Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 5. v. 8-10. des ersten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
nigung, die heilige Taufe gar füglich vondem Wasser, damit sie verrichtet wird, be- nennet werde, wie auch sonst geschiehet, Ap. Ges. 8, 36. c. 10, 47. u. s. w. Und daß dem- nach, da Christus durch das Wasser zu uns kömmt, und dadurch das Zeugniß von un- serm Heyl zur wircklichen Zueignung abgele- get wird, daß Tauf-Wasser kein schlecht Wasser sey. b. Daß das heilige Abendmahl benennet sey mit dem Worte Blut, weil sich dieses Wort auf das Vorbild im Blute der Levitischen Opfer so wohl schickte und dem Blute, das ist, dem Versöhnungs-Tode Christi, die Erlö- sung und Vergebung der Sünden auch sonst zugeeignet wird. 5. Wenn nun von diesen drey Zeugen gesa- V. 9. 10. So wir der Menschen Zeugniß anneh- Anmerckungen. 1. Man ist zwar schuldig der Menschen 2. GOttes Zeugniß heißt nun grösser, als 3. Hat der Vater von Christo, als seinem 4. Von dem Unterscheide der Griechischen 5. Bey den Worten: der hat solches a. Daß das Zeugniß GOttes in sich haben so viel sey, als von der Wahrheit, welche auf die Person und auf das Mittler-Amt Christi gehet, sich göttlich und übernatürlich über- zeuget und versichert halten, und dabey auch seines ewigen Heyls gewiß seyn. Denn es heißt dabey Röm. 8, 16. derselbige Geist (der in uns rufet Abba! lieber Vater! v. 15.) giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir GOttes Kinder sind. b. Daß zu dieser Versicherung diejenige Ord- nung gehöret, welche Johannes in der Ubung des Glaubens und der Liebe anweiset, und da- von Christus selbst spricht Joh. 7, 17. So iemand will des (der mich gesandt hat) Wil- len thun, der wird inne werden, ob diese Lehre von GOtt sey, oder ob ich von mir selbst rede. Und c. 3, 33. spricht er von sich selbst: wer sein (dessen, der vom Himmel kommen und über alle ist v. 31.) Zeugniß annimmt, der versiegelts, daß GOTT wahrhaftig ist; das ist, der ist dessen, was GOTT von seinem Sohn, als dem Heylan- de der Welt, bezeuget hat, so gewisse, als wenn ihm GOTT davon zur Versicherung ein Siegel aufgedrucket hätte. Welche Ver- siegelung dem Gläubigen selbst zugeschrieben wird, weil er durch das Geschäfte des Glau- bens sich alle Evangelische Wahrheit zur Ge- wißheit selbst zueignet. Als Petrus dieses Zeugniß in sich fühlete, sprach er: Du bist CHristus, des lebendigen GOttes Sohn! Matth.
Cap. 5. v. 8-10. des erſten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
nigung, die heilige Taufe gar fuͤglich vondem Waſſer, damit ſie verrichtet wird, be- nennet werde, wie auch ſonſt geſchiehet, Ap. Geſ. 8, 36. c. 10, 47. u. ſ. w. Und daß dem- nach, da Chriſtus durch das Waſſer zu uns koͤmmt, und dadurch das Zeugniß von un- ſerm Heyl zur wircklichen Zueignung abgele- get wird, daß Tauf-Waſſer kein ſchlecht Waſſer ſey. b. Daß das heilige Abendmahl benennet ſey mit dem Worte Blut, weil ſich dieſes Wort auf das Vorbild im Blute der Levitiſchen Opfer ſo wohl ſchickte und dem Blute, das iſt, dem Verſoͤhnungs-Tode Chriſti, die Erloͤ- ſung und Vergebung der Suͤnden auch ſonſt zugeeignet wird. 5. Wenn nun von dieſen drey Zeugen geſa- V. 9. 10. So wir der Menſchen Zeugniß anneh- Anmerckungen. 1. Man iſt zwar ſchuldig der Menſchen 2. GOttes Zeugniß heißt nun groͤſſer, als 3. Hat der Vater von Chriſto, als ſeinem 4. Von dem Unterſcheide der Griechiſchen 5. Bey den Worten: der hat ſolches a. Daß das Zeugniß GOttes in ſich haben ſo viel ſey, als von der Wahrheit, welche auf die Perſon und auf das Mittler-Amt Chriſti gehet, ſich goͤttlich und uͤbernatuͤrlich uͤber- zeuget und verſichert halten, und dabey auch ſeines ewigen Heyls gewiß ſeyn. Denn es heißt dabey Roͤm. 8, 16. derſelbige Geiſt (der in uns rufet Abba! lieber Vater! v. 15.) giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir GOttes Kinder ſind. b. Daß zu dieſer Verſicherung diejenige Ord- nung gehoͤret, welche Johannes in der Ubung des Glaubens und der Liebe anweiſet, und da- von Chriſtus ſelbſt ſpricht Joh. 7, 17. So iemand will des (der mich geſandt hat) Wil- len thun, der wird inne werden, ob dieſe Lehre von GOtt ſey, oder ob ich von mir ſelbſt rede. Und c. 3, 33. ſpricht er von ſich ſelbſt: wer ſein (deſſen, der vom Himmel kommen und uͤber alle iſt v. 31.) Zeugniß annimmt, der verſiegelts, daß GOTT wahrhaftig iſt; das iſt, der iſt deſſen, was GOTT von ſeinem Sohn, als dem Heylan- de der Welt, bezeuget hat, ſo gewiſſe, als wenn ihm GOTT davon zur Verſicherung ein Siegel aufgedrucket haͤtte. Welche Ver- ſiegelung dem Glaͤubigen ſelbſt zugeſchrieben wird, weil er durch das Geſchaͤfte des Glau- bens ſich alle Evangeliſche Wahrheit zur Ge- wißheit ſelbſt zueignet. Als Petrus dieſes Zeugniß in ſich fuͤhlete, ſprach er: Du biſt CHriſtus, des lebendigen GOttes Sohn! Matth.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0729" n="729"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 5. v. 8-10. des erſten Briefes Johannis.</hi></fw><lb/><cb/> nigung, die heilige Taufe gar fuͤglich von<lb/> dem Waſſer, damit ſie verrichtet wird, be-<lb/> nennet werde, wie auch ſonſt geſchiehet, Ap.<lb/> Geſ. 8, 36. c. 10, 47. u. ſ. w. Und daß dem-<lb/> nach, da Chriſtus durch das Waſſer zu uns<lb/> koͤmmt, und dadurch das Zeugniß von un-<lb/> ſerm Heyl zur wircklichen Zueignung abgele-<lb/> get wird, daß Tauf-Waſſer kein ſchlecht<lb/> Waſſer ſey.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Daß das heilige Abendmahl benennet ſey<lb/> mit dem Worte <hi rendition="#fr">Blut,</hi> weil ſich dieſes Wort<lb/> auf das Vorbild im Blute der Levitiſchen<lb/> Opfer ſo wohl ſchickte und dem Blute, das iſt,<lb/> dem Verſoͤhnungs-Tode Chriſti, die Erloͤ-<lb/> ſung und Vergebung der Suͤnden auch ſonſt<lb/> zugeeignet wird.</item> </list><lb/> <p>5. Wenn nun von dieſen drey Zeugen geſa-<lb/> get wird, ἐις τὸ ἕν ἐισι, ſo wird damit der Unter-<lb/> ſcheid angezeiget von dem Verſtande der Wor-<lb/> te des ſiebenden Verſes. Denn dort gehen<lb/> die Worte ἕν ἐισι auf das einige Weſen; hier<lb/> aber ſind die drey Zeugen nicht dem Weſen nach<lb/> eines, ſondern ſie gehen nur ἐις τὸ ἕν, auf das<lb/> eins, auf die Verherrlichung des Dreyeinigen<lb/> GOttes, und ihres einigen Weſens. Von<lb/> der <hi rendition="#aq">Auctorit</hi>aͤt und wuͤrdigen Annehmung die-<lb/> ſer Zeugen faͤhret der Apoſtel alſo fort:</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">V. 9. 10.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr">So wir der Menſchen Zeugniß anneh-<lb/> men, ſo iſt GOttes Zeugniß groͤſſer</hi> (und da-<lb/> her auch ſo viel williger anzunehmen, und ſo viel<lb/> wuͤrdiger anzuwenden:) <hi rendition="#fr">Denn GOttes Zeug-<lb/> niß iſt</hi> (Nun aber iſt GOttes Zeugniß) <hi rendition="#fr">das,<lb/> das er gezeuget hat von ſeinem Sohn:<lb/> Wer da glaͤubet an den Sohn GOttes</hi> (und<lb/> alſo dem von ſeinem Sohne zeugenden Vater<lb/> trauet, und ſolchergeſtalt ſein Zeugniß annimmt)<lb/><hi rendition="#fr">der hat ſolches Zeugniß bey ihm</hi> (iſt von der<lb/> Wahrheit der Perſon und des Mittler-Amts<lb/> Chriſti in wircklicher Ergreifung ſeines Heyls<lb/> uͤberzeuget.) <hi rendition="#fr">Wer GOtt nicht glaubet</hi> (in<lb/> deme, was er von ſeinem Sohne bezeuget hat)<lb/><hi rendition="#fr">der machet ihn zum Luͤgner</hi> (verſaͤumet nicht<lb/> allein ſein Heyl, ſondern er verſuͤndiget ſich auch<lb/> groͤblich an GOTT ſelbſt:) <hi rendition="#fr">Denn er glaubet<lb/> nicht dem Zeugniß, das GOtt zeuget von<lb/> ſeinem Sohn.</hi></p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Man iſt zwar ſchuldig der Menſchen<lb/> Zeugniß anzunehmen; aber es muß ſich bey den<lb/> Zeugen eine gedoppelte gute Eigenſchaft befin-<lb/> den, nemlich nach dem <hi rendition="#fr">Verſtande</hi> eine genug-<lb/> ſame Erkenntniß von der Sache, davon das<lb/> Zeugniß abgeleget wird; und nach dem Willen<lb/> eine ſolche Aufrichtigkeit, daß man ohne alle fal-<lb/> ſche Abſicht in der Bezeugung voͤllig bey der<lb/> Wahrheit bleibe. Je mehr man einem Zeugen<lb/> nach dieſer gedoppelten Eigenſchaft zutrauen<lb/> kan, ie guͤltiger iſt einem billig ſein Zeugniß.<lb/> Da es aber in menſchlicher Geſellſchaft, auch vor<lb/> Gerichten, gar ſehr daran fehlet, ſo iſt es auch um<lb/> die Zeugniſſe oft ſehr ſchlecht beſtellet, wenn ſie<lb/> auch gleich mit einem Eide beſtaͤrcket ſind.</p><lb/> <cb/> <p>2. GOttes Zeugniß heißt nun groͤſſer, als<lb/> der Menſchen ihres, weil es ein himmliſches und<lb/> hoͤchſt wahrhaftiges Zeugniß iſt, das alle Voll-<lb/> kommenheit an ſich hat: deme man auch daher<lb/> allen Glauben willig zuzuſtellen ſchuldig iſt.</p><lb/> <p>3. Hat der Vater von Chriſto, als ſeinem<lb/> Sohn, gezeuget, und zwar als von dem Einge-<lb/> bornen, ſo iſt Chriſtus wahrer GOTT, und<lb/> dieſes Zeugniß eine ſolche Grund-Wahrheit,<lb/> welche zuvorderſt glaͤubig muß angenommen<lb/> werden.</p><lb/> <p>4. Von dem Unterſcheide der Griechiſchen<lb/><hi rendition="#aq">Conſtruction,</hi> da zu den Worten vom Glau-<lb/> ben bald der <hi rendition="#aq">articulus</hi> ἐις mit dem <hi rendition="#aq">accuſati-<lb/> vo,</hi> bald ἐν, oder ἐπὶ mit dem <hi rendition="#aq">ablativo</hi> gebrau-<lb/> chet wird, iſt ſchon anderwaͤrtig eine Anmer-<lb/> ckung gegeben: nemlich der Glaube hat auſſer<lb/> der Erkenntniß, nach welcher er ein geiſtliches<lb/> Licht iſt, als ein geiſtliches Leben dieſe gedoppel-<lb/> te Eigenſchaft, daß er ſich nach Chriſto ſehnet,<lb/> oder als ein geiſtlicher Hunger und Durſt auf<lb/> Chriſtum gerichtet iſt: und daß er auch ver-<lb/> gnuͤglich in ihm ruhet. Nach jener Eigenſchaft<lb/> heißt es πιςέυειν ἐις ἀυτὸν, <hi rendition="#fr">an ihn glauben;</hi><lb/> welche <hi rendition="#aq">Conſtruction</hi> die gewoͤhnlichſte iſt: und<lb/> nach dieſer πιςέυειν ἐν, oder ἐπὶ τῷ χριςῷ, ἡπί-<lb/> ςις ἐν χριςῷ Roͤm. 9, 33. c. 10, 11. Col. 3, 13. 1 Tim.<lb/> 1, 16. c. 3, 13. 2 Tim. 3, 15. 1 Pet. 2, 6. Siehe ein<lb/> mehrers im Lateiniſchen <hi rendition="#aq">Commentario p.</hi><lb/> 704. u. f.</p><lb/> <p>5. Bey den Worten: <hi rendition="#fr">der hat ſolches<lb/> Zeugniß bey ihm, oder in ſich,</hi> iſt folgendes<lb/> zu erwegen:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi> Daß <hi rendition="#fr">das Zeugniß GOttes in ſich haben</hi><lb/> ſo viel ſey, als von der Wahrheit, welche auf<lb/> die Perſon und auf das Mittler-Amt Chriſti<lb/> gehet, ſich goͤttlich und uͤbernatuͤrlich uͤber-<lb/> zeuget und verſichert halten, und dabey auch<lb/> ſeines ewigen Heyls gewiß ſeyn. Denn es<lb/> heißt dabey Roͤm. 8, 16. <hi rendition="#fr">derſelbige Geiſt</hi><lb/> (der in uns rufet Abba! lieber Vater! v. 15.)<lb/><hi rendition="#fr">giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir<lb/> GOttes Kinder ſind.</hi></item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Daß zu dieſer Verſicherung diejenige Ord-<lb/> nung gehoͤret, welche Johannes in der Ubung<lb/> des Glaubens und der Liebe anweiſet, und da-<lb/> von Chriſtus ſelbſt ſpricht Joh. 7, 17. <hi rendition="#fr">So<lb/> iemand will des</hi> (der mich geſandt hat) <hi rendition="#fr">Wil-<lb/> len thun, der wird inne werden, ob dieſe<lb/> Lehre von GOtt ſey, oder ob ich von mir<lb/> ſelbſt rede.</hi> Und c. 3, 33. ſpricht er von ſich<lb/> ſelbſt: <hi rendition="#fr">wer ſein</hi> (deſſen, der vom Himmel<lb/> kommen und uͤber alle iſt v. 31.) <hi rendition="#fr">Zeugniß<lb/> annimmt, der verſiegelts, daß GOTT<lb/> wahrhaftig iſt;</hi> das iſt, der iſt deſſen, was<lb/> GOTT von ſeinem Sohn, als dem Heylan-<lb/> de der Welt, bezeuget hat, ſo gewiſſe, als<lb/> wenn ihm GOTT davon zur Verſicherung<lb/> ein Siegel aufgedrucket haͤtte. Welche Ver-<lb/> ſiegelung dem Glaͤubigen ſelbſt zugeſchrieben<lb/> wird, weil er durch das Geſchaͤfte des Glau-<lb/> bens ſich alle Evangeliſche Wahrheit zur Ge-<lb/> wißheit ſelbſt zueignet. Als Petrus dieſes<lb/> Zeugniß in ſich fuͤhlete, ſprach er: <hi rendition="#fr">Du biſt<lb/> CHriſtus, des lebendigen GOttes Sohn!</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Matth.</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [729/0729]
Cap. 5. v. 8-10. des erſten Briefes Johannis.
nigung, die heilige Taufe gar fuͤglich von
dem Waſſer, damit ſie verrichtet wird, be-
nennet werde, wie auch ſonſt geſchiehet, Ap.
Geſ. 8, 36. c. 10, 47. u. ſ. w. Und daß dem-
nach, da Chriſtus durch das Waſſer zu uns
koͤmmt, und dadurch das Zeugniß von un-
ſerm Heyl zur wircklichen Zueignung abgele-
get wird, daß Tauf-Waſſer kein ſchlecht
Waſſer ſey.
b. Daß das heilige Abendmahl benennet ſey
mit dem Worte Blut, weil ſich dieſes Wort
auf das Vorbild im Blute der Levitiſchen
Opfer ſo wohl ſchickte und dem Blute, das iſt,
dem Verſoͤhnungs-Tode Chriſti, die Erloͤ-
ſung und Vergebung der Suͤnden auch ſonſt
zugeeignet wird.
5. Wenn nun von dieſen drey Zeugen geſa-
get wird, ἐις τὸ ἕν ἐισι, ſo wird damit der Unter-
ſcheid angezeiget von dem Verſtande der Wor-
te des ſiebenden Verſes. Denn dort gehen
die Worte ἕν ἐισι auf das einige Weſen; hier
aber ſind die drey Zeugen nicht dem Weſen nach
eines, ſondern ſie gehen nur ἐις τὸ ἕν, auf das
eins, auf die Verherrlichung des Dreyeinigen
GOttes, und ihres einigen Weſens. Von
der Auctoritaͤt und wuͤrdigen Annehmung die-
ſer Zeugen faͤhret der Apoſtel alſo fort:
V. 9. 10.
So wir der Menſchen Zeugniß anneh-
men, ſo iſt GOttes Zeugniß groͤſſer (und da-
her auch ſo viel williger anzunehmen, und ſo viel
wuͤrdiger anzuwenden:) Denn GOttes Zeug-
niß iſt (Nun aber iſt GOttes Zeugniß) das,
das er gezeuget hat von ſeinem Sohn:
Wer da glaͤubet an den Sohn GOttes (und
alſo dem von ſeinem Sohne zeugenden Vater
trauet, und ſolchergeſtalt ſein Zeugniß annimmt)
der hat ſolches Zeugniß bey ihm (iſt von der
Wahrheit der Perſon und des Mittler-Amts
Chriſti in wircklicher Ergreifung ſeines Heyls
uͤberzeuget.) Wer GOtt nicht glaubet (in
deme, was er von ſeinem Sohne bezeuget hat)
der machet ihn zum Luͤgner (verſaͤumet nicht
allein ſein Heyl, ſondern er verſuͤndiget ſich auch
groͤblich an GOTT ſelbſt:) Denn er glaubet
nicht dem Zeugniß, das GOtt zeuget von
ſeinem Sohn.
Anmerckungen.
1. Man iſt zwar ſchuldig der Menſchen
Zeugniß anzunehmen; aber es muß ſich bey den
Zeugen eine gedoppelte gute Eigenſchaft befin-
den, nemlich nach dem Verſtande eine genug-
ſame Erkenntniß von der Sache, davon das
Zeugniß abgeleget wird; und nach dem Willen
eine ſolche Aufrichtigkeit, daß man ohne alle fal-
ſche Abſicht in der Bezeugung voͤllig bey der
Wahrheit bleibe. Je mehr man einem Zeugen
nach dieſer gedoppelten Eigenſchaft zutrauen
kan, ie guͤltiger iſt einem billig ſein Zeugniß.
Da es aber in menſchlicher Geſellſchaft, auch vor
Gerichten, gar ſehr daran fehlet, ſo iſt es auch um
die Zeugniſſe oft ſehr ſchlecht beſtellet, wenn ſie
auch gleich mit einem Eide beſtaͤrcket ſind.
2. GOttes Zeugniß heißt nun groͤſſer, als
der Menſchen ihres, weil es ein himmliſches und
hoͤchſt wahrhaftiges Zeugniß iſt, das alle Voll-
kommenheit an ſich hat: deme man auch daher
allen Glauben willig zuzuſtellen ſchuldig iſt.
3. Hat der Vater von Chriſto, als ſeinem
Sohn, gezeuget, und zwar als von dem Einge-
bornen, ſo iſt Chriſtus wahrer GOTT, und
dieſes Zeugniß eine ſolche Grund-Wahrheit,
welche zuvorderſt glaͤubig muß angenommen
werden.
4. Von dem Unterſcheide der Griechiſchen
Conſtruction, da zu den Worten vom Glau-
ben bald der articulus ἐις mit dem accuſati-
vo, bald ἐν, oder ἐπὶ mit dem ablativo gebrau-
chet wird, iſt ſchon anderwaͤrtig eine Anmer-
ckung gegeben: nemlich der Glaube hat auſſer
der Erkenntniß, nach welcher er ein geiſtliches
Licht iſt, als ein geiſtliches Leben dieſe gedoppel-
te Eigenſchaft, daß er ſich nach Chriſto ſehnet,
oder als ein geiſtlicher Hunger und Durſt auf
Chriſtum gerichtet iſt: und daß er auch ver-
gnuͤglich in ihm ruhet. Nach jener Eigenſchaft
heißt es πιςέυειν ἐις ἀυτὸν, an ihn glauben;
welche Conſtruction die gewoͤhnlichſte iſt: und
nach dieſer πιςέυειν ἐν, oder ἐπὶ τῷ χριςῷ, ἡπί-
ςις ἐν χριςῷ Roͤm. 9, 33. c. 10, 11. Col. 3, 13. 1 Tim.
1, 16. c. 3, 13. 2 Tim. 3, 15. 1 Pet. 2, 6. Siehe ein
mehrers im Lateiniſchen Commentario p.
704. u. f.
5. Bey den Worten: der hat ſolches
Zeugniß bey ihm, oder in ſich, iſt folgendes
zu erwegen:
a. Daß das Zeugniß GOttes in ſich haben
ſo viel ſey, als von der Wahrheit, welche auf
die Perſon und auf das Mittler-Amt Chriſti
gehet, ſich goͤttlich und uͤbernatuͤrlich uͤber-
zeuget und verſichert halten, und dabey auch
ſeines ewigen Heyls gewiß ſeyn. Denn es
heißt dabey Roͤm. 8, 16. derſelbige Geiſt
(der in uns rufet Abba! lieber Vater! v. 15.)
giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir
GOttes Kinder ſind.
b. Daß zu dieſer Verſicherung diejenige Ord-
nung gehoͤret, welche Johannes in der Ubung
des Glaubens und der Liebe anweiſet, und da-
von Chriſtus ſelbſt ſpricht Joh. 7, 17. So
iemand will des (der mich geſandt hat) Wil-
len thun, der wird inne werden, ob dieſe
Lehre von GOtt ſey, oder ob ich von mir
ſelbſt rede. Und c. 3, 33. ſpricht er von ſich
ſelbſt: wer ſein (deſſen, der vom Himmel
kommen und uͤber alle iſt v. 31.) Zeugniß
annimmt, der verſiegelts, daß GOTT
wahrhaftig iſt; das iſt, der iſt deſſen, was
GOTT von ſeinem Sohn, als dem Heylan-
de der Welt, bezeuget hat, ſo gewiſſe, als
wenn ihm GOTT davon zur Verſicherung
ein Siegel aufgedrucket haͤtte. Welche Ver-
ſiegelung dem Glaͤubigen ſelbſt zugeſchrieben
wird, weil er durch das Geſchaͤfte des Glau-
bens ſich alle Evangeliſche Wahrheit zur Ge-
wißheit ſelbſt zueignet. Als Petrus dieſes
Zeugniß in ſich fuͤhlete, ſprach er: Du biſt
CHriſtus, des lebendigen GOttes Sohn!
Matth.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |