Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Cap. 5. v. 4. 5. des ersten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
4. Bey der Uberwindung selbst ist auch a. Daß sie gleich mit der Wiedergeburt an- hebet, und in derselben die Haupt-Uber- windung geschiehet, nemlich die, wodurch der Unglaube und zugleich der Sünden Herrschaft hinweg genommen wird. b. Daß sie im gantzen Leben muß fortgesetzet werden, sintemal nach der Wiedergeburt die Erb-Sünde mit ihren Reitzungen noch in uns übrig bleibet, und gern die ihr be- nommene Herrschaft wieder haben will. Gal. 4, 17. g. Daß sie demnach nicht ohne beständigen Streit bleibe, ob dieser schon nicht allemal gleich schwer wird: und daß, wo gar kein Streit mehr übrig ist, dieses ein gefährlicher Zustand sey, und anzeige, daß man durch den Betrug der Sünde schon sey überwun- den worden. d. Daß es bey dieser Uberwindung zum Troste der Uberwinder heisse: Kindlein, ihr habt jene über munden: Denn der in euch ist, ist grösser, denn der in der Welt ist. 1 Joh. 4, 16. Jn dem allen über- winden wir weit, um deß willen, oder durch den, der uns geliebt hat. Röm. 8, 37. Jch vermag alles durch den, der mich mächtig machet, CHRJSTUM Phil, 4, 13. e. Daß man sonderlich dahin zu sehen habe, daß man die beyden gefährlichsten Feinde recht überwinden, und wenn sie überwunden sind, auch den Sieg über sie behalten möge: so da sind in uns diejenige Sünde, wozu man nach seinem natürlichen Temperamente, nach seiner etwa verderbten Erziehung, nach der sündlichen Landes-Art, auch nach Ge- wohnheit und vieler Gelegenheit am aller- meisten geneiget ist, und die einem daher am meisten zu schaffen machet, dazu man auch am ersten pfleget übereilet, zu werden: ausser uns diejenigen Handlungen und Gewohnheiten, welche die Welt-Kinder, nicht allein die Epicurische, sondern auch die Pharisäische, für Mitteldinge halten, die doch aber auch selbst nach dem Lichte der Natur, und noch mehr nach derselben Aufklärung, welche es in der Heiligen Schrift hat, als unvernünf- tig, thöricht und eitel können erkant wer- den. 5. Unter denen zum Streite und zur Uber- a. Der Glaube wird von seiner siegreichen Kraft der Gewißheit wegen der Sieg selbst genen- net: sintemal wer den Glauben hat, so gewiß sieget, als hätte er den Sieg schon erhalten: Wie denn auch der Glaube mit einem Siege entstehet, nemlich über den Unglauben und geistlichen Tod. b. Der Glaube hält sich also an CHristo, daß er [Spaltenumbruch] sich alles, was Christi ist, zueignet. Da nun CHristus den Sieg über die Sünde, die Welt und den Satan erhalten hat, so greift der Glaube zu, und machet sich solchen Sieg zu ei- gen. Darum unser Heyland seine Jünger al- so ermunterte: Jn der Welt habt ihr Angst; aber seyd getrost, ich habe die Welt überwunden. Joh. 17, 33. c. Der Glaube ist bey dieser Zueignung Christi und seiner Gerechtigkeit voller göttlichen Stär- cke und Kraft: Darum Paulus Eph. 6, 16. spricht: Vor allen Dingen ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnet alle Pfeile des Böse- wichts. Und von den Gläubigen heißt es Offenb. 12, 11. Sie haben den Satan über- wunden durch des Lammes Blut: Wel- ches des Glaubens rechte Eigenschaft ist, nem- lich sich den Versöhnungs-Tod Christi zuzu- eignen, und also in CHristo auch alle geistli- che Feinde zu besiegen. Denn weil man durch den Glauben in CHristo ist, so sieget man in der Kraft Christi. d. Uberwindet der Glaube die Welt, überhaupt, und ins grosse, so überwindet er auch insonder- heit und noch vielmehr diese und jene Gelegen- heit und Reitzung zur Sünde, welche gegen die zu überwindende Welt nur eine Kleinigkeit ist. Wer von einem solchen siegreichen Glauben nichts weiß, der ist glaublos, und wie ohne Wiedergeburt und Kindschaft GOttes, also auch ohne GOTT, ohne Heyl und Selig- keit. e. Hat aber der Glaube die Proben der Uberwin- dung schon an sich und von sich bewiesen: so ist der Gläubige soviel getroster, und fähret mit solcher Uberwindung fort, in gewisser Zuver- sicht, daß dermaleins im seligen Tode der Haupt-Sieg erfolgen werde. Denn da sa- get er mit Paulo: Der HErr hat erlöset, er erlößt noch täglich, und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch hinfort er- lösen. V. 5. Wer ist aber, der die Welt überwin- Anmerckungen. 1. Hiermit zeiget der Apostel zweyerley an: 2. Es ist demnach des Gläubigen Eigen- sey Y y y y
Cap. 5. v. 4. 5. des erſten Briefes Johannis. [Spaltenumbruch]
4. Bey der Uberwindung ſelbſt iſt auch α. Daß ſie gleich mit der Wiedergeburt an- hebet, und in derſelben die Haupt-Uber- windung geſchiehet, nemlich die, wodurch der Unglaube und zugleich der Suͤnden Herrſchaft hinweg genommen wird. β. Daß ſie im gantzen Leben muß fortgeſetzet werden, ſintemal nach der Wiedergeburt die Erb-Suͤnde mit ihren Reitzungen noch in uns uͤbrig bleibet, und gern die ihr be- nommene Herrſchaft wieder haben will. Gal. 4, 17. γ. Daß ſie demnach nicht ohne beſtaͤndigen Streit bleibe, ob dieſer ſchon nicht allemal gleich ſchwer wird: und daß, wo gar kein Streit mehr uͤbrig iſt, dieſes ein gefaͤhrlicher Zuſtand ſey, und anzeige, daß man durch den Betrug der Suͤnde ſchon ſey uͤberwun- den worden. δ. Daß es bey dieſer Uberwindung zum Troſte der Uberwinder heiſſe: Kindlein, ihr habt jene uͤber munden: Denn der in euch iſt, iſt groͤſſer, denn der in der Welt iſt. 1 Joh. 4, 16. Jn dem allen uͤber- winden wir weit, um deß willen, oder durch den, der uns geliebt hat. Roͤm. 8, 37. Jch vermag alles durch den, der mich maͤchtig machet, CHRJSTUM Phil, 4, 13. ε. Daß man ſonderlich dahin zu ſehen habe, daß man die beyden gefaͤhrlichſten Feinde recht uͤberwinden, und wenn ſie uͤberwunden ſind, auch den Sieg uͤber ſie behalten moͤge: ſo da ſind in uns diejenige Suͤnde, wozu man nach ſeinem natuͤrlichen Temperamente, nach ſeiner etwa verderbten Erziehung, nach der ſuͤndlichen Landes-Art, auch nach Ge- wohnheit und vieler Gelegenheit am aller- meiſten geneiget iſt, und die einem daher am meiſten zu ſchaffen machet, dazu man auch am erſten pfleget uͤbereilet, zu werden: auſſer uns diejenigen Handlungen und Gewohnheiten, welche die Welt-Kinder, nicht allein die Epicuriſche, ſondern auch die Phariſaͤiſche, fuͤr Mitteldinge halten, die doch aber auch ſelbſt nach dem Lichte der Natur, und noch mehr nach derſelben Aufklaͤrung, welche es in der Heiligen Schrift hat, als unvernuͤnf- tig, thoͤricht und eitel koͤnnen erkant wer- den. 5. Unter denen zum Streite und zur Uber- a. Der Glaube wird von ſeiner ſiegreichen Kraft der Gewißheit wegen der Sieg ſelbſt genen- net: ſintemal wer den Glauben hat, ſo gewiß ſieget, als haͤtte er den Sieg ſchon erhalten: Wie denn auch der Glaube mit einem Siege entſtehet, nemlich uͤber den Unglauben und geiſtlichen Tod. b. Der Glaube haͤlt ſich alſo an CHriſto, daß er [Spaltenumbruch] ſich alles, was Chriſti iſt, zueignet. Da nun CHriſtus den Sieg uͤber die Suͤnde, die Welt und den Satan erhalten hat, ſo greift der Glaube zu, und machet ſich ſolchen Sieg zu ei- gen. Darum unſer Heyland ſeine Juͤnger al- ſo ermunterte: Jn der Welt habt ihr Angſt; aber ſeyd getroſt, ich habe die Welt uͤberwunden. Joh. 17, 33. c. Der Glaube iſt bey dieſer Zueignung Chriſti und ſeiner Gerechtigkeit voller goͤttlichen Staͤr- cke und Kraft: Darum Paulus Eph. 6, 16. ſpricht: Vor allen Dingen ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr ausloͤſchen koͤnnet alle Pfeile des Boͤſe- wichts. Und von den Glaͤubigen heißt es Offenb. 12, 11. Sie haben den Satan uͤber- wunden durch des Lammes Blut: Wel- ches des Glaubens rechte Eigenſchaft iſt, nem- lich ſich den Verſoͤhnungs-Tod Chriſti zuzu- eignen, und alſo in CHriſto auch alle geiſtli- che Feinde zu beſiegen. Denn weil man durch den Glauben in CHriſto iſt, ſo ſieget man in der Kraft Chriſti. d. Uberwindet der Glaube die Welt, uͤberhaupt, und ins groſſe, ſo uͤberwindet er auch inſonder- heit und noch vielmehr dieſe und jene Gelegen- heit und Reitzung zur Suͤnde, welche gegen die zu uͤberwindende Welt nur eine Kleinigkeit iſt. Wer von einem ſolchen ſiegreichen Glauben nichts weiß, der iſt glaublos, und wie ohne Wiedergeburt und Kindſchaft GOttes, alſo auch ohne GOTT, ohne Heyl und Selig- keit. e. Hat aber der Glaube die Proben der Uberwin- dung ſchon an ſich und von ſich bewieſen: ſo iſt der Glaͤubige ſoviel getroſter, und faͤhret mit ſolcher Uberwindung fort, in gewiſſer Zuver- ſicht, daß dermaleins im ſeligen Tode der Haupt-Sieg erfolgen werde. Denn da ſa- get er mit Paulo: Der HErr hat erloͤſet, er erloͤßt noch taͤglich, und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch hinfort er- loͤſen. V. 5. Wer iſt aber, der die Welt uͤberwin- Anmerckungen. 1. Hiermit zeiget der Apoſtel zweyerley an: 2. Es iſt demnach des Glaͤubigen Eigen- ſey Y y y y
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Cap. 5. v. 4. 5. des erſten Briefes Johannis.
4. Bey der Uberwindung ſelbſt iſt auch
unterſchiedliches zu mercken:
α. Daß ſie gleich mit der Wiedergeburt an-
hebet, und in derſelben die Haupt-Uber-
windung geſchiehet, nemlich die, wodurch
der Unglaube und zugleich der Suͤnden
Herrſchaft hinweg genommen wird.
β. Daß ſie im gantzen Leben muß fortgeſetzet
werden, ſintemal nach der Wiedergeburt
die Erb-Suͤnde mit ihren Reitzungen noch
in uns uͤbrig bleibet, und gern die ihr be-
nommene Herrſchaft wieder haben will.
Gal. 4, 17.
γ. Daß ſie demnach nicht ohne beſtaͤndigen
Streit bleibe, ob dieſer ſchon nicht allemal
gleich ſchwer wird: und daß, wo gar kein
Streit mehr uͤbrig iſt, dieſes ein gefaͤhrlicher
Zuſtand ſey, und anzeige, daß man durch
den Betrug der Suͤnde ſchon ſey uͤberwun-
den worden.
δ. Daß es bey dieſer Uberwindung zum Troſte
der Uberwinder heiſſe: Kindlein, ihr habt
jene uͤber munden: Denn der in euch
iſt, iſt groͤſſer, denn der in der Welt
iſt. 1 Joh. 4, 16. Jn dem allen uͤber-
winden wir weit, um deß willen, oder
durch den, der uns geliebt hat. Roͤm.
8, 37. Jch vermag alles durch den, der
mich maͤchtig machet, CHRJSTUM
Phil, 4, 13.
ε. Daß man ſonderlich dahin zu ſehen habe, daß
man die beyden gefaͤhrlichſten Feinde recht
uͤberwinden, und wenn ſie uͤberwunden ſind,
auch den Sieg uͤber ſie behalten moͤge: ſo da
ſind in uns diejenige Suͤnde, wozu man
nach ſeinem natuͤrlichen Temperamente,
nach ſeiner etwa verderbten Erziehung, nach
der ſuͤndlichen Landes-Art, auch nach Ge-
wohnheit und vieler Gelegenheit am aller-
meiſten geneiget iſt, und die einem daher am
meiſten zu ſchaffen machet, dazu man auch am
erſten pfleget uͤbereilet, zu werden: auſſer uns
diejenigen Handlungen und Gewohnheiten,
welche die Welt-Kinder, nicht allein die
Epicuriſche, ſondern auch die Phariſaͤiſche,
fuͤr Mitteldinge halten, die doch aber auch
ſelbſt nach dem Lichte der Natur, und noch
mehr nach derſelben Aufklaͤrung, welche es
in der Heiligen Schrift hat, als unvernuͤnf-
tig, thoͤricht und eitel koͤnnen erkant wer-
den.
5. Unter denen zum Streite und zur Uber-
windung noͤthigen Waffen ſtehet der Glaube bil-
lig voran, davon Johannes ſaget: Und unſer
Glaube iſt der Sieg, der die Welt uͤber-
wunden hat. Dabey folgendes zu mercken
iſt:
a. Der Glaube wird von ſeiner ſiegreichen Kraft
der Gewißheit wegen der Sieg ſelbſt genen-
net: ſintemal wer den Glauben hat, ſo gewiß
ſieget, als haͤtte er den Sieg ſchon erhalten:
Wie denn auch der Glaube mit einem Siege
entſtehet, nemlich uͤber den Unglauben und
geiſtlichen Tod.
b. Der Glaube haͤlt ſich alſo an CHriſto, daß er
ſich alles, was Chriſti iſt, zueignet. Da nun
CHriſtus den Sieg uͤber die Suͤnde, die Welt
und den Satan erhalten hat, ſo greift der
Glaube zu, und machet ſich ſolchen Sieg zu ei-
gen. Darum unſer Heyland ſeine Juͤnger al-
ſo ermunterte: Jn der Welt habt ihr Angſt;
aber ſeyd getroſt, ich habe die Welt
uͤberwunden. Joh. 17, 33.
c. Der Glaube iſt bey dieſer Zueignung Chriſti
und ſeiner Gerechtigkeit voller goͤttlichen Staͤr-
cke und Kraft: Darum Paulus Eph. 6, 16.
ſpricht: Vor allen Dingen ergreifet den
Schild des Glaubens, mit welchem ihr
ausloͤſchen koͤnnet alle Pfeile des Boͤſe-
wichts. Und von den Glaͤubigen heißt es
Offenb. 12, 11. Sie haben den Satan uͤber-
wunden durch des Lammes Blut: Wel-
ches des Glaubens rechte Eigenſchaft iſt, nem-
lich ſich den Verſoͤhnungs-Tod Chriſti zuzu-
eignen, und alſo in CHriſto auch alle geiſtli-
che Feinde zu beſiegen. Denn weil man durch
den Glauben in CHriſto iſt, ſo ſieget man in
der Kraft Chriſti.
d. Uberwindet der Glaube die Welt, uͤberhaupt,
und ins groſſe, ſo uͤberwindet er auch inſonder-
heit und noch vielmehr dieſe und jene Gelegen-
heit und Reitzung zur Suͤnde, welche gegen die
zu uͤberwindende Welt nur eine Kleinigkeit iſt.
Wer von einem ſolchen ſiegreichen Glauben
nichts weiß, der iſt glaublos, und wie ohne
Wiedergeburt und Kindſchaft GOttes, alſo
auch ohne GOTT, ohne Heyl und Selig-
keit.
e. Hat aber der Glaube die Proben der Uberwin-
dung ſchon an ſich und von ſich bewieſen: ſo iſt
der Glaͤubige ſoviel getroſter, und faͤhret mit
ſolcher Uberwindung fort, in gewiſſer Zuver-
ſicht, daß dermaleins im ſeligen Tode der
Haupt-Sieg erfolgen werde. Denn da ſa-
get er mit Paulo: Der HErr hat erloͤſet,
er erloͤßt noch taͤglich, und wir hoffen
auf ihn, er werde uns auch hinfort er-
loͤſen.
V. 5.
Wer iſt aber, der die Welt uͤberwin-
det, ohne der da glaͤubet, das JESUS
GOttes Sohn iſt?
Anmerckungen.
1. Hiermit zeiget der Apoſtel zweyerley an:
erſtlich dieſes, daß es bey dem Siege des Glau-
bens ſonderlich auf Chriſtum ankomme, als
von welchem er alle ſiegende Kraft habe; und denn
zugleich dieſes, daß bey der Lehre von CHriſto
das rechte Haupt-Stuͤcke dieſes ſey, daß man ſich
von ſeiner ewigen Gottheit im Glauben ver-
ſichert halte. Welches geſchiehet, wenn man ihn
fuͤr den Sohn GOttes haͤlt: wie die Juden
ſelbſt erkanten Joh. 5, 18. Und wer dieſes glaͤu-
big erkennet und bekennet, der haͤlt ihn auch fuͤꝛ den
Fuͤrſprecher und Verſoͤhner der gantzen Welt.
1 Joh. 2, 2. c. 4, 10.
2. Es iſt demnach des Glaͤubigen Eigen-
ſchaft, daß er alle Wege mit Paulo ſage: GOtt
ſey
Y y y y
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