Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 5. v. 20. 21. des ersten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
aber der Vater, ob er gleich der Lebendige unddas Leben selbst ist, dennoch in der heiligen Schrift nicht also genennet wird. d. Weil im gantzen Verse die Rede eigentlich nicht vom Vater, sondern vom Sohne GOt- tes ist; als von dem es heißt, daß er gekom- men sey, und uns einen Sinn gegeben habe; dahingegen des Vaters nur beyläuftig gedacht wird; und daher wie die erstern und meisten Worte, also auch die letztern billig auf den Sohn gehen. e. Weil an der wahren Gottheit des Vaters gar kein Zweifel war, die Gläubigen auch da- her darinn keiner Stärckung gebrauchten, wol aber in dem Glauben von der wahren Gott- heit des Sohnes. f. Weil die Sorinianer, wenn sie leugnen, daß die letztern Worte auf den Sohn GOttes ge- hen, dazu kein eintziges hermeneutisches principium vor sich haben, sondern nur blos nach dem Grunde ihres Jrrthums schliessen, und also auch nach der natürlichen Logica einen solchen Fehl-Schluß machen, welchen man pfleget petitionem principii zu nen- nen. Denn ihr Schluß lautet in der That nicht anders, als also: diese Worte gehen nicht auf den Sohn GOttes: warum? weil wir ihn nicht für den wahren GOTT halten, aber dafür halten müßten, wenn wir solche Worte von ihm verstehen wolten. 7. Wir haben uns demnach diesen herrli- a. Zur Lehre von Christo: insonderheit a. Von desselben Person, nach welcher er ist wahrer GOtt: welches erhellet aus der Zukunft ins Fleisch, vor welcher er schon muß vorher gewesen seyn bey dem Vater: wie auch aus der ausdrücklichen Benennung, da er ist währer GOTT und das ewige Leben, auch der wesentliche Sohn GOttes: und aus dem göttlichen Wercke der Wiedergeburt, oder Veränderung des Sinnes, welche durch die Worte, er hat uns einen Sinn gegeben, angezeiget wird. Daß er aber auch in einer Person wahrer Mensch sey, ist aus der Zukunft ins Fleisch offenbar. b. Von desselben Mittler-Amte; welches bezeichnet wird theils mit den Worten von der Zukunft, theils mit denen von dem, daß er uns einen Sinn gegeben habe GOTT recht zu erkennen: welches eigentlich zu dem prophetischen Amte gehöret, und das hohepriesterliche zum Grunde hat, auch mit dem königlichen verknüpfet ist, als auf welches die Worte gehen, daß wir in ihm sind, oder mit ihm in der Vereini- gung stehen, wie die Glieder mit dem Haupte. b. Zur Wiederlegung des grossen und rechten Grund-Jrrthums der Socinianer, welche die wahre Gottheit Christi verleugnen; und da- her wie so viele andere Oerter der heiligen Schrift, also auch diesen gantz offenbar ver- kehren. Da denn einige von ihnen die letz- [Spaltenumbruch] tern Worte wider den klaren Augenschein und wider alle obige Gründe von GOtt dem Vater verstehen, und dadurch auch genöthi- get werden, die Worte alethinos, nemlich Theos, erstlich vom Vater nach seinem gehöri- gen Nachdrucke, hernach aber von dem Soh- ne in einem gantz andern Verstande zu neh- men: andere aber sich nicht getrauen, mehr gedachte Worte vom Vater zu verstehen, und sie zwar von dem Sohne annehmen, aber doch wider die gesunde Logic und Hermeneutic leugnen, daß alhier der wahre GOTT sey ein wahrer, das ist, der eigentliche, ewige, al- lerhöchste GOtt. c. Zur hermeneutischen Erläuterung des Orts Joh. 17, 3. Das ist das ewige Le- ben, daß sie dich, daß du allein wah- rer GOTT bist, und den du gesandt hast, JEsum Christum erkennen. Denn da Johannes in diesem ersten Briefe den Sohn GOTTes nennet alethinon Theon, den wahrhaftigen GOtt, so siehet man dar- aus, was auch sonst an sich selbst klar ist, nem- lich, daß eben diese Worte im Evangelio nicht auf den Vater allein gehen. Wie denn auch diese Worte nach dem Griechischen Tex- te eigentlich diesen Satz in sich halten: Du Vater bist der Alleinige, oder der allein wahre GOTT; da denn das Wort mones nicht zum subjecto gehöret: du Vater al- lein, sondern zum praedicato bist der allein wahre GOtt, nemlich nebst dem Sohne und dem Heiligen Geist, mit Ausschliessung aller Creaturen! d. Zur Selbst-Prüfung und Ermahnung, ob man auch den Sinn von JEsu CHristo recht an sich genommen habe, und ja an sich nehmen möge zur wahren Erkenntniß GOt- tes; und daß man den Glauben seines Her- tzens mit dem Bekenntniß des Mundes von der wahren Gottheit JEsu Christi in dem ihm zu leistenden Dienste mit Verleugnung der im argen liegenden Welt recht thätig erweisen möge. e. Zum Troste, daß man sich in dieser Ord- nung auch von der seligen Gemeinschaft mit CHristo versichert halten könne; davon Jo- hannes saget, daß man in ihm sey. V. 21. Kindlein, hütet euch vor den Abgöt- Anmerckungen. 1. Da die erste Kirche gesamlet wurde aus 2. Und da es geschahe, daß manche, welche Kirche A a a a a
Cap. 5. v. 20. 21. des erſten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
aber der Vater, ob er gleich der Lebendige unddas Leben ſelbſt iſt, dennoch in der heiligen Schrift nicht alſo genennet wird. d. Weil im gantzen Verſe die Rede eigentlich nicht vom Vater, ſondern vom Sohne GOt- tes iſt; als von dem es heißt, daß er gekom- men ſey, und uns einen Sinn gegeben habe; dahingegen des Vaters nur beylaͤuftig gedacht wird; und daher wie die erſtern und meiſten Worte, alſo auch die letztern billig auf den Sohn gehen. e. Weil an der wahren Gottheit des Vaters gar kein Zweifel war, die Glaͤubigen auch da- her darinn keiner Staͤrckung gebrauchten, wol aber in dem Glauben von der wahren Gott- heit des Sohnes. f. Weil die Sorinianer, wenn ſie leugnen, daß die letztern Worte auf den Sohn GOttes ge- hen, dazu kein eintziges hermeneutiſches principium vor ſich haben, ſondern nur blos nach dem Grunde ihres Jrrthums ſchlieſſen, und alſo auch nach der natuͤrlichen Logica einen ſolchen Fehl-Schluß machen, welchen man pfleget petitionem principii zu nen- nen. Denn ihr Schluß lautet in der That nicht anders, als alſo: dieſe Worte gehen nicht auf den Sohn GOttes: warum? weil wir ihn nicht fuͤr den wahren GOTT halten, aber dafuͤr halten muͤßten, wenn wir ſolche Worte von ihm verſtehen wolten. 7. Wir haben uns demnach dieſen herrli- a. Zur Lehre von Chriſto: inſonderheit α. Von deſſelben Perſon, nach welcher er iſt wahrer GOtt: welches erhellet aus der Zukunft ins Fleiſch, vor welcher er ſchon muß vorher geweſen ſeyn bey dem Vater: wie auch aus der ausdruͤcklichen Benennung, da er iſt waͤhrer GOTT und das ewige Leben, auch der weſentliche Sohn GOttes: und aus dem goͤttlichen Wercke der Wiedergeburt, oder Veraͤnderung des Sinnes, welche durch die Worte, er hat uns einen Sinn gegeben, angezeiget wird. Daß er aber auch in einer Perſon wahrer Menſch ſey, iſt aus der Zukunft ins Fleiſch offenbar. β. Von deſſelben Mittler-Amte; welches bezeichnet wird theils mit den Worten von der Zukunft, theils mit denen von dem, daß er uns einen Sinn gegeben habe GOTT recht zu erkennen: welches eigentlich zu dem prophetiſchen Amte gehoͤret, und das hoheprieſterliche zum Grunde hat, auch mit dem koͤniglichen verknuͤpfet iſt, als auf welches die Worte gehen, daß wir in ihm ſind, oder mit ihm in der Vereini- gung ſtehen, wie die Glieder mit dem Haupte. b. Zur Wiederlegung des groſſen und rechten Grund-Jrrthums der Socinianer, welche die wahre Gottheit Chriſti verleugnen; und da- her wie ſo viele andere Oerter der heiligen Schrift, alſo auch dieſen gantz offenbar ver- kehren. Da denn einige von ihnen die letz- [Spaltenumbruch] tern Worte wider den klaren Augenſchein und wider alle obige Gruͤnde von GOtt dem Vater verſtehen, und dadurch auch genoͤthi- get werden, die Worte ἀληϑινὸς, nemlich Θεὸς, erſtlich vom Vater nach ſeinem gehoͤri- gen Nachdrucke, hernach aber von dem Soh- ne in einem gantz andern Verſtande zu neh- men: andere aber ſich nicht getrauen, mehr gedachte Worte vom Vater zu verſtehen, und ſie zwar von dem Sohne annehmen, aber doch wider die geſunde Logic und Hermeneutic leugnen, daß alhier der wahre GOTT ſey ein wahrer, das iſt, der eigentliche, ewige, al- lerhoͤchſte GOtt. c. Zur hermeneutiſchen Erlaͤuterung des Orts Joh. 17, 3. Das iſt das ewige Le- ben, daß ſie dich, daß du allein wah- rer GOTT biſt, und den du geſandt haſt, JEſum Chriſtum erkennen. Denn da Johannes in dieſem erſten Briefe den Sohn GOTTes nennet ἀληϑινὸν Θεὸν, den wahrhaftigen GOtt, ſo ſiehet man dar- aus, was auch ſonſt an ſich ſelbſt klar iſt, nem- lich, daß eben dieſe Worte im Evangelio nicht auf den Vater allein gehen. Wie denn auch dieſe Worte nach dem Griechiſchen Tex- te eigentlich dieſen Satz in ſich halten: Du Vater biſt der Alleinige, oder der allein wahre GOTT; da denn das Wort μόνες nicht zum ſubjecto gehoͤret: du Vater al- lein, ſondern zum prædicato biſt der allein wahre GOtt, nemlich nebſt dem Sohne und dem Heiligen Geiſt, mit Ausſchlieſſung aller Creaturen! d. Zur Selbſt-Pruͤfung und Ermahnung, ob man auch den Sinn von JEſu CHriſto recht an ſich genommen habe, und ja an ſich nehmen moͤge zur wahren Erkenntniß GOt- tes; und daß man den Glauben ſeines Her- tzens mit dem Bekenntniß des Mundes von der wahren Gottheit JEſu Chriſti in dem ihm zu leiſtenden Dienſte mit Verleugnung der im argen liegenden Welt recht thaͤtig erweiſen moͤge. e. Zum Troſte, daß man ſich in dieſer Ord- nung auch von der ſeligen Gemeinſchaft mit CHriſto verſichert halten koͤnne; davon Jo- hannes ſaget, daß man in ihm ſey. V. 21. Kindlein, huͤtet euch vor den Abgoͤt- Anmerckungen. 1. Da die erſte Kirche geſamlet wurde aus 2. Und da es geſchahe, daß manche, welche Kirche A a a a a
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Cap. 5. v. 20. 21. des erſten Briefes Johannis.
aber der Vater, ob er gleich der Lebendige und
das Leben ſelbſt iſt, dennoch in der heiligen
Schrift nicht alſo genennet wird.
d. Weil im gantzen Verſe die Rede eigentlich
nicht vom Vater, ſondern vom Sohne GOt-
tes iſt; als von dem es heißt, daß er gekom-
men ſey, und uns einen Sinn gegeben habe;
dahingegen des Vaters nur beylaͤuftig gedacht
wird; und daher wie die erſtern und meiſten
Worte, alſo auch die letztern billig auf den
Sohn gehen.
e. Weil an der wahren Gottheit des Vaters
gar kein Zweifel war, die Glaͤubigen auch da-
her darinn keiner Staͤrckung gebrauchten, wol
aber in dem Glauben von der wahren Gott-
heit des Sohnes.
f. Weil die Sorinianer, wenn ſie leugnen, daß
die letztern Worte auf den Sohn GOttes ge-
hen, dazu kein eintziges hermeneutiſches
principium vor ſich haben, ſondern nur blos
nach dem Grunde ihres Jrrthums ſchlieſſen,
und alſo auch nach der natuͤrlichen Logica
einen ſolchen Fehl-Schluß machen, welchen
man pfleget petitionem principii zu nen-
nen. Denn ihr Schluß lautet in der That
nicht anders, als alſo: dieſe Worte gehen
nicht auf den Sohn GOttes: warum? weil
wir ihn nicht fuͤr den wahren GOTT halten,
aber dafuͤr halten muͤßten, wenn wir ſolche
Worte von ihm verſtehen wolten.
7. Wir haben uns demnach dieſen herrli-
chen Ort wohl zu Nutze zu machen: und zwar
a. Zur Lehre von Chriſto: inſonderheit
α. Von deſſelben Perſon, nach welcher er
iſt wahrer GOtt: welches erhellet aus
der Zukunft ins Fleiſch, vor welcher er
ſchon muß vorher geweſen ſeyn bey dem
Vater: wie auch aus der ausdruͤcklichen
Benennung, da er iſt waͤhrer GOTT und
das ewige Leben, auch der weſentliche Sohn
GOttes: und aus dem goͤttlichen Wercke
der Wiedergeburt, oder Veraͤnderung des
Sinnes, welche durch die Worte, er hat
uns einen Sinn gegeben, angezeiget
wird. Daß er aber auch in einer Perſon
wahrer Menſch ſey, iſt aus der Zukunft
ins Fleiſch offenbar.
β. Von deſſelben Mittler-Amte; welches
bezeichnet wird theils mit den Worten von
der Zukunft, theils mit denen von dem, daß
er uns einen Sinn gegeben habe GOTT
recht zu erkennen: welches eigentlich zu
dem prophetiſchen Amte gehoͤret, und das
hoheprieſterliche zum Grunde hat, auch
mit dem koͤniglichen verknuͤpfet iſt, als auf
welches die Worte gehen, daß wir in
ihm ſind, oder mit ihm in der Vereini-
gung ſtehen, wie die Glieder mit dem
Haupte.
b. Zur Wiederlegung des groſſen und rechten
Grund-Jrrthums der Socinianer, welche die
wahre Gottheit Chriſti verleugnen; und da-
her wie ſo viele andere Oerter der heiligen
Schrift, alſo auch dieſen gantz offenbar ver-
kehren. Da denn einige von ihnen die letz-
tern Worte wider den klaren Augenſchein
und wider alle obige Gruͤnde von GOtt dem
Vater verſtehen, und dadurch auch genoͤthi-
get werden, die Worte ἀληϑινὸς, nemlich
Θεὸς, erſtlich vom Vater nach ſeinem gehoͤri-
gen Nachdrucke, hernach aber von dem Soh-
ne in einem gantz andern Verſtande zu neh-
men: andere aber ſich nicht getrauen, mehr
gedachte Worte vom Vater zu verſtehen, und
ſie zwar von dem Sohne annehmen, aber doch
wider die geſunde Logic und Hermeneutic
leugnen, daß alhier der wahre GOTT ſey
ein wahrer, das iſt, der eigentliche, ewige, al-
lerhoͤchſte GOtt.
c. Zur hermeneutiſchen Erlaͤuterung des
Orts Joh. 17, 3. Das iſt das ewige Le-
ben, daß ſie dich, daß du allein wah-
rer GOTT biſt, und den du geſandt
haſt, JEſum Chriſtum erkennen. Denn
da Johannes in dieſem erſten Briefe den
Sohn GOTTes nennet ἀληϑινὸν Θεὸν, den
wahrhaftigen GOtt, ſo ſiehet man dar-
aus, was auch ſonſt an ſich ſelbſt klar iſt, nem-
lich, daß eben dieſe Worte im Evangelio nicht
auf den Vater allein gehen. Wie denn
auch dieſe Worte nach dem Griechiſchen Tex-
te eigentlich dieſen Satz in ſich halten: Du
Vater biſt der Alleinige, oder der allein
wahre GOTT; da denn das Wort μόνες
nicht zum ſubjecto gehoͤret: du Vater al-
lein, ſondern zum prædicato biſt der allein
wahre GOtt, nemlich nebſt dem Sohne und
dem Heiligen Geiſt, mit Ausſchlieſſung aller
Creaturen!
d. Zur Selbſt-Pruͤfung und Ermahnung,
ob man auch den Sinn von JEſu CHriſto
recht an ſich genommen habe, und ja an ſich
nehmen moͤge zur wahren Erkenntniß GOt-
tes; und daß man den Glauben ſeines Her-
tzens mit dem Bekenntniß des Mundes von
der wahren Gottheit JEſu Chriſti in dem ihm
zu leiſtenden Dienſte mit Verleugnung der im
argen liegenden Welt recht thaͤtig erweiſen
moͤge.
e. Zum Troſte, daß man ſich in dieſer Ord-
nung auch von der ſeligen Gemeinſchaft mit
CHriſto verſichert halten koͤnne; davon Jo-
hannes ſaget, daß man in ihm ſey.
V. 21.
Kindlein, huͤtet euch vor den Abgoͤt-
tern, Amen!
Anmerckungen.
1. Da die erſte Kirche geſamlet wurde aus
Juden und Heyden, ſo war in Anſehung der
Heyden, wenn ſie anfingen die Chriſtliche Re-
ligion lieb zu gewinnen, gar noͤthig, daß ihnen
zugerufen wuͤrde: Huͤtet euch vor den Ab-
goͤttern, nemlich den groben!
2. Und da es geſchahe, daß manche, welche
der heydniſchen Abgoͤtterey abgeſaget hatten,
auf mancherley Art an derſelben im Umgange
mit ihren vorigen Freunden und Bekannten wie-
der Theil nahmen, wie wir an der Corinthiſchen
Kirche
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