Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 5. v. 9-13. [Spaltenumbruch]
Matth. 16, 16. und: HErr, wo sollen wirhingehen? du hast Worte des ewigen Lebens! Und wir haben geglaubet und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen GOttes. Joh. 6, 68. 69. Und mit gleicher Freudigkeit sagte Paulus: Jch weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir kan meine Beylage be- wahren bis an jenen Tag. c. Daß es demnach noch lange nicht genug sey, von der Wahrheit der geoffenbareten Reli- gion aus den herrlichen Kennzeichen, welche sie in sich hat, und bey sich führet, dergestalt vernünftig überzeuget seyn, daß man nicht wi- dersprechen kan, sondern bekennen muß, daß sie von GOTT sey. Denn so vortreflich auch diese Erkenntniß und Uberzeugung an sich selbst ist, und so nothwendig sie auch gleich ist, um den Einwürfen, welche einem theils seine geblendete Vernnft, theils auch der ver- kehrte Sinn der also genannten Naturalisten machet, recht zu begegnen; so ist sie doch zur Seligkeit noch nicht hinlänglich, sondern da muß es zum wircklichen Glauben in der Ord- nung wahrer Bekehrung kommen. Dieser Glaube ist denn mit der wircklichen Erfah- rung verknüpfet, und giebt zur vergnüglichen Ruhe in GOTT die Versicherung, welche Paulus die Versiegelung und das Pfand des Heiligen Geistes nennet 2 Cor. 1, 21. 22. Eph. 1, 33. c. 4, 30. Davon die Haupt-Sa- che ist der Geist der Kindschaft, der da in der gläubigen Seele rufet: Abba! lieber Va- ter! Röm. 8, 15, 16. Gal. 4, 6. 6. Die Reden: GOtt nicht glauben, 7. Ein solcher Ungläubiger machet GOtt V. 11. 12. Und das ist das Zeugniß, daß uns Anmerckungen. 1. Die Gabe, oder die Schenckung, des 2. Das ewige Leben ist in dem Sohne 3. Bey den Worten des 12ten Verses ist a. Den Sohn GOttes haben ist an ihn glau- ben, ihn im Glauben, als dem göttlichen Lichte, für seinen Heyland erkennen, sein Löse-Geld und die daher entstehende Gerechtigkeit sich al- so zugeeignet haben, daß man damit zugleich ihn selbst ergriffen hat, und mit ihm ist vereini- get, und in ihm aller erworbenen Heyls-Gü- ter theilhaftig worden. b. Dieses ekhein, haben, ist soviel, als katekhein, so haben, daß man, was man hat, bewahre, und die theure Beylage wohl anlege, und in solcher Ordnung des guten immer reichlicher geniesse. c. Wer nun also den Sohn GOttes hat, der hat auch schon an, in und mit ihm das ewige Leben, und darf es nicht erst überkommen, als nur nach der Vollendung. d. Der Gegensatz ist nicht überflüßig, wenn der Apostel saget: Wer den Sohn GOttes nicht hat, der hat das ewige Leben nicht. Denn es giebt Leute, welche zwar den ersten Satz zugeben, daß man an Christo das ewige Leben habe; aber den andern leugnen, und dafür halten, daß man auch ohne den Glauben an den Sohn GOttes selig werden könne: wie die also genannten Naturalisten statu- iren. V. 13. Solches (was von den drey Zeugen im wis-
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 9-13. [Spaltenumbruch]
Matth. 16, 16. und: HErr, wo ſollen wirhingehen? du haſt Worte des ewigen Lebens! Und wir haben geglaubet und erkannt, daß du biſt Chriſtus, der Sohn des lebendigen GOttes. Joh. 6, 68. 69. Und mit gleicher Freudigkeit ſagte Paulus: Jch weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir kan meine Beylage be- wahren bis an jenen Tag. c. Daß es demnach noch lange nicht genug ſey, von der Wahrheit der geoffenbareten Reli- gion aus den herrlichen Kennzeichen, welche ſie in ſich hat, und bey ſich fuͤhret, dergeſtalt vernuͤnftig uͤberzeuget ſeyn, daß man nicht wi- derſprechen kan, ſondern bekennen muß, daß ſie von GOTT ſey. Denn ſo vortreflich auch dieſe Erkenntniß und Uberzeugung an ſich ſelbſt iſt, und ſo nothwendig ſie auch gleich iſt, um den Einwuͤrfen, welche einem theils ſeine geblendete Vernnft, theils auch der ver- kehrte Sinn der alſo genannten Naturaliſten machet, recht zu begegnen; ſo iſt ſie doch zur Seligkeit noch nicht hinlaͤnglich, ſondern da muß es zum wircklichen Glauben in der Ord- nung wahrer Bekehrung kommen. Dieſer Glaube iſt denn mit der wircklichen Erfah- rung verknuͤpfet, und giebt zur vergnuͤglichen Ruhe in GOTT die Verſicherung, welche Paulus die Verſiegelung und das Pfand des Heiligen Geiſtes nennet 2 Cor. 1, 21. 22. Eph. 1, 33. c. 4, 30. Davon die Haupt-Sa- che iſt der Geiſt der Kindſchaft, der da in der glaͤubigen Seele rufet: Abba! lieber Va- ter! Roͤm. 8, 15, 16. Gal. 4, 6. 6. Die Reden: GOtt nicht glauben, 7. Ein ſolcher Unglaͤubiger machet GOtt V. 11. 12. Und das iſt das Zeugniß, daß uns Anmerckungen. 1. Die Gabe, oder die Schenckung, des 2. Das ewige Leben iſt in dem Sohne 3. Bey den Worten des 12ten Verſes iſt a. Den Sohn GOttes haben iſt an ihn glau- ben, ihn im Glauben, als dem goͤttlichen Lichte, fuͤr ſeinen Heyland erkennen, ſein Loͤſe-Geld und die daher entſtehende Gerechtigkeit ſich al- ſo zugeeignet haben, daß man damit zugleich ihn ſelbſt ergriffen hat, und mit ihm iſt vereini- get, und in ihm aller erworbenen Heyls-Guͤ- ter theilhaftig worden. b. Dieſes ἔχειν, haben, iſt ſoviel, als κατέχειν, ſo haben, daß man, was man hat, bewahre, und die theure Beylage wohl anlege, und in ſolcher Ordnung des guten immer reichlicher genieſſe. c. Wer nun alſo den Sohn GOttes hat, der hat auch ſchon an, in und mit ihm das ewige Leben, und darf es nicht erſt uͤberkommen, als nur nach der Vollendung. d. Der Gegenſatz iſt nicht uͤberfluͤßig, wenn der Apoſtel ſaget: Wer den Sohn GOttes nicht hat, der hat das ewige Leben nicht. Denn es giebt Leute, welche zwar den erſten Satz zugeben, daß man an Chriſto das ewige Leben habe; aber den andern leugnen, und dafuͤr halten, daß man auch ohne den Glauben an den Sohn GOttes ſelig werden koͤnne: wie die alſo genannten Naturaliſten ſtatu- iren. V. 13. Solches (was von den drey Zeugen im wiſ-
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Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 9-13.
Matth. 16, 16. und: HErr, wo ſollen wir
hingehen? du haſt Worte des ewigen
Lebens! Und wir haben geglaubet und
erkannt, daß du biſt Chriſtus, der Sohn
des lebendigen GOttes. Joh. 6, 68. 69.
Und mit gleicher Freudigkeit ſagte Paulus:
Jch weiß, an welchen ich glaube, und bin
gewiß, daß er mir kan meine Beylage be-
wahren bis an jenen Tag.
c. Daß es demnach noch lange nicht genug ſey,
von der Wahrheit der geoffenbareten Reli-
gion aus den herrlichen Kennzeichen, welche
ſie in ſich hat, und bey ſich fuͤhret, dergeſtalt
vernuͤnftig uͤberzeuget ſeyn, daß man nicht wi-
derſprechen kan, ſondern bekennen muß,
daß ſie von GOTT ſey. Denn ſo vortreflich
auch dieſe Erkenntniß und Uberzeugung an
ſich ſelbſt iſt, und ſo nothwendig ſie auch gleich
iſt, um den Einwuͤrfen, welche einem theils
ſeine geblendete Vernnft, theils auch der ver-
kehrte Sinn der alſo genannten Naturaliſten
machet, recht zu begegnen; ſo iſt ſie doch zur
Seligkeit noch nicht hinlaͤnglich, ſondern da
muß es zum wircklichen Glauben in der Ord-
nung wahrer Bekehrung kommen. Dieſer
Glaube iſt denn mit der wircklichen Erfah-
rung verknuͤpfet, und giebt zur vergnuͤglichen
Ruhe in GOTT die Verſicherung, welche
Paulus die Verſiegelung und das Pfand
des Heiligen Geiſtes nennet 2 Cor. 1, 21. 22.
Eph. 1, 33. c. 4, 30. Davon die Haupt-Sa-
che iſt der Geiſt der Kindſchaft, der da in der
glaͤubigen Seele rufet: Abba! lieber Va-
ter! Roͤm. 8, 15, 16. Gal. 4, 6.
6. Die Reden: GOtt nicht glauben,
gehet auf den zum Glauben gehoͤrigen goͤttlichen
Beyfall: wo aber dieſer fehlet, da fehlet auch
das glaͤubige Sehnen und Verlangen nach
GOTT, nebſt der zuverſichtlichen Ruhe in
GOtt.
7. Ein ſolcher Unglaͤubiger machet GOtt
zum Luͤgener, nemlich ſo viel an ihm iſt, das iſt,
er haͤlt das Zeugniß GOttes fuͤr unwahr, und
haͤlt ihn damit gleichſam fuͤr einen Luͤgner, da
er doch die Wahrheit ſelbſt iſt. Bey welchem
Unglauben des Hertzens, welcher des innerlichen
Zeugniſſes GOttes ermangelt, auch gemeinig-
lich die Gruͤnde, welche einen auch vernuͤnfti-
ger Weiſe von der Wahrheit der Chriſtlichen
Religion uͤberzeugen koͤnnen, pflegen aus den
Augen geſetzet zu werden, und was von der in-
nerlichen Uberzeugung etwa an das Gewiſſen iſt
gebracht worden, wird durch die Untreue erſti-
cket und verlohren. Die letztern Worte ſetzet
der Apoſtel dazu, um damit die Gewißheit des
goͤttlichen Zeugniſſes, und dagegen die Groͤſſe der
Suͤnde des Unglaubens zu bezeugen.
V. 11. 12.
Und das iſt das Zeugniß, daß uns
GOtt das ewige Leben hat gegeben, und
ſolches Leben iſt in ſeinem Sohne. Wer
den Sohn GOttes hat, der hat das Leben.
Wer den Sottes nicht hat, der hat das Le-
ben nicht.
Anmerckungen.
1. Die Gabe, oder die Schenckung, des
ewigen Lebens faſſet alle Gnaden-Wohltha-
ten und Heyls-Guͤter in ſich, nemlich die Gnade
der Berufung, der Bekehrung, der Rechtferti-
gung und der damit verknuͤpften Heyls-Schaͤ-
tze, der Kindſchaft, des Friedens, der Freyheit,
der Freude des Heiligen Geiſtes u. ſ. w. als wel-
che alle in dem uns von Chriſto erworbenen Le-
ben liegen. Und ſolches iſt ſeiner Natur nach
ein geiſtliches, und ſeiner Daurung nach ein
ewiges Leben: ſintemal es durch den zeitlichen
Tod von den Glaͤubigen nicht genommen wird,
ſondern vielmehr zu ſeiner Vollendung koͤmmt.
Siehe die Anmerckungen uͤber c. 3, 15.
2. Das ewige Leben iſt in dem Sohne
GOttes, das iſt, er iſt nicht allein ſelbſt das Le-
ben weſentlich, oder der lebendige GOtt, der ſich
daher auch ſelbſt das Leben nennet Joh. 11, 15.
c. 14, 6. ſondern er hat uns auch das geiſtliche und
ewige Leben alſo erworben, daß er es uns ſchencket,
wenn er uns durch ſeinen Geiſt dazu erwecket und
dadurch uns alles Heyls faͤhig machet. Er iſt
der gute Hirte, der da kommen iſt, daß ſeine Scha-
fe das Leben und volle Genuͤge haben ſollen Joh.
10, 10. nachdem er dem Tode die Macht genom-
men, und das Leben und ein unvergaͤngliches We-
ſen ans Licht gebracht hat 2 Tim. 1, 10. Siehe
die Anmerckungen uͤber c. 1, 1. 2. c. 4, 9.
3. Bey den Worten des 12ten Verſes iſt
folgendes zu betrachten:
a. Den Sohn GOttes haben iſt an ihn glau-
ben, ihn im Glauben, als dem goͤttlichen Lichte,
fuͤr ſeinen Heyland erkennen, ſein Loͤſe-Geld
und die daher entſtehende Gerechtigkeit ſich al-
ſo zugeeignet haben, daß man damit zugleich
ihn ſelbſt ergriffen hat, und mit ihm iſt vereini-
get, und in ihm aller erworbenen Heyls-Guͤ-
ter theilhaftig worden.
b. Dieſes ἔχειν, haben, iſt ſoviel, als κατέχειν,
ſo haben, daß man, was man hat, bewahre,
und die theure Beylage wohl anlege, und in
ſolcher Ordnung des guten immer reichlicher
genieſſe.
c. Wer nun alſo den Sohn GOttes hat, der
hat auch ſchon an, in und mit ihm das ewige
Leben, und darf es nicht erſt uͤberkommen,
als nur nach der Vollendung.
d. Der Gegenſatz iſt nicht uͤberfluͤßig, wenn der
Apoſtel ſaget: Wer den Sohn GOttes
nicht hat, der hat das ewige Leben nicht.
Denn es giebt Leute, welche zwar den erſten
Satz zugeben, daß man an Chriſto das ewige
Leben habe; aber den andern leugnen, und
dafuͤr halten, daß man auch ohne den Glauben
an den Sohn GOttes ſelig werden koͤnne:
wie die alſo genannten Naturaliſten ſtatu-
iren.
V. 13.
Solches (was von den drey Zeugen im
Himmel und auf Erden vorhergehet) habe ich
euch geſchrieben, die ihr glaͤubet an den
Namen des Sohnes GOttes, aufdaß ihr
wiſ-
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