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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 4.
[Spaltenumbruch] verführischen Lehrern und die Ermahnung
zum geistlichen Kampfe in den apostolischen
Briefen, auch in den Reden Christi, an alle
gläubige Christen gerichtet sind. Man se-
he unter andern Matth. 7, 15. Luc. 13, 24.
Eph. 6, 12. u. f. Wohl dem, der dermaleins
mit Paulo sagen kan: Jch habe einen
guten Kampf gekämpfet, ich habe den
Lauf vollendet, ich habe Glauben ge-
halten,
u. f.
V. 4.

Denn es sind etliche Menschen neben
eingeschlichen
(in die Gemeine der Rechtgläu-
bigen) von denen vor Zeiten (von den Pro-
pheten, auch Aposteln) geschrieben ist, zu sol-
cher Strafe
(als dergleichen heillosen Men-
schen schon vor diesem wiederfahren ist) die sind
gottlose und ziehen die Gnade unsers GOt-
tes
(von der durch Christum geschehenen Erlö-
sung und daher zu erhaltenden Vergebung der
Sünden) auf Muthwillen (also daß sie aus
der Christlichen Freyheit eine Frechheit machen)
und verleugnen (wo nicht mit Worten, doch
mit solcher argen That) GOtt und unsern
HErrn JEsum Christ, den einigen Herr-
scher.
(Gr. Und verleugnen den einigen Herrscher,
GOtt und unsern HErrn JEsum Christum.)

Anmerckungen.

1. Der Apostel zeuget hiermit die Ursache
an, welche sowol ihn bewogen habe, diesen Brief
zu schreiben, als die Gläubigen bewegen solle, ih-
rer wohl wahrzunehmen und über dem ihnen
einmal übergebenen Glauben zu kämpfen: und
ist sie hergenommen von gewissen verführischen
Menschen. Der Ordnung nach läßt sich dieser
Vers, wie er lautet, am füglichsten in diese zwee-
ne Sätze eintheilen, davon der erste ist: Es sind
etliche Menschen, von welchen vor Zeiten
zu ihrer Strafe schon geschrieben ist, neben
eingeschlichen.
Der andere: die gottlosen
Menschen ziehen die Gnade unsers GOttes
auf Muth willen.
u. f.

2. Die Griechischen Worte oi palai proge-
grammenoi eis touto to krima sind von dem sel. Lu-
thero
gar recht übersetzet: von denen vor
Zeiten geschrieben ist zu solcher Strafe.

a. Mit den Worten vor Zeiten wird gese-
hen theils auf die Zeiten der Propheten, wel-
che hin und wieder von den Zeiten Christi und
den Feinden auch grossen Anstössen seines
Reichs weissagen, theils auf die Anzeigun-
gen, welche Christus selbst mit seinen Apo-
steln davon gethan hat. Wie denn auf die-
se, deren Briefe schon größten Theils in aller
gläubigen Händen waren, sich Judas v. 17. 18.
ausdrücklich beziehet, wenn er spricht: Jhr
aber, meine Lieben, erinnert euch der
Worte, die zuvor gesaget sind von den
Aposteln unsers HErrn JEsu Christi, da
sie zu euch sagten, daß zu der letzten Zeit
werden Spötter seyn
u. f. Man sehe da-
von sonderlich Ap. Ges. 20, 29. 1 Tim. 4, 1. u.f.
2 Tim. 3, 1. u. f. 2 Pet. 1. u. f. c. 3, 3. Petrus
spricht von ihnen 2 Ep. 2, 3. [fremdsprachliches Material]is to krima [fremdsprachliches Material]kpa-
lai, scilicet progegrammenon, von welchen das
[Spaltenumbruch] von langes her
(aufgezeichnete) Urtherl
nicht säumig ist.
b. Mit dem Worte touto, diesem, siehet der
Apostel auf die Grösse des Gerichts, oder der
Strafe, welche die hernach mit mehrern be-
schriebene Menschen, nach dem Exempel der
alten Jsraeliten, auch der Städte Sodom
und Gomorrah, über sich ziehen. Da nun
diese Worte den bisher gezeigten richtigen
Verstand haben, ja erfodern, so würde es ei-
ne offenbare Wort-Verkehrung seyn, wenn
man sie von einem solchen absoluten Decre-
to,
oder Rathschlusse GOttes verstehen wol-
te, dadurch die Menschen zur Begehung der
hernach gedachten Sünden verordnet wären.
Denn gleichwie dieses ohne Verletzung der
Ehre GOttes von den Sünden nicht gesaget
werden kan: also gehen die Worte nicht auf
die Sünde sondern auf die Strafe derselben.
c. Wenn der Apostel von etlichen solchen Men-
schen redet, so zeiget er damit an, daß sie weder
ihm, noch den Gläubigen sind unbekannt ge-
wesen, die er doch aber nicht nennen wollen.
Paulus machet ihrer etliche namhaft 1 Tim.
1, 20. 2 Tim. 1, 15.

3. Von diesen Leuten saget der Apostel, daß
sie neben eingeschlichen, nemlich in die Gemei-
nen: damit er anzeiget, daß sie nicht zur rechten
Thüre, Christum, in den Schaf-Stall einge-
gangen, und daß sie sich eines guten Scheins be-
dienet hätten, auch noch hier und dar sich zu den
Gemeinen hielten: von welchen Paulus Gal. 2,
4. spricht: Da etliche falsche Brüder sich mit
eingedrungen, und neben eingeschlichen wa-
ren
u. f. Gleichwie es von den Zeiten Pauli und
Judä heißt: sie sind neben eingeschlichen; so
heißt es von den Zeiten Johannis, nachdem sie
genugsam waren entdecket und für faule Glieder
der Kirche erkläret worden: Sie sind von uns
ausgegangen, aber sie waren nicht von uns.

u. f. 1 Joh. 2, 19.

4. So viel vom ersten Satze. Jm andern
heissen sie a sebeis, gottlose, nicht allein schlecht-
hin unbekehrte und unerleuchtete, sondern auch
solche Leute, welche eines recht verruchten Sin-
nes waren, und daher auch die Christliche Lehre
und Religion, dazu sie sich noch bekennten, theils
im Grunde verfälschten, theils sehr verunehreten.
Paulus beschreibet sie mit mehrern 2 Tim. 4, 2.
u. f. 2 Tim. 3, 1. u. f. Wir werden auch aus der
Beschreibung Judä bald mit mehrern verneh-
men, was es für greuliche Leute gewesen sind.
Jn diesem Verse wird noch zweyerley von ihnen
gesaget: erflich, daß sie die Gnade auf
Muthwillen ziehen, und denn, daß sie Chri-
stum verleugnen.
Von dem ersten Stücke
ist folgendes zu mercken:

a. Das Wort GOTT stehet in diesen Worten
zweymal, und das erstemal gehet es auf das
göttliche Wesen überhaupt, und also auf
den Dreyeinigen GOtt; als dessen die Gna-
de ist: hernach auf den Sohn GOttes in-
sonderheit, wie wir bald mit mehrern verneh-
men werden.
b. Die Gnade, davon der Apostel alhier redet,
ist,
Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 4.
[Spaltenumbruch] verfuͤhriſchen Lehrern und die Ermahnung
zum geiſtlichen Kampfe in den apoſtoliſchen
Briefen, auch in den Reden Chriſti, an alle
glaͤubige Chriſten gerichtet ſind. Man ſe-
he unter andern Matth. 7, 15. Luc. 13, 24.
Eph. 6, 12. u. f. Wohl dem, der dermaleins
mit Paulo ſagen kan: Jch habe einen
guten Kampf gekaͤmpfet, ich habe den
Lauf vollendet, ich habe Glauben ge-
halten,
u. f.
V. 4.

Denn es ſind etliche Menſchen neben
eingeſchlichen
(in die Gemeine der Rechtglaͤu-
bigen) von denen vor Zeiten (von den Pro-
pheten, auch Apoſteln) geſchrieben iſt, zu ſol-
cher Strafe
(als dergleichen heilloſen Men-
ſchen ſchon vor dieſem wiederfahren iſt) die ſind
gottloſe und ziehen die Gnade unſers GOt-
tes
(von der durch Chriſtum geſchehenen Erloͤ-
ſung und daher zu erhaltenden Vergebung der
Suͤnden) auf Muthwillen (alſo daß ſie aus
der Chriſtlichen Freyheit eine Frechheit machen)
und verleugnen (wo nicht mit Worten, doch
mit ſolcher argen That) GOtt und unſern
HErrn JEſum Chriſt, den einigen Herr-
ſcher.
(Gr. Und verleugnen den einigen Herꝛſcher,
GOtt und unſern HErrn JEſum Chriſtum.)

Anmerckungen.

1. Der Apoſtel zeuget hiermit die Urſache
an, welche ſowol ihn bewogen habe, dieſen Brief
zu ſchreiben, als die Glaͤubigen bewegen ſolle, ih-
rer wohl wahrzunehmen und uͤber dem ihnen
einmal uͤbergebenen Glauben zu kaͤmpfen: und
iſt ſie hergenommen von gewiſſen verfuͤhriſchen
Menſchen. Der Ordnung nach laͤßt ſich dieſer
Vers, wie er lautet, am fuͤglichſten in dieſe zwee-
ne Saͤtze eintheilen, davon der erſte iſt: Es ſind
etliche Menſchen, von welchen vor Zeiten
zu ihrer Strafe ſchon geſchrieben iſt, neben
eingeſchlichen.
Der andere: die gottloſen
Menſchen ziehen die Gnade unſers GOttes
auf Muth willen.
u. f.

2. Die Griechiſchen Worte ὁι πάλαι προγε-
γραμμένοι ἐις τοῦτο τὸ κρῖμα ſind von dem ſel. Lu-
thero
gar recht uͤberſetzet: von denen vor
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a. Mit den Worten vor Zeiten wird geſe-
hen theils auf die Zeiten der Propheten, wel-
che hin und wieder von den Zeiten Chriſti und
den Feinden auch groſſen Anſtoͤſſen ſeines
Reichs weiſſagen, theils auf die Anzeigun-
gen, welche Chriſtus ſelbſt mit ſeinen Apo-
ſteln davon gethan hat. Wie denn auf die-
ſe, deren Briefe ſchon groͤßten Theils in aller
glaͤubigen Haͤnden waren, ſich Judas v. 17. 18.
ausdruͤcklich beziehet, wenn er ſpricht: Jhr
aber, meine Lieben, erinnert euch der
Worte, die zuvor geſaget ſind von den
Apoſteln unſers HErrn JEſu Chriſti, da
ſie zu euch ſagten, daß zu der letzten Zeit
werden Spoͤtter ſeyn
u. f. Man ſehe da-
von ſonderlich Ap. Geſ. 20, 29. 1 Tim. 4, 1. u.f.
2 Tim. 3, 1. u. f. 2 Pet. 1. u. f. c. 3, 3. Petrus
ſpricht von ihnen 2 Ep. 2, 3. [fremdsprachliches Material]ις τὸ κρῖμα [fremdsprachliches Material]κπα-
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[Spaltenumbruch] von langes her
(aufgezeichnete) Urtherl
nicht ſaͤumig iſt.
b. Mit dem Worte τοῦτο, dieſem, ſiehet der
Apoſtel auf die Groͤſſe des Gerichts, oder der
Strafe, welche die hernach mit mehrern be-
ſchriebene Menſchen, nach dem Exempel der
alten Jſraeliten, auch der Staͤdte Sodom
und Gomorrah, uͤber ſich ziehen. Da nun
dieſe Worte den bisher gezeigten richtigen
Verſtand haben, ja erfodern, ſo wuͤrde es ei-
ne offenbare Wort-Verkehrung ſeyn, wenn
man ſie von einem ſolchen abſoluten Decre-
to,
oder Rathſchluſſe GOttes verſtehen wol-
te, dadurch die Menſchen zur Begehung der
hernach gedachten Suͤnden verordnet waͤren.
Denn gleichwie dieſes ohne Verletzung der
Ehre GOttes von den Suͤnden nicht geſaget
werden kan: alſo gehen die Worte nicht auf
die Suͤnde ſondern auf die Strafe derſelben.
c. Wenn der Apoſtel von etlichen ſolchen Men-
ſchen redet, ſo zeiget er damit an, daß ſie weder
ihm, noch den Glaͤubigen ſind unbekannt ge-
weſen, die er doch aber nicht nennen wollen.
Paulus machet ihrer etliche namhaft 1 Tim.
1, 20. 2 Tim. 1, 15.

3. Von dieſen Leuten ſaget der Apoſtel, daß
ſie neben eingeſchlichen, nemlich in die Gemei-
nen: damit er anzeiget, daß ſie nicht zur rechten
Thuͤre, Chriſtum, in den Schaf-Stall einge-
gangen, und daß ſie ſich eines guten Scheins be-
dienet haͤtten, auch noch hier und dar ſich zu den
Gemeinen hielten: von welchen Paulus Gal. 2,
4. ſpricht: Da etliche falſche Bruͤder ſich mit
eingedrungen, und neben eingeſchlichen wa-
ren
u. f. Gleichwie es von den Zeiten Pauli und
Judaͤ heißt: ſie ſind neben eingeſchlichen; ſo
heißt es von den Zeiten Johannis, nachdem ſie
genugſam waren entdecket und fuͤr faule Glieder
der Kirche erklaͤret worden: Sie ſind von uns
ausgegangen, aber ſie waren nicht von uns.

u. f. 1 Joh. 2, 19.

4. So viel vom erſten Satze. Jm andern
heiſſen ſie ἀ σεβεῖς, gottloſe, nicht allein ſchlecht-
hin unbekehrte und unerleuchtete, ſondern auch
ſolche Leute, welche eines recht verruchten Sin-
nes waren, und daher auch die Chriſtliche Lehre
und Religion, dazu ſie ſich noch bekennten, theils
im Grunde verfaͤlſchten, theils ſehr verunehreten.
Paulus beſchreibet ſie mit mehrern 2 Tim. 4, 2.
u. f. 2 Tim. 3, 1. u. f. Wir werden auch aus der
Beſchreibung Judaͤ bald mit mehrern verneh-
men, was es fuͤr greuliche Leute geweſen ſind.
Jn dieſem Verſe wird noch zweyerley von ihnen
geſaget: erflich, daß ſie die Gnade auf
Muthwillen ziehen, und denn, daß ſie Chri-
ſtum verleugnen.
Von dem erſten Stuͤcke
iſt folgendes zu mercken:

a. Das Wort GOTT ſtehet in dieſen Worten
zweymal, und das erſtemal gehet es auf das
goͤttliche Weſen uͤberhaupt, und alſo auf
den Dreyeinigen GOtt; als deſſen die Gna-
de iſt: hernach auf den Sohn GOttes in-
ſonderheit, wie wir bald mit mehrern verneh-
men werden.
b. Die Gnade, davon der Apoſtel alhier redet,
iſt,
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[768/0768] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 4. verfuͤhriſchen Lehrern und die Ermahnung zum geiſtlichen Kampfe in den apoſtoliſchen Briefen, auch in den Reden Chriſti, an alle glaͤubige Chriſten gerichtet ſind. Man ſe- he unter andern Matth. 7, 15. Luc. 13, 24. Eph. 6, 12. u. f. Wohl dem, der dermaleins mit Paulo ſagen kan: Jch habe einen guten Kampf gekaͤmpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben ge- halten, u. f. V. 4. Denn es ſind etliche Menſchen neben eingeſchlichen (in die Gemeine der Rechtglaͤu- bigen) von denen vor Zeiten (von den Pro- pheten, auch Apoſteln) geſchrieben iſt, zu ſol- cher Strafe (als dergleichen heilloſen Men- ſchen ſchon vor dieſem wiederfahren iſt) die ſind gottloſe und ziehen die Gnade unſers GOt- tes (von der durch Chriſtum geſchehenen Erloͤ- ſung und daher zu erhaltenden Vergebung der Suͤnden) auf Muthwillen (alſo daß ſie aus der Chriſtlichen Freyheit eine Frechheit machen) und verleugnen (wo nicht mit Worten, doch mit ſolcher argen That) GOtt und unſern HErrn JEſum Chriſt, den einigen Herr- ſcher. (Gr. Und verleugnen den einigen Herꝛſcher, GOtt und unſern HErrn JEſum Chriſtum.) Anmerckungen. 1. Der Apoſtel zeuget hiermit die Urſache an, welche ſowol ihn bewogen habe, dieſen Brief zu ſchreiben, als die Glaͤubigen bewegen ſolle, ih- rer wohl wahrzunehmen und uͤber dem ihnen einmal uͤbergebenen Glauben zu kaͤmpfen: und iſt ſie hergenommen von gewiſſen verfuͤhriſchen Menſchen. Der Ordnung nach laͤßt ſich dieſer Vers, wie er lautet, am fuͤglichſten in dieſe zwee- ne Saͤtze eintheilen, davon der erſte iſt: Es ſind etliche Menſchen, von welchen vor Zeiten zu ihrer Strafe ſchon geſchrieben iſt, neben eingeſchlichen. Der andere: die gottloſen Menſchen ziehen die Gnade unſers GOttes auf Muth willen. u. f. 2. Die Griechiſchen Worte ὁι πάλαι προγε- γραμμένοι ἐις τοῦτο τὸ κρῖμα ſind von dem ſel. Lu- thero gar recht uͤberſetzet: von denen vor Zeiten geſchrieben iſt zu ſolcher Strafe. a. Mit den Worten vor Zeiten wird geſe- hen theils auf die Zeiten der Propheten, wel- che hin und wieder von den Zeiten Chriſti und den Feinden auch groſſen Anſtoͤſſen ſeines Reichs weiſſagen, theils auf die Anzeigun- gen, welche Chriſtus ſelbſt mit ſeinen Apo- ſteln davon gethan hat. Wie denn auf die- ſe, deren Briefe ſchon groͤßten Theils in aller glaͤubigen Haͤnden waren, ſich Judas v. 17. 18. ausdruͤcklich beziehet, wenn er ſpricht: Jhr aber, meine Lieben, erinnert euch der Worte, die zuvor geſaget ſind von den Apoſteln unſers HErrn JEſu Chriſti, da ſie zu euch ſagten, daß zu der letzten Zeit werden Spoͤtter ſeyn u. f. Man ſehe da- von ſonderlich Ap. Geſ. 20, 29. 1 Tim. 4, 1. u.f. 2 Tim. 3, 1. u. f. 2 Pet. 1. u. f. c. 3, 3. Petrus ſpricht von ihnen 2 Ep. 2, 3. _ ις τὸ κρῖμα _ κπα- λαι, ſcilicet προγεγραμμένον, von welchen das von langes her (aufgezeichnete) Urtherl nicht ſaͤumig iſt. b. Mit dem Worte τοῦτο, dieſem, ſiehet der Apoſtel auf die Groͤſſe des Gerichts, oder der Strafe, welche die hernach mit mehrern be- ſchriebene Menſchen, nach dem Exempel der alten Jſraeliten, auch der Staͤdte Sodom und Gomorrah, uͤber ſich ziehen. Da nun dieſe Worte den bisher gezeigten richtigen Verſtand haben, ja erfodern, ſo wuͤrde es ei- ne offenbare Wort-Verkehrung ſeyn, wenn man ſie von einem ſolchen abſoluten Decre- to, oder Rathſchluſſe GOttes verſtehen wol- te, dadurch die Menſchen zur Begehung der hernach gedachten Suͤnden verordnet waͤren. Denn gleichwie dieſes ohne Verletzung der Ehre GOttes von den Suͤnden nicht geſaget werden kan: alſo gehen die Worte nicht auf die Suͤnde ſondern auf die Strafe derſelben. c. Wenn der Apoſtel von etlichen ſolchen Men- ſchen redet, ſo zeiget er damit an, daß ſie weder ihm, noch den Glaͤubigen ſind unbekannt ge- weſen, die er doch aber nicht nennen wollen. Paulus machet ihrer etliche namhaft 1 Tim. 1, 20. 2 Tim. 1, 15. 3. Von dieſen Leuten ſaget der Apoſtel, daß ſie neben eingeſchlichen, nemlich in die Gemei- nen: damit er anzeiget, daß ſie nicht zur rechten Thuͤre, Chriſtum, in den Schaf-Stall einge- gangen, und daß ſie ſich eines guten Scheins be- dienet haͤtten, auch noch hier und dar ſich zu den Gemeinen hielten: von welchen Paulus Gal. 2, 4. ſpricht: Da etliche falſche Bruͤder ſich mit eingedrungen, und neben eingeſchlichen wa- ren u. f. Gleichwie es von den Zeiten Pauli und Judaͤ heißt: ſie ſind neben eingeſchlichen; ſo heißt es von den Zeiten Johannis, nachdem ſie genugſam waren entdecket und fuͤr faule Glieder der Kirche erklaͤret worden: Sie ſind von uns ausgegangen, aber ſie waren nicht von uns. u. f. 1 Joh. 2, 19. 4. So viel vom erſten Satze. Jm andern heiſſen ſie ἀ σεβεῖς, gottloſe, nicht allein ſchlecht- hin unbekehrte und unerleuchtete, ſondern auch ſolche Leute, welche eines recht verruchten Sin- nes waren, und daher auch die Chriſtliche Lehre und Religion, dazu ſie ſich noch bekennten, theils im Grunde verfaͤlſchten, theils ſehr verunehreten. Paulus beſchreibet ſie mit mehrern 2 Tim. 4, 2. u. f. 2 Tim. 3, 1. u. f. Wir werden auch aus der Beſchreibung Judaͤ bald mit mehrern verneh- men, was es fuͤr greuliche Leute geweſen ſind. Jn dieſem Verſe wird noch zweyerley von ihnen geſaget: erflich, daß ſie die Gnade auf Muthwillen ziehen, und denn, daß ſie Chri- ſtum verleugnen. Von dem erſten Stuͤcke iſt folgendes zu mercken: a. Das Wort GOTT ſtehet in dieſen Worten zweymal, und das erſtemal gehet es auf das goͤttliche Weſen uͤberhaupt, und alſo auf den Dreyeinigen GOtt; als deſſen die Gna- de iſt: hernach auf den Sohn GOttes in- ſonderheit, wie wir bald mit mehrern verneh- men werden. b. Die Gnade, davon der Apoſtel alhier redet, iſt,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/768>, abgerufen am 23.11.2024.