruchtbaren verſetzet
werden, aber in demſelben nicht unter ſich
wurtzeln, und daher auch darinn verdor-
ren. Was ſich dißfals in der protaſi,
nicht findet, das hat die apodoſis, oder ap-
plication. Von ſolchen zweymal erſtorbe-
nen heißt es 2 Petr. 2, 19. 20. So ſie ent-
flohen ſind dem Unflat der Welt durch
die Erkenntniß des HErrn und Heylan-
des JEſu Chriſti, werden aber wieder-
um in dieſelbigen geflochten und uͤber-
wunden, iſt mit ihnen das letzte aͤrger
worden, denn das erſte. u. f. Siehe auch
Matth. 12, 45. Welcher andere Tod den
ewigen, der mit einem beſondern Nachdruck
der andere genennet wird Offenb. 20, 6. 14.
nach ſich zu ziehen pfleget; ſintemal bey ſol-
chen Leuten gemeiniglich keine Bekehrung
aufs neue ſtatt findet; zumal wenn ſie nicht
ſo wol ſind verfuͤhrete, als Verfuͤhrer, wel-
che die Suͤnde zum Tode, oder wider den
Heiligen Geiſt, begehen. 1 Joh. 5, 16. Hebr.
6, 4. 5. 6.
e. Sie
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