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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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V. 5. 6. des Briefes Judä.
[Spaltenumbruch]
a. Aus dem Contexte, welcher unmittelbar
vorher von ihm, als wahrem GOtt und unserm
einigen Herrscher mit dem Beysatze der aus-
drücklichen Worte, JEsus Christus, han-
delt.
b. Aus dem Wercke solcher Ausführung, wel-
ches in der gantzen Mosaischen Historie dem
Engel des HErrn, dem göttliche Namen, Ei-
genschaften und Wercke beygeleget werden,
das ist, dem Sohne GOttes, zugeschrieben
wird: als der im feurigen Busche Mosen da-
zu berief 2 B. Mos. 3. der durch ihn die gros-
sen Wunder-Thaten verrichtete, der auch in
der Wolcken und Feuer-Seule vor den Kin-
dern Jsrael herzog, sie durchs rothe Meer füh-
rete, den Pharao aber mit seinem Heer dar-
innen ersäufete, sein Volck Jsrael mit Man-
na und Wasser aus dem Felsen speisete und
tränckte, und vom Berge Sinai aus der
Wolcken- und Feuer-Seule mit grosser Ma-
jestät das Gesetz gab und den gantzen Leviti-
schen GOttesdienst, zum Vorbilde auf sich
selbst einrichtete, und also derjenige unerschaf-
ne Engel des HErrn war, von dem der HErr
c. 23, 20. 21. sagte: Siehe, ich sende einen
Engel vor dir her, der dich behüte auf
dem Wege, und bringe dich an den Ort,
den ich bereitet habe. Darum hüte dich
vor seinem Angesicht, und gehorche sei-
ner Stimme, und erbittere ihn nicht.
Denn er wird euer Ubertreten nicht ver-
geben, und mein Name ist in ihm:
u. f.
Der Engel, von dem, als er vor Mose über-
ging, der HErr, oder der Vater, selbst diese
Stimme ausrief: HErr, HErr, GOTT,
barmhertzig und gnädig, und geduldig
und von grosser Gnade und Treue, der da
beweiset Gnade in tausend Glied, und ver-
giebet Missethat, Ubertretung und Sün-
de
u. f. von dem Paulus 1 Cor. 10, 9. saget:
Lasset uns aber auch Christum nicht ver-
suchen, wie etliche von jenen ihn versuch-
ten, und wurden von den Schlangen um-
bracht.
c. Aus dem Worte kurios, welches so viel ist,
als Jehovah, und, wie im alten, bey den
Griechischen Interpretibus, also auch im
neuen Testamente gemeiniglich von dem Soh-
ne GOttes gebrauchet wird: für den, als
den rechten Heyland, sich auch das Wort
sosas, er half, schaffete Heyl, schicket, erstlich
im Vorbilde, hernach auch im Gegenbilde.

4. Von dem, wie das Volck GOttes um
seines Unglaubens, Murrens und Ungehorsams
willen in der Wüsten, theils schnell durch gewis-
se Straf-Gerichte, theils langsam in einer fast
vierzigjährigen Zeit in der Wüsten durch einen
zwar natürlichen, aber doch angedroheten und
frühzeitig zur Strafe zugeschickten Tod, dahin
gefallen, daß sie das gelobte Land nicht gesehen
haben, sondern ihre Kinder, welche zur Zeit ih-
rer ersten grossen Versündigung noch unter
zwantzig Jahren waren, sehe man Mosen, son-
derlich im vierten Buche, und conferire dabey
Hebr. 3, 18. 19. Die, welche ins Land nicht ka-
[Spaltenumbruch] men, sturben zwar in der Wüsten um ihres Un-
glaubens willen: doch ist nicht zu vermuthen,
daß sie alle unselig gestorben sind. Denn ob sie
gleich durch den Unglauben den göttlichen Rath-
Schluß von ihrem leiblichen Tode verursachet
und sich den Tod selbst zugezogen hatten: so
werden doch wol ihrer viele sich diese Züchtigung,
da sie sich vom Lande Canaan ausgeschlossen sa-
hen, zu ihrem geistlichen und ewigen Heyl haben
dienen lassen; uud zwar so viel mehr, so viel
mehrere Zeit den meisten zur Busse gelassen
wurde.

5. Handelt nun aber dieser Vers, wie er-
wiesen ist, in der Materie von der Errettung des
Volcks GOttes aus Aegypten von Christo, so
ist damit seine wahre Gottheit aufs neue kräf-
tigst erwiesen: und also dienet dieser Erweis zur
Bestätigung dessen, der v. 4. vorhergehet.

V. 6.

Auch die Engel, die ihr Fürstenthum
nicht behielten, sondern verliessen ihre Be-
hausung, hat er behalten zum Gericht des
grossen Tages mit ewigen Banden im Fin-
sterniß.

Anmerckungen.

1. Jst der Erlöser der Jsraeliten auch ihr
gerechter Richter gewesen, so ist eben derselbe
auch der Richter der gesallenen Engel, nemlich
der Sohn GOttes. Und dieses erkennten sie
selbst, da sie zu ihm sagten: Ach JESU, du
Sohn GOttes, was haben wir mit dir zu
thun? bist du her kommen, uns zu quälen,
ehe denn es Zeit ist:
Matth. 8, 29.

2. Die Engel sind selbständige Geister,
welche von GOTT mit Verstande und sreyen
Willen erschaffen, auch mit vieler Weisheit
und mit Heiligkeit sind begabet worden, und
daher zwar in solchem ihrem vortreflichen Zustan-
de haben bestehen, aber auch durch den Miß-
brauch ihres freyen Willens daraus haben ver-
fallen können, auch daraus zum Theil verfallen
sind. Wie es aber mit ihrem Falle zugegangen
sey, daß läßt sich so genau nicht sagen, da es
nicht eigentlich geoffenbaret ist. Folgendes aber
giebt uns darvon der gegenwärtige Text nebst et-
lichen Parallel-Oertern:

a. Das Wort arkhe, welches Lutherus Für-
stenthum
gegeben hat, gehet also auf den An-
fang, oder Ursprung, der Engel, daß es zugleich
ihren mit demselben empfangenen herrlichen
Zustand, welchen sie in der anerschaffnen
Freyheit, Weisheit und Herrlichkeit gehabt
haben, bedeutet. Diesen Stand, worinnen
sie rechte Himmels-Fürsten waren, haben sie
nicht behalten, wie die übrigen, welche daher
die heiligen und auserwehlten Engel genen-
net werden, sondern durch Mißbrauch ihres
freyen Willens verlassen.
b. Solcher ihr erster Stand wird erläutert
durch das Wort katoiketerion, Behausung,
oder Wohnung, und damit zugleich auf den
Sitz gesehen, welchen ihr Stand gehabt hat:
welcher ist der Himmel der Herrlichkeit: als
in
E e e e e
V. 5. 6. des Briefes Judaͤ.
[Spaltenumbruch]
a. Aus dem Contexte, welcher unmittelbar
vorher von ihm, als wahrem GOtt und unſerm
einigen Herrſcher mit dem Beyſatze der aus-
druͤcklichen Worte, JEſus Chriſtus, han-
delt.
b. Aus dem Wercke ſolcher Ausfuͤhrung, wel-
ches in der gantzen Moſaiſchen Hiſtorie dem
Engel des HErrn, dem goͤttliche Namen, Ei-
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das iſt, dem Sohne GOttes, zugeſchrieben
wird: als der im feurigen Buſche Moſen da-
zu berief 2 B. Moſ. 3. der durch ihn die groſ-
ſen Wunder-Thaten verrichtete, der auch in
der Wolcken und Feuer-Seule vor den Kin-
dern Jſrael herzog, ſie durchs rothe Meer fuͤh-
rete, den Pharao aber mit ſeinem Heer dar-
innen erſaͤufete, ſein Volck Jſrael mit Man-
na und Waſſer aus dem Felſen ſpeiſete und
traͤnckte, und vom Berge Sinai aus der
Wolcken- und Feuer-Seule mit groſſer Ma-
jeſtaͤt das Geſetz gab und den gantzen Leviti-
ſchen GOttesdienſt, zum Vorbilde auf ſich
ſelbſt einrichtete, und alſo derjenige unerſchaf-
ne Engel des HErrn war, von dem der HErr
c. 23, 20. 21. ſagte: Siehe, ich ſende einen
Engel vor dir her, der dich behuͤte auf
dem Wege, und bringe dich an den Ort,
den ich bereitet habe. Darum huͤte dich
vor ſeinem Angeſicht, und gehorche ſei-
ner Stimme, und erbittere ihn nicht.
Denn er wird euer Ubertreten nicht ver-
geben, und mein Name iſt in ihm:
u. f.
Der Engel, von dem, als er vor Moſe uͤber-
ging, der HErr, oder der Vater, ſelbſt dieſe
Stimme ausrief: HErr, HErr, GOTT,
barmhertzig und gnaͤdig, und geduldig
und von groſſer Gnade und Treue, der da
beweiſet Gnade in tauſend Glied, und veꝛ-
giebet Miſſethat, Ubertretung und Suͤn-
de
u. f. von dem Paulus 1 Cor. 10, 9. ſaget:
Laſſet uns aber auch Chriſtum nicht ver-
ſuchen, wie etliche von jenen ihn verſuch-
ten, und wurden von den Schlangen um-
bracht.
c. Aus dem Worte κύριος, welches ſo viel iſt,
als Jehovah, und, wie im alten, bey den
Griechiſchen Interpretibus, alſo auch im
neuen Teſtamente gemeiniglich von dem Soh-
ne GOttes gebrauchet wird: fuͤr den, als
den rechten Heyland, ſich auch das Wort
σώσας, er half, ſchaffete Heyl, ſchicket, erſtlich
im Vorbilde, hernach auch im Gegenbilde.

4. Von dem, wie das Volck GOttes um
ſeines Unglaubens, Murrens und Ungehorſams
willen in der Wuͤſten, theils ſchnell durch gewiſ-
ſe Straf-Gerichte, theils langſam in einer faſt
vierzigjaͤhrigen Zeit in der Wuͤſten durch einen
zwar natuͤrlichen, aber doch angedroheten und
fruͤhzeitig zur Strafe zugeſchickten Tod, dahin
gefallen, daß ſie das gelobte Land nicht geſehen
haben, ſondern ihre Kinder, welche zur Zeit ih-
rer erſten groſſen Verſuͤndigung noch unter
zwantzig Jahren waren, ſehe man Moſen, ſon-
derlich im vierten Buche, und conferire dabey
Hebr. 3, 18. 19. Die, welche ins Land nicht ka-
[Spaltenumbruch] men, ſturben zwar in der Wuͤſten um ihres Un-
glaubens willen: doch iſt nicht zu vermuthen,
daß ſie alle unſelig geſtorben ſind. Denn ob ſie
gleich durch den Unglauben den goͤttlichen Rath-
Schluß von ihrem leiblichen Tode verurſachet
und ſich den Tod ſelbſt zugezogen hatten: ſo
werden doch wol ihrer viele ſich dieſe Zuͤchtigung,
da ſie ſich vom Lande Canaan ausgeſchloſſen ſa-
hen, zu ihrem geiſtlichen und ewigen Heyl haben
dienen laſſen; uud zwar ſo viel mehr, ſo viel
mehrere Zeit den meiſten zur Buſſe gelaſſen
wurde.

5. Handelt nun aber dieſer Vers, wie er-
wieſen iſt, in der Materie von der Errettung des
Volcks GOttes aus Aegypten von Chriſto, ſo
iſt damit ſeine wahre Gottheit aufs neue kraͤf-
tigſt erwieſen: und alſo dienet dieſer Erweis zur
Beſtaͤtigung deſſen, der v. 4. vorhergehet.

V. 6.

Auch die Engel, die ihr Fuͤrſtenthum
nicht behielten, ſondern verlieſſen ihre Be-
hauſung, hat er behalten zum Gericht des
groſſen Tages mit ewigen Banden im Fin-
ſterniß.

Anmerckungen.

1. Jſt der Erloͤſer der Jſraeliten auch ihr
gerechter Richter geweſen, ſo iſt eben derſelbe
auch der Richter der geſallenen Engel, nemlich
der Sohn GOttes. Und dieſes erkennten ſie
ſelbſt, da ſie zu ihm ſagten: Ach JESU, du
Sohn GOttes, was haben wir mit dir zu
thun? biſt du her kommen, uns zu quaͤlen,
ehe denn es Zeit iſt:
Matth. 8, 29.

2. Die Engel ſind ſelbſtaͤndige Geiſter,
welche von GOTT mit Verſtande und ſreyen
Willen erſchaffen, auch mit vieler Weisheit
und mit Heiligkeit ſind begabet worden, und
daher zwar in ſolchem ihrem vortreflichen Zuſtan-
de haben beſtehen, aber auch durch den Miß-
brauch ihres freyen Willens daraus haben ver-
fallen koͤnnen, auch daraus zum Theil verfallen
ſind. Wie es aber mit ihrem Falle zugegangen
ſey, daß laͤßt ſich ſo genau nicht ſagen, da es
nicht eigentlich geoffenbaret iſt. Folgendes aber
giebt uns darvon der gegenwaͤrtige Text nebſt et-
lichen Parallel-Oertern:

a. Das Wort ἀρχὴ, welches Lutherus Fuͤr-
ſtenthum
gegeben hat, gehet alſo auf den An-
fang, oder Urſprung, der Engel, daß es zugleich
ihren mit demſelben empfangenen herrlichen
Zuſtand, welchen ſie in der anerſchaffnen
Freyheit, Weisheit und Herrlichkeit gehabt
haben, bedeutet. Dieſen Stand, worinnen
ſie rechte Himmels-Fuͤrſten waren, haben ſie
nicht behalten, wie die uͤbrigen, welche daher
die heiligen und auserwehlten Engel genen-
net werden, ſondern durch Mißbrauch ihres
freyen Willens verlaſſen.
b. Solcher ihr erſter Stand wird erlaͤutert
durch das Wort κατοικητήριον, Behauſung,
oder Wohnung, und damit zugleich auf den
Sitz geſehen, welchen ihr Stand gehabt hat:
welcher iſt der Himmel der Herrlichkeit: als
in
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[771/0771] V. 5. 6. des Briefes Judaͤ. a. Aus dem Contexte, welcher unmittelbar vorher von ihm, als wahrem GOtt und unſerm einigen Herrſcher mit dem Beyſatze der aus- druͤcklichen Worte, JEſus Chriſtus, han- delt. b. Aus dem Wercke ſolcher Ausfuͤhrung, wel- ches in der gantzen Moſaiſchen Hiſtorie dem Engel des HErrn, dem goͤttliche Namen, Ei- genſchaften und Wercke beygeleget werden, das iſt, dem Sohne GOttes, zugeſchrieben wird: als der im feurigen Buſche Moſen da- zu berief 2 B. Moſ. 3. der durch ihn die groſ- ſen Wunder-Thaten verrichtete, der auch in der Wolcken und Feuer-Seule vor den Kin- dern Jſrael herzog, ſie durchs rothe Meer fuͤh- rete, den Pharao aber mit ſeinem Heer dar- innen erſaͤufete, ſein Volck Jſrael mit Man- na und Waſſer aus dem Felſen ſpeiſete und traͤnckte, und vom Berge Sinai aus der Wolcken- und Feuer-Seule mit groſſer Ma- jeſtaͤt das Geſetz gab und den gantzen Leviti- ſchen GOttesdienſt, zum Vorbilde auf ſich ſelbſt einrichtete, und alſo derjenige unerſchaf- ne Engel des HErrn war, von dem der HErr c. 23, 20. 21. ſagte: Siehe, ich ſende einen Engel vor dir her, der dich behuͤte auf dem Wege, und bringe dich an den Ort, den ich bereitet habe. Darum huͤte dich vor ſeinem Angeſicht, und gehorche ſei- ner Stimme, und erbittere ihn nicht. Denn er wird euer Ubertreten nicht ver- geben, und mein Name iſt in ihm: u. f. Der Engel, von dem, als er vor Moſe uͤber- ging, der HErr, oder der Vater, ſelbſt dieſe Stimme ausrief: HErr, HErr, GOTT, barmhertzig und gnaͤdig, und geduldig und von groſſer Gnade und Treue, der da beweiſet Gnade in tauſend Glied, und veꝛ- giebet Miſſethat, Ubertretung und Suͤn- de u. f. von dem Paulus 1 Cor. 10, 9. ſaget: Laſſet uns aber auch Chriſtum nicht ver- ſuchen, wie etliche von jenen ihn verſuch- ten, und wurden von den Schlangen um- bracht. c. Aus dem Worte κύριος, welches ſo viel iſt, als Jehovah, und, wie im alten, bey den Griechiſchen Interpretibus, alſo auch im neuen Teſtamente gemeiniglich von dem Soh- ne GOttes gebrauchet wird: fuͤr den, als den rechten Heyland, ſich auch das Wort σώσας, er half, ſchaffete Heyl, ſchicket, erſtlich im Vorbilde, hernach auch im Gegenbilde. 4. Von dem, wie das Volck GOttes um ſeines Unglaubens, Murrens und Ungehorſams willen in der Wuͤſten, theils ſchnell durch gewiſ- ſe Straf-Gerichte, theils langſam in einer faſt vierzigjaͤhrigen Zeit in der Wuͤſten durch einen zwar natuͤrlichen, aber doch angedroheten und fruͤhzeitig zur Strafe zugeſchickten Tod, dahin gefallen, daß ſie das gelobte Land nicht geſehen haben, ſondern ihre Kinder, welche zur Zeit ih- rer erſten groſſen Verſuͤndigung noch unter zwantzig Jahren waren, ſehe man Moſen, ſon- derlich im vierten Buche, und conferire dabey Hebr. 3, 18. 19. Die, welche ins Land nicht ka- men, ſturben zwar in der Wuͤſten um ihres Un- glaubens willen: doch iſt nicht zu vermuthen, daß ſie alle unſelig geſtorben ſind. Denn ob ſie gleich durch den Unglauben den goͤttlichen Rath- Schluß von ihrem leiblichen Tode verurſachet und ſich den Tod ſelbſt zugezogen hatten: ſo werden doch wol ihrer viele ſich dieſe Zuͤchtigung, da ſie ſich vom Lande Canaan ausgeſchloſſen ſa- hen, zu ihrem geiſtlichen und ewigen Heyl haben dienen laſſen; uud zwar ſo viel mehr, ſo viel mehrere Zeit den meiſten zur Buſſe gelaſſen wurde. 5. Handelt nun aber dieſer Vers, wie er- wieſen iſt, in der Materie von der Errettung des Volcks GOttes aus Aegypten von Chriſto, ſo iſt damit ſeine wahre Gottheit aufs neue kraͤf- tigſt erwieſen: und alſo dienet dieſer Erweis zur Beſtaͤtigung deſſen, der v. 4. vorhergehet. V. 6. Auch die Engel, die ihr Fuͤrſtenthum nicht behielten, ſondern verlieſſen ihre Be- hauſung, hat er behalten zum Gericht des groſſen Tages mit ewigen Banden im Fin- ſterniß. Anmerckungen. 1. Jſt der Erloͤſer der Jſraeliten auch ihr gerechter Richter geweſen, ſo iſt eben derſelbe auch der Richter der geſallenen Engel, nemlich der Sohn GOttes. Und dieſes erkennten ſie ſelbſt, da ſie zu ihm ſagten: Ach JESU, du Sohn GOttes, was haben wir mit dir zu thun? biſt du her kommen, uns zu quaͤlen, ehe denn es Zeit iſt: Matth. 8, 29. 2. Die Engel ſind ſelbſtaͤndige Geiſter, welche von GOTT mit Verſtande und ſreyen Willen erſchaffen, auch mit vieler Weisheit und mit Heiligkeit ſind begabet worden, und daher zwar in ſolchem ihrem vortreflichen Zuſtan- de haben beſtehen, aber auch durch den Miß- brauch ihres freyen Willens daraus haben ver- fallen koͤnnen, auch daraus zum Theil verfallen ſind. Wie es aber mit ihrem Falle zugegangen ſey, daß laͤßt ſich ſo genau nicht ſagen, da es nicht eigentlich geoffenbaret iſt. Folgendes aber giebt uns darvon der gegenwaͤrtige Text nebſt et- lichen Parallel-Oertern: a. Das Wort ἀρχὴ, welches Lutherus Fuͤr- ſtenthum gegeben hat, gehet alſo auf den An- fang, oder Urſprung, der Engel, daß es zugleich ihren mit demſelben empfangenen herrlichen Zuſtand, welchen ſie in der anerſchaffnen Freyheit, Weisheit und Herrlichkeit gehabt haben, bedeutet. Dieſen Stand, worinnen ſie rechte Himmels-Fuͤrſten waren, haben ſie nicht behalten, wie die uͤbrigen, welche daher die heiligen und auserwehlten Engel genen- net werden, ſondern durch Mißbrauch ihres freyen Willens verlaſſen. b. Solcher ihr erſter Stand wird erlaͤutert durch das Wort κατοικητήριον, Behauſung, oder Wohnung, und damit zugleich auf den Sitz geſehen, welchen ihr Stand gehabt hat: welcher iſt der Himmel der Herrlichkeit: als in E e e e e

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/771>, abgerufen am 23.11.2024.