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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung V. 5-10.
[Spaltenumbruch] kömmt, ist: So sollen wir nun solche auf-
nehmen, auf daß wir der Wahrheit ge-
hülfen werden.

a. Es waren ausser diesen, davon insonderheit
die Rede ist, dergleichen noch mehrere. Dar-
um er setzet tou` toioutous, solcherley, von sol-
cher Gattung, nemlich noch andere.
b. Jm andern Briefe hatte der Apostel das
Aufnehmen wiederrathen v. 10. da er von Ver-
führern redete. Hier aber rathet er es an, da
es wahrhaftige Glieder CHristi betrift.
Man muß demnach einen weisen Unterscheid
halten und in Ubung der Liebe vorsichtig seyn.
Denn daß die Liebe nicht blind seyn soll, dazu
hat sie die Wahrheit zum Grunde und zur Lei-
terinn.
c. Was das Aufnehmen der Glieder JEsu für
eine grosse Verheissung zur Belohnung vor
sich habe, das sehe man Matth. 10, 40. u. f.
c. 25, 35. u. f. Von der Gast-Freyheit siehe
Röm. 12, 13. Hebr. 13, 2. 1 Pet. 4, 9
d. Das Aufnehmen soll zwar mit aller Frey-
willigkeit
geschehen, wie ein jegliches Werck
der Liebe: aber es ist doch auch eine Schul-
digkeit,
dazu man zwar eines theils nicht ge-
zwungen wird, aber andern theils doch gleich-
wol verbunden ist.
e. Ein Gehülfe der Wahrheit seyn, ist zu der
Wahrheit, welche in dem Evangelio von
Christo, und in dem demselben gemässen recht-
schaffenen Wesen des Christenthums bestehet,
Auabreitung das Seinige nach allem Vermö-
gen mit beytragen. Und eben dieses kan ei-
nem einen guten Bewegungs-Grund zur Lie-
be gegen die Zeugen der Wahrheit geben, wenn
man erweget, daß das, was man ihnen thut,
man dem Evangelio Christi, ja Christo selbst
thue, nach seiner so theuren Versicherung
Matth. 10, 40. u. f. c. 25, 35. u. f. Man sie-
het hieraus zugleich, was dieser Fremdlinge ihr
Geschäfte gewesen sey, nemlich das Evange-
lium von Christo fortzupflantzen.
V. 9. 10.

Jch habe der Gemeine geschrieben (in
meinem ersten Briefe, und sie vor solchen Leh-
rern gewarnet, welche von der Welt sind, und
von der Welt reden c. 4, 4. 5. 6.) aber Dio-
trephes,
der unter ihnen will hoch gehal-
ten seyn
(sich mit einem besondern Vorzuge über
die übrigen Aeltesten erhebet) nimmt uns nicht
an
(giebt meinem Briefe und den Erinnerungen
der mir gleichgesinneten rechtschafnen Lehrer nicht
Platz.) Darum, wenn ich komme, will ich
ihn
(mit apostolischer Auctoritaet) erinnern
seiner Wercke, die er
(nach dem bösen Grunde
seines Hertzens, theils auch seiner verfälschten
Lehre) thut, und plaudert mit bösen Wor-
ten wider uns
(nach Art der falschen Apostel)
und läßt ihm dran nicht begnügen. Er
selbst nimmt die Brüder nicht an, und weh-
ret denen, die es thun wollen, und stösset
sie aus der Gemeine
(als wären sie Schwär-
mer und Ketzer: und solchergestalt erweiset er
sich als einen Widerchrist und Pabst.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Was den Brief betrift, darauf sich der
Apostel beziehet, so kan man dadurch gar füglich
seinen ersten Brief verstehen, welchen wir noch
itzo haben; als welchen er doch ohn Zweifel zu
erst an eine gewisse Gemeine geschicket hat, von wel-
cher er hernach andern ist communiciret worden.
Da nun in demselben manches enthalten ist, wel-
ches auf die Lehrer, die wahren und die falschen,
gehet, so ist es so viel eher zu vermuthen, daß in
derselben Gemeine, welche ihn zu erst aus seinen
Händen bekommen hat, Diotrephes sich unter
den Lehrern befunden, und der Apostel vor ihm
die Kirche gewarnet habe, ob gleich ohne seine
Benennung.

2. Ob Diotrephes vorher ein Jude, oder
Heyde gewesen sey, daß läßt sich nicht wol sa-
gen. Siehet man aber auf seinen Namen, der
heydnisch ist, und so viel heisset, als einer, der
vom Jove, dem gemeinen Abgott, ernehret, oder
sein Sohn ist, so scheinet er von heydnischer An-
kunft gewesen zu seyn: und da hätte er denn sol-
chen seinen unanständigen Namen billig ändern
sollen; zumal da es gar leicht mit Veränderung
einiger Buchstaben hätte geschehen können,
Theotrephes, das ist ein von GOTT ernehrter.
Daß er aber den vorigen Namen beybehalten,
mag auch wol der Unlauterkeit seines Sinnes
zuzuschreiben seyn: wiewol es nicht auf den Na-
men, sondern auf das Gemüth bey einem Chri-
sten ankömmt, und mancher eben keinen guten
Geschlechts-Namen, aber eine GOtt ergebne
Seele hat; dahingegen mancher gerade das Ge-
gentheil von seinem guten Namen in der That
erweiset.

3. Es bezeuget der Apostel vom Diotre-
phe
sechs Stücke: erstlich daß er wolle hochge-
halten seyn; zum andern, daß er ihn nicht an-
nehme; drittens, daß er böse Wercke an sich
habe; viertens, daß er mit bösen Worten wider
Johannem plaudere; fünftens, daß er die Brü-
der nicht annehme; und sechstens, daß er denen,
die es thun, wehre und sie aus der Gemeine stos-
se. Uber welches alles er ihn, wenn er komme,
erinnern wolle.

4. Was den ersten Punct, nemlich den,
daß die Diotrephes habe wollen hochgehalten
seyn, betrift, so ist davon insonderheit folgendes
zu mercken:

a. Die öffentlichen Lehrer waren in der ersten
Kirche alle von gleicher Würde, und führeten
die Namen der Hirten, der Aeltesten, der
Bischöfe u. s. w. ohne allen Vorzug des einen
vor dem andern.
b. Es haben aber schon am Ende des ersten Se-
culi
an einigen Orten einige Aeltesten vor den
andern unter dem Namen der Bischöfe ei-
nen Vorzug gesuchet, und dazu die Aucto-
rit
ät gemißbrauchet, welche theils die Apo-
stel selbst, theils die apostolischen Männer,
die zur Anrichtung guter Ordnung in der Kir-
che ihre Stelle hie und da vertreten musten,
und in der Kraft des Heiligen Geistes mit
Ver-

Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 5-10.
[Spaltenumbruch] koͤmmt, iſt: So ſollen wir nun ſolche auf-
nehmen, auf daß wir der Wahrheit ge-
huͤlfen werden.

a. Es waren auſſer dieſen, davon inſonderheit
die Rede iſt, dergleichen noch mehrere. Dar-
um er ſetzet του` τοιούτους, ſolcherley, von ſol-
cher Gattung, nemlich noch andere.
b. Jm andern Briefe hatte der Apoſtel das
Aufnehmen wiederrathen v. 10. da er von Ver-
fuͤhrern redete. Hier aber rathet er es an, da
es wahrhaftige Glieder CHriſti betrift.
Man muß demnach einen weiſen Unterſcheid
halten und in Ubung der Liebe vorſichtig ſeyn.
Denn daß die Liebe nicht blind ſeyn ſoll, dazu
hat ſie die Wahrheit zum Grunde und zur Lei-
terinn.
c. Was das Aufnehmen der Glieder JEſu fuͤr
eine groſſe Verheiſſung zur Belohnung vor
ſich habe, das ſehe man Matth. 10, 40. u. f.
c. 25, 35. u. f. Von der Gaſt-Freyheit ſiehe
Roͤm. 12, 13. Hebr. 13, 2. 1 Pet. 4, 9
d. Das Aufnehmen ſoll zwar mit aller Frey-
willigkeit
geſchehen, wie ein jegliches Werck
der Liebe: aber es iſt doch auch eine Schul-
digkeit,
dazu man zwar eines theils nicht ge-
zwungen wird, aber andern theils doch gleich-
wol verbunden iſt.
e. Ein Gehuͤlfe der Wahrheit ſeyn, iſt zu der
Wahrheit, welche in dem Evangelio von
Chriſto, und in dem demſelben gemaͤſſen recht-
ſchaffenen Weſen des Chriſtenthums beſtehet,
Auabreitung das Seinige nach allem Vermoͤ-
gen mit beytragen. Und eben dieſes kan ei-
nem einen guten Bewegungs-Grund zur Lie-
be gegen die Zeugen der Wahrheit geben, wenn
man erweget, daß das, was man ihnen thut,
man dem Evangelio Chriſti, ja Chriſto ſelbſt
thue, nach ſeiner ſo theuren Verſicherung
Matth. 10, 40. u. f. c. 25, 35. u. f. Man ſie-
het hieraus zugleich, was dieſer Fremdlinge ihr
Geſchaͤfte geweſen ſey, nemlich das Evange-
lium von Chriſto fortzupflantzen.
V. 9. 10.

Jch habe der Gemeine geſchrieben (in
meinem erſten Briefe, und ſie vor ſolchen Leh-
rern gewarnet, welche von der Welt ſind, und
von der Welt reden c. 4, 4. 5. 6.) aber Dio-
trephes,
der unter ihnen will hoch gehal-
ten ſeyn
(ſich mit einem beſondern Vorzuge uͤber
die uͤbrigen Aelteſten erhebet) nimmt uns nicht
an
(giebt meinem Briefe und den Erinnerungen
der mir gleichgeſinneten rechtſchafnen Lehrer nicht
Platz.) Darum, wenn ich komme, will ich
ihn
(mit apoſtoliſcher Auctoritæt) erinnern
ſeiner Wercke, die er
(nach dem boͤſen Grunde
ſeines Hertzens, theils auch ſeiner verfaͤlſchten
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ten wider uns
(nach Art der falſchen Apoſtel)
und laͤßt ihm dran nicht begnuͤgen. Er
ſelbſt nimmt die Bruͤder nicht an, und weh-
ret denen, die es thun wollen, und ſtoͤſſet
ſie aus der Gemeine
(als waͤren ſie Schwaͤr-
mer und Ketzer: und ſolchergeſtalt erweiſet er
ſich als einen Widerchriſt und Pabſt.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Was den Brief betrift, darauf ſich der
Apoſtel beziehet, ſo kan man dadurch gar fuͤglich
ſeinen erſten Brief verſtehen, welchen wir noch
itzo haben; als welchen er doch ohn Zweifel zu
eꝛſt an eine gewiſſe Gemeine geſchicket hat, von wel-
cher er hernach andern iſt communiciret worden.
Da nun in demſelben manches enthalten iſt, wel-
ches auf die Lehrer, die wahren und die falſchen,
gehet, ſo iſt es ſo viel eher zu vermuthen, daß in
derſelben Gemeine, welche ihn zu erſt aus ſeinen
Haͤnden bekommen hat, Diotrephes ſich unter
den Lehrern befunden, und der Apoſtel vor ihm
die Kirche gewarnet habe, ob gleich ohne ſeine
Benennung.

2. Ob Diotrephes vorher ein Jude, oder
Heyde geweſen ſey, daß laͤßt ſich nicht wol ſa-
gen. Siehet man aber auf ſeinen Namen, der
heydniſch iſt, und ſo viel heiſſet, als einer, der
vom Jove, dem gemeinen Abgott, ernehret, oder
ſein Sohn iſt, ſo ſcheinet er von heydniſcher An-
kunft geweſen zu ſeyn: und da haͤtte er denn ſol-
chen ſeinen unanſtaͤndigen Namen billig aͤndern
ſollen; zumal da es gar leicht mit Veraͤnderung
einiger Buchſtaben haͤtte geſchehen koͤnnen,
Theotrephes, das iſt ein von GOTT ernehrter.
Daß er aber den vorigen Namen beybehalten,
mag auch wol der Unlauterkeit ſeines Sinnes
zuzuſchreiben ſeyn: wiewol es nicht auf den Na-
men, ſondern auf das Gemuͤth bey einem Chri-
ſten ankoͤmmt, und mancher eben keinen guten
Geſchlechts-Namen, aber eine GOtt ergebne
Seele hat; dahingegen mancher gerade das Ge-
gentheil von ſeinem guten Namen in der That
erweiſet.

3. Es bezeuget der Apoſtel vom Diotre-
phe
ſechs Stuͤcke: erſtlich daß er wolle hochge-
halten ſeyn; zum andern, daß er ihn nicht an-
nehme; drittens, daß er boͤſe Wercke an ſich
habe; viertens, daß er mit boͤſen Worten wider
Johannem plaudere; fuͤnftens, daß er die Bruͤ-
der nicht annehme; und ſechſtens, daß er denen,
die es thun, wehre und ſie aus der Gemeine ſtoſ-
ſe. Uber welches alles er ihn, wenn er komme,
erinnern wolle.

4. Was den erſten Punct, nemlich den,
daß die Diotrephes habe wollen hochgehalten
ſeyn, betrift, ſo iſt davon inſonderheit folgendes
zu mercken:

a. Die oͤffentlichen Lehrer waren in der erſten
Kirche alle von gleicher Wuͤrde, und fuͤhreten
die Namen der Hirten, der Aelteſten, der
Biſchoͤfe u. ſ. w. ohne allen Vorzug des einen
vor dem andern.
b. Es haben aber ſchon am Ende des erſten Se-
culi
an einigen Orten einige Aelteſten vor den
andern unter dem Namen der Biſchoͤfe ei-
nen Vorzug geſuchet, und dazu die Aucto-
rit
aͤt gemißbrauchet, welche theils die Apo-
ſtel ſelbſt, theils die apoſtoliſchen Maͤnner,
die zur Anrichtung guter Ordnung in der Kir-
che ihre Stelle hie und da vertreten muſten,
und in der Kraft des Heiligen Geiſtes mit
Ver-
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[758/0758] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 5-10. koͤmmt, iſt: So ſollen wir nun ſolche auf- nehmen, auf daß wir der Wahrheit ge- huͤlfen werden. a. Es waren auſſer dieſen, davon inſonderheit die Rede iſt, dergleichen noch mehrere. Dar- um er ſetzet του` τοιούτους, ſolcherley, von ſol- cher Gattung, nemlich noch andere. b. Jm andern Briefe hatte der Apoſtel das Aufnehmen wiederrathen v. 10. da er von Ver- fuͤhrern redete. Hier aber rathet er es an, da es wahrhaftige Glieder CHriſti betrift. Man muß demnach einen weiſen Unterſcheid halten und in Ubung der Liebe vorſichtig ſeyn. Denn daß die Liebe nicht blind ſeyn ſoll, dazu hat ſie die Wahrheit zum Grunde und zur Lei- terinn. c. Was das Aufnehmen der Glieder JEſu fuͤr eine groſſe Verheiſſung zur Belohnung vor ſich habe, das ſehe man Matth. 10, 40. u. f. c. 25, 35. u. f. Von der Gaſt-Freyheit ſiehe Roͤm. 12, 13. Hebr. 13, 2. 1 Pet. 4, 9 d. Das Aufnehmen ſoll zwar mit aller Frey- willigkeit geſchehen, wie ein jegliches Werck der Liebe: aber es iſt doch auch eine Schul- digkeit, dazu man zwar eines theils nicht ge- zwungen wird, aber andern theils doch gleich- wol verbunden iſt. e. Ein Gehuͤlfe der Wahrheit ſeyn, iſt zu der Wahrheit, welche in dem Evangelio von Chriſto, und in dem demſelben gemaͤſſen recht- ſchaffenen Weſen des Chriſtenthums beſtehet, Auabreitung das Seinige nach allem Vermoͤ- gen mit beytragen. Und eben dieſes kan ei- nem einen guten Bewegungs-Grund zur Lie- be gegen die Zeugen der Wahrheit geben, wenn man erweget, daß das, was man ihnen thut, man dem Evangelio Chriſti, ja Chriſto ſelbſt thue, nach ſeiner ſo theuren Verſicherung Matth. 10, 40. u. f. c. 25, 35. u. f. Man ſie- het hieraus zugleich, was dieſer Fremdlinge ihr Geſchaͤfte geweſen ſey, nemlich das Evange- lium von Chriſto fortzupflantzen. V. 9. 10. Jch habe der Gemeine geſchrieben (in meinem erſten Briefe, und ſie vor ſolchen Leh- rern gewarnet, welche von der Welt ſind, und von der Welt reden c. 4, 4. 5. 6.) aber Dio- trephes, der unter ihnen will hoch gehal- ten ſeyn (ſich mit einem beſondern Vorzuge uͤber die uͤbrigen Aelteſten erhebet) nimmt uns nicht an (giebt meinem Briefe und den Erinnerungen der mir gleichgeſinneten rechtſchafnen Lehrer nicht Platz.) Darum, wenn ich komme, will ich ihn (mit apoſtoliſcher Auctoritæt) erinnern ſeiner Wercke, die er (nach dem boͤſen Grunde ſeines Hertzens, theils auch ſeiner verfaͤlſchten Lehre) thut, und plaudert mit boͤſen Wor- ten wider uns (nach Art der falſchen Apoſtel) und laͤßt ihm dran nicht begnuͤgen. Er ſelbſt nimmt die Bruͤder nicht an, und weh- ret denen, die es thun wollen, und ſtoͤſſet ſie aus der Gemeine (als waͤren ſie Schwaͤr- mer und Ketzer: und ſolchergeſtalt erweiſet er ſich als einen Widerchriſt und Pabſt.) Anmerckungen. 1. Was den Brief betrift, darauf ſich der Apoſtel beziehet, ſo kan man dadurch gar fuͤglich ſeinen erſten Brief verſtehen, welchen wir noch itzo haben; als welchen er doch ohn Zweifel zu eꝛſt an eine gewiſſe Gemeine geſchicket hat, von wel- cher er hernach andern iſt communiciret worden. Da nun in demſelben manches enthalten iſt, wel- ches auf die Lehrer, die wahren und die falſchen, gehet, ſo iſt es ſo viel eher zu vermuthen, daß in derſelben Gemeine, welche ihn zu erſt aus ſeinen Haͤnden bekommen hat, Diotrephes ſich unter den Lehrern befunden, und der Apoſtel vor ihm die Kirche gewarnet habe, ob gleich ohne ſeine Benennung. 2. Ob Diotrephes vorher ein Jude, oder Heyde geweſen ſey, daß laͤßt ſich nicht wol ſa- gen. Siehet man aber auf ſeinen Namen, der heydniſch iſt, und ſo viel heiſſet, als einer, der vom Jove, dem gemeinen Abgott, ernehret, oder ſein Sohn iſt, ſo ſcheinet er von heydniſcher An- kunft geweſen zu ſeyn: und da haͤtte er denn ſol- chen ſeinen unanſtaͤndigen Namen billig aͤndern ſollen; zumal da es gar leicht mit Veraͤnderung einiger Buchſtaben haͤtte geſchehen koͤnnen, Theotrephes, das iſt ein von GOTT ernehrter. Daß er aber den vorigen Namen beybehalten, mag auch wol der Unlauterkeit ſeines Sinnes zuzuſchreiben ſeyn: wiewol es nicht auf den Na- men, ſondern auf das Gemuͤth bey einem Chri- ſten ankoͤmmt, und mancher eben keinen guten Geſchlechts-Namen, aber eine GOtt ergebne Seele hat; dahingegen mancher gerade das Ge- gentheil von ſeinem guten Namen in der That erweiſet. 3. Es bezeuget der Apoſtel vom Diotre- phe ſechs Stuͤcke: erſtlich daß er wolle hochge- halten ſeyn; zum andern, daß er ihn nicht an- nehme; drittens, daß er boͤſe Wercke an ſich habe; viertens, daß er mit boͤſen Worten wider Johannem plaudere; fuͤnftens, daß er die Bruͤ- der nicht annehme; und ſechſtens, daß er denen, die es thun, wehre und ſie aus der Gemeine ſtoſ- ſe. Uber welches alles er ihn, wenn er komme, erinnern wolle. 4. Was den erſten Punct, nemlich den, daß die Diotrephes habe wollen hochgehalten ſeyn, betrift, ſo iſt davon inſonderheit folgendes zu mercken: a. Die oͤffentlichen Lehrer waren in der erſten Kirche alle von gleicher Wuͤrde, und fuͤhreten die Namen der Hirten, der Aelteſten, der Biſchoͤfe u. ſ. w. ohne allen Vorzug des einen vor dem andern. b. Es haben aber ſchon am Ende des erſten Se- culi an einigen Orten einige Aelteſten vor den andern unter dem Namen der Biſchoͤfe ei- nen Vorzug geſuchet, und dazu die Aucto- ritaͤt gemißbrauchet, welche theils die Apo- ſtel ſelbſt, theils die apoſtoliſchen Maͤnner, die zur Anrichtung guter Ordnung in der Kir- che ihre Stelle hie und da vertreten muſten, und in der Kraft des Heiligen Geiſtes mit Ver-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 758. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/758>, abgerufen am 23.11.2024.