Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Richtige und erbauliche Erklärung V. 8.
[Spaltenumbruch] daß, wenn er offenbaret wird, wir eine
Freudigkeit haben
u. f. Siehe desgleichen
Jac. 3, 1.

2. Von dem, was die wahren Christen er-
arbeitet
hatten, ist folgendes zu erwegen:

a. Es kömmt zwar im Wercke unserer Selig-
keit alles auf die Gnade an, und auf den Glau-
ben; als durch welchen wir alles von GOtt
umsonst und ohne alles Verdienst empfangen:
Daher man auch mit Paulo 1 Cor. 4, 7. billig
sagen muß: Was hast dn, das du nicht em-
pfangen hast? so du es aber empfangen
hast, was rühmest du dich denn, als der
es nicht empfangen hätte?
So heißt un-
ser Heyland auch daher der Anfänger und
Vollender unsers Glaubens
Hebr. 12, 2.
von dem das Wollen und das Vollbrin-
gen kömmt nach seinem Wohlgefallen

Phil. 1, 6. c. 2, 13. Es ist doch aber auch auf
Seiten des Menschen von GOTT zur Se-
ligkeit eine solche Ordnung gesetzet, in welcher
er, nach dem er als ein geistlich Todter erwe-
cket und zur geistlichen Gesundheit gebracht
ist, aus den geschenckten Gnaden-Kräften kan
und soll in aller Treue zu seinem Heyl arbeiten.
b. Diese geistliche Arbeit fänget sich so fort durch
die Gnaden-Berufung GOttes in der ersten
Bekehrung an, und bestehet darinn, daß man
die dargebotene Gnade und Gnaden-Kraft
willig annehme und getreulich anwende. Wo
dieses geschiehet, da bekömmt der Mensch
nebst der zur Erneuerung nöthigen Gnaden-
Kraft in dem ersten Buß- und Glaubens-
Kampfe zuvorderst die Gerechtigkeit Christi
und die Vergebung seiner Sünde, und darne-
ben alle Heyls-Güter, als die Kindschaft
GOttes, den Frieden in und mit GOtt, die
Freyheit seines Geistes und Gewissens, die
Freude im Heiligen Geiste u. s. w. Und folg-
lich gehöret zu dieser Arbeit ein rechter Ernst
der Annehmung,
eine rechte Treue der An-
wendung,
und sonderlich eine siegreiche U-
berwindung
aller geistlichen Feinde und al-
ler vorkommenden Hinderungen. Da man
denn durch solche Arbeit erfüllet wird mit
Früchten der Gerechtigkeit, die durch JE-
sum Christum in uns geschehen zur Ehre
und Lobe GOttes.
Phil. 1, 11. auch reich
wird an guten Wercken und ihm selbst
Schätze sammlet aufs zukünftige
1 Tim.
6, 18. 19. und also zur guten Beylage kömmt
am Glauben und an der Liebe 2 Tim. 1, 13.
c. Von dieser Arbeit heißt es Phil. 2, 12. Schaf-
fet, daß ihr selig werdet mit Furcht und
Zittern.
Luc. 13, 24. Ringet darnach, daß
ihr durch die enge Pforte eingehet.
2 Pet.
1, 5. u. f. Wendet allen euren Fleiß dar-
an, und reichet dar in eurem Glauben
Tugend
u. s. w. Daher auch der Liebe eine
Arbeit zugeschrieben wird 1 Thess. 1, 3. Hebr.
6, 10. Hieher gehören alle übrige Oerter der
heiligen Schrift, worinnen theils ein der
Trägheit, Nachläßigkeit und Untreue entge-
gen gesetzter rechter Ernst im Christenthum
erfodert, theils auch mit Aussprüchen und
[Spaltenumbruch] mit Exempeln bezeuget wird, wie weit es ein
Christe bey seinem rechten, oder Evangeli-
schen, Ernste bringen, und was er an den Gü-
tern des Heyls erlangen könne.

3. Dieses aber, was erarbeitet ist, kan wie-
der verloren werden; und zwar

a. Entweder gantz und gar, also daß man mit
den Galatern sich wider von Christo der Lehr
und dem Glauben nach abführen läßt, und
Christum verlieret Gal. 5, 4. u. f. oder ein
gutes Gewissen, darinn man das Geheimniß
des Glaubens hat, von sich stosset und also
auch am Glauben völlig Schiffbruch leidet
1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. da man denn mit Dema
die Welt wieder lieb gewinnet, 2 Tim. 4, 10.
und durch die verführische Lock-Speise der
vorgegebenen Indifferentz aller Lust-Hand-
lungen und Welt-Eitelkeiten, oder der fälsch-
lich also genannten Mittel-Dinge, sich wie-
der einflechten und also überwinden lässet, daß
mit einem das letztere ärger wird, denn das
erstere. 2 Pet. 2, 19. 20. 21.
b. Oder zum Theil, da man sich wieder am in-
nern und neuen Menschen schwächen läßt, in
allerley Unlauterkeit eingehet, und folglich
von der empfangenen theuren Beylage vieles
verlieret, und daher keine freudige Darrei-
chung zum Eingange ins Reich der Herrlich-
keit findet 2 Pet. 1, 11. sondern endlich zwar
noch auf ewig erhalten wird, aber nicht ohne
viele Gefahr und vielen Kampf, und nach er-
littenem Schaden gleichsam als durchs Feuer,
das die angenommenen Schlacken erst wieder
hinweg nehmen muß. 1 Cor. 3, 15.

4. Diesem so gefährlichen Verlust, soll
nun vorgebauet werden: davon heißt es: ble-
pete eautou`s, sehet euch vor, sehet auf euch
selbst.
Zu welcher Wahrnehmung, da die
verba sensus nach dem affectu und effectu,
das ist, in ihrem rechten Nachdrucke zu verstehen
sind, gehöret:

a. Eine Prüfung der Geister, ob sie aus GOtt
sind.
b. Eine Wachsamkeit über sich selbst, mit einer
genauen Selbst-Prüfung.
c. Eine öftere Sammlung von aller Zerstreu-
ung, welche zur Selbstprüfung gehöret, und
einen geistlichen Seelen-Sabbat erfordert.
d. Eine genugsame Treue, die in der Selbst-
Prüfung befundene Schlacken von sich abzu-
thun, und die von aussen zustehende Versu-
chungen zu überwinden, und das gute in sich
zu bewahren.
e. Eine Wahrnehmung anderer, nemlich de-
rer, zu welcher Erweckung und Erbauung
GOtt unsern Dienst gebrauchet hat. Denn
gleichwie man schuldig ist an sich selbst zum
Heyl zu arbeiten, so hat man gleiche Treue
auch dem Nächsten zu beweisen, nach dem
Grunde, daß wir ihn lieben sollen, als uns
selbst.

5. Was nun den von der Bewahrung ent-
stehenden Lohn betrift, so ists ein Gnaden-
Lohn. Denn ist die erwiesene Arbeit und dero-
selben Unterhaltung ein Werck nicht allein unse-

rer

Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 8.
[Spaltenumbruch] daß, wenn er offenbaret wird, wir eine
Freudigkeit haben
u. f. Siehe desgleichen
Jac. 3, 1.

2. Von dem, was die wahren Chriſten er-
arbeitet
hatten, iſt folgendes zu erwegen:

a. Es koͤmmt zwar im Wercke unſerer Selig-
keit alles auf die Gnade an, und auf den Glau-
ben; als durch welchen wir alles von GOtt
umſonſt und ohne alles Verdienſt empfangen:
Daher man auch mit Paulo 1 Cor. 4, 7. billig
ſagen muß: Was haſt dn, das du nicht em-
pfangen haſt? ſo du es aber empfangen
haſt, was ruͤhmeſt du dich denn, als der
es nicht empfangen haͤtte?
So heißt un-
ſer Heyland auch daher der Anfaͤnger und
Vollender unſers Glaubens
Hebr. 12, 2.
von dem das Wollen und das Vollbrin-
gen koͤmmt nach ſeinem Wohlgefallen

Phil. 1, 6. c. 2, 13. Es iſt doch aber auch auf
Seiten des Menſchen von GOTT zur Se-
ligkeit eine ſolche Ordnung geſetzet, in welcher
er, nach dem er als ein geiſtlich Todter erwe-
cket und zur geiſtlichen Geſundheit gebracht
iſt, aus den geſchenckten Gnaden-Kraͤften kan
und ſoll in aller Treue zu ſeinem Heyl arbeiten.
b. Dieſe geiſtliche Arbeit faͤnget ſich ſo fort durch
die Gnaden-Berufung GOttes in der erſten
Bekehrung an, und beſtehet darinn, daß man
die dargebotene Gnade und Gnaden-Kraft
willig annehme und getreulich anwende. Wo
dieſes geſchiehet, da bekoͤmmt der Menſch
nebſt der zur Erneuerung noͤthigen Gnaden-
Kraft in dem erſten Buß- und Glaubens-
Kampfe zuvorderſt die Gerechtigkeit Chriſti
und die Vergebung ſeiner Suͤnde, und darne-
ben alle Heyls-Guͤter, als die Kindſchaft
GOttes, den Frieden in und mit GOtt, die
Freyheit ſeines Geiſtes und Gewiſſens, die
Freude im Heiligen Geiſte u. ſ. w. Und folg-
lich gehoͤret zu dieſer Arbeit ein rechter Ernſt
der Annehmung,
eine rechte Treue der An-
wendung,
und ſonderlich eine ſiegreiche U-
berwindung
aller geiſtlichen Feinde und al-
ler vorkommenden Hinderungen. Da man
denn durch ſolche Arbeit erfuͤllet wird mit
Fruͤchten der Gerechtigkeit, die durch JE-
ſum Chriſtum in uns geſchehen zur Ehre
und Lobe GOttes.
Phil. 1, 11. auch reich
wird an guten Wercken und ihm ſelbſt
Schaͤtze ſammlet aufs zukuͤnftige
1 Tim.
6, 18. 19. und alſo zur guten Beylage koͤmmt
am Glauben und an der Liebe 2 Tim. 1, 13.
c. Von dieſer Arbeit heißt es Phil. 2, 12. Schaf-
fet, daß ihr ſelig werdet mit Furcht und
Zittern.
Luc. 13, 24. Ringet darnach, daß
ihr durch die enge Pforte eingehet.
2 Pet.
1, 5. u. f. Wendet allen euren Fleiß dar-
an, und reichet dar in eurem Glauben
Tugend
u. ſ. w. Daher auch der Liebe eine
Arbeit zugeſchrieben wird 1 Theſſ. 1, 3. Hebr.
6, 10. Hieher gehoͤren alle uͤbrige Oerter der
heiligen Schrift, worinnen theils ein der
Traͤgheit, Nachlaͤßigkeit und Untreue entge-
gen geſetzter rechter Ernſt im Chriſtenthum
erfodert, theils auch mit Ausſpruͤchen und
[Spaltenumbruch] mit Exempeln bezeuget wird, wie weit es ein
Chriſte bey ſeinem rechten, oder Evangeli-
ſchen, Ernſte bringen, und was er an den Guͤ-
tern des Heyls erlangen koͤnne.

3. Dieſes aber, was erarbeitet iſt, kan wie-
der verloren werden; und zwar

a. Entweder gantz und gar, alſo daß man mit
den Galatern ſich wider von Chriſto der Lehr
und dem Glauben nach abfuͤhren laͤßt, und
Chriſtum verlieret Gal. 5, 4. u. f. oder ein
gutes Gewiſſen, darinn man das Geheimniß
des Glaubens hat, von ſich ſtoſſet und alſo
auch am Glauben voͤllig Schiffbruch leidet
1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. da man denn mit Dema
die Welt wieder lieb gewinnet, 2 Tim. 4, 10.
und durch die verfuͤhriſche Lock-Speiſe der
vorgegebenen Indifferentz aller Luſt-Hand-
lungen und Welt-Eitelkeiten, oder der faͤlſch-
lich alſo genannten Mittel-Dinge, ſich wie-
der einflechten und alſo uͤberwinden laͤſſet, daß
mit einem das letztere aͤrger wird, denn das
erſtere. 2 Pet. 2, 19. 20. 21.
b. Oder zum Theil, da man ſich wieder am in-
nern und neuen Menſchen ſchwaͤchen laͤßt, in
allerley Unlauterkeit eingehet, und folglich
von der empfangenen theuren Beylage vieles
verlieret, und daher keine freudige Darrei-
chung zum Eingange ins Reich der Herrlich-
keit findet 2 Pet. 1, 11. ſondern endlich zwar
noch auf ewig erhalten wird, aber nicht ohne
viele Gefahr und vielen Kampf, und nach er-
littenem Schaden gleichſam als durchs Feuer,
das die angenommenen Schlacken erſt wieder
hinweg nehmen muß. 1 Cor. 3, 15.

4. Dieſem ſo gefaͤhrlichen Verluſt, ſoll
nun vorgebauet werden: davon heißt es: βλέ-
πετε ἑαυτου`ς, ſehet euch vor, ſehet auf euch
ſelbſt.
Zu welcher Wahrnehmung, da die
verba ſenſus nach dem affectu und effectu,
das iſt, in ihrem rechten Nachdrucke zu verſtehen
ſind, gehoͤret:

a. Eine Pruͤfung der Geiſter, ob ſie aus GOtt
ſind.
b. Eine Wachſamkeit uͤber ſich ſelbſt, mit einer
genauen Selbſt-Pruͤfung.
c. Eine oͤftere Sammlung von aller Zerſtreu-
ung, welche zur Selbſtpruͤfung gehoͤret, und
einen geiſtlichen Seelen-Sabbat erfordert.
d. Eine genugſame Treue, die in der Selbſt-
Pruͤfung befundene Schlacken von ſich abzu-
thun, und die von auſſen zuſtehende Verſu-
chungen zu uͤberwinden, und das gute in ſich
zu bewahren.
e. Eine Wahrnehmung anderer, nemlich de-
rer, zu welcher Erweckung und Erbauung
GOtt unſern Dienſt gebrauchet hat. Denn
gleichwie man ſchuldig iſt an ſich ſelbſt zum
Heyl zu arbeiten, ſo hat man gleiche Treue
auch dem Naͤchſten zu beweiſen, nach dem
Grunde, daß wir ihn lieben ſollen, als uns
ſelbſt.

5. Was nun den von der Bewahrung ent-
ſtehenden Lohn betrift, ſo iſts ein Gnaden-
Lohn. Denn iſt die erwieſene Arbeit und dero-
ſelben Unterhaltung ein Werck nicht allein unſe-

rer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0750" n="750"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Richtige und erbauliche Erkla&#x0364;rung V. 8.</hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#fr">daß, wenn er offenbaret wird, wir eine<lb/>
Freudigkeit haben</hi> u. f. Siehe desgleichen<lb/>
Jac. 3, 1.</p><lb/>
              <p>2. Von dem, was die wahren Chri&#x017F;ten <hi rendition="#fr">er-<lb/>
arbeitet</hi> hatten, i&#x017F;t folgendes zu erwegen:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Es ko&#x0364;mmt zwar im Wercke un&#x017F;erer Selig-<lb/>
keit alles auf die Gnade an, und auf den Glau-<lb/>
ben; als durch welchen wir alles von GOtt<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t und ohne alles Verdien&#x017F;t empfangen:<lb/>
Daher man auch mit Paulo 1 Cor. 4, 7. billig<lb/>
&#x017F;agen muß: <hi rendition="#fr">Was ha&#x017F;t dn, das du nicht em-<lb/>
pfangen ha&#x017F;t? &#x017F;o du es aber empfangen<lb/>
ha&#x017F;t, was ru&#x0364;hme&#x017F;t du dich denn, als der<lb/>
es nicht empfangen ha&#x0364;tte?</hi> So heißt un-<lb/>
&#x017F;er Heyland auch daher der <hi rendition="#fr">Anfa&#x0364;nger und<lb/>
Vollender un&#x017F;ers Glaubens</hi> Hebr. 12, 2.<lb/>
von dem das <hi rendition="#fr">Wollen</hi> und <hi rendition="#fr">das Vollbrin-<lb/>
gen ko&#x0364;mmt nach &#x017F;einem Wohlgefallen</hi><lb/>
Phil. 1, 6. c. 2, 13. Es i&#x017F;t doch aber auch auf<lb/>
Seiten des Men&#x017F;chen von GOTT zur Se-<lb/>
ligkeit eine &#x017F;olche Ordnung ge&#x017F;etzet, in welcher<lb/>
er, nach dem er als ein gei&#x017F;tlich Todter erwe-<lb/>
cket und zur gei&#x017F;tlichen Ge&#x017F;undheit gebracht<lb/>
i&#x017F;t, aus den ge&#x017F;chenckten Gnaden-Kra&#x0364;ften kan<lb/>
und &#x017F;oll in aller Treue zu &#x017F;einem Heyl arbeiten.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Die&#x017F;e gei&#x017F;tliche Arbeit fa&#x0364;nget &#x017F;ich &#x017F;o fort durch<lb/>
die Gnaden-Berufung GOttes in der er&#x017F;ten<lb/>
Bekehrung an, und be&#x017F;tehet darinn, daß man<lb/>
die dargebotene Gnade und Gnaden-Kraft<lb/>
willig annehme und getreulich anwende. Wo<lb/>
die&#x017F;es ge&#x017F;chiehet, da beko&#x0364;mmt der Men&#x017F;ch<lb/>
neb&#x017F;t der zur Erneuerung no&#x0364;thigen Gnaden-<lb/>
Kraft in dem er&#x017F;ten Buß- und Glaubens-<lb/>
Kampfe zuvorder&#x017F;t die Gerechtigkeit Chri&#x017F;ti<lb/>
und die Vergebung &#x017F;einer Su&#x0364;nde, und darne-<lb/>
ben alle Heyls-Gu&#x0364;ter, als die Kind&#x017F;chaft<lb/>
GOttes, den Frieden in und mit GOtt, die<lb/>
Freyheit &#x017F;eines Gei&#x017F;tes und Gewi&#x017F;&#x017F;ens, die<lb/>
Freude im Heiligen Gei&#x017F;te u. &#x017F;. w. Und folg-<lb/>
lich geho&#x0364;ret zu die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Arbeit</hi> ein rechter <hi rendition="#fr">Ern&#x017F;t<lb/>
der Annehmung,</hi> eine rechte <hi rendition="#fr">Treue der An-<lb/>
wendung,</hi> und &#x017F;onderlich eine &#x017F;iegreiche <hi rendition="#fr">U-<lb/>
berwindung</hi> aller gei&#x017F;tlichen Feinde und al-<lb/>
ler vorkommenden Hinderungen. Da man<lb/>
denn durch &#x017F;olche Arbeit erfu&#x0364;llet wird mit<lb/><hi rendition="#fr">Fru&#x0364;chten der Gerechtigkeit,</hi> die durch JE-<lb/>
&#x017F;um <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tum in uns ge&#x017F;chehen zur Ehre<lb/>
und Lobe GOttes.</hi> Phil. 1, 11. auch <hi rendition="#fr">reich<lb/>
wird an guten Wercken und ihm &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Scha&#x0364;tze &#x017F;ammlet aufs zuku&#x0364;nftige</hi> 1 Tim.<lb/>
6, 18. 19. und al&#x017F;o zur guten Beylage ko&#x0364;mmt<lb/>
am Glauben und an der Liebe 2 Tim. 1, 13.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Von die&#x017F;er Arbeit heißt es Phil. 2, 12. <hi rendition="#fr">Schaf-<lb/>
fet, daß ihr &#x017F;elig werdet mit Furcht und<lb/>
Zittern.</hi> Luc. 13, 24. <hi rendition="#fr">Ringet darnach, daß<lb/>
ihr durch die enge Pforte eingehet.</hi> 2 Pet.<lb/>
1, 5. u. f. <hi rendition="#fr">Wendet allen euren Fleiß dar-<lb/>
an, und reichet dar in eurem Glauben<lb/>
Tugend</hi> u. &#x017F;. w. Daher auch der <hi rendition="#fr">Liebe</hi> eine<lb/><hi rendition="#fr">Arbeit</hi> zuge&#x017F;chrieben wird 1 The&#x017F;&#x017F;. 1, 3. Hebr.<lb/>
6, 10. Hieher geho&#x0364;ren alle u&#x0364;brige Oerter der<lb/>
heiligen Schrift, worinnen theils ein der<lb/>
Tra&#x0364;gheit, Nachla&#x0364;ßigkeit und Untreue entge-<lb/>
gen ge&#x017F;etzter rechter <hi rendition="#fr">Ern&#x017F;t</hi> im Chri&#x017F;tenthum<lb/>
erfodert, theils auch mit Aus&#x017F;pru&#x0364;chen und<lb/><cb/>
mit Exempeln bezeuget wird, wie weit es ein<lb/>
Chri&#x017F;te bey &#x017F;einem rechten, oder Evangeli-<lb/>
&#x017F;chen, Ern&#x017F;te bringen, und was er an den Gu&#x0364;-<lb/>
tern des Heyls erlangen ko&#x0364;nne.</item>
              </list><lb/>
              <p>3. Die&#x017F;es aber, was erarbeitet i&#x017F;t, kan wie-<lb/>
der <hi rendition="#fr">verloren</hi> werden; und zwar</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Entweder <hi rendition="#fr">gantz</hi> und <hi rendition="#fr">gar,</hi> al&#x017F;o daß man mit<lb/>
den Galatern &#x017F;ich wider von Chri&#x017F;to der Lehr<lb/>
und dem Glauben nach abfu&#x0364;hren la&#x0364;ßt, und<lb/>
Chri&#x017F;tum verlieret Gal. 5, 4. u. f. oder ein<lb/>
gutes Gewi&#x017F;&#x017F;en, darinn man das Geheimniß<lb/>
des Glaubens hat, von &#x017F;ich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;et und al&#x017F;o<lb/>
auch am Glauben vo&#x0364;llig Schiffbruch leidet<lb/>
1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. da man denn mit <hi rendition="#aq">Dema</hi><lb/>
die Welt wieder lieb gewinnet, 2 Tim. 4, 10.<lb/>
und durch die verfu&#x0364;hri&#x017F;che Lock-Spei&#x017F;e der<lb/>
vorgegebenen <hi rendition="#aq">Indifferen</hi>tz aller Lu&#x017F;t-Hand-<lb/>
lungen und Welt-Eitelkeiten, oder der fa&#x0364;l&#x017F;ch-<lb/>
lich al&#x017F;o genannten <hi rendition="#fr">Mittel-Dinge,</hi> &#x017F;ich wie-<lb/>
der einflechten und al&#x017F;o u&#x0364;berwinden la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, daß<lb/>
mit einem das letztere a&#x0364;rger wird, denn das<lb/>
er&#x017F;tere. 2 Pet. 2, 19. 20. 21.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Oder <hi rendition="#fr">zum Theil,</hi> da man &#x017F;ich wieder am in-<lb/>
nern und neuen Men&#x017F;chen &#x017F;chwa&#x0364;chen la&#x0364;ßt, in<lb/>
allerley Unlauterkeit eingehet, und folglich<lb/>
von der empfangenen theuren Beylage vieles<lb/>
verlieret, und daher keine freudige Darrei-<lb/>
chung zum Eingange ins Reich der Herrlich-<lb/>
keit findet 2 Pet. 1, 11. &#x017F;ondern endlich zwar<lb/>
noch auf ewig erhalten wird, aber nicht ohne<lb/>
viele Gefahr und vielen Kampf, und nach er-<lb/>
littenem Schaden gleich&#x017F;am als durchs Feuer,<lb/>
das die angenommenen Schlacken er&#x017F;t wieder<lb/>
hinweg nehmen muß. 1 Cor. 3, 15.</item>
              </list><lb/>
              <p>4. Die&#x017F;em &#x017F;o gefa&#x0364;hrlichen Verlu&#x017F;t, &#x017F;oll<lb/>
nun vorgebauet werden: davon heißt es: &#x03B2;&#x03BB;&#x03AD;-<lb/>
&#x03C0;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B5; &#x1F11;&#x03B1;&#x03C5;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x1FEF;&#x03C2;, <hi rendition="#fr">&#x017F;ehet euch vor, &#x017F;ehet auf euch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t.</hi> Zu welcher Wahrnehmung, da die<lb/><hi rendition="#aq">verba &#x017F;en&#x017F;us</hi> nach dem <hi rendition="#aq">affectu</hi> und <hi rendition="#aq">effectu,</hi><lb/>
das i&#x017F;t, in ihrem rechten Nachdrucke zu ver&#x017F;tehen<lb/>
&#x017F;ind, geho&#x0364;ret:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Eine Pru&#x0364;fung der Gei&#x017F;ter, ob &#x017F;ie aus GOtt<lb/>
&#x017F;ind.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Eine Wach&#x017F;amkeit u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, mit einer<lb/>
genauen Selb&#x017F;t-Pru&#x0364;fung.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Eine o&#x0364;ftere Sammlung von aller Zer&#x017F;treu-<lb/>
ung, welche zur Selb&#x017F;tpru&#x0364;fung geho&#x0364;ret, und<lb/>
einen gei&#x017F;tlichen Seelen-Sabbat erfordert.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">d.</hi> Eine genug&#x017F;ame Treue, die in der Selb&#x017F;t-<lb/>
Pru&#x0364;fung befundene Schlacken von &#x017F;ich abzu-<lb/>
thun, und die von au&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;tehende Ver&#x017F;u-<lb/>
chungen zu u&#x0364;berwinden, und das gute in &#x017F;ich<lb/>
zu bewahren.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#aq">e.</hi> Eine Wahrnehmung anderer, nemlich de-<lb/>
rer, zu welcher Erweckung und Erbauung<lb/>
GOtt un&#x017F;ern Dien&#x017F;t gebrauchet hat. Denn<lb/>
gleichwie man &#x017F;chuldig i&#x017F;t an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zum<lb/>
Heyl zu arbeiten, &#x017F;o hat man gleiche Treue<lb/>
auch dem Na&#x0364;ch&#x017F;ten zu bewei&#x017F;en, nach dem<lb/>
Grunde, daß wir ihn lieben &#x017F;ollen, als uns<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t.</item>
              </list><lb/>
              <p>5. Was nun den von der Bewahrung ent-<lb/>
&#x017F;tehenden <hi rendition="#fr">Lohn</hi> betrift, &#x017F;o i&#x017F;ts ein Gnaden-<lb/>
Lohn. Denn i&#x017F;t die erwie&#x017F;ene Arbeit und dero-<lb/>
&#x017F;elben Unterhaltung ein Werck nicht allein un&#x017F;e-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rer</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[750/0750] Richtige und erbauliche Erklaͤrung V. 8. daß, wenn er offenbaret wird, wir eine Freudigkeit haben u. f. Siehe desgleichen Jac. 3, 1. 2. Von dem, was die wahren Chriſten er- arbeitet hatten, iſt folgendes zu erwegen: a. Es koͤmmt zwar im Wercke unſerer Selig- keit alles auf die Gnade an, und auf den Glau- ben; als durch welchen wir alles von GOtt umſonſt und ohne alles Verdienſt empfangen: Daher man auch mit Paulo 1 Cor. 4, 7. billig ſagen muß: Was haſt dn, das du nicht em- pfangen haſt? ſo du es aber empfangen haſt, was ruͤhmeſt du dich denn, als der es nicht empfangen haͤtte? So heißt un- ſer Heyland auch daher der Anfaͤnger und Vollender unſers Glaubens Hebr. 12, 2. von dem das Wollen und das Vollbrin- gen koͤmmt nach ſeinem Wohlgefallen Phil. 1, 6. c. 2, 13. Es iſt doch aber auch auf Seiten des Menſchen von GOTT zur Se- ligkeit eine ſolche Ordnung geſetzet, in welcher er, nach dem er als ein geiſtlich Todter erwe- cket und zur geiſtlichen Geſundheit gebracht iſt, aus den geſchenckten Gnaden-Kraͤften kan und ſoll in aller Treue zu ſeinem Heyl arbeiten. b. Dieſe geiſtliche Arbeit faͤnget ſich ſo fort durch die Gnaden-Berufung GOttes in der erſten Bekehrung an, und beſtehet darinn, daß man die dargebotene Gnade und Gnaden-Kraft willig annehme und getreulich anwende. Wo dieſes geſchiehet, da bekoͤmmt der Menſch nebſt der zur Erneuerung noͤthigen Gnaden- Kraft in dem erſten Buß- und Glaubens- Kampfe zuvorderſt die Gerechtigkeit Chriſti und die Vergebung ſeiner Suͤnde, und darne- ben alle Heyls-Guͤter, als die Kindſchaft GOttes, den Frieden in und mit GOtt, die Freyheit ſeines Geiſtes und Gewiſſens, die Freude im Heiligen Geiſte u. ſ. w. Und folg- lich gehoͤret zu dieſer Arbeit ein rechter Ernſt der Annehmung, eine rechte Treue der An- wendung, und ſonderlich eine ſiegreiche U- berwindung aller geiſtlichen Feinde und al- ler vorkommenden Hinderungen. Da man denn durch ſolche Arbeit erfuͤllet wird mit Fruͤchten der Gerechtigkeit, die durch JE- ſum Chriſtum in uns geſchehen zur Ehre und Lobe GOttes. Phil. 1, 11. auch reich wird an guten Wercken und ihm ſelbſt Schaͤtze ſammlet aufs zukuͤnftige 1 Tim. 6, 18. 19. und alſo zur guten Beylage koͤmmt am Glauben und an der Liebe 2 Tim. 1, 13. c. Von dieſer Arbeit heißt es Phil. 2, 12. Schaf- fet, daß ihr ſelig werdet mit Furcht und Zittern. Luc. 13, 24. Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet. 2 Pet. 1, 5. u. f. Wendet allen euren Fleiß dar- an, und reichet dar in eurem Glauben Tugend u. ſ. w. Daher auch der Liebe eine Arbeit zugeſchrieben wird 1 Theſſ. 1, 3. Hebr. 6, 10. Hieher gehoͤren alle uͤbrige Oerter der heiligen Schrift, worinnen theils ein der Traͤgheit, Nachlaͤßigkeit und Untreue entge- gen geſetzter rechter Ernſt im Chriſtenthum erfodert, theils auch mit Ausſpruͤchen und mit Exempeln bezeuget wird, wie weit es ein Chriſte bey ſeinem rechten, oder Evangeli- ſchen, Ernſte bringen, und was er an den Guͤ- tern des Heyls erlangen koͤnne. 3. Dieſes aber, was erarbeitet iſt, kan wie- der verloren werden; und zwar a. Entweder gantz und gar, alſo daß man mit den Galatern ſich wider von Chriſto der Lehr und dem Glauben nach abfuͤhren laͤßt, und Chriſtum verlieret Gal. 5, 4. u. f. oder ein gutes Gewiſſen, darinn man das Geheimniß des Glaubens hat, von ſich ſtoſſet und alſo auch am Glauben voͤllig Schiffbruch leidet 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. da man denn mit Dema die Welt wieder lieb gewinnet, 2 Tim. 4, 10. und durch die verfuͤhriſche Lock-Speiſe der vorgegebenen Indifferentz aller Luſt-Hand- lungen und Welt-Eitelkeiten, oder der faͤlſch- lich alſo genannten Mittel-Dinge, ſich wie- der einflechten und alſo uͤberwinden laͤſſet, daß mit einem das letztere aͤrger wird, denn das erſtere. 2 Pet. 2, 19. 20. 21. b. Oder zum Theil, da man ſich wieder am in- nern und neuen Menſchen ſchwaͤchen laͤßt, in allerley Unlauterkeit eingehet, und folglich von der empfangenen theuren Beylage vieles verlieret, und daher keine freudige Darrei- chung zum Eingange ins Reich der Herrlich- keit findet 2 Pet. 1, 11. ſondern endlich zwar noch auf ewig erhalten wird, aber nicht ohne viele Gefahr und vielen Kampf, und nach er- littenem Schaden gleichſam als durchs Feuer, das die angenommenen Schlacken erſt wieder hinweg nehmen muß. 1 Cor. 3, 15. 4. Dieſem ſo gefaͤhrlichen Verluſt, ſoll nun vorgebauet werden: davon heißt es: βλέ- πετε ἑαυτου`ς, ſehet euch vor, ſehet auf euch ſelbſt. Zu welcher Wahrnehmung, da die verba ſenſus nach dem affectu und effectu, das iſt, in ihrem rechten Nachdrucke zu verſtehen ſind, gehoͤret: a. Eine Pruͤfung der Geiſter, ob ſie aus GOtt ſind. b. Eine Wachſamkeit uͤber ſich ſelbſt, mit einer genauen Selbſt-Pruͤfung. c. Eine oͤftere Sammlung von aller Zerſtreu- ung, welche zur Selbſtpruͤfung gehoͤret, und einen geiſtlichen Seelen-Sabbat erfordert. d. Eine genugſame Treue, die in der Selbſt- Pruͤfung befundene Schlacken von ſich abzu- thun, und die von auſſen zuſtehende Verſu- chungen zu uͤberwinden, und das gute in ſich zu bewahren. e. Eine Wahrnehmung anderer, nemlich de- rer, zu welcher Erweckung und Erbauung GOtt unſern Dienſt gebrauchet hat. Denn gleichwie man ſchuldig iſt an ſich ſelbſt zum Heyl zu arbeiten, ſo hat man gleiche Treue auch dem Naͤchſten zu beweiſen, nach dem Grunde, daß wir ihn lieben ſollen, als uns ſelbſt. 5. Was nun den von der Bewahrung ent- ſtehenden Lohn betrift, ſo iſts ein Gnaden- Lohn. Denn iſt die erwieſene Arbeit und dero- ſelben Unterhaltung ein Werck nicht allein unſe- rer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/750
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/750>, abgerufen am 27.11.2024.