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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 19. 20. des ersten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch]

6. Es ist aber wohl zu mercken, daß nicht
allein die Epicurische, sondern auch die Pharisäi-
sche und ehrbare Welt im Argen lieget, und die-
se gemeiniglich so viel tiefer und vester, so viel we-
niger sie es erkennen, und so viel mehrern Schein
sie von der Gemeinschaft mit GOTT an sich
nimmt.

7. Es ist aber dieser Ort wohl zu verglei-
chen mit dem c. 2, 2. da Christus heißt die Ver-
söhnung
für die Sünden der gantzen Welt.
Denn gleichwie in diesem gegenwärtigen Orte
die Worte gantze Welt so wol nach ihrem
buchstäblichen Laute, und der gesunden Logi-
ca,
als auch nach Erforderung der Sache selbst,
unmöglich anders, als von dem gantzen mensch-
lichen Geschlechte sofern es noch ausser Christo
betrachtet wird, kan verstanden werden, eben so
wenig lassen sie sich auch dort anders verstehen.
Und wie dort die Gläubigen von der übrigen
gantzen Welt unterschieden werden: also auch
alhier die Wiedergebornen. Man hat dem-
nach an dem allgemeinen Verdienste Christi kei-
nes weges zu zweifeln, sich aber auch dasselbe in
der Ordnung, darauf Johannes gehet, zu Nutze
zu machen und das zugeeignete Heyl zu bewah-
ren, nemlich in der Ordnung der Wiedergeburt,
und Bewahrung seiner selbst.

V. 20.

Wir (Wiedergebornen) wissen aber
(also, daß wir es auch wahrhaftig glauben,) daß
der Sohn GOttes kommen ist
(vermittelst
der Menschwerdung zu seinem Mittler-Amte
und darinnen zum Wercke der Erlösung) und
hat uns
(der Zueignung nach in der Wiederge-
burt und Erneuerung) einen Sinn gegeben,
(da er unsern Sinn nach Verstand und Willen
gäntzlich geändert hat,) daß wir erkennen den
wahrhaftigen
(GOTT den Vater, also daß
wir an ihn glauben) und sind in dem wahr-
haftigen, in seinem Sohne JEsu Christo

(also, daß wir in einer seligen Gemeinschaft mit
ihm stehen.) Dieser (Sohn GOttes) ist der
wahrhaftige GOTT und das ewige Le-
ben.

Anmerckungen.

1. Nachdem der Apostel bezeuget hatte, daß
die gantze Welt im Argen liege, so erläutert er dar-
auf, was er schon vorher im Gegensatze von de-
nen, die aus GOtt sind und mit GOtt in der Ge-
meinschaft stehen, gesaget hat, nemlich daß sie die
Gnade der Wiedergeburt dem Sohn GOttes
zu dancken und daß sie dadurch einen Sinn nach
GOtt empfangen hätten. Wobey er denn zum
Beschluß dieses Briefes ein nachdrückliches Zeug-
niß von der wahren Gottheit Christi ableget.

2. Bey den ersten Worten: Wir wissen,
daß der Sohn GOttes kommen ist,
haben
wird folgendes zu mercken:

a. Das Wort oidamen, wir wissen, stehet al-
hier von dem 15den Verse an schon zum fünf-
ten mal, nemlich vom Gebet, von der Wie-
dergeburt
und von Christo: welche drey
Haupt-Sachen sich überaus wohl von dem
[Spaltenumbruch] Glauben, der alhier mit solchem Worte be-
zeichnet wird, sagen lassen. Denn Christus
ist der Grund und der Urheber unsers Glau-
bens,
und unserer Wiedergeburt, daraus
die Gabe des Gebets entstehet.
b. Von den Worten Sohn GOttes, sehe
man c. 1, 1. c. 4, 9.
c. Das kommen des Sohnes GOttes gehet
nicht allein auf seine Menschwerdung, oder
Zukunft ins Fleisch, sondern auch auf das
darauf erfolgte gantze Werck der Erlösung;
sintemal der Apostel darauf der Gebung des
Sinnes
gedencket, welche zur Zueignung ge-
höret, und die Erwerbung zum Grunde hat.
c. 4, 3. hieß es: ins Fleisch gekommen
seyn.

3. Die Worte: und hat uns einen Sinn
gegeben,
sind auch gar nachdrücklich:

a. Es wird dadurch die Erwerbung mit der
Zueignung aufs genaueste verbunden: wie
denn auf GOttes Seiten eines von dem an-
dern gantz unzertrennlich ist; aber leider von
den Menschen getrennet wird.
b. Das Wort Sinn gehet auf alle Seelen-
Kräfte, und bedeutet nicht sie selbst, so fern sie
facultates animae sind, und zum Wesen der
Seele gehören, als welche durch den Sün-
den-Fall nicht verlohren sind; sondern dieje-
nige Beschaffenheit, oder den neuen Zustand
derselben, welchen sie durch die Wiederge-
burt und Salbung von GOTT bekommen
haben.
c. Diesen Sinn hat der Sohn GOttes gege-
ben,
da er das, was er erworben, auch
wircklich mitgetheilet hat. Es wird zwar
sonst das, was zur Zueignung des erworbe-
nen Heyls gehöret, eigentlich dem Heiligen
Geiste zugeschrieben; als der dadurch Chri-
stum verkläret Joh. 16, 14. Weil doch aber
die Wercke, welche auf die Menschen gehen,
der gantzen heiligen Dreyeinigkeit zukommen,
und daher auch vom Vater gesaget werden,
so wird diese Sinnes-Gebung auch billig al-
hier Christo zugeignet. Von dem der Apo-
stel auch oben c. 2, 27. gesaget hat, daß wir
die Salbung von ihm empfangen:
wel-
ches empfangen ein geben zum Grunde
hat.
d. Diese Sinnes-Gebung ist ein Haupt-
Stück von den zur Oeconomie des Evan-
gelii, oder neuen Bundes, gehörigen Gaben
und Wohlthaten. Davon GOTT Jer. 31,
33. spricht: Das soll der Bund seyn, den
ich mit dem Hause Jsrael machen will,
spricht der HErr: Jch will mein Gesetz
in ihr Hertz geben, und in ihren Sinn
schreiben, und sie sollen mein Volck seyn,
so will ich ihr GOtt seyn.
Siehe Hebr. 8,
10. c. 10, 16. 17.
e. Zur guten Erläuterung dieser Worte dienen
diese beyden Oerter 1 Cor. 2, 16. Wir haben
Christus Sinn.
Phil. 2, 5. Ein ieglicher
sey gesinnet wie JEsus CHristus auch
war.
Und da diese Gebung des Sinnes
Christi, auch die willige Annehmung erfo-
dert,
Cap. 5. v. 19. 20. des erſten Briefes Johannis.
[Spaltenumbruch]

6. Es iſt aber wohl zu mercken, daß nicht
allein die Epicuriſche, ſondern auch die Phariſaͤi-
ſche und ehrbare Welt im Argen lieget, und die-
ſe gemeiniglich ſo viel tiefer und veſter, ſo viel we-
niger ſie es erkennen, und ſo viel mehrern Schein
ſie von der Gemeinſchaft mit GOTT an ſich
nimmt.

7. Es iſt aber dieſer Ort wohl zu verglei-
chen mit dem c. 2, 2. da Chriſtus heißt die Ver-
ſoͤhnung
fuͤr die Suͤnden der gantzen Welt.
Denn gleichwie in dieſem gegenwaͤrtigen Orte
die Worte gantze Welt ſo wol nach ihrem
buchſtaͤblichen Laute, und der geſunden Logi-
ca,
als auch nach Erforderung der Sache ſelbſt,
unmoͤglich anders, als von dem gantzen menſch-
lichen Geſchlechte ſofern es noch auſſer Chriſto
betrachtet wird, kan verſtanden werden, eben ſo
wenig laſſen ſie ſich auch dort anders verſtehen.
Und wie dort die Glaͤubigen von der uͤbrigen
gantzen Welt unterſchieden werden: alſo auch
alhier die Wiedergebornen. Man hat dem-
nach an dem allgemeinen Verdienſte Chriſti kei-
nes weges zu zweifeln, ſich aber auch daſſelbe in
der Ordnung, darauf Johannes gehet, zu Nutze
zu machen und das zugeeignete Heyl zu bewah-
ren, nemlich in der Ordnung der Wiedergeburt,
und Bewahrung ſeiner ſelbſt.

V. 20.

Wir (Wiedergebornen) wiſſen aber
(alſo, daß wir es auch wahrhaftig glauben,) daß
der Sohn GOttes kommen iſt
(vermittelſt
der Menſchwerdung zu ſeinem Mittler-Amte
und darinnen zum Wercke der Erloͤſung) und
hat uns
(der Zueignung nach in der Wiederge-
burt und Erneuerung) einen Sinn gegeben,
(da er unſern Sinn nach Verſtand und Willen
gaͤntzlich geaͤndert hat,) daß wir erkennen den
wahrhaftigen
(GOTT den Vater, alſo daß
wir an ihn glauben) und ſind in dem wahr-
haftigen, in ſeinem Sohne JEſu Chriſto

(alſo, daß wir in einer ſeligen Gemeinſchaft mit
ihm ſtehen.) Dieſer (Sohn GOttes) iſt der
wahrhaftige GOTT und das ewige Le-
ben.

Anmerckungen.

1. Nachdem der Apoſtel bezeuget hatte, daß
die gantze Welt im Argen liege, ſo erlaͤutert er dar-
auf, was er ſchon vorher im Gegenſatze von de-
nen, die aus GOtt ſind und mit GOtt in der Ge-
meinſchaft ſtehen, geſaget hat, nemlich daß ſie die
Gnade der Wiedergeburt dem Sohn GOttes
zu dancken und daß ſie dadurch einen Sinn nach
GOtt empfangen haͤtten. Wobey er denn zum
Beſchluß dieſes Briefes ein nachdꝛuͤckliches Zeug-
niß von der wahren Gottheit Chriſti ableget.

2. Bey den erſten Worten: Wir wiſſen,
daß der Sohn GOttes kommen iſt,
haben
wird folgendes zu mercken:

a. Das Wort ὄιδαμεν, wir wiſſen, ſtehet al-
hier von dem 15den Verſe an ſchon zum fuͤnf-
ten mal, nemlich vom Gebet, von der Wie-
dergeburt
und von Chriſto: welche drey
Haupt-Sachen ſich uͤberaus wohl von dem
[Spaltenumbruch] Glauben, der alhier mit ſolchem Worte be-
zeichnet wird, ſagen laſſen. Denn Chriſtus
iſt der Grund und der Urheber unſers Glau-
bens,
und unſerer Wiedergeburt, daraus
die Gabe des Gebets entſtehet.
b. Von den Worten Sohn GOttes, ſehe
man c. 1, 1. c. 4, 9.
c. Das kommen des Sohnes GOttes gehet
nicht allein auf ſeine Menſchwerdung, oder
Zukunft ins Fleiſch, ſondern auch auf das
darauf erfolgte gantze Werck der Erloͤſung;
ſintemal der Apoſtel darauf der Gebung des
Sinnes
gedencket, welche zur Zueignung ge-
hoͤret, und die Erwerbung zum Grunde hat.
c. 4, 3. hieß es: ins Fleiſch gekommen
ſeyn.

3. Die Worte: und hat uns einen Sinn
gegeben,
ſind auch gar nachdruͤcklich:

a. Es wird dadurch die Erwerbung mit der
Zueignung aufs genaueſte verbunden: wie
denn auf GOttes Seiten eines von dem an-
dern gantz unzertrennlich iſt; aber leider von
den Menſchen getrennet wird.
b. Das Wort Sinn gehet auf alle Seelen-
Kraͤfte, und bedeutet nicht ſie ſelbſt, ſo fern ſie
facultates animæ ſind, und zum Weſen der
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den-Fall nicht verlohren ſind; ſondern dieje-
nige Beſchaffenheit, oder den neuen Zuſtand
derſelben, welchen ſie durch die Wiederge-
burt und Salbung von GOTT bekommen
haben.
c. Dieſen Sinn hat der Sohn GOttes gege-
ben,
da er das, was er erworben, auch
wircklich mitgetheilet hat. Es wird zwar
ſonſt das, was zur Zueignung des erworbe-
nen Heyls gehoͤret, eigentlich dem Heiligen
Geiſte zugeſchrieben; als der dadurch Chri-
ſtum verklaͤret Joh. 16, 14. Weil doch aber
die Wercke, welche auf die Menſchen gehen,
der gantzen heiligen Dreyeinigkeit zukommen,
und daher auch vom Vater geſaget werden,
ſo wird dieſe Sinnes-Gebung auch billig al-
hier Chriſto zugeignet. Von dem der Apo-
ſtel auch oben c. 2, 27. geſaget hat, daß wir
die Salbung von ihm empfangen:
wel-
ches empfangen ein geben zum Grunde
hat.
d. Dieſe Sinnes-Gebung iſt ein Haupt-
Stuͤck von den zur Oeconomie des Evan-
gelii, oder neuen Bundes, gehoͤrigen Gaben
und Wohlthaten. Davon GOTT Jer. 31,
33. ſpricht: Das ſoll der Bund ſeyn, den
ich mit dem Hauſe Jſrael machen will,
ſpricht der HErr: Jch will mein Geſetz
in ihr Hertz geben, und in ihren Sinn
ſchreiben, und ſie ſollen mein Volck ſeyn,
ſo will ich ihr GOtt ſeyn.
Siehe Hebr. 8,
10. c. 10, 16. 17.
e. Zur guten Erlaͤuterung dieſer Worte dienen
dieſe beyden Oerter 1 Cor. 2, 16. Wir haben
Chriſtus Sinn.
Phil. 2, 5. Ein ieglicher
ſey geſinnet wie JEſus CHriſtus auch
war.
Und da dieſe Gebung des Sinnes
Chriſti, auch die willige Annehmung erfo-
dert,
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[737/0737] Cap. 5. v. 19. 20. des erſten Briefes Johannis. 6. Es iſt aber wohl zu mercken, daß nicht allein die Epicuriſche, ſondern auch die Phariſaͤi- ſche und ehrbare Welt im Argen lieget, und die- ſe gemeiniglich ſo viel tiefer und veſter, ſo viel we- niger ſie es erkennen, und ſo viel mehrern Schein ſie von der Gemeinſchaft mit GOTT an ſich nimmt. 7. Es iſt aber dieſer Ort wohl zu verglei- chen mit dem c. 2, 2. da Chriſtus heißt die Ver- ſoͤhnung fuͤr die Suͤnden der gantzen Welt. Denn gleichwie in dieſem gegenwaͤrtigen Orte die Worte gantze Welt ſo wol nach ihrem buchſtaͤblichen Laute, und der geſunden Logi- ca, als auch nach Erforderung der Sache ſelbſt, unmoͤglich anders, als von dem gantzen menſch- lichen Geſchlechte ſofern es noch auſſer Chriſto betrachtet wird, kan verſtanden werden, eben ſo wenig laſſen ſie ſich auch dort anders verſtehen. Und wie dort die Glaͤubigen von der uͤbrigen gantzen Welt unterſchieden werden: alſo auch alhier die Wiedergebornen. Man hat dem- nach an dem allgemeinen Verdienſte Chriſti kei- nes weges zu zweifeln, ſich aber auch daſſelbe in der Ordnung, darauf Johannes gehet, zu Nutze zu machen und das zugeeignete Heyl zu bewah- ren, nemlich in der Ordnung der Wiedergeburt, und Bewahrung ſeiner ſelbſt. V. 20. Wir (Wiedergebornen) wiſſen aber (alſo, daß wir es auch wahrhaftig glauben,) daß der Sohn GOttes kommen iſt (vermittelſt der Menſchwerdung zu ſeinem Mittler-Amte und darinnen zum Wercke der Erloͤſung) und hat uns (der Zueignung nach in der Wiederge- burt und Erneuerung) einen Sinn gegeben, (da er unſern Sinn nach Verſtand und Willen gaͤntzlich geaͤndert hat,) daß wir erkennen den wahrhaftigen (GOTT den Vater, alſo daß wir an ihn glauben) und ſind in dem wahr- haftigen, in ſeinem Sohne JEſu Chriſto (alſo, daß wir in einer ſeligen Gemeinſchaft mit ihm ſtehen.) Dieſer (Sohn GOttes) iſt der wahrhaftige GOTT und das ewige Le- ben. Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel bezeuget hatte, daß die gantze Welt im Argen liege, ſo erlaͤutert er dar- auf, was er ſchon vorher im Gegenſatze von de- nen, die aus GOtt ſind und mit GOtt in der Ge- meinſchaft ſtehen, geſaget hat, nemlich daß ſie die Gnade der Wiedergeburt dem Sohn GOttes zu dancken und daß ſie dadurch einen Sinn nach GOtt empfangen haͤtten. Wobey er denn zum Beſchluß dieſes Briefes ein nachdꝛuͤckliches Zeug- niß von der wahren Gottheit Chriſti ableget. 2. Bey den erſten Worten: Wir wiſſen, daß der Sohn GOttes kommen iſt, haben wird folgendes zu mercken: a. Das Wort ὄιδαμεν, wir wiſſen, ſtehet al- hier von dem 15den Verſe an ſchon zum fuͤnf- ten mal, nemlich vom Gebet, von der Wie- dergeburt und von Chriſto: welche drey Haupt-Sachen ſich uͤberaus wohl von dem Glauben, der alhier mit ſolchem Worte be- zeichnet wird, ſagen laſſen. Denn Chriſtus iſt der Grund und der Urheber unſers Glau- bens, und unſerer Wiedergeburt, daraus die Gabe des Gebets entſtehet. b. Von den Worten Sohn GOttes, ſehe man c. 1, 1. c. 4, 9. c. Das kommen des Sohnes GOttes gehet nicht allein auf ſeine Menſchwerdung, oder Zukunft ins Fleiſch, ſondern auch auf das darauf erfolgte gantze Werck der Erloͤſung; ſintemal der Apoſtel darauf der Gebung des Sinnes gedencket, welche zur Zueignung ge- hoͤret, und die Erwerbung zum Grunde hat. c. 4, 3. hieß es: ins Fleiſch gekommen ſeyn. 3. Die Worte: und hat uns einen Sinn gegeben, ſind auch gar nachdruͤcklich: a. Es wird dadurch die Erwerbung mit der Zueignung aufs genaueſte verbunden: wie denn auf GOttes Seiten eines von dem an- dern gantz unzertrennlich iſt; aber leider von den Menſchen getrennet wird. b. Das Wort Sinn gehet auf alle Seelen- Kraͤfte, und bedeutet nicht ſie ſelbſt, ſo fern ſie facultates animæ ſind, und zum Weſen der Seele gehoͤren, als welche durch den Suͤn- den-Fall nicht verlohren ſind; ſondern dieje- nige Beſchaffenheit, oder den neuen Zuſtand derſelben, welchen ſie durch die Wiederge- burt und Salbung von GOTT bekommen haben. c. Dieſen Sinn hat der Sohn GOttes gege- ben, da er das, was er erworben, auch wircklich mitgetheilet hat. Es wird zwar ſonſt das, was zur Zueignung des erworbe- nen Heyls gehoͤret, eigentlich dem Heiligen Geiſte zugeſchrieben; als der dadurch Chri- ſtum verklaͤret Joh. 16, 14. Weil doch aber die Wercke, welche auf die Menſchen gehen, der gantzen heiligen Dreyeinigkeit zukommen, und daher auch vom Vater geſaget werden, ſo wird dieſe Sinnes-Gebung auch billig al- hier Chriſto zugeignet. Von dem der Apo- ſtel auch oben c. 2, 27. geſaget hat, daß wir die Salbung von ihm empfangen: wel- ches empfangen ein geben zum Grunde hat. d. Dieſe Sinnes-Gebung iſt ein Haupt- Stuͤck von den zur Oeconomie des Evan- gelii, oder neuen Bundes, gehoͤrigen Gaben und Wohlthaten. Davon GOTT Jer. 31, 33. ſpricht: Das ſoll der Bund ſeyn, den ich mit dem Hauſe Jſrael machen will, ſpricht der HErr: Jch will mein Geſetz in ihr Hertz geben, und in ihren Sinn ſchreiben, und ſie ſollen mein Volck ſeyn, ſo will ich ihr GOtt ſeyn. Siehe Hebr. 8, 10. c. 10, 16. 17. e. Zur guten Erlaͤuterung dieſer Worte dienen dieſe beyden Oerter 1 Cor. 2, 16. Wir haben Chriſtus Sinn. Phil. 2, 5. Ein ieglicher ſey geſinnet wie JEſus CHriſtus auch war. Und da dieſe Gebung des Sinnes Chriſti, auch die willige Annehmung erfo- dert,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/737>, abgerufen am 24.11.2024.