Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.V. 5-8. des dritten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
che der Apostel daher zur Erweisung der Liebe ma-chet. Bey dem ersten Stücke ist folgendes zu mercken: a. Diese Leute werden genennet Brüder und Gäste. Brüder waren sie nach dem in- nerlichen, Gäste, oder Fremdlinge nach dem äusserlichen Zustande. Und das Aeusserliche kam von dem innerlichen her. Denn weil sie Brüder, das ist gläubige Christen und Kin- der GOttes waren, so waren sie, wo sie nicht, wie vermuthlich ist, etwa freywillig zur Ver- kündigung des Evangelii aus- und umher gezogen waren, ihres Orts gedrucket, ver- folget und gar verjaget worden: wie es vielen in der ersten Christenheit ergangen ist, da manche zwar eine gute Zeit äusserliche Ruhe hatten, andere aber viele Trübsal erfahren musten, und jene sich dennoch dieser anzuneh- men hatten. b. Sie waren um des Namens GOttes willen ausgegangen, und hatten von den Heiden nichts genommen. a. GOtt, um dessen Namens willen sie aus- gegangen waren, ist der Dreyeinige, doch mit einem sonderbaren Absehen der Sohn GOttes; als an den sie glaubten, und um dessentwillen sie waren verfolget worden. Darum er Matth. 5, 11. spricht: Selig seyd ihr, wenn euch die Menschen um mei- net willen schmähen und verfolgen. Und von den Aposteln heißt es Ap. Gsch. 5, 41. Sie giengen frölich von des Raths Angesicht, daß sie würdig ge- wesen wären um seines (JESU) Na- mens willen Schmach zu leiden. Und Petrus spricht Ep. 1, c. 4, 14. Selig seyd ihr, wenn ihr geschmähet werdet ü- ber den Namen CHristi: u. s. w. b. Der Name GOttes ist GOtt unser Hei- land selbst, sonderlich in Ansehung seines Mittler-Amts und seines Evangelii, wor- innen dasselbe verkläret und der Welt zum Heil angepriesen wurde. Davon Petrus Ap. Gesch. 4, 12. sprach: Es ist in keinem andern Heil, auch kein anderer Name (nemlich als der Name JEsu Christi) den Menschen gegeben, darinnen wir sol- len selig werden. g. Sie waren ausgezogen, nemlich von dem Orte ihrer leiblichen Ankunft, ob sie aber Juden oder Heiden gewesen, das läst sich nicht sagen. Und ob es gleich wohl zu ver- muthen ist, daß sie nicht ohne Leiden ausge- gangen, oder bey ihrem Ausgehen ohne Lei- den geblieben sind, so kan es doch gar wohl seyn, daß sie, als von GOtt erweckte Ev- angelisten, nicht sowol ausgestossen, als freywillig ausgezogen sind, mit dem Zweck, das Evangelium von Christo hin und wieder, wo es noch nicht angenommen war, sonder- lich unter den Heiden, zu verkündigen; und zwar also, daß sie von ihnen dabey ihren Unterhalt uicht gefordert haben. Welches damit angezeiget zu seyn scheinet, wenn von ihnen gesaget wird, daß sie von den Hei- [Spaltenumbruch] den nichts genommen haben: Wie also Paulus das Evangelium zu predigen pflegte nach 1 Cor. 10, 2. u. f. 2 Cor. 11, 7. c. 12, 13. u. f. Es konnte auch beydes seyn, nemlich daß sie erstlich aus dem Orte ihres ordentlichen Aufenthalts waren verstossen worden, und daß sie sich hernach ihres exi- lii zur Verkündigung des Evangelii bedie- net hatten: wie von denen zu Jerusalem und im Jüdischen Lande verfolgten und daraus zum theil zerstreueten Ap. Gesch. 8, 4. stehet: Die nun zerstreuet waren, gingen um und predigten das Wort. 4. Dabey zeiget nun der Apostel an, wie a. Er hatte sie in aller Liebe aufgenommen, und ihnen gütlich gethan, sich aber mit ihnen ohne Zweifel dabey im HErrn über ihr gemein- schaftliches Heil in CHristo erqvicket. b. Nachdem diese Fremdlinge von Gajo zu Jo- hanne gekommen waren, hatten sie dieses ge- rühmet; und zwar nicht allein vor ihm alleine, sondern auch vor der Gemeine, darinnen sich Johannes aufhielt, vermuthlich der Ephesi- nischen; vor welcher solches zu bezeugen, sie Gelegenheit theils gefunden, theils von Jo- hanne überkommen hatten. c. Dieses rühmet der Apostel am Gajo und spricht, er habe gethan pison, daß ist pisos, getreulich, so wie es piso einem Gläubigen geziemete, da er seinen Glauben wie sonst, al- so auch dißfals in der Liebe thätig erwiesen hatte. d. Da nun diese Leute von Johanne wieder zu- rück gereiset, mit dem Vorsatze, ihren Weg wieder über den Ort, wo Gajus war, zu neh- men, so empfihlet er sie seiner fernern Liebe, insonderheit dazu, daß er sie aufs neue wie liebreich aufnehmen, also auch von dannen mit einer zur Reise gehörigen Nothdurft, wohl versehen wieder abfertigen möchte. Allem Ansehen nach hat er ihnen diesen Brief zu über- bringen mitgegeben. Es ist aber die teutsche Ubersetzung alhier ein wenig zu verbessern. Denn an statt, daß es heißt, du hast wohl gethan, daß du sie abgefertiget hast, muß es heissen: du wirst wohl thun, wenn du sie wirst abgefertiget haben. Von der Abfertigung, welche mit einigem Geleite zu geschehen pflegte, siehe Ap. Gesch. 15, 3. c. 20. 38. c. 21, 5. Röm. 15, 24. 1 Cor. 16, 6. 11. 2 Cor. 1, 16. Tit. 3, 13. Würdiglich vor GOtt, das ist also, daß man in dem, was man in der Liebe thut, zuvorderst auf GOTT sehe, und also so verrichte, daß es seinem er- kannten Willen gemäß sey, und zu seinen Eh- ren gereiche. Siehe die Redens-Art auch Col. 1, 10. 1 Thes. 2, 12. Und dabey hatte man sich die Worte unsers Heilandes vorzu- stellen, da er Matth. 10, 40. spricht: Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat, u. f. 5. Die Regel, zu welcher der Apostel kömmt, C c c c c 2
V. 5-8. des dritten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
che der Apoſtel daher zur Erweiſung der Liebe ma-chet. Bey dem erſten Stuͤcke iſt folgendes zu mercken: a. Dieſe Leute werden genennet Bruͤder und Gaͤſte. Bruͤder waren ſie nach dem in- nerlichen, Gaͤſte, oder Fremdlinge nach dem aͤuſſerlichen Zuſtande. Und das Aeuſſerliche kam von dem innerlichen her. Denn weil ſie Bruͤder, das iſt glaͤubige Chriſten und Kin- der GOttes waren, ſo waren ſie, wo ſie nicht, wie vermuthlich iſt, etwa freywillig zur Ver- kuͤndigung des Evangelii aus- und umher gezogen waren, ihres Orts gedrucket, ver- folget und gar verjaget worden: wie es vielen in der erſten Chriſtenheit ergangen iſt, da manche zwar eine gute Zeit aͤuſſerliche Ruhe hatten, andere aber viele Truͤbſal erfahren muſten, und jene ſich dennoch dieſer anzuneh- men hatten. b. Sie waren um des Namens GOttes willen ausgegangen, und hatten von den Heiden nichts genommen. α. GOtt, um deſſen Namens willen ſie aus- gegangen waren, iſt der Dreyeinige, doch mit einem ſonderbaren Abſehen der Sohn GOttes; als an den ſie glaubten, und um deſſentwillen ſie waren verfolget worden. Darum er Matth. 5, 11. ſpricht: Selig ſeyd ihr, wenn euch die Menſchen um mei- net willen ſchmaͤhen und verfolgen. Und von den Apoſteln heißt es Ap. Gſch. 5, 41. Sie giengen froͤlich von des Raths Angeſicht, daß ſie wuͤrdig ge- weſen waͤren um ſeines (JESU) Na- mens willen Schmach zu leiden. Und Petrus ſpricht Ep. 1, c. 4, 14. Selig ſeyd ihr, wenn ihr geſchmaͤhet werdet uͤ- ber den Namen CHriſti: u. ſ. w. β. Der Name GOttes iſt GOtt unſer Hei- land ſelbſt, ſonderlich in Anſehung ſeines Mittler-Amts und ſeines Evangelii, wor- innen daſſelbe verklaͤret und der Welt zum Heil angeprieſen wurde. Davon Petrus Ap. Geſch. 4, 12. ſprach: Es iſt in keinem andern Heil, auch kein anderer Name (nemlich als der Name JEſu Chriſti) den Menſchen gegeben, darinnen wir ſol- len ſelig werden. γ. Sie waren ausgezogen, nemlich von dem Orte ihrer leiblichen Ankunft, ob ſie aber Juden oder Heiden geweſen, das laͤſt ſich nicht ſagen. Und ob es gleich wohl zu ver- muthen iſt, daß ſie nicht ohne Leiden ausge- gangen, oder bey ihrem Ausgehen ohne Lei- den geblieben ſind, ſo kan es doch gar wohl ſeyn, daß ſie, als von GOtt erweckte Ev- angeliſten, nicht ſowol ausgeſtoſſen, als freywillig ausgezogen ſind, mit dem Zweck, das Evangelium von Chriſto hin und wieder, wo es noch nicht angenommen war, ſonder- lich unter den Heiden, zu verkuͤndigen; und zwar alſo, daß ſie von ihnen dabey ihren Unterhalt uicht gefordert haben. Welches damit angezeiget zu ſeyn ſcheinet, wenn von ihnen geſaget wird, daß ſie von den Hei- [Spaltenumbruch] den nichts genommen haben: Wie alſo Paulus das Evangelium zu predigen pflegte nach 1 Cor. 10, 2. u. f. 2 Cor. 11, 7. c. 12, 13. u. f. Es konnte auch beydes ſeyn, nemlich daß ſie erſtlich aus dem Orte ihres ordentlichen Aufenthalts waren verſtoſſen worden, und daß ſie ſich hernach ihres exi- lii zur Verkuͤndigung des Evangelii bedie- net hatten: wie von denen zu Jeruſalem und im Juͤdiſchen Lande verfolgten und daraus zum theil zerſtreueten Ap. Geſch. 8, 4. ſtehet: Die nun zerſtreuet waren, gingen um und predigten das Wort. 4. Dabey zeiget nun der Apoſtel an, wie a. Er hatte ſie in aller Liebe aufgenommen, und ihnen guͤtlich gethan, ſich aber mit ihnen ohne Zweifel dabey im HErrn uͤber ihr gemein- ſchaftliches Heil in CHriſto erqvicket. b. Nachdem dieſe Fremdlinge von Gajo zu Jo- hanne gekommen waren, hatten ſie dieſes ge- ruͤhmet; und zwar nicht allein vor ihm alleine, ſondern auch vor der Gemeine, darinnen ſich Johannes aufhielt, vermuthlich der Epheſi- niſchen; vor welcher ſolches zu bezeugen, ſie Gelegenheit theils gefunden, theils von Jo- hanne uͤberkommen hatten. c. Dieſes ruͤhmet der Apoſtel am Gajo und ſpricht, er habe gethan πιςὸν, daß iſt πιςῶς, getreulich, ſo wie es πιςῷ einem Glaͤubigen geziemete, da er ſeinen Glauben wie ſonſt, al- ſo auch dißfals in der Liebe thaͤtig erwieſen hatte. d. Da nun dieſe Leute von Johanne wieder zu- ruͤck gereiſet, mit dem Vorſatze, ihren Weg wieder uͤber den Ort, wo Gajus war, zu neh- men, ſo empfihlet er ſie ſeiner fernern Liebe, inſonderheit dazu, daß er ſie aufs neue wie liebreich aufnehmen, alſo auch von dannen mit einer zur Reiſe gehoͤrigen Nothdurft, wohl verſehen wieder abfertigen moͤchte. Allem Anſehen nach hat er ihnen dieſen Brief zu uͤber- bringen mitgegeben. Es iſt aber die teutſche Uberſetzung alhier ein wenig zu verbeſſern. Denn an ſtatt, daß es heißt, du haſt wohl gethan, daß du ſie abgefertiget haſt, muß es heiſſen: du wirſt wohl thun, wenn du ſie wirſt abgefertiget haben. Von der Abfertigung, welche mit einigem Geleite zu geſchehen pflegte, ſiehe Ap. Geſch. 15, 3. c. 20. 38. c. 21, 5. Roͤm. 15, 24. 1 Cor. 16, 6. 11. 2 Cor. 1, 16. Tit. 3, 13. Wuͤrdiglich vor GOtt, das iſt alſo, daß man in dem, was man in der Liebe thut, zuvorderſt auf GOTT ſehe, und alſo ſo verrichte, daß es ſeinem er- kannten Willen gemaͤß ſey, und zu ſeinen Eh- ren gereiche. Siehe die Redens-Art auch Col. 1, 10. 1 Theſ. 2, 12. Und dabey hatte man ſich die Worte unſers Heilandes vorzu- ſtellen, da er Matth. 10, 40. ſpricht: Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich geſandt hat, u. f. 5. Die Regel, zu welcher der Apoſtel koͤmmt, C c c c c 2
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V. 5-8. des dritten Briefes Johannis.
che der Apoſtel daher zur Erweiſung der Liebe ma-
chet. Bey dem erſten Stuͤcke iſt folgendes zu
mercken:
a. Dieſe Leute werden genennet Bruͤder
und Gaͤſte. Bruͤder waren ſie nach dem in-
nerlichen, Gaͤſte, oder Fremdlinge nach dem
aͤuſſerlichen Zuſtande. Und das Aeuſſerliche
kam von dem innerlichen her. Denn weil
ſie Bruͤder, das iſt glaͤubige Chriſten und Kin-
der GOttes waren, ſo waren ſie, wo ſie nicht,
wie vermuthlich iſt, etwa freywillig zur Ver-
kuͤndigung des Evangelii aus- und umher
gezogen waren, ihres Orts gedrucket, ver-
folget und gar verjaget worden: wie es vielen
in der erſten Chriſtenheit ergangen iſt, da
manche zwar eine gute Zeit aͤuſſerliche Ruhe
hatten, andere aber viele Truͤbſal erfahren
muſten, und jene ſich dennoch dieſer anzuneh-
men hatten.
b. Sie waren um des Namens GOttes willen
ausgegangen, und hatten von den Heiden
nichts genommen.
α. GOtt, um deſſen Namens willen ſie aus-
gegangen waren, iſt der Dreyeinige, doch
mit einem ſonderbaren Abſehen der Sohn
GOttes; als an den ſie glaubten, und um
deſſentwillen ſie waren verfolget worden.
Darum er Matth. 5, 11. ſpricht: Selig ſeyd
ihr, wenn euch die Menſchen um mei-
net willen ſchmaͤhen und verfolgen.
Und von den Apoſteln heißt es Ap. Gſch.
5, 41. Sie giengen froͤlich von des
Raths Angeſicht, daß ſie wuͤrdig ge-
weſen waͤren um ſeines (JESU) Na-
mens willen Schmach zu leiden. Und
Petrus ſpricht Ep. 1, c. 4, 14. Selig ſeyd
ihr, wenn ihr geſchmaͤhet werdet uͤ-
ber den Namen CHriſti: u. ſ. w.
β. Der Name GOttes iſt GOtt unſer Hei-
land ſelbſt, ſonderlich in Anſehung ſeines
Mittler-Amts und ſeines Evangelii, wor-
innen daſſelbe verklaͤret und der Welt zum
Heil angeprieſen wurde. Davon Petrus
Ap. Geſch. 4, 12. ſprach: Es iſt in keinem
andern Heil, auch kein anderer Name
(nemlich als der Name JEſu Chriſti) den
Menſchen gegeben, darinnen wir ſol-
len ſelig werden.
γ. Sie waren ausgezogen, nemlich von
dem Orte ihrer leiblichen Ankunft, ob ſie
aber Juden oder Heiden geweſen, das laͤſt
ſich nicht ſagen. Und ob es gleich wohl zu ver-
muthen iſt, daß ſie nicht ohne Leiden ausge-
gangen, oder bey ihrem Ausgehen ohne Lei-
den geblieben ſind, ſo kan es doch gar wohl
ſeyn, daß ſie, als von GOtt erweckte Ev-
angeliſten, nicht ſowol ausgeſtoſſen, als
freywillig ausgezogen ſind, mit dem Zweck,
das Evangelium von Chriſto hin und wieder,
wo es noch nicht angenommen war, ſonder-
lich unter den Heiden, zu verkuͤndigen; und
zwar alſo, daß ſie von ihnen dabey ihren
Unterhalt uicht gefordert haben. Welches
damit angezeiget zu ſeyn ſcheinet, wenn von
ihnen geſaget wird, daß ſie von den Hei-
den nichts genommen haben: Wie
alſo Paulus das Evangelium zu predigen
pflegte nach 1 Cor. 10, 2. u. f. 2 Cor. 11, 7.
c. 12, 13. u. f. Es konnte auch beydes ſeyn,
nemlich daß ſie erſtlich aus dem Orte ihres
ordentlichen Aufenthalts waren verſtoſſen
worden, und daß ſie ſich hernach ihres exi-
lii zur Verkuͤndigung des Evangelii bedie-
net hatten: wie von denen zu Jeruſalem und
im Juͤdiſchen Lande verfolgten und daraus
zum theil zerſtreueten Ap. Geſch. 8, 4. ſtehet:
Die nun zerſtreuet waren, gingen um
und predigten das Wort.
4. Dabey zeiget nun der Apoſtel an, wie
ſich Gajus gegen ihnen erwieſen, und noch ferner
zu erweiſen habe.
a. Er hatte ſie in aller Liebe aufgenommen, und
ihnen guͤtlich gethan, ſich aber mit ihnen ohne
Zweifel dabey im HErrn uͤber ihr gemein-
ſchaftliches Heil in CHriſto erqvicket.
b. Nachdem dieſe Fremdlinge von Gajo zu Jo-
hanne gekommen waren, hatten ſie dieſes ge-
ruͤhmet; und zwar nicht allein vor ihm alleine,
ſondern auch vor der Gemeine, darinnen ſich
Johannes aufhielt, vermuthlich der Epheſi-
niſchen; vor welcher ſolches zu bezeugen, ſie
Gelegenheit theils gefunden, theils von Jo-
hanne uͤberkommen hatten.
c. Dieſes ruͤhmet der Apoſtel am Gajo und
ſpricht, er habe gethan πιςὸν, daß iſt πιςῶς,
getreulich, ſo wie es πιςῷ einem Glaͤubigen
geziemete, da er ſeinen Glauben wie ſonſt, al-
ſo auch dißfals in der Liebe thaͤtig erwieſen
hatte.
d. Da nun dieſe Leute von Johanne wieder zu-
ruͤck gereiſet, mit dem Vorſatze, ihren Weg
wieder uͤber den Ort, wo Gajus war, zu neh-
men, ſo empfihlet er ſie ſeiner fernern Liebe,
inſonderheit dazu, daß er ſie aufs neue wie
liebreich aufnehmen, alſo auch von dannen mit
einer zur Reiſe gehoͤrigen Nothdurft, wohl
verſehen wieder abfertigen moͤchte. Allem
Anſehen nach hat er ihnen dieſen Brief zu uͤber-
bringen mitgegeben. Es iſt aber die teutſche
Uberſetzung alhier ein wenig zu verbeſſern.
Denn an ſtatt, daß es heißt, du haſt wohl
gethan, daß du ſie abgefertiget haſt,
muß es heiſſen: du wirſt wohl thun, wenn
du ſie wirſt abgefertiget haben. Von
der Abfertigung, welche mit einigem Geleite
zu geſchehen pflegte, ſiehe Ap. Geſch. 15, 3. c. 20.
38. c. 21, 5. Roͤm. 15, 24. 1 Cor. 16, 6. 11.
2 Cor. 1, 16. Tit. 3, 13. Wuͤrdiglich vor
GOtt, das iſt alſo, daß man in dem, was
man in der Liebe thut, zuvorderſt auf GOTT
ſehe, und alſo ſo verrichte, daß es ſeinem er-
kannten Willen gemaͤß ſey, und zu ſeinen Eh-
ren gereiche. Siehe die Redens-Art auch
Col. 1, 10. 1 Theſ. 2, 12. Und dabey hatte
man ſich die Worte unſers Heilandes vorzu-
ſtellen, da er Matth. 10, 40. ſpricht: Wer
euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und
wer mich aufnimmt, der nimmt den auf,
der mich geſandt hat, u. f.
5. Die Regel, zu welcher der Apoſtel
koͤmmt,
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