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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 5. v. 7. 8.
[Spaltenumbruch] pelt stehen, nicht an dem ersten, sondern an dem
letztern Orte, gefallen, und folglich sind die dar-
zwischen stehende Worte durch Abwendung
und Jrrung der Augen ausgelassen werden.
e. Daß aber die also ausgelassene Worte aller-
dinge zum Text gehören, das erweisen folgen-
de Gründe:
a. Weil sie sich in den ältesten, meisten und
besten Codicibus befinden.
b. Weil sie von den ältesten Kirchen-Lehrern
in ihren Schriften daraus angeführet sind.
Davon der gelehrte Millius über diesen
Ort, auch der sel. Calovius in den Bibliis
illustratis
nachzulesen ist.
f. Und daher ist es geschehen, daß, nachdem man
das Versehen im Abschreiben wohl erkannt
hat, die ausgelassene Wort hernach in allen
gedruckten Codicibus behalten sind, so gar,
daß auch selbst die Socianer in ihrer teutschen
Version zu Rackau im Jahr 1630. dieselbe
mit haben abdrucken lassen. Jn des sel. Lu-
theri
Ubersetzung sind sie auch auf hohe Ver-
ordnung durch die Wittenbergischen Theo-
logos
im Ansange des vorigen Seculi wieder
hergestellet worden. Ein mehrers sehe der
Leser davon in meinem Lateinischen Com-
mentario.

3. Zur Erklärung dieses Textes dienet zu-
vorderst die Erwegung der Phraseologie, nach
welcher Johannes auch sonst das Zeugen von den
Personen der Heiligen Dreyeinigkeit gebrauchet:
als vom Vater, daß er vom Sohne zeuge Joh.
5, 37. da unser Heyland spricht: Der Vater,
der mich gesandt hat, der hat von mir ge-
zeuget.
Siehe auch v. 32. und c. 8, 16. 17. 18.
Vom Sohne, daß er von sich selbst zeuge Joh.
3, 31. c 8, 18. c. 10, 15. u. s. w. Vom Heiligen
Geiste,
daß er vom Sohne Zeuge zu seiner Ver-
klärung Joh. 16, 14. c. 15, 26. 27. Ein mehrers von
diesem Zeugniß wird bald folgen.

4. Bey den Worten: Drey sind, die da
zeugen im Himmel, der Vater, das Wort,
und der Heilige Geist, und diese drey sind
eins,
ist insonderheit folgendes zu mercken:

a. Das Wort dreye im Masculino gehet auf
die Personen der hochgelobten Gottheit, und
das Wort en auf ihr Wesen. Nun hätte
zwar auch können gesaget werden: diese dreye
sind
eis, einer, nemlich der einige GOtt: al-
lein weil das Wort treis von Personen ist ge-
brauchet worden, und also das Wort eis, wenn
es also im Masculino gesetzet worden wäre,
hätte das Ansehen geben können, als ginge es
im gleichen Genere auch auf eine Person, sol-
cher Verstand aber, daß drey Personen eine
Person wären, contradictorisch seyn würde,
so ist dafür im andern Genere das Wort en
gesetzet, welches auf das Wesen gehet.
b. Daß das Wort en, eines, auf das einige gött-
liche Wesen gehe, erkennet man daraus:
a. Weil nur ein einiges göttliches Wesen,
oder ein einiger wahrer GOtt ist, der sich in
drey Personen geoffenbaret hat. 2 B. Mos.
20, 2. 3. 5 B. Mos. 6, 4. Matth. 19, 17. 1 Cor.
8, 5. 6, 1 Tim. 2, 5.
[Spaltenumbruch]
b. Weil unser Heyland dieses Wort in glei-
chem Verstande von sich und seinem Vater
gebrauchet Joh. 10, 30. wenn er saget: Jch
und der Vater
en esmen, sind eines, das
ist eines Wesens. Welche Bedeutung die
Juden auch gar wohl erkannten, aber solches
Zeugniß nicht annehmen wolten, und, weil
sie ihn nur für einen blossen Menschen hiel-
ten, solche Rede für eine Lästerung ansahen
und ihn steinigen wolten.
g. Weil kein anderer Verstand alhier sonst
statt findet. Denn von der Einigkeit, oder
Ubereinstimmung des Zeugnisses würde
Johannes andere und füglichere Worte ge-
brauchet haben, und durfte dieselbe, als eine
an sich offenbare Wahrheit, nicht erst be-
zeuget werden. Zwar wird hernach das
Wort en auch von den Zeugen auf Erden
gebrauchet, die doch nicht eines Wesens
sind: aber eben deßwegen stehet von ihnen
nicht, daß sie sind en, eines, sondern eis to en,
daß sie gehen auf eins.
c. Wie der Vater vom Sohne zeuge, das sehe
man unter andern sonderlich
a. Nach der Geburt Christi, das geschehen
ist durch einen Engel vom Himmel an die
Hirten zu Bethlehem Luc. 2, 9. u. f.
b. Jn der Taufe Christi am Jordan, da der
Vater mit einer lauten Stimme vom Him-
mel sprach: Diß ist mein lieber Sohn,
an dem ich Wohlgefallen habe.

Matth. 3, 17.
g. Auf dem Berge in der Verklärung Chri-
sti, da es abermal hieß: Diß ist mein lie-
ber Sohn, an dem ich Wohlgefallen
habe, den solt ihr hören.
Matth.
17, 5.
d. Kurtz vor dem Leiden Christi. Denn als der
Sohn zum Vater betete, und unter andern
sprach: Vater, verkläre deinen Na-
men!
so folget darauf: Da kam eine
Stimme vom Himmel: ich habe ihn
verkläret, und will ihn aberinal ver-
klären. Da sprach das Volck, das da-
bey stund, und zuhörete, es donnert.
Die andern sprachen: es redet ein En-
gel mit ihm: JEsus antwortete und
sprach: Diese Stimme ist nicht um
meinet willen geschchen, sondern um
eurent willen.
Joh. 12, 28. u. f.
e. Auch über das überhaupt durch die vielen
Wunder-Wercke, welche wie des Sohnes,
also auch des Vaters waren. Darum un-
ser Heyland Joh. 14, 10. zu Philippo sagte:
Glaubest du nicht, daß (wegen der Ein-
heit des Wesens) ich im Vater bin, und
der Vater in mir ist? Die Worte, die
ich zu euch rede, die rede ich nicht von
mir selbst. Der Vater, der in mir
wohnet, derselbige thut die Wercke.

u. f. Als der Hauptmann unter dem Creutze
die letztern Wunder sahe und hörete, da ga-
ben sie ein olches Zeugniß von Christo, daß
er mit andern sprach: Wahrlich, dieser
ist GOttes Sohn gewesen!
Matth. 27,
54. So
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 7. 8.
[Spaltenumbruch] pelt ſtehen, nicht an dem erſten, ſondern an dem
letztern Orte, gefallen, und folglich ſind die dar-
zwiſchen ſtehende Worte durch Abwendung
und Jrrung der Augen ausgelaſſen werden.
e. Daß aber die alſo ausgelaſſene Worte aller-
dinge zum Text gehoͤren, das erweiſen folgen-
de Gruͤnde:
α. Weil ſie ſich in den aͤlteſten, meiſten und
beſten Codicibus befinden.
β. Weil ſie von den aͤlteſten Kirchen-Lehrern
in ihren Schriften daraus angefuͤhret ſind.
Davon der gelehrte Millius uͤber dieſen
Ort, auch der ſel. Calovius in den Bibliis
illuſtratis
nachzuleſen iſt.
f. Und daher iſt es geſchehen, daß, nachdem man
das Verſehen im Abſchreiben wohl erkannt
hat, die ausgelaſſene Wort hernach in allen
gedruckten Codicibus behalten ſind, ſo gar,
daß auch ſelbſt die Socianer in ihrer teutſchen
Verſion zu Rackau im Jahr 1630. dieſelbe
mit haben abdrucken laſſen. Jn des ſel. Lu-
theri
Uberſetzung ſind ſie auch auf hohe Ver-
ordnung durch die Wittenbergiſchen Theo-
logos
im Anſange des vorigen Seculi wieder
hergeſtellet worden. Ein mehrers ſehe der
Leſer davon in meinem Lateiniſchen Com-
mentario.

3. Zur Erklaͤrung dieſes Textes dienet zu-
vorderſt die Erwegung der Phraſeologie, nach
welcher Johannes auch ſonſt das Zeugen von den
Perſonen der Heiligen Dreyeinigkeit gebrauchet:
als vom Vater, daß er vom Sohne zeuge Joh.
5, 37. da unſer Heyland ſpricht: Der Vater,
der mich geſandt hat, der hat von mir ge-
zeuget.
Siehe auch v. 32. und c. 8, 16. 17. 18.
Vom Sohne, daß er von ſich ſelbſt zeuge Joh.
3, 31. c 8, 18. c. 10, 15. u. ſ. w. Vom Heiligen
Geiſte,
daß er vom Sohne Zeuge zu ſeiner Ver-
klaͤrung Joh. 16, 14. c. 15, 26. 27. Ein mehrers von
dieſem Zeugniß wird bald folgen.

4. Bey den Worten: Drey ſind, die da
zeugen im Himmel, der Vater, das Wort,
und der Heilige Geiſt, und dieſe drey ſind
eins,
iſt inſonderheit folgendes zu mercken:

a. Das Wort dreye im Maſculino gehet auf
die Perſonen der hochgelobten Gottheit, und
das Wort ἕν auf ihr Weſen. Nun haͤtte
zwar auch koͤnnen geſaget werden: dieſe dreye
ſind
εἷς, einer, nemlich der einige GOtt: al-
lein weil das Wort τρεῖς von Perſonen iſt ge-
brauchet worden, und alſo das Wort εἷς, wenn
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im gleichen Genere auch auf eine Perſon, ſol-
cher Verſtand aber, daß drey Perſonen eine
Perſon waͤren, contradictoriſch ſeyn wuͤrde,
ſo iſt dafuͤr im andern Genere das Wort ἕν
geſetzet, welches auf das Weſen gehet.
b. Daß das Wort ἕν, eines, auf das einige goͤtt-
liche Weſen gehe, erkennet man daraus:
α. Weil nur ein einiges goͤttliches Weſen,
oder ein einiger wahrer GOtt iſt, der ſich in
drey Perſonen geoffenbaret hat. 2 B. Moſ.
20, 2. 3. 5 B. Moſ. 6, 4. Matth. 19, 17. 1 Cor.
8, 5. 6, 1 Tim. 2, 5.
[Spaltenumbruch]
β. Weil unſer Heyland dieſes Wort in glei-
chem Verſtande von ſich und ſeinem Vater
gebrauchet Joh. 10, 30. wenn er ſaget: Jch
und der Vater
ἕν ἐσμὲν, ſind eines, das
iſt eines Weſens. Welche Bedeutung die
Juden auch gar wohl erkannten, aber ſolches
Zeugniß nicht annehmen wolten, und, weil
ſie ihn nur fuͤr einen bloſſen Menſchen hiel-
ten, ſolche Rede fuͤr eine Laͤſterung anſahen
und ihn ſteinigen wolten.
γ. Weil kein anderer Verſtand alhier ſonſt
ſtatt findet. Denn von der Einigkeit, oder
Ubereinſtimmung des Zeugniſſes wuͤrde
Johannes andere und fuͤglichere Worte ge-
brauchet haben, und durfte dieſelbe, als eine
an ſich offenbare Wahrheit, nicht erſt be-
zeuget werden. Zwar wird hernach das
Wort ἕν auch von den Zeugen auf Erden
gebrauchet, die doch nicht eines Weſens
ſind: aber eben deßwegen ſtehet von ihnen
nicht, daß ſie ſind ἕν, eines, ſondern ἐις τὸ ἕν,
daß ſie gehen auf eins.
c. Wie der Vater vom Sohne zeuge, das ſehe
man unter andern ſonderlich
α. Nach der Geburt Chriſti, das geſchehen
iſt durch einen Engel vom Himmel an die
Hirten zu Bethlehem Luc. 2, 9. u. f.
β. Jn der Taufe Chriſti am Jordan, da der
Vater mit einer lauten Stimme vom Him-
mel ſprach: Diß iſt mein lieber Sohn,
an dem ich Wohlgefallen habe.

Matth. 3, 17.
γ. Auf dem Berge in der Verklaͤrung Chri-
ſti, da es abermal hieß: Diß iſt mein lie-
ber Sohn, an dem ich Wohlgefallen
habe, den ſolt ihr hoͤren.
Matth.
17, 5.
δ. Kurtz vor dem Leiden Chriſti. Denn als der
Sohn zum Vater betete, und unter andern
ſprach: Vater, verklaͤre deinen Na-
men!
ſo folget darauf: Da kam eine
Stimme vom Himmel: ich habe ihn
verklaͤret, und will ihn aberinal ver-
klaͤren. Da ſprach das Volck, das da-
bey ſtund, und zuhoͤrete, es donnert.
Die andern ſprachen: es redet ein En-
gel mit ihm: JEſus antwortete und
ſprach: Dieſe Stimme iſt nicht um
meinet willen geſchchen, ſondern um
eurent willen.
Joh. 12, 28. u. f.
ε. Auch uͤber das uͤberhaupt durch die vielen
Wunder-Wercke, welche wie des Sohnes,
alſo auch des Vaters waren. Darum un-
ſer Heyland Joh. 14, 10. zu Philippo ſagte:
Glaubeſt du nicht, daß (wegen der Ein-
heit des Weſens) ich im Vater bin, und
der Vater in mir iſt? Die Worte, die
ich zu euch rede, die rede ich nicht von
mir ſelbſt. Der Vater, der in mir
wohnet, derſelbige thut die Wercke.

u. f. Als der Hauptmann unter dem Creutze
die letztern Wunder ſahe und hoͤrete, da ga-
ben ſie ein olches Zeugniß von Chriſto, daß
er mit andern ſprach: Wahrlich, dieſer
iſt GOttes Sohn geweſen!
Matth. 27,
54. So
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[726/0726] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 5. v. 7. 8. pelt ſtehen, nicht an dem erſten, ſondern an dem letztern Orte, gefallen, und folglich ſind die dar- zwiſchen ſtehende Worte durch Abwendung und Jrrung der Augen ausgelaſſen werden. e. Daß aber die alſo ausgelaſſene Worte aller- dinge zum Text gehoͤren, das erweiſen folgen- de Gruͤnde: α. Weil ſie ſich in den aͤlteſten, meiſten und beſten Codicibus befinden. β. Weil ſie von den aͤlteſten Kirchen-Lehrern in ihren Schriften daraus angefuͤhret ſind. Davon der gelehrte Millius uͤber dieſen Ort, auch der ſel. Calovius in den Bibliis illuſtratis nachzuleſen iſt. f. Und daher iſt es geſchehen, daß, nachdem man das Verſehen im Abſchreiben wohl erkannt hat, die ausgelaſſene Wort hernach in allen gedruckten Codicibus behalten ſind, ſo gar, daß auch ſelbſt die Socianer in ihrer teutſchen Verſion zu Rackau im Jahr 1630. dieſelbe mit haben abdrucken laſſen. Jn des ſel. Lu- theri Uberſetzung ſind ſie auch auf hohe Ver- ordnung durch die Wittenbergiſchen Theo- logos im Anſange des vorigen Seculi wieder hergeſtellet worden. Ein mehrers ſehe der Leſer davon in meinem Lateiniſchen Com- mentario. 3. Zur Erklaͤrung dieſes Textes dienet zu- vorderſt die Erwegung der Phraſeologie, nach welcher Johannes auch ſonſt das Zeugen von den Perſonen der Heiligen Dreyeinigkeit gebrauchet: als vom Vater, daß er vom Sohne zeuge Joh. 5, 37. da unſer Heyland ſpricht: Der Vater, der mich geſandt hat, der hat von mir ge- zeuget. Siehe auch v. 32. und c. 8, 16. 17. 18. Vom Sohne, daß er von ſich ſelbſt zeuge Joh. 3, 31. c 8, 18. c. 10, 15. u. ſ. w. Vom Heiligen Geiſte, daß er vom Sohne Zeuge zu ſeiner Ver- klaͤrung Joh. 16, 14. c. 15, 26. 27. Ein mehrers von dieſem Zeugniß wird bald folgen. 4. Bey den Worten: Drey ſind, die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort, und der Heilige Geiſt, und dieſe drey ſind eins, iſt inſonderheit folgendes zu mercken: a. Das Wort dreye im Maſculino gehet auf die Perſonen der hochgelobten Gottheit, und das Wort ἕν auf ihr Weſen. Nun haͤtte zwar auch koͤnnen geſaget werden: dieſe dreye ſind εἷς, einer, nemlich der einige GOtt: al- lein weil das Wort τρεῖς von Perſonen iſt ge- brauchet worden, und alſo das Wort εἷς, wenn es alſo im Maſculino geſetzet worden waͤre, haͤtte das Anſehen geben koͤnnen, als ginge es im gleichen Genere auch auf eine Perſon, ſol- cher Verſtand aber, daß drey Perſonen eine Perſon waͤren, contradictoriſch ſeyn wuͤrde, ſo iſt dafuͤr im andern Genere das Wort ἕν geſetzet, welches auf das Weſen gehet. b. Daß das Wort ἕν, eines, auf das einige goͤtt- liche Weſen gehe, erkennet man daraus: α. Weil nur ein einiges goͤttliches Weſen, oder ein einiger wahrer GOtt iſt, der ſich in drey Perſonen geoffenbaret hat. 2 B. Moſ. 20, 2. 3. 5 B. Moſ. 6, 4. Matth. 19, 17. 1 Cor. 8, 5. 6, 1 Tim. 2, 5. β. Weil unſer Heyland dieſes Wort in glei- chem Verſtande von ſich und ſeinem Vater gebrauchet Joh. 10, 30. wenn er ſaget: Jch und der Vater ἕν ἐσμὲν, ſind eines, das iſt eines Weſens. Welche Bedeutung die Juden auch gar wohl erkannten, aber ſolches Zeugniß nicht annehmen wolten, und, weil ſie ihn nur fuͤr einen bloſſen Menſchen hiel- ten, ſolche Rede fuͤr eine Laͤſterung anſahen und ihn ſteinigen wolten. γ. Weil kein anderer Verſtand alhier ſonſt ſtatt findet. Denn von der Einigkeit, oder Ubereinſtimmung des Zeugniſſes wuͤrde Johannes andere und fuͤglichere Worte ge- brauchet haben, und durfte dieſelbe, als eine an ſich offenbare Wahrheit, nicht erſt be- zeuget werden. Zwar wird hernach das Wort ἕν auch von den Zeugen auf Erden gebrauchet, die doch nicht eines Weſens ſind: aber eben deßwegen ſtehet von ihnen nicht, daß ſie ſind ἕν, eines, ſondern ἐις τὸ ἕν, daß ſie gehen auf eins. c. Wie der Vater vom Sohne zeuge, das ſehe man unter andern ſonderlich α. Nach der Geburt Chriſti, das geſchehen iſt durch einen Engel vom Himmel an die Hirten zu Bethlehem Luc. 2, 9. u. f. β. Jn der Taufe Chriſti am Jordan, da der Vater mit einer lauten Stimme vom Him- mel ſprach: Diß iſt mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Matth. 3, 17. γ. Auf dem Berge in der Verklaͤrung Chri- ſti, da es abermal hieß: Diß iſt mein lie- ber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den ſolt ihr hoͤren. Matth. 17, 5. δ. Kurtz vor dem Leiden Chriſti. Denn als der Sohn zum Vater betete, und unter andern ſprach: Vater, verklaͤre deinen Na- men! ſo folget darauf: Da kam eine Stimme vom Himmel: ich habe ihn verklaͤret, und will ihn aberinal ver- klaͤren. Da ſprach das Volck, das da- bey ſtund, und zuhoͤrete, es donnert. Die andern ſprachen: es redet ein En- gel mit ihm: JEſus antwortete und ſprach: Dieſe Stimme iſt nicht um meinet willen geſchchen, ſondern um eurent willen. Joh. 12, 28. u. f. ε. Auch uͤber das uͤberhaupt durch die vielen Wunder-Wercke, welche wie des Sohnes, alſo auch des Vaters waren. Darum un- ſer Heyland Joh. 14, 10. zu Philippo ſagte: Glaubeſt du nicht, daß (wegen der Ein- heit des Weſens) ich im Vater bin, und der Vater in mir iſt? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir ſelbſt. Der Vater, der in mir wohnet, derſelbige thut die Wercke. u. f. Als der Hauptmann unter dem Creutze die letztern Wunder ſahe und hoͤrete, da ga- ben ſie ein olches Zeugniß von Chriſto, daß er mit andern ſprach: Wahrlich, dieſer iſt GOttes Sohn geweſen! Matth. 27, 54. So

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/726>, abgerufen am 23.11.2024.